Freitag, 29. März 2024

Agegrouper-Stimmen zum Ironman Hamburg: „Alle Erwartungen erfüllt“

Marcus Richardson, 1. Platz AK M60-64, 10:26:15 Stunden

Marcus Richardson kommt aus Großbritannien, lebt aber mittlerweile in Baden-Württemberg. Der Wahl-Stuttgarter gewann die Altersklasse M60-64 in 10:26:15 Stunden und qualifizierte sich so bei seinem sechsten Ironman-Rennen insgesamt zum ersten Mal für die Weltmeisterschaft auf Hawaii. „Für mich haben sich alle Erwartungen erfüllt. Ich wollte diesen Kona-Slot seit fünf Jahren“, betont Richardson, dass sich in Hamburg ein sportlicher Traum für ihn erfüllt hat. Dabei hatte das Rennen für den Briten nicht unbedingt wie geplant begonnen. „Schwimmen würde ich eigentlich als beste Disziplin von mir einordnen, aber im Wasser habe ich plötzlich eine Panikattacke bekommen. Ich musste mich da draußen erst einmal selbst beruhigen und wieder herunterkommen. Den Auslöser dafür kann ich nicht ausmachen. Vielleicht war es die Kälte“, berichtete er. Mit 1:00:52 Stunden Schwimmzeit war er dennoch ordentlich unterwegs. Nach dem Radfahren bot Richardson schließlich in der letzten Disziplin eine für sich selbst starke Leistung in 3:44:38 Stunden. „Der Lauf war mein bester Marathon bisher. Zur WM auf Hawaii reise ich nun ohne Erwartungen.“

Christiane Steger, 2. Platz AK W30-34, 10:24:26 Stunden

Christiane Steger konnte den Wettkampf in Hamburg von Beginn an ganz entspannt angehen. Sie hatte sich in der Altersklasse W30-34 bereits beim Ironman Lanzarote Anfang Juli für die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii qualifiziert. „Dass ich in Hamburg starte, war dann eine relativ spontane Aktion. Ich habe mich zwei Wochen vorher für das Rennen angemeldet und bin im Grunde noch mit meiner Lanzarote-Form angereist.“ Das Resultat: Rang zwei in 10:24:26 Stunden hinter der insgesamt schnellsten Frau Tanja Spielberger in ihrer Altersklasse. Im Gesamtklassement wurde Steger Siebte. Für sie wurde der Ironman Hamburg aufgrund der Rahmenbedingungen auch zu einer logistischen Herausforderung. „Ich hasse solche Bedingungen mit Kälte und Regen. Ich habe mich deshalb während des Rennens mit Tüten eingekleidet, unter dem Radtrikot und auch in den Schuhen. Bei mir stand Hamburg trotz des Wetters auf der Liste, weil ich gern noch ein schnelles Rennen absolvieren wollte. Es war mein vierter Ironman – und tatsächlich der schnellste.“

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Uwe Schinz, 1. Platz AK M70-74, 14:49:34 Stunden

Uwe Schinz hatte nach seinem Finish vor allem einen Rat für alle: „Ich kann nur jedem empfehlen, nach Möglichkeit bis ins hohe Alter Sport zu treiben. Es muss nicht gleich ein Ironman sein, aber Bewegung tut gut und hält jung.“ Der Sieger – und einzige Starter – der Altersklasse 70-74 weiß wovon er spricht. „Ich war vor dem Rennen noch bei einer Leistungsdiagnostik in Hamburg. Ich hatte vor drei Jahren Krebs und eine doppelseitige Lungenembolie, da wollte ich auf Nummer sicher gehen. Das Ergebnis: Mein biologisches Alter liegt bei 55 Jahren.“ Der noch 69-Jährige hat am Sonntag seine zweite Langdistanz nach dem Ostseeman vor vier Jahren absolviert und wie andere Athleten auch mit den Wetterbedingungen zu kämpfen gehabt. „Durch die Kälte haben die Muskeln gestreikt und ich hatte mit Krämpfen zu kämpfen.“ Nach 14:49:34 Stunden kam der ehemalige Extremläufer ins Ziel und darf nach Hawaii fliegen. „Das ist eine Sache, die ich einmal machen will. Aber ich bleibe auch danach beim Sport.“

Bengt-Jendrik Lüdke / spomedis Auszeichnung: Die erfolgreichen Altersklassenathleten bekamen am Tag nach dem Rennen – in einem coronakonformen Umfeld – diesen Award überreicht.

