27.120 Kilometer, 24 Fahrradreifen: Das war die Challenge 120 von Jonas Deichmann

Mit 120 Langdistanzen in 120 Tagen hat Jonas Deichmann einen neuen Weltrekord aufgestellt. Das Projekt, das er am Donnerstagabend ins Ziel brachte, bewegte sich zwischen körperlicher Herausforderung und Materialschlacht. Wir blicken auf interessante Fakten und Zahlen.

Frank Reinitz Die 120 Tage von Jonas Deichmanns Projekt sind von beeinruckenden Zahlen gekennzeichnet.

Bei seiner Challenge 120 hat Jonas Deichmann nicht nur eine Bestmarke aufgestellt. Stattdessen waren die 120 Langdistanzen in 120 Tagen geprägt von Highlights, Emotionen und beeindruckenden Zahlen. Nicht nur, dass der 37-Jährige am 22. August den bis dahin gültigen Weltrekord von 105 Langdistanzen an 105 Tagen hintereinander des britisch-simbabwischen Ausdauersportlers Sean Conway knackte. Nachdem Deichmann am 9. Mai das 3,8 Kilometer lange Schwimmen, die 180 Radkilometer und die 42,195 Kilometer in Laufschuhen zum ersten Mal in Angriff genommen hatte, erhöhte er diese Bestmarke am 5. September auf 120 absolvierte Langdistanzen. Ein Blick auf die Daten zeigt: Es war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Projekt.

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Eine Million Kilokalorien

Insgesamt legte der Abenteurer und Extremsportler in diesen vier Monaten 27.120 Kilometer zurück. 456 davon im Wasser, 21.600 Kilometer auf dem Rad und 5.064 Kilometer in Laufschuhen. Täglich war Jonas Deichmann zwischen 13 und 15 Stunden auf der Strecke. Sein Gesamtverbrauch an Kilokalorien lag in den 120 Tagen bei unvorstellbaren 1.200.000 – in Worten: eine Million zweihunderttausend. Das auszugleichen, kam einer Mammutaufgabe gleich, sodass er es als Schwierigkeit bezeichnete, essen zu müssen. Auch die Eintönigkeit der Nahrungszufuhr wurde zu einer mentalen Herausforderung für ihn.

Treibstoff

Bei seinen Langdistanzen verbrannte ­Jonas Deichmann täglich circa 10.000 ­Kilokalorien, die er wieder zuführen musste, um ­seine Leistungsfähigkeit zu erhalten und kein ­Gewicht zu verlieren. Dafür setzt er auf feste Mahlzeiten und ­Flüssignahrung, die dabei half, die Essenszeiten zugunsten der Erholung zu verkürzen. Die Menge der Riegel und Gels war ­relativ konstant. Die Flüssigkeitszufuhr variierte in Abhängigkeit der äußeren ­Bedingungen. Als grober Richtwert standen in ­seinem Ernährungsplan pro Tag 14,4 Liter Flüssigkeitsaufnahme.
Jonas Deichmanns Tagesplan:
5:50 Uhr, 1. Frühstück: Müsli mit Avocado, Obst und Hafermilch, ­250 ml Vitaminshake, Kaffee, 250 ml ­Ingwershot, 150 ml Orangensaft
6:30 Uhr, auf dem Weg zum See: 250 ml Yfood, 50 ml Wasser, 1 Banane
Swim: 1 Power Gel Smoothie, 750 ml ISO90
7:40 Uhr, 1. Wechsel: ½ Butterbrezel, 250 ml Yfood, Proteinshake, 500 ml Wasser, Espresso
Bike, 1.Runde: 2 Power Gel Smoothie,2 Power Gel Shots, 1 Energize Riegel, 3 Ride Energy Riegel, 2 Bananen, 750 ml ISO30,750 ml 5Elektrolytes, 1.000 ml Wasser
11:40 Uhr, Mittag: Pasta-, Bulgur- oder Reissalat, dazu Rote Beete Salat, 250 ml Yfood, 750 ml Limonade, Espresso
Bike, 2. Runde: Pastapack bei km 160,2 Power Gel Smoothie, 2 Power gel Shots,1 Energize Riegel, 3 Ride Energy Riegel, 2 Bananen, 750 ml ISO30, 750 ml 5Electrolytes, 1.500 ml Wasser
15:40 Uhr, 2. Wechsel: Reiskuchen oder Tortilla, 250 ml Yfood, Espresso
Run: 8 Power Gels, 4 Power Gel Shots,4 Power Gel Smoothie, 2 Bananen, 1.000 ml ISO30, 1.000 ml 5Electrolytes, 2.000 ml Wasser
20:50 Uhr, Heimfahrt: Pastasalat,250 ml Yfood, 500 ml Wasser, 250 ml ­Recovery Shake
21:40 Uhr, Abendessen: Pasta, Rösti oder Risotto, Salat, 750 ml Wasser, 250 ml Magnesiumshake

