Samstag, 20. April 2024

Die Garmin Forerunner 955 (Solar) im Test

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Man soll eigentlich nicht pauschalisieren. Aber in diesem Fall nehmen wir uns das einfach mal heraus. Ob Fahrrad, Neo oder Laufequipment: Triathleten sind Tech-Freaks. Einspruch? Abgelehnt. Ausnahmen bestätigen aber sicherlich die Regel. Sobald eine neue Multisportuhr angekündigt oder auf dem Markt angeboten wird, geht der Blick reflexartig auf die Spezifikationen. Was kann die neue Uhr, was meine nicht kann? Die Antwort für viele Athleten lautet in den meisten Fällen: Beide Uhren können mehr, als man jemals benötigen wird. Daher sollte der Blick vor allem auf die für den Triathlon wichtigsten Funktionen gerichtet werden, die durch weitere sportartnützliche Gadgets ergänzt werden können. Seit Juni hat Garmin mit der Forerunner 955 (Solar) ein neues Spitzenmodell unter den Multisportuhren im Portfolio. Der Saisonübergang kann ein guter Zeitpunkt sein, um sich mit neuen technischen Gadgets auszurüsten. Mit der Multisportuhr gibt es ein klassisches und mittlerweile beinahe obligatorisches Wearable im Triathlon. Wir haben die Forerunner 955 Solar über einen Zeitraum von vier Monaten im Training und Wettkampf getestet und geben euch einen Überblick über die wichtigsten Funktionen und unseren Eindruck.

Viele neue Features

Der Name Forerunner 955 Solar macht bereits auf eine deutliche Neuerung des Nachfolgemodells der Forerunner 945 aufmerksam: Die Uhr besitzt bei diesem Modell erstmals in der Forerunner-Reihe eine Solarladelinse, mit der die Laufzeit des Akkus verlängert werden soll. Das Modell gibt es allerdings auch ohne die Solarunterstützung. Grundsätzlich baut die Forerunner 955 auf dem Vorgängermodell auf, bringt aber neben dem Solarring umfangreiche neue Features mit. Unter anderem sind das eine Multiband-/Dualfrequenzfunktion zur GPS-Unterstützung, ein Touchscreen und eine integrierte Wattmessung beim Laufen, die allerdings Extraequipment wie zum Beispiel den HRM-Pro-Brustgurt erfordert. In diesem Zusammenhang spendiert Garmin der Forerunner 955 auch laufleistungsspezifische Trainingszonen. Weitere hilfreiche Funktionen sind unter anderem die Angabe der nächtlichen Herzfrequenzvariabilität (HRV), der Trainingsbereitschaft, eines Morning Reports, der Schlaf, Trainingsbereitschaft, HRV und anstehende Trainingssessions für den Tag zusammenfasst, und die Angabe der akuten Belastung. Außerdem kann in einem Rennkalender der anstehende Hauptwettkampf hinterlegt werden. Tägliche Trainingsvorschläge, die die Uhr selbst unterbreitet, falls kein Training über eine Fremdanbieterplattform synchronisiert wird, orientieren sich dann an diesem Eventdatum. Das Display hat sich im Vergleich zum Vorgänger leicht vergrößert und bietet mit 33mm Durchmesser 2,6mm mehr Platz für die Anzeige.

Erster Eindruck

Garmin-User werden keinerlei Umstellungsprobleme haben. Die Tastenbelegungen sind identisch zu den vorherigen Forerunner (FR)-Modellen, das Ziffernblatt individuell durch zahllose Designs und Datenelementenkombinationen anpassbar. Das 64-Farben-Display ist gut ablesbar, spiegelt lediglich leicht bei sehr starker Neigung, aber selbst in dieser Extremsituation bleibt es ablesbar. 

Garmin Die Garmin Forerunner 955 (Solar) ist ein Leichtgewicht am Handgelenk.