Louise Hede Jensen, 1. Platz AK W25-29, 10:09:28 Stunden

Schon im Vorfeld des Rennens hatte Louise Hede Jensen ambitioniert angekündigt: „Ich möchte mich für Hawaii qualifizieren.“ Auf die Frage, wie denn ihre Chancen stehen, war sie angesichts der Wettervorhersage unsicher, ob es denn klappen würde. Ihr Ziel formulierte sie dennoch: „Eine Zeit um die zehn Stunden.“ Nach ihrem Finish konnte sie in doppelter Hinsicht sagen: Ziel erreicht. 10:09:28 Stunden benötigte sie für die Strecke und gewann damit die Altersklasse W25-29. „Es war einfach nur kalt“, lautete das ernüchternde Fazit der Dänin, die sich angesichts der vorherrschenden Bedingungen überrascht zeigte. „Ich hatte gedacht, dass es mehr wie bei dänischen Rennen ist: etwas kühler, aber insgesamt noch angenehm, mit ein bisschen Regen.“ Mit Blick auf ihren Kona-Slot und ihr Ziel auf Hawaii sagte Louise Heide Jensen augenzwinkernd und kurz und knapp: „Überleben.“

Jan Stelzner, 2. Platz AK M35-39, 8:30:31 Stunden

Seiner Freude ließ Jan Stelzner bei seinem Zieleinlauf freie Bahn. Jubelnd lief er als Gesamtzweiter nach 8:30:31 Stunden hinter Lars Wichert ein, wurde damit auch Zweiter in der AK M35-39 hinter Wichert und sicherte sich so ein Ticket für die WM auf Hawaii. „Das war mein Ziel“, sagte Stelzner bei der Awardvergabe am Tag nach dem Rennen. „Eigentlich wollte ich den Prag-Marathon laufen, aber nachdem der abgesagt wurde, habe ich mich kurzfristig dazu entschieden, beim Ironman Hamburg zu starten. Ich habe das mit meinem Trainer abgesprochen, der auch gesagt hat, ich soll es einfach machen, wenn ich möchte.“ Für Stelzner bedeutete das insgesamt nur vier Wochen spezifische Vorbereitung auf den Wettkampf. „Für mich waren das am Renntag eher gute Bedingungen. Das Wetter war nicht schön, hätte aber auch erheblich schlechter sein können. Die Radstrecke war angenehm, anspruchslos und ziemlich schnell.“ Für Stelzner ist es die zweite Hawaii-Qualifikation. „Ich will dort einfach eine schöne Zeit haben“, blickt er ohne Erwartungen auf seinen WM-Start.

Bengt-Jendrik Lüdke | spomedis Die Auszeichnung war sicher verpackt und wurde für jeden Athleten, der sie erhielt, herausgeholt. Nach einem Erinnerungsfoto vor der Sponsorenwand wanderte der Award bei den meisten Sportlern für einen sicheren Transport direkt wieder zurück in die Verpackung.

Alexander Siegmund, 1. Platz AK M30-34, 8:37:18 Stunden

Als Gesamtdritter war Alexander Siegmund mit zwei Drittel seiner Performance beim Ironman Hamburg zufrieden: Für Schwimmen und Radfahren fand er keine kritischen Worte. „Ich wollte endlich mal unter einer Stunde schwimmen, das hat geklappt und sich gut angefühlt“, sagte Siegmund, der nach 57:13 Minuten aus dem Wasser gekommen war. Während der dritten Disziplin aber bekam Siegmund leichte Probleme. „Das Laufen hat sich von Anfang an so angefühlt, wie sonst erst die letzten 20 Kilometer bei einer Langdistanz.“ Der Wettkampf wurde zu einer Auseinandersetzung zwischen Kopf und Herz. „Ich habe Probleme mit der Muskulatur bekommen und wollte eigentlich mehrfach aussteigen, habe aber einen ruhigen Moment dafür jedes Mal verpasst, weil ich permanent angefeuert worden bin auf der Strecke. Die Stimmung war sensationell.“ Und trug ihn irgendwie doch nach 8:37:18 Stunden ins Ziel. Seine Taktik, an den Verpflegungsstationen häufiger mal ins Gehen zu wechseln, ging so auch auf. Mit dem Sieg in der Altersklasse M30-34 löste er zugleich das Kona-Ticket. Siegmund kennt Hawaii, wenn auch noch nicht als Triathlet. „Ich hatte allerdings das Gefühl, dass ich mit den Bedingungen dort zurecht kommen kann. Ich würde gern in meiner Altersklasse in die Top acht kommen.“

