Freitag, 29. März 2024

5 Tipps für ein erfolgreiches Zwift-Rennen

Um trotz der aktuellen Rennabsagen im Triathlon etwas Wettkampfstimmung aufkommen zu lassen, gibt es für die Athleten derzeit mehrere digitale Möglichkeiten. Neben der VR-Rennserie von Ironman, die an jedem Wochenende als Duathlonformat über verschiedene Distanzen ausgetragen wird, stehen Zwift-Rennen in der zweiten Disziplin momentan hoch im Kurs. Anders als bei der Ironman-Serie, bei der die Teilnehmer die drei Disziplinen über etwas mehr als zwei Tage verteilt entweder digital oder im Freien absolvieren und dadurch ihr eigenes Rennen bestreiten, trifft man bei den virtuellen Radrennen auf Zwift zeitgleich auf seine Konkurrenten, wodurch sich eine echte Renndynamik.

Zwift Täglich wird eine Vielzahl an Zwift-Rennen über verschiedene Distanzen, Formate und auf unterschiedlichen Kursen angeboten.

Durch das direkte Aufeinandertreffen mit seinen Gegnern und den vielen verschiedenen Kursen mit wechselnden Steigungen, Abfahrten, Untergründen und Gruppenbildungen bekommen Zwift-Rennen einen ganz eigenen Charakter und eine Taktikkomponente, auf die man sich einstellen sollte. Will man die digitale Plattform nicht (mehr) nur als Trainingstool für das Abspulen von Einheiten im ERG-Modus nutzen, sondern sich mit anderen messen, gehören wie im echten Leben je nach Rennmodus auch die richtige Materialauswahl, ein Überblick über das Streckenprofil und Kenntnisse über die Reaktion der Software im Rennen auf verschiedene Umstände dazu. Auch wenn Zwift-Rennen nicht mit Triathlonevents vergleichbar und als Alternative zu den geplanten Saisonhighlights nur ein schwacher Trost sind: Spaß machen sie trotzdem. Wir geben fünf Tipps, die bei Zwift-Rennen hilfreich sind und sowohl erfahrenen Zwiftern als auch Neueinsteigern zu besseren Resultaten verhelfen können.

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1. Bereits vor dem Startschuss beschleunigen

Bevor der Startschuss zu einem Zwift-Rennen fällt, läuft ein Countdown hinunter, der während der Wartezeit durchgehend den zeitlichen Abstand zum Start des Rennens anzeigt. Was im echten Leben verboten ist und als Frühstart bestraft oder wiederholt werden würde, gilt bei Zwift nicht: Bereits vor dem Start kann man im „Aufwärmbereich“ eine beliebige Leistung fahren, wobei sich der eigene Avatar trotzdem erst nach dem Startschuss bewegt. Da der Wettkampf aber im Normalfall mit einem kurzen Sprint beziehungsweise einem hochintensiven Intervall beginnt, macht es Sinn, schon wenige Sekunden vor dem offiziellen Startschuss zu beschleunigen und direkt mit einer hohen Leistung in das Rennen einzusteigen. So verliert man keine wertvolle Zeit, die einem unter Umständen die Position in einer Gruppe kosten könnte, in der man sich von dem meist relativ harten Anfangsintervall wieder etwas erholen kann.

2. Windschatten nutzen statt dauerhaft Vollgas zu geben

Zum Großteil haben die Zwift-Rennen einen klassischen Radrenncharakter, finden also mit Windschattenfreigabe statt. Auch bei Zwift gibt es einen Drafting-Effekt, der je nach Position und Geschwindigkeit in der Gruppe unterschiedlich stark wirkt. Diesen Effekt sollte man sich zunutze machen und versuchen, in eine Gruppe zu kommen und durch eine günstige Position im Windschatten hin und wieder wichtige Körner zu sparen, die man für mögliche Attacken, eine konstante Endbeschleunigung oder den Endsprint braucht. Mögliche 50 bis 75 Watt Ersparnis im Vergleich zu demjenigen, der an der Spitze tritt, können auf Dauer einen großen Unterschied machen. Im Idealfall tritt man nur die Leistung, die mindestens notwendig ist, um die Position und Gruppe zu halten. Um bei einem Ausreißversuch andere Fahrer in einer Gruppe abzuschütteln und eine Lücke zu reißen, braucht es eine Differenz von rund 100 Watt oder mehr.

Durch dieses Taktieren haben die Rennen keinen konstanten Leistungsverlauf, sondern sind von enormen Intensitätswechseln geprägt. Mit einer dauerhaft hohen und über die komplette Zeit ausgeglichenen Leistung erreicht man am Ende zwar einen möglichst hohen Wattwert, aber nicht das bestmögliche Ergebnis. Wer diese Anforderung sucht und sich im Einzelzeitfahren mit anderen messen will oder die virtuelle Wettkampfsituation für einen begleitenden FTP-Test nutzen möchte, findet ebenfalls Wettkämpfe im Einzelzeitfahren über verschiedene Streckenlängen im Angebot von Zwift.

