Freitag, 29. März 2024

Der Elite Direto im Test

Das Rollentraining für Triathleten wird nicht nur immer beliebter, sondern auch abwechslungsreicher und vielseitiger. Der Grund dafür sind die vielen interaktiven Rollentrainer und Smart-Trainer, die es mittlerweile auf dem Markt gibt. Mit vielen unterschiedlichen Funktionen und in allen Größen und Preisklassen sind die hochentwickelten Geräte zu haben und erschweren somit die Kaufentscheidung enorm. Um bei der Entscheidung behilflich sein zu können, haben wir einige beliebte Modelle ausführlich getestet. Dieses Mal war der Direto, die Neuheit von Elite, an der Reihe. 

Der Direto ist ein interaktiver Trainer, kann also mit kompatibler Software von alleine den Widerstand steuern und somit gleichmäßiges Treten bei konstanter Leistung ermöglichen. Verbunden werden kann die Rolle kabellos über ANT+ und Bluetooth, weshalb die Nutzung von den großen Trainingssoftwares wie Zwift, TrainerRoad, Sufferfest, Kinomap und Bikevo unkompliziert ist und sofort funktioniert. Ausgestattet ist der Direto mit einem integrierten OTS (Optical Torque Sensor), einem Leistungsmesser, der die Leistung mit einer Genauigkeit von +/- 2,5 Prozent messen soll. Dabei wird die Kraftübertragung während der gesamten Pedalbewegung an zwölf verschiedenen Punkten gemessen. Genutzt werden kann das Gerät mit Rennrad und Mountainbike, da es mit 142×12-Naben und allen Steckachsen von Shimano, SRAM und Campagnola kompatibel ist. Preislich liegt das Gerät bei 890 Euro.

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Montage und Inbetriebnahme

Die Montage und Inbetriebnahme des Direto gestaltete sich als sehr einfach und ist klug durchdacht. Denn um nach dem Auspacken sofort loslegen zu können, bedarf es nur weniger Schritte: Zunächst muss eine kompatible Kassette auf dem Freilauf montiert werden, im Anschluss werden drei „Arme“ zur Stabilisierung an der Rolle festgeschraubt. Jeweils einen zu jeder Seite nach außen und einen nach vorne. Dazu muss man diese Ständer nur in die vorgesehenen Vorrichtungen klemmen und jeweils zusätzlich mit einer der mitgelieferten Schrauben stabilisieren. Stellt man den Trainer danach auf, ist er zu allen Seiten stabil und bietet festen Halt. Im Anschluss musste nur noch das Verbindungskabel in Gerät und Steckdose gesteckt werden und nach dem Einspannen des Rades konnte sofort mit dem Training begonnen werden. Dieser Vorgang hat (inklusive des Lesens der Kurzanleitung) etwa 20 bis 25 Minuten gedauert. 

Zur Inbetriebnahme haben wir den Direto mit einer Trainingssoftware verbunden und zusätzlich mit der Elite-App ausprobiert. Beide Optionen verliefen problemlos. Der Trainer wurde sofort gefunden, stellte die Verbindung her und zeigte die Werte zuverlässig an.

Elite Direto
Privat Für die vollständige Montage des Diretos braucht man nur die drei Halterungen (inklusive Schrauben), einen Schnellspanner und das Verbindungskabel.

Der Praxis-Test

Um einen umfassenden Eindruck vom Direto zu bekommen, sind wir auf dem Gerät kurze und längere Intervalle gefahren, haben ihn mit hoher und niedriger Trittfrequenz ausprobiert und sowohl im ERG-Modus als auch bei der freien (virtuellen) Fahrt ausprobiert. Um die Genauigkeit der Leistungsmessung in Watt einschätzen zu können, haben wir den Direto gleichzeitig mit dem beidseitigen Favero Assioma Pedal-Powermeter ausprobiert. Nicht, um sagen zu können, ob ein Wert bis auf das Watt genau stimmt, denn beide Geräte können Abweichungen haben, sondern um gegebenenfalls größere Differenzen (Abweichungen über 5 Prozent) erkennen und überprüfen zu können. Um an diesem Punkt gleich weiterzumachen: Die Wattwerte der beiden Geräte waren während den Einheiten fast deckungsgleich und lagen nur um wenige Watt auseinander. Das galt für alle Belastungen, egal mit welcher Intensität oder welcher Trittfrequenz wir gefahren sind. Gefallen hat uns außerdem, dass der Direto zu jeder Zeit einen sicheren Stand ermöglichte. Selbst dann, wenn man für kurze Sprints aus dem Sattel ging. 