Das aktuelle Topmodell verschwindet im Alltag aus der Wahrnehmung des Trägers – so leicht ist die Uhr, die bequem am Handgelenk sitzt, mit ihren 53 Gramm. Die Menüführung ist ähnlich wie bei vorherigen FR-Modellen: Durch drücken der Hoch- oder runtertaste scrollt man durch die Ordnerstruktur – oder man wischt auf dem Touchscreen von oben nach unten oder umgekehrt. Alles läuft intuitiv. Die Darstellung der Menüpunkte hat sich derweil gewandelt. Die einzelnen Rubriken erscheinen nicht mehr displayfüllend, sondern im Zentrum der Anzeige. Darüber oder darunter lassen sich die jeweils nächsten Parameter erkennen. Durch die Auswahltaste oder einen Touch auf das Display gelangt man in das jeweilige Untermenü. Mittels der gewohnt links oben angesiedelten Taste lässt sich die Displaybeleuchtung aktivieren. Während einer Trainingseinheit geschieht dies bei der typischen Kippbewegung, um einen Blick auf das Display zu werfen, automatisch.

Apropos Display: Das ist ausgestattet mit einem Touchscreen, mit dem man sich durch die unterschiedlichen Menüs wischen und durch antippen anwählen kann. Im Test funktionierte das zuverlässig und auch schnell, selbst in feuchter Witterung oder mit schwitzigen Fingern. Ein Zugewinn insofern, dass keine Bedienmöglichkeit von Garmin weggelassen wurde, die vom Vorgängermodell bekannt ist. Die Uhr funktioniert rein durch Tastensteuerung, durch Touchbedienung, oder durch eine Kombination aus beidem. Die Standardeinstellung von Garmin verzichtet in den meisten Sportarten auf die Touchfunktion. Unsere Tester haben im Trainingsalltag unterschiedliche Varianten erprobt, sind meist aber auf die Bedienung durch Knöpfe zurückgekehrt. Das hat den einfachen Grund, dass die Menüsteuerung durch die Datenblätter während der Aktivität über die Haptik der Steuertasten intuitiver und eine direkte Rückmeldung erfolgt. Beim Touchscreen ist dieses „blinde Verständnis“ zwischen Athlet und Uhr nicht zu 100 Prozent gegeben.

Die Uhr verbindet sich mittels ANT+ oder Bluetooth mit anderen Devices, Sensoren und Equipment. Schnell, unkompliziert, so wie es sein soll.

Solar

Was bringt der Solarring, der leicht glänzend und sichtbar um das Ziffernblatt verläuft? Unser Eindruck über den Sommer hinweg: offenbar viel. Der letzte Ladezyklus lag bei normalem Gebrauch von bis zu zehn Trainingsstunden in der Woche teilweise so lange zurück, dass man sich gar nicht mehr daran erinnern konnte. Einmal kam es zu Beginn des Testzeitraums zu einem Aussetzer, bei dem sich die Uhr trotz Akkustands von 35 Prozent kurzerhand verabschiedet hat. Nach Softwareupdate und weiteren Feldtests lässt sich aber davon ausgehen, dass es sich dabei um ein einmaliges Phänomen gehandelt hat. Ansonsten überzeugt die Ausdauer der Garmin Forerunner 955 Solar, die vom Hersteller mit bis zu 20 Tagen im reinen Smart-Watch-Modus angegeben wird. Das konnten wir nicht überprüfen, da bei uns regelmäßige Trainingseinheiten auf dem Programm standen. Was wir dagegen bestätigen können: Im Mix aus Smart-Watch- und GPS-Modus im Training hielt der Akku locker eine Woche durch, bei reduziertem Training mit nur zwei bis drei Einheiten á einer Stunde sogar zwei Wochen. Allerdings: Wir lagen teilweise auch über den von Garmin kalkulierten drei Sonnenstunden á 50.000 Lux. Die in der Uhr abrufbare Anzeige für die Solarintensität gibt einen guten Überblick über die Solarleistung der zurückliegenden drei Stunden. Man kann sich für eine bessere Planbarkeit auch die erwartete Akkulaufzeit anzeigen lassen. Für uns ist die Solarfunktion eine interessante technische Unterstützung des Akkubetriebs, die in Zeiten von Energieknappheit und Umweltschutz sicherlich einen Fingerzeig in die richtige Richtung darstellt. Wenn die Uhr an die Steckdose muss, ist der Tank innerhalb von zwei Stunden wieder voll.