Zwölf Paar Laufschuhe verbraucht

Er musste während seiner Marathons auf insgesamt zwölf Paar Laufschuhe zurückgreifen. Die Radstrecke durch den Landkreis Roth forderte ebenfalls ihren Tribut in Bezug auf das Material. Neben 24 Fahrradreifen verschlang das Projekt sieben Ketten. Wer glaubt, dass Deichmann von Anfang bis Ende im selben Neoprenanzug unterwegs war, täuscht. Es war lediglich der gleiche. Sechsmal streifte er sich eine komplett neue zweite Haut zum Schwimmen über. In der dritten Disziplin schaffte er übrigens am letzten Tag noch eine persönliche Bestmarke und absolvierte das Schwimmen über 3,8 Kilometer in 1:04:28 Stunden. Seine Rekordsplits verteilte er ausgewogen über die gesamte Zeit des Projekts: Bereits zum Auftakt lieferte Deichmann mit 5:46:08 Stunden die schnellste Radzeit über 180 Kilometer ab. Zur Halbzeit – dem Tag der Challenge Roth – absolvierte er den Marathon in persönlicher Bestzeit in 4:03:55 Stunden. Die Witterung wurde zeitweise zu einer besonderen Herausforderung, nicht nur aufgrund von teils starkem Wind. „Ich hatte bei meinem Projekt knapp über 60 Regentage. Es war also nicht unbedingt der beste Sommer“, so Deichmann.

Marc Bernreuther Zwölf Paar Laufschuhe verbrauchte Jonas Deichmann bei seinen 120 Marathons – und bekam bei seinem „Läufchen“ stets zahlreiche Begleitung.

Froh über jetzt ruhigere Tage

Nachdem der Abenteurer bei seinen bisherigen Rekorden stets allein unterwegs gewesen war, unterstützte ihn bei der Challenge 120 erstmals ein Supportteam. Beim Triathlon um die Welt hatte er bereits erfahren dürfen, wie gewaltig der Hype um eine Person, die Außergewöhnliches betreibt, wachsen kann. Als deutscher Forrest Gump hatten ihn seinerzeit Menschenmassen durch Mexiko begleitet. Die Challenge 120 aber stellte jetzt alles in den Schatten. Deichmann war quasi nie allein unterwegs und hatte immer Begleitung an seiner Seite. Daher verwundert es nicht, wenn er nach seiner selbst bezeichneten größten Herausforderung erklärt: „Körperlich fühle ich mich sehr gut. Nach 120 Tagen ohne jede Privatsphäre freue ich mich jetzt am allermeisten auf ein paar ruhige Tage an einem Ort in den Bergen.“

„Weil ich es kann“

Neben der eigenen Grenzerfahrung hatte Deichmann auch sein soziales Engagement im Blick: Jonas Deichmann sammelte mit seinem Projekt Spenden für die Jugendfeuerwehr Roth und die Laureus Sports for Good Stiftung. Hintergründe zu den 120 Tagen wird ab Anfang November das Buch mit dem Titel „Weil ich es kann!“ liefern. Darüber hinaus wird im Frühjahr 2025 der Dokumentarfilm „Deichmann – weil ich es kann!“ in die Kinos kommen und der 37-Jährige in Zukunft wieder mehrsprachig als Vortragsredner auftreten.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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