Zum Fahrgefühl: eine große Stärke des Gerätes. Das Treten auf dem Direto kommt einer Outdoor-Fahrt verblüffend nahe. Besonders, wenn man nicht den ERG-Modus (voreingestellter Widerstand) nutzt, sondern selbst durch das Schalten die Leistung bestimmt. Es wird ein runder Tritt ermöglicht, was nicht bei vielen Rollentrainern der Fall ist. Betrieben wird der Direto mit einem 4,2 Kilo schweren Schwungrad. 

Wir vermuten, dass das realistische Fahrgefühl mit der schnellen Widerstandsregulierung des Trainers zusammenhängt. Denn diese geschieht unmittelbar. Bei einem Programm mit voreingestelltem Widerstand dauert es nur den Bruchteil einer Sekunde, bis der Direto die Leistung angepasst hat. Dadurch entstehen keine Verzögerungen im Tritt und gerade bei intensiven Intervallen mit hohen Wattzahlen ist es angenehm, dass der Widerstand nach Ende der Belastung nicht langsam, sondern schlagartig weniger wird. Außerdem konnte der Direto – unabhängig von der Intensität – mit einer geringen Geräuschkulisse während der Fahrt überzeugen. Unangenehmes Surren, Brummen oder ein lautes Pfeifen, wie es bei manchen Rollentrainer gerade bei hohen Widerstanden auftritt, konnten wir zu keinem Zeitpunkt feststellen.

Elite Direto
Hersteller Der Direto überzeugte mit realistischem Fahrgefühl, sehr schneller Widerstandsregulierung und einer präzisen Leistungsmessung.

Fazit

Mit 890 Euro gehört der Direto bei den interaktiven und Smart-Trainer preislich zum Mittelfeld. Funktional ist der Direto allerdings bei den Spitzenmodellen anzusiedeln, denn er überzeugt erfolgreich mit allen wichtigen Eigenschaften, die ein interaktiver Trainer mitbringen sollte. Was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, ist der Direto ganz vorne mit dabei. Den teuersten Modellen auf dem Markt ist Elites Neuheit nur in Bezug auf die maximale Widerstandsfähigkeit und maximal simulierbare Steigung unterlegen. Das hängt damit zusammen, dass das Schwungrad des Direto nur 4,2 Kilo schwer ist, während die absoluten High-End-Modelle meistens eines mit über zehn Kilo verwenden. Ob das ein Nachteil ist, muss jeder Fahrer für sich entscheiden. Denn damit ist der Direto insgesamt auch deutlich leichter als die Spitzenmodelle auf dem Markt. Und weil die meisten Athleten im Training wahrscheinlich selten in Bereichen jenseits der 1.400 Watt unterwegs sind, ist diese „Unterlegenheit“ des Direto wohl eher als Schönheitsfehler zu klassifizieren. Wer auf der Suche nach einem interaktiven Rollentrainer mit allen Features ist, aber nicht über 1.200 Euro für die Top-Modelle ausgeben will oder kann, macht mit dem Direto alles richtig.

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2 Kommentare

  1. Ist zwar bereits 3 Jahre her, aber habe mir gerade ein Occasion Model geholt.
    Hat eine weile gedauert, bis ich ihn sauber kalibrieren konnte, aber hat geklappt.
    Folgende Möglichkeiten:
    Option 1: Ant+ Sensor, Sensor nahe ans Fahrrad bringen (USB verlängern).
    Benutze eine Ant+ Antenne von TacX, welche Probleme hatte, als sie direkt neben dem Laptop stand.

    Per Bluetooth ging es ganz gut, wurde auch immer schnell gefunden.
    Zur Kalibration gibt es ein gute Youtube Video, einfach nach „Elite Direto kalibrieren“ suchen.

    Option 2: Über Zwift direkt konnte ich den Direto auch kalibrieren, allerdings nur mit einer Verbindung über das Bluetooth. Dann heisst der Trainer etwa so: DI 123456789.

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Simon Müller
Simon Müller
Simon Müller ist selbst als ambitionierter Athlet unterwegs. 2022 wurde er Deutscher Meister auf der Kurzdistanz, 2019 qualifizierte sich bei seinem ersten Ironman in Mexiko mit einem AK-Sieg in 8:45 Stunden für den Ironman Hawaii. In seiner Brust schlägt neben dem Triathleten- auch ganz besonders ein Läuferherz. Simons Bestzeite über 10 Kilometer liegt bei unglaublichen 30:29 Minuten.

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