Die Solarintensität wird bei der Forerunner 955 Solar angezeigt.

GPS

Eine der wichtigsten Funktionen einer Multisportuhr. Schließlich geht es darum, die Trainingseinheiten möglichst genau zu tracken, um eine verlässliche Aussage über die Pace und die Dustanz zu erhalten. Mit der Multiband-GPS-Satelliten-Funktion (Dual-Frequenzy-GPS) lassen sich über zwei verschiedene Frequenzen Satellitenverbindungen herstellen, um Verbindungsprobleme zu vermeiden. Der Athlet kann entscheiden, ob er „Alle Systeme + Multiband“ wählt, was den Akku belastet, die automatische Verbindung nutzt, oder nur einzelne Varianten wie GPS nutzen möchte. Diese Option steht sowohl generell für die gesamte Sportartenpalette zur Verfügung als auch für einzelne Sportarten. Wir empfehlen aufgrund der ohnehin starken Akkulaufzeit des Modells „Alle Systeme + Multiband“. Unser Eindruck in diesem Modus: Die Uhr findet das Satellitensignal rasend schnell. Die Verbindungszeit lag meist im Bereich von zwei bis fünf Sekunden. Wir mussten im gesamten Testzeitraum nie länger als maximal 15 Sekunden warten, bis wir zur Einheit aufbrechen konnten. Bei anderen Modellen haben wir in der Vergangenheit schon teilweise Minuten mit Uhr über dem Kopf verbracht, bis das erlösende Signal einer Satellitenverbindung ertönt ist. 

Eine schnelle Konnektivität ist gut – aber ist sie auch genau? Absolut. Die von uns zuvor bereits vermessenen zurückgelegten Strecken waren genau getrackt. Eine echte Schwäche haben wir bei der Forerunner 955 Solar in diesem Bereich nicht entdecken können. Dabei machte es keinen Unterschied, ob wir durch Wald-, Innenstadtbereiche oder über Freiflächen gelaufen sind. Sogar Abstecher ins Stadion mit 400-Meter-Laufbahn zeigten am Ende die korrekte Distanz an und signalisierte grafisch eine nahezu perfekte Runde. Artefakte beim monotonen Rundendrehen waren nicht zu finden. Ein identisches Tracking-Ergebnis lieferte die Uhr beim Radeinsatz.

Probleme haben sich in der Vergangenheit mit Multisportuhren und dem Schwimmen im Freiwasser ergeben. Bei jedem Armzug gerät die Uhr unter Wasser und muss die Satellitenverbindung kurz unterbrechen, ehe sie wieder auftaucht. Dementsprechend ungenau waren früher die Aufzeichnungen oder die Uhren für einen GPS-Einsatz beim Schwimmen nur bedingt geeignet. In den vergangenen Jahren haben die Hersteller an diesem Problem gearbeitet – und das Ergebnis der Forerunner 955 Solar überzeugt. Jede Bojenwende, jeder Richtungswechsel wurde von dem Gerät exakt erkannt und nachgezeichnet. Beeindruckend. 

Optischer Herzfrequenzsensor

Unsere Tester absolvieren ihre Trainingseinheiten grundsätzlich mit einem zusätzlichen Herzfrequenz-Brustgurt, um verlässliche und vergleichbare Daten zu erhalten. Dennoch haben sie den optischen Herzfrequenzsensor der Forerunner 955 Solar ebenfalls getestet. Bewusst sein sollte einem, dass die Performance eines optischen Sensors durchaus von Faktoren wie Behaarung der Haut und Sitz der Uhr beeinflusst werden kann. Der Sensor erhebt abseits der Trainingseinheiten kontinuierlich Daten. Neben der reinen Herzfrequenz errechnet die Uhr umfangreiche Analysen zu Atemfrequenz, Sauerstoffgehalt im Blut, Herzfrequenzvariabilität (HRV) oder Body Battery. Auf Grundlage von Schlaf, der Erholung, der HRV und der akuten Belastung der vergangenen Tage gibt die Uhr ebenfalls eine Einschätzung zur Trainingsbereitschaft. In den vier Monaten des Testzeitraums lieferte die Uhr plausible Ergebnisse und Einschätzungen und reagierte in Krankheitsphasen mit der passenden Empfehlung. Das subjektive Empfinden jedenfalls deckte sich die meiste Zeit über mit den Angaben der Forerunner 955 Solar.

