Dienstag, 16. April 2024

Triathlonbikes der wilden Jahre

Um eine Antwort auf die Frage geben zu können, wie viele Triathlonräder er eigentlich besitzt, muss Tobias Lamer erst mal nachdenken. Und das ist kein Wunder, schließlich kann man bei 37 schnellen Maschinen schon mal den Überblick verlieren.

Wie er zu seiner beeindruckenden Sammlung gekommen ist und was ihn am Triathlon fasziniert, hat Tobias Lamer uns für eine große Geschichte verraten, die in der triathlon 189 zu finden ist. Und an dieser Stelle gibt es schon mal was zu gucken. Wir präsentieren: Highlights aus der Lamer-Collection.

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Principia Peak Tri

Eines der Highlights in Tobias‘ Sammlung ist das vollgefederte Principia „Peak Tri“. Ein Ebay-Schnäppchen, das er aus den Lagerbeständen des ehemaligen Importeurs herauskaufen konnte. Das Bike war ihm schon in den 90ern aufgefallen, da es im Katalog von Radsport Arnold prominent neben den Softride-Rahmen als gefederte Alternative gelistet war. Das Prinzip des heute extrem seltenen 26-Zöllers hat sich nie durchgesetzt. Wahrscheinlich auch deshalb, weil das Principia vergleichsweise schwer war.

Softride Powerwing

Insgesamt drei Softrides befinden sich in der Lamer-Sammlung. Dieses Alumodell fand deshalb Einzug, da es mit seltenen Reijola-Bremsen ausgestattet ist. Der Clou der Stopper: Man kann wie üblich am Basislenker bremsen, hat aber auch die Möglichkeit, über die Hebel an den Enden der Extensions zu verzögern.

Litespeed Blade

Die Titanschönheit aus Tennessee gehört zu Tobias‘ Lieblingsrädern, denn für das Rahmenmaterial hat er schon immer eine große Vorliebe: selten, schwer zu verarbeiten und extrem langlebig. „Eigentlich braucht man in seinem Leben kein zweites Bike, wenn man ein Titanrad hat“, sagt Tobias. Eigentlich … Er hat natürlich trotzdem mehrere. Zwei Modelle von Litespeed („Blade“ und „Obed“-MTB), zwei Maschinen von Merlin („Aerial“ und ein Rennrad), ein Kocmo „Time“, ein Javelin „Asti“ und ein Wheeler „T1“. Wir finden: absolut verständlich!

Nishiki Altron

Als großer Wolfgang-Dittrich-Fan ist Tobias sehr stolz darauf, zwei Räder seines Idols zu besitzen. Den Anfang machte 2011 dieses Vorserienmodell des Nishiki „Altron“, das Dittrich 1994 in Roth fuhr. Trotz schlechter Fotos in der damaligen Ebay-Auktion identifizierte Tobias die Maschine mit alten Rennaufnahmen, die er in den 90ern ausgeschnitten und aufbewahrt hatte. Anhand der Sponsorenaufkleber und der ungewöhnlichen Geometrie konnte er zweifellos feststellen, dass es sich um das Originalrad handelte.

Nishiki-Prototyp

2013 konnte Tobias ein weiteres Dittrich-Rad erwerben, und zwar genau jenes Exemplar, nach dem der Sammler schon seit 1997 gesucht hatte. Da dieses Rad nie in den freien Verkauf ging, war für Tobias trotz der schlechten Fotos in der Anzeige klar, dass es sich um das Originalrad handeln musste, mit dem Dittrich bei seinem letzten Hawaii-Finish unterwegs war. Angeboten wurde lediglich der Rahmen fast ohne Anbauteile und mit abgeblättertem Nishiki-Schriftzug auf dem Unterrohr. Und als Verkäuferin stellte sich nach Kontaktaufnahme Dittrichs Schwester heraus, die große Teile der Ausrüstung ihres Bruders loswerden wollte. Ein Glücksfall für Tobias, der so seinen absoluten Traumrahmen für schlanke 80 Euro ersteigert.

