Donnerstag, 28. März 2024

Tubeless-Reifen im Praxistest

Tubeless-Reifen in der Praxis

Im ersten Teil unseres Tubeless-Praxistests sind wir auf die Montage und die Besonderheiten des Systems eingegangen. Hier kommt der zweite Teil mit Fahrbericht und Fazit nach fünf Monaten und mehr als 1.000 Radkilometern.

Für unseren Praxistest haben wir nacheinander verschiedene Reifen aufgezogen und sind damit gefahren: In 23 Millimeter den Pro One von Schwalbe und den Mavic Yksion Pro UST. In 28 Millimeter wurden uns der Specialized S-Works Turbo und der Zipp Tangente Speed zur Verfügung gestellt (wir baten die Hersteller, uns einen alltagstauglichen Tubeless-Reifen zu schicken). Außerdem wechselten wir gegen Ende des Testzeitraums zum Vergleich zurück zu einer Schlauch-Reifen-Kombination von Continental.

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Fahrbericht

Die Hersteller von Tubeless-Reifen weisen einen niedrigen Rollwiderstand, mehr Komfort, weniger Gewicht und einen besseren Grip als Vorteile gegenüber herkömmlichen Reifen aus. Das Gewichtsminus und der geringere Rollwiderstand entstehen durch das Weglassen des Schlauchs. Das Plus an Komfort entsteht dadurch, so Schwalbe, Mavic und Co, dass Tubeless-Reifen mit weniger Druck gefahren werden können. Klar, Unebenheiten werden bei sechs anstatt acht bar besser abgefedert. Und durch weniger Druck steigt auch die Auflagefläche, was den Grip in Kurven erhöht. Soweit die Theorie, was ist davon in der Fahrpraxis zu spüren?

Sicherlich ist der verringerte Reifendruck der am deutlichsten spürbare Unterschied gegenüber den gewohnten Reifen. Zunächst fühlte es sich ungewohnt an, nur knapp sechs bar aufzupumpen und das Ventil dann zu schließen. Beim Fahren rollt dann alles wie gewohnt. Und besser noch: Selbst mit 23-mm-Reifen wird nicht mehr jedes Steinchen direkt in den Sattel übertragen. Der Effekt verstärkt sich noch, je breiter die Reifen sind. Unser Gefühl bestätigt das Versprechen der Hersteller: Weniger Druck, gleicher Rollwiderstand, mehr Komfort.

Wie ist es nun um die Sicherheit bestellt? Von einer Reifenpanne blieben wir im Testzeitraum verschont. Weil wir wissen wollte, was bei einem Einstich passiert, haben wir es im Video drauf ankommen lassen. Wir können nicht ausschließen, dass das System mit der Dichtmilch einmal oder mehrmals funktioniert hat und wir es einfach nicht bemerkt haben.

Im Internet kursieren zudem Geschichten, in denen Reifen sich in entscheidenden Momenten von Felgen lösten und schwere Stürze die Folge waren. Auch wenn wir nicht für die Sicherheit jedes Systems garantieren können, wir haben von allen Produkten, Reifen und Zubehör, den Eindruck, dass sie marktreif und erprobt sind. Die Reifen saßen stets zuverlässig in der Felge – wenn man es einmal geschafft hat, sie zu montieren.

Montage 2.0

Im Langzeittest zeigte sich auch, dass Tubeless-Montage nicht gleich Tubeless-Montage ist: Beim ersten Aufziehen von Zipp-Reifen auf Zipp-Felgen mit Schnellentladungspumpe gab es überhaupt keine Probleme. Auch die Reifen von Mavic saßen bombensicher in ihren Laufrädern. Als es nach ein paar Monaten einmal Probleme mit dem Aufziehen von Schwalbe-Reifen auf ein DT-Swiss-Laufrad gab, probierten wir eine alternative Methode: Beide Reifenflanken mit Montage-Fluid (oder Seifenwasser) einschmieren und aufziehen, Dichtmilch einfüllen und Ventil einsetzen, Dichtmilch im Reifen verteilen und dann mit normaler Standpumpe aufpumpen.

Diese Methode funktionierte beim ersten Versuch nicht. Als wir später Schwalbes Tubeless-Felgenbänder einsetzten und es nochmal probierten, ging es schlussendlich.

Mavic Tubeless
Hersteller Bei Mavic kommen Reifen, Laufrad, Dichtmilch und Ventil aus einem Haus. Dies hat den Vorteil, dass die Komponenten perfekt miteinander harmonieren, das bedeutet leichte Montage und sicherer Halt. Die Kombination verschiedener Systeme kann kniffeliger sein.

Sie ahnen es schon: Tubeless-Montage kann von Ihnen Geduld, Erfahrung und eine gewisse Frustrationstoleranz abverlangen, wenn die Komponenten nicht aus einem Haus kommen und nicht perfekt miteinander harmonieren. Auch mit der Dichtmilch heißt es, vorsichtig sein, denn man möchte so wenig wie möglich davon verschütten, und auf Kleidung und Rad verteilen.

Wartungsaufwand auf lange Zeit

Leider verhält es sich so, dass das Thema Dichtmilch Tubeless-Fahrer regelmäßig begleitet. Denn die weiße Flüssigkeit härtet mit der Zeit aus und muss alle sechs Monate ersetzt werden. Wir finden, dies ist der größte Nachteil bei Tubeless-Systemen. Deswegen lohnt sich das Prinzip für Vielfahrer mehr als für Gelegenheitsradler. Wer in einem Sommer einen Reifensatz herunterfährt (2.000 bis 8.000 km), der muss so oder so Reifen tauschen. Fährt man im Jahr jedoch weniger, sollte man sich gut überlegen, ob man den zusätzlichen Wartungsaufwand für die Vorteile des schlauchlosen Fahrens in Kauf nehmen möchte.

Fazit

Wir finden aber auch, dass sich der zusätzliche Wartungsaufwand lohnen kann, denn die Vorteile des Systems sind spürbar: Am besten hat uns das Plus an Komfort gefallen, welches durch den geringeren Druck erzeugt wird. Auch in Sachen Pannensicherheit konnten die Tubeless-Reifen uns voll überzeugen. Gefühlt war der Rollwiderstand bei allen Modellen auch sehr gut, diesen Test überlassen wir an dieser Stelle jedoch dem Labor. Wir empfehlen allen, die umsteigen wollen, die Montage von einer Werkstatt machen zu lassen, es sei denn, man hat wirklich Lust darauf und weiß genau, wie der Prozess funktioniert.

Zahlen und Daten zu den Reifen

Über die Vor- und Nachteile verschiedener Reifenbreiten, -stärken und der verschiedenen Systeme allgemein können Triathleten und Rennradfahrer stundenlang philosophieren. Damit Sie mitreden können, haben wir in der aktuellen triathlon 160 eine große Kaufberatung und die Übersicht zum Stand der Reifentechnologie. In der Juli-Ausgabe, triathlon 161, folgt dann der große Labortest: Welcher Reifen rollt am schnellsten, welcher bietet den besten Pannenschutz? Die Antwort lesen Sie ab dem 20. Juni.

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