Im Training offenbarte die optische Herzfrequenzmessung vereinzelt leichte Abweichungen von der parallel mit einem HRM-Pro-Brustgurt von Garmin ermittelten Werte. Zumindest im moderaten Belastungsbereich. Bei intensiveren Intervallen stieg die Differenz der angezeigten Werte an, sodass die optische Herzfrequenzmessung tendenziell über den Werten der Messung mittels Brustgurt lag, teilweise um bis zu fünf Schläge. Das ist keine Überraschung, da die optische Herzfrequenzmessung, wie oben bereits beschrieben, individuellen Störfaktoren ausgesetzt ist. Dafür lieferte die Uhr letztlich ordentliche Werte und wer diese zur groben Orientierung nutzt, um einschätzen zu können, in welchem Herzfrequenzbereich er oder sie sich befindet, für den mag die optische Herzfrequenzmessung ausreichend sein. Athleten, die ihr Training gezielt mittels genau ermittelten Herzfrequenzbereichen steuern, empfehlen wir, auf einen Brustgurt zu setzen, da dieser verlässlichere Werte ermittelt.

Morning Report

Mancher mag es für eine Spielerei halten, wir finden dieses Feature der Forerunner 955 Solar sehr hilfreich, informativ und abwechslungsreich. Der erste Blick nach dem Wachwerden fällt mittlerweile standardmäßig auf den „Morning Report“, der einen Überblick über den allgemeinen Zustand unseres Körpers liefert: Schlafzeit und -qualität, Erholung, Trainingsbereitschaft, mittlere HRV der vergangenen sieben Tage. Zusätzlich zeigt der Morgenbericht das Wetter an, das uns an dem Tag erwartet, allerdings ist auch diese Metrik individuell konfigurierbar. Was man nicht in der morgendlichen Bestandsaufnahme nicht benötigt, fällt raus oder wird durch eine andere Metrik ersetzt. Sämtliche aufgelisteten Datenfelder kann man sich im Menü über die Widgets genauer anschauen, sollte man den Morgenbericht verpasst haben. Wir hatten den Eindruck, dass der Schlaftracker insgesamt gut funktioniert und Wach- sowie Schlafphasen plausibel wiedergibt, wenn auch in einigen Situationen abendliche Ruhe- als Schlafphasen erkannt wurden. Dabei handelte es sich jedoch um einzelne Phänomene in extremen Ausnahmesituationen. Im Ganzen konnten wir die Schlafzeiten und auch die angegebene Schlafqualität nachvollziehen.

Trainingsbereitschaft

Sollt ihr überhaupt eine Session absolvieren? Die neue Funktion Trainingsbereitschaft gibt Auskunft darüber, indem sie verschiedene Faktoren wie HRV-Status, Schlaf und akute Belastung zusammenfasst und daraus einen Trend ableitet. Im Test lieferte die Uhr nachvollziehbare Aussagen und wir hatten den Eindruck, dass provozierte Extremsituationen mit wenig Schlaf oder viel Training Auswirkungen auf die Aussage der Forerunner 955 Solar hatte.

Ist Training eine gute Idee? Mit der Angabe der Trainingsbereitschaft, basierend auf mehreren Faktoren, bietet die Uhr eine Orientierung.

HRV-Status

Die Herzfrequenzvariabilität ist mittlerweile einer der Standardparameter für eine zielgerichtete Trainingssteuerung. Insofern liegt Garmin mit der Einführung dieses transparent gelisteten Parameters auf der Höhe der Zeit. Es dauert circa drei Wochen, bis die Uhr bei täglicher Nutzung eine erste Aussage über die (nächtliche) HRV tätigt. Anschließend folgt auf Grundlage der Ausgangswerte eine Einordnung, ob der Wert ausgewogen ist. Anhand dieses Index‘ lässt sich der eigene allgemeine Fitnesszustand zusätzlich bewerten.