Zwift Ein Großteil der Zwift-Rennen wird unter typischen Radrennbedingungen durchgeführt. Die Rennen finden also mit Drafting-Effekt statt. Es gibt allerdings auch Einzelzeitfahren im Angebot.

3. Das Fahrverhalten dem Kurs anpassen

Um sich möglichst gut auf ein Rennen einzustellen, sollte man sich im Vorfeld den Kurs wenigstens einmal anschauen. So hat man Anstiege, Abfahrten und Zielankunft im Hinterkopf und kann seine Taktik sowie wahrscheinliche Szenarien darauf abstimmen. Wer sehr ambitioniert ist, kann auch in Zwift-Trainingsausfahrten zuvor eine Streckenbesichtigung durchführen und den Kurs abfahren, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Insgesamt sollte man sich darauf einstellen, dass meist bei den Anstiegen attackiert wird und sich dementsprechend rechtzeitig in eine Position begeben, in der man beispielsweise in einer Gruppe schnell reagieren oder selbst agieren kann. Bei steilen Abfahrten gibt es die Möglichkeit, mit der „Supertuck-Position“, die man seit einigen Jahren im Radsport häufig beim viermaligen Tour-de-France-Sieger Christopher Froome sieht, viel Energie zu sparen, indem man aufhören kann zu treten und trotzdem weiterhin mit der Gruppe mitfährt. Mehr dazu gibt es unter Punkt fünf.

Zwift Momentan können die Fahrer auf Zwift zwischen verschiedenen Strecken auf den virtuellen Kursen in Watopia, New York, London, Richmond, Innsbruck, Yorshire, Bologna und Crit City wählen.

4. Power-ups sinnvoll nutzen

Zwift-Rennen haben viele Parallelen zu Radrennen im Freien. Einen grundlegenden Unterschied stellen allerdings die sogenannten „Power-ups“ dar, die es nur in der digitalen Welt gibt und dem Ganzen – abgesehen von der Grafik – einen Videospielcharakter verleihen. Power-ups sind so etwas wie temporäre Fähigkeiten oder veränderte Eigenschaften, die einem kurzzeitig einen bestimmten Vorteil verschaffen und die man sich im Rennen mit dem richtigen Timing gut zunutze machen kann. Wichtig: Power-ups gibt es nicht in jedem Rennen beziehungsweise sind nicht immer erlaubt – ein kurzer Blick in die jeweilige Ausschreibung gehört also dazu. Momentan gibt es fünf verschiedene Power-ups: die Feder, den Laster, den Aero-Helm, den Burrito und den Geist. Man sollte sie jedoch nicht sofort einsetzen, wenn man sie bekommt und dadurch verschwenden, sondern auf den Zeitpunkt warten, wo man am meisten von ihnen profitieren kann. Im Nachfolgenden erklären wir euch, was die jeweiligen Power-ups bewirken.

Feder: Die Feder reduziert das Gewicht des Fahrers für 15 Sekunden um 9,5 Kilogramm. Sinnvoll ist der Einsatz deshalb in erster Linie bei Anstiegen, um kurz Energie zu sparen oder zu attackieren. Die Feder hilft auch auf flachen Passagen, da sie eine schnellere Beschleunigung durch das kurzfristig verbesserte Kraft-Last-Verhältnis (Watt pro Kilogramm Körpergewicht) ermöglicht. Lediglich bei längeren Abfahrten oder auch kurzen Bergabpassagen sollte man dieses Power-up auf keinen Fall einsetzen.

Laster: Die Wirkungszeit des Lasters ist die längste von allen fünf Power-ups und dauert 30 Sekunden. Währenddessen wird der aktuelle Drafting-Effekt verdoppelt, was dazu führt, dass man in dieser Zeit deutlich weniger Leistung treten muss, trotzdem die Gruppe hält und einmal durchatmen kann. Gerade im Endsprint kann dieses Power-up rennentscheidend sein, wenn man es zum richtigen Zeitpunkt einsetzt und beim Sprint eines anderen mit deutlich weniger Leistung im Windschatten bleiben kann. Sinn- und wirkungslos ist der Einsatz, wenn man sich zu diesem Zeitpunkt nicht in einem Windschatten befindet.

Aero-Helm: Der Aero-Helm sorgt für einen geringen Windwiderstand und erhöht kurzzeitig die Geschwindigkeit. Ein Einsatz lohnt sich deshalb am ehesten bei relativ hohen Geschwindigkeiten, weil dabei die Aerodynamik eine größere Rolle spielt und man mehr von dem Effekt profitiert. Sinnvoll nutzen kann man dieses Power-up deshalb vor allem im Zielsprint, bei Abfahrten oder bei Ausreißversuchen, um entweder eine Lücke zu schließen oder selbst herzustellen.