Daniel König, 1. Platz AK M25-29, 8:38:46 Stunden

In der AK M25-29 war kein Athlet schneller als Daniel König. In 8:38:46 Stunden setzte sich König die Krone auf und qualifizierte sich für Hawaii 2022 – bei seiner Langdistanzpremiere. „Für die erste Langdistanz war es okay“, sagte König bei der Awardvergabe. „Ich hätte aber vielleicht schneller Radfahren können. Und die Alster ist nicht unbedingt das ideale Gewässer für ein Freiwasserschwimmen.“ Als Bayer ist er freilich andere Bedingungen gewohnt. „Insgesamt war der Wettkampf genau so, wie man sich Hamburg vorstellt: am Deich entlang, mit Wind und Regen und am Streckenrand Leute mit gelben Regenjacken.“ König hatte schon vor der Veranstaltung mit einem WM-Slot geliebäugelt. „Allerdings kamen dann Zweifel, da es letztlich in meiner Altersklasse nur einen Slot gab. Und man kennt das ja als Sportler – eigentlich ist immer einer schneller. Meine Freunde haben mir gesagt: ‘Dann musst du jetzt eben der eine sein, der schneller als alle anderen ist‘.“ Dass es klappen könnte, wurde ihm spätestens auf der Laufstrecke klar. „Ich habe mich richtig gut gefühlt und die Zwischenstände erfahren, sodass ich zehn Kilometer vor dem Ziel auf Kurs war und etwas Tempo rausnehmen konnte.“ In Kailua-Kona will sich König im Oktober 2022 einfach nur „einen schönen Tag“ machen.

Paul Lennart Siemers, 1. Platz AK M18-24, 9:00:22 Stunden

Ein Déjà-vu reicht Paul Lennart Siemers vorerst. Der Sieger der Altersklasse M18-24 sicherte sich in 9:00:22 Stunden ein WM-Ticket. Zuvor war ihm das bereits 2017 bei der Premiere des Ironman Hamburg gelungen. Es war damals seine erste Langdistanz, nun war es die zweite gelungene WM-Qualifikation im zweiten Hamburg-Rennen über die Ironman-Distanz. Weitere Parallelen sollen aber möglichst nicht folgen. „Mein erster Wettkampf auf Hawaii lief überhaupt nicht gut. Ich bin dort gar nicht zurecht gekommen und erst einmal auf die Mitteldistanz gewechselt. Seit knapp vier Jahren hatte ich also keine Langdistanz mehr bestritten“, so Siemers. Der Hamburger will im Oktober 2022 im Pazifik einen neuen Versuch wagen. „Ich will einfach ein besseres Rennen als damals abliefern und vernünftig ins Ziel kommen. Dafür habe ich mich bisher auch ein wenig vorbereitet, indem ich im wärmeren Klima Asiens einige Mitteldistanzrennen absolviert habe.“ Am Sonntag musste Siemers derweil auf der Laufstrecke durch ein mentales Tief schreiten. „Zwischen Kilometer 29 und 32 musste ich kurze Gehpausen einlegen.“ Wichtige Unterstützung bekam er von seiner Familie an der Strecke und den anderen Zuschauern. „Die Stimmung war cool, es ist in Hamburg ein besonderes Flair. Respekt auch an die Zuschauer, die an die Radstrecke an den Deich gekommen sind.“

Bengt-Jendrik Lüdke / spomedis Coronakonform fand die Vergabe der Awards einzeln und weniger feierlich in einem kleinen Raum im Hamburger Scandic Hotel statt. In dieser Szene nimmt Paul Lennart Siemers die Auszeichnung entgegen.
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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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