Tool zur Trainingssteuerung: Die Garmin Forerunner 955 (Solar) zeigt die Herzfrequenzvariabilität an und mit ihr die Tendenz, wie ausgewogen dieser Wert ist.

Trainings-/Wettkampffunktionen

Die Forerunner 955 Solar bietet – wie bei Garmin-Flaggschiffen gewohnt – eine Vielzahl an Sportmodi. Für den Test haben wir uns auf die für Triathlon elementaren Sportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen konzentriert und rücken in diesem Testbericht das Laufen in den Fokus, da die anderen Sportprofile ähnliche Funktionsweisen zeigen. Dabei haben wir von den schier unendlichen Funktionen, die die Uhr bietet, die für uns im Trainins- und Wettkampfalltag wichtigsten unter die Lupe genommen. Jeder Athlet legt individuell auf andere Funktionen Wert, selten bis nie aber auf alle. Wie bei jeder Multisportuhr muss man konstatieren, dass vieles ein Nice-to-have ist, das aber nur individuell zur Anwendung kommen wird.  

Um mit der Trainings- oder Wettkampfaufzeichnung zu starten, muss man zunächst die Sportart auswählen. Wie bei Garmin üblich erfolgt das durch einen Druck auf die obere rechte Taste am Gehäuse, durch die man in das Auswahlmenü der Sportarten gelangt. Sämtliche Sportprofile sind in Bezug auf die Datenfelder oder Funktionen wie Autolap oder Autopause sowie Alarme individuell anpassbar. Praktisch: Die Konfigurationen lassen sich über die Uhr selbst oder teilweise über die Garmin-Connect-App auf dem Mobiltelefon erledigen. So entfällt ein umständlicher Arbeitsschritt über andere Systeme. Bei den Datenfeldern ist der Fantasie des Athleten gewissermaßen keine Grenze gesetzt. Für uns waren die von Garmin voreingestellten Datenfelder bereits akzeptabel und wurden nur noch in einigen Details ergänzt, beispielsweise, um den Staminawert, gewissermaßen die Ermüdung, anzeigen zu lassen.

Wie schnell das Satellitensystem bei Outdoor-Aktivitäten eine Verbindung aufbaut, haben wir weiter oben bereits beschrieben. Externe Sensoren wie den Brustgurt oder Wattmesspedale werden ebenso schnell automatisch gekoppelt, wenn sie einmal synchronisiert wurden. Besser geht es kaum. 

Ebenso wenig verbesserungswürdig ist die Wahl der Sportart. Ein Tastendruck, dann scrollen und noch einmal die Bestätigungstaste drücken – dann zeigt die Garmin Forerunner 955 Solar, wie einfach es sein kann. Wer seine Uhr respektive die Garmin-Connect-App mit einer Drittanbieterplattform wie Today’s Plan synchronisiert hat, auf der auch unsere Trainingspläne von power & pace implementiert sind, der erhält für die jeweilige Sportart automatisch die anstehende Einheit vorgeschlagen. Das ist praktisch und unkompliziert und hält dem Athleten zusätzlich die Option offen, doch sein eigenes Ding zu machen, indem man das Work-out ablehnt. Akzeptiert man hingegen das vorgeschlagene Work-out, gibt die Uhr die Pace-Bereiche und Intervalle vor, wobei die schnellen Abschnitte aktiv bestätigt werden müssen. In die Pausen wechselt die Uhr automatisch. Das mag anfangs für Ein- oder Umsteiger gewöhnungsbedürftig sein, ergibt aber durchaus Sinn, da die Intervalle bei Bedarf so in einer Umgebung gelaufen werden können, die weniger störanfällig oder wellig ist.