Burrito: Der Burrito sorgt dafür, dass andere Fahrer hinter einem für zehn Sekunden keinen Drafting-Effekt mehr haben. Daher lohnt sich der Einsatz in erster Linie, wenn man attackieren möchte und sich an der Spitze einer Gruppe befindet. In diesen zehn Sekunden sollte man allerdings auch stark beschleunigen, damit es wirklich zu einer Lücke kommen kann. Sinnlos ist die Nutzung, wenn man sich inmitten einer größeren Gruppe befindet.

Geist: Der Geist macht den Avatar bei Einsatz für zehn Sekunden unsichtbar. Andere Fahrer können den Versuch einer Attacke also nicht sehen, sondern nur erahnen. Entweder sie sprinten auf Verdacht mit und verpulvern damit unnötige Körner, falls gar nicht attackiert wurde oder man schafft es tatsächlich, sich in diesen zehn Sekunden von anderen Fahrern zu lösen. Sinnvoll ist der Geist außerdem, wenn man einen Endsprint beispielsweise etwas früher beginnen möchte als üblich. Nutzlos ist der Einsatz hingegen mitten im Rennen, wenn man sich am Schluss oder in der Mitte einer Gruppe befindet.

Zwift Die fünf Power-ups in der Übersicht.

5. Mit der „Supertuck-Position“ beim Abfahren Energie sparen

Diese sehr nützliche Funktion ist vielen Zwiftern nicht bekannt: Bei der „Supertuck-Position“ geht es darum, sich in einer Abfahrt zwischenzeitlich etwas erholen zu können, währenddessen nicht treten zu müssen und dabei trotzdem in der aktuellen Gruppe weiterhin mitzufahren oder seine Geschwindigkeiten aufrechtzuerhalten. Diese extrem aerodynamische Position, bei der sich der Fahrer leicht auf das Oberrohr setzt und mit dem Oberkörper geradlinig nach vorn über den Lenker beugt, wurde im Radsport in den vergangenen Jahren enorm durch den vierfachen Tour-de-France-Sieger Christopher Froome geprägt, der auf diese Art und Weise bereits mehrfach erfolgreiche Ausreißversuche unternahm.

Um diese Position einzunehmen, müssen einige Voraussetzungen gegeben sein: Wenn man auf einer Abfahrt mit mindestens drei Prozent Gefälle und einer Geschwindigkeit von mindestens 58 km/h unterwegs ist, kann man einfach aufhören zu treten und diese Position wird automatisch vom Avatar eingenommen. Während andere Fahrer aus der Gruppe weiterhin relativ hohe Leistung treten, kann man mit nur 0 bis 10 Watt trotzdem mit ihnen mitfahren und dabei viel Energie sparen. Sobald man sieht, dass der Kurs wieder flach(er) wird und die Abfahrt endet, sollte man allerdings frühzeitig anfangen zu treten – andernfalls kann man den Anschluss an die jeweilige Gruppe schnell verlieren.

Zwift Die aerodynamische Superstuck-Position ermöglicht es unter den gegebenen Voraussetzungen, während einer Abfahrt keinen Druck auf das Pedal zu geben und trotzdem die Geschwindigkeit zu erhöhen oder eine Gruppe zu halten, in der die anderen Fahrer weiterhin normal treten.
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1 Kommentar

  1. Hallo zusammen

    Ihr habt ein super spannendes Thema aufgegriffen – wir haben dies in unserem Blogbeitrag „Bringe deine Power von der Rolle auf die Strasse“ (https://azum.ch/korrekte-werte-beim-indoor-radfahren/) aus einer etwas analytischeren Perspektive beleuchtet. Wäre vielleicht auch interessant für eure Leser?

    Wäre cool, wenn wir mal gemeinsam einen Beitrag machen könnten – ich denke dass wir da einige Themen und Ideen hätten, die euch und eure Follower interessieren könnten. Ihr habt sicherlich von der Partnerschaft Philipp Seipp / Laura Philipp mit und (AZUM system) erfahren, oder? Wir haben euch jedenfalls die Pressemitteilung gesendet. Nächste Woche folgt ein Interview mit Laura zum Thema mentale Stärke. Würde euch das interessieren?

    Beste Grüsse
    Thomas
    CEO AZUM system

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Simon Müller
Simon Müller
Simon Müller ist selbst als ambitionierter Athlet unterwegs. 2022 wurde er Deutscher Meister auf der Kurzdistanz, 2019 qualifizierte sich bei seinem ersten Ironman in Mexiko mit einem AK-Sieg in 8:45 Stunden für den Ironman Hawaii. In seiner Brust schlägt neben dem Triathleten- auch ganz besonders ein Läuferherz. Simons Bestzeite über 10 Kilometer liegt bei unglaublichen 30:29 Minuten.

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