Quintana Roo Kilo

Mit dem Quintana Roo „Kilo“ befindet sich ein weiterer Hawaii-Veteran in der Sammlung. Die grüne Maschine trägt mit Stolz vier Teilnehmeraufkleber der Ironman-Weltmeisterschaft und hat dort bereits einen Athleten zum Sieg in seiner Altersklasse getragen. Standesgemäß ist das Rad aus Easton-Rohren mit 26-Zoll-Laufrädern von Spinergy ausgestattet. Der in Radfarbe lackierte Syntace-Aufsatz ist ein optisches Highlight des Traumbikes.

HED Aerolab V04

Zur Firma HED hatte Tobias seit seinen ersten Triathlontagen eine besondere Beziehung. So kamen zum Beispiel seine ersten Aero-Laufräder (ganz nach Dittrich-Vorbild) vom US-Hersteller und deshalb musste er auch zuschlagen, als er das Angebot des seltenen HED-Aerolab-V04-Rahmens sah. Aufgebaut wurde das Schätzchen dann mit HED-Trispokes, den passenden Sattel konnte Tobias erst kürzlich ersteigern und ein stimmiges Cockpit wartet noch auf die Montage.

Klein Team Gerolsteiner

Den Zeitfahrrahmen aus den Beständen des Team Gerolsteiner kaufte Tobias praktisch blank. Zum einen, weil ihn die Geschichte als Profimaterial interessierte, aber auch, weil es einer der letzten Rahmen der Edel-Alu-Schmiede Klein war. Ach ja: Die lackierten Blubberblasen waren natürlich auch ein Kaufargument …

Softride Power V

Dieses Softride ist eines jener Räder, die Tobias nach „historischem“ Profi-Vorbild aufgebaut hat. So bekam das „Power V“ einen Satz Corima-Laufräder und Speedplay-Pedale spendiert. Denn schließlich sei Jürgen Zäck auch so unterwegs gewesen, weiß der Sammler.

GT Vengeance

GT gehörte zu den ersten Radfirmen, die mit flächigen Aero-Alu-Rahmen in den Triathlon drängten. Bereits 1995 war Mark Allen auf Hawaii mit einem GT-Prototyp unterwegs und 1997 fuhr Chris Legh das „Vengeance“, das es in dieser Zeit auch Tobias angetan hatte und folglich zu einem der ersten Räder seiner Sammlung wurde.

Griffen Triton

Griffen war zu seinen Hochzeiten bekannt für sein außergewöhnliches Rahmenmaterial, auf das Fans noch heute schwören. Die Rahmen wurden in Texas handgefertigt und hatten in den 00er-Jahren einen Neupreis von 3.500 Dollar. Sie bestehen laut Hersteller aus einem Mix, der sich „Boron Carbide Metal Matrix Composite“ nennt. Das Rohmaterial, ein feines Pulver, sei unter hohem Druck in Form gebracht worden. Dabei sei eine stabile Wabenstruktur entstanden, die Vibrationen besonders wirkungsvoll absorbieren soll. Der Rahmen vereine deshalb die Stabilität von Stahl, den Komfort von Titan und die Steifigkeit von Aluminium und sei dabei um ein Vielfaches haltbarer als Alurahmen. Zudem seien die Boron-Carbide-Rahmen bei höherer Steifigkeit etwa 40 Prozent leichter als vergleichbare Titanmodelle, so der Hersteller vor seinem Ende im Jahr 2009.

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Nils Flieshardt
Nils Flieshardt
Nils Flieshardt ist Chefredakteur der Zeitschrift triathlon und seit über 15 Jahren als Radexperte im Einsatz. Wenn er nicht am Rechner sitzt, findet man ihn meist hinter der Kamera auf irgendeiner Rennstrecke oder in Laufschuhen an der Elbe. Als Triathlet ist er mehr finish- als leistungsorientiert, aber dafür auf allen Distanzen zu Hause.

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