Wer die Uhr ohne vorgeplantes Training nutzt, dem hilft Garmin dabei, seine körperliche Fitness zu steigern, indem die Forerunner 955 Solar tägliche Trainingsvorschläge für Laufen oder Radfahren unterbreitet. Dabei berücksichtigt der Algorithmus die aktuelle Belastung und gegebenenfalls angegebene Trainingsziele. Natürlich lassen sich auch eingeschränkt Trainingspläne über Garmin erstellen. Das funktioniert ebenfalls, wenn man einen Lauf- oder Radwettkampf an Tag X vorgibt und die Uhr daraufhin im Rennkalender die Trainingsvorbereitung inklusive der wichtigsten Phasen darauf erstellt. In diesem Fall nämlich passt die Software die tägliche Trainingsempfehlung an und führt weniger mit der Materie vertraute Sportler ans Ziel. Garmin Connect kann sogar auf die Wettkampfdaten einiger Anbieter zugreifen und diese im entsprechenden Widget anzeigen. Selbst die erwartete Zielzeit wird anhand der eigenen Trainingsleistungen vorausgesagt. Wie gut diese Trainingspläne allerdings funktionieren, haben wir in unserem Testzeitraum nicht ausführlich genug testen können. 

Nach Beginn des Trainings erscheint das festgelegte Datenblatt, die weiteren Datenfelder lassen sich durch Wischen des Touchscreens oder die Up-/Down-Tasten anwählen. Die meisten Datenfelder sind alte Bekannte. Das Stamina-Feld allerdings ist neu und zeigt den Verlauf der Ermüdung während der Trainingseinheit an. Für uns eine praktische Funktion, die den körpereigenen Akku erstaunlich gut einschätzen kann – in Abhängigkeit von Trainingsdauer und aktueller Intensität. Die Stamina stellt sich regelmäßig neu ein. So lässt sich auf einen Blick feststellen, ob die Einheit in der richtigen Intensität angegangen wird. Im Training dient dieser Wert der Orientierung, im Wettkampf ist die Funktion hilfreich, um die Intensität ein wenig zu steuern und Reserven für die Schlussphase zu schonen. Wer ein gutes Körpergefühl hat, kann darauf allerdings auch verzichten.

Wer sein Training nach Laufleistung steuert, dürfte erfreut sein, dass dieser Parameter seinen Weg auf die Uhr gefunden hat – allerdings nur in Verbindung mit einem dafür geeigneten Brustgurt. Somit ist man nicht mehr von der Connect-IQ-App abhängig, muss allerdings nach wie vor auf eine native Wattmessung verzichten, da auch die Variante mit dem Brustgurt einen über einen Algorithmus errechneten Wert angibt. Für uns war dies kein Grund, unsere Trainingssteuerung anzupassen. Dennoch ist es spannend, seine Wattwerte zu analysieren.

Wie voll oder leer der Tank während einer Einheit ist, lässt der Stamina-Wert erahnen.

Fazit

Die Garmin Forerunner 955 Solar kommt mit einem so großen Umfang an Funktionen ans Handgelenk, dass schwer vorstellbar ist, dass ein Athlet wirklich alle Funktionen benötigt. Aber: Einzelne dieser Funktionen werden sicherlich von irgendeinem Athleten im Triathlonkosmos verwendet, sodass jeglicher Bedarf abgedeckt sein dürfte. In unserem Test hat das Modell in allen Bereichen überzeugt und stellt für uns eine der besten Multisportuhren dar, die derzeit auf dem Markt sind. Wer bereits ein Vorgängermodell besitzt, wird auf das Upgrade allerdings unter Umständen vorerst verzichten können. Mit einem Preis von 649,99 Euro für die Solarvariante oder 549,99 Euro ohne das Panel ist die Forerunner 955 sicherlich kein Schnäppchen, angesichts des Funktionsumfangs und der starken Performance im Alltag allerdings ein marktgerechter Preis und für ambitionierte Athleten oder Sportler, die eine möglichst genaue Datenerfassung wünschen, eine gute Wahl. Wer Zweifel besitzt, mit den zahlreichen Funktionen überfordert zu werden, oder ein dezenteres Modell möchte, kann alternativ beispielsweise auf die Forerunner 255 zurückgreifen, die ebenfalls mit vielen Funktionen ausgestattet ist, allerdings eine etwas abgespecktere Version darstellt. Mit der Forerunner 255 müssen Athleten zum Preis von 349,99 Euro aber eine kürzere Akkulaufzeit in Kauf nehmen.

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3 Kommentare

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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