Freitag, 19. April 2024

Anne Haug gewinnt als erste deutsche Triathletin den Ironman Hawaii

Mit einem fulminanten Marathon von 2:51:07 Stunden hat Anne Haug den 43. Ironman Hawaii gewonnen und ist damit Ironman-Weltmeisterin 2019. Die 36-Jährige setzte sich beim legendären Rennen mit Start und Ziel in Kailua-Kona nach 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen in 8:40:10 Stunden vor der Britin Lucy Charles-Barclay und Sarah Crowley aus Australien durch. Platz vier sicherte sich in ihrem ersten Rennen auf Big Island Laura Philipp aus Heidelberg.

„Der gesamte Lauf fühlte sich großartig an. Ich habe mich nur auf mein Tempo fokussiert und jede Verpfegungsstation mitgenommen“, sagte Haug im Zielinterview. „Ich war mir nicht sicher, ob Lucy den Lauf nur konservativ angegangen war. Der Zieleinlauf war gigantisch.“ Zusammen mit Männer-Sieger Jan Frodeno sorgte Haug für den ersten deutschen Hawaii-Doppelsieg der Geschichte. Titelverteidigerin Daniela Ryf erwischte keinen guten Tag und kam als 13. ins Ziel. Die Schweizerin verpasste es, als erste Athletin fünfmal hintereinander auf Hawaii zu gewinnen.

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Charles-Barclay schwimmt auf und davon

Kailua-Kona empfing die rund 2.500 für die WM qualifizierten Athletinnen und Athleten aus 74 Ländern nach einem verregneten Check-In-Tag am Raceday mit bewölktem Himmel. Als um 6.30 Uhr der Startschuss fiel, kamen deutliche Wellen in die Bucht und bewegten die 41 Profi-Frauen, unten ihnen sechs Deutsche, kräftig auf und ab: alles andere als perfekte Bedingungen für herausragende Zeiten in der Auftaktdisziplin. Für die beste Schwimmerin im Feld, Lucy Charles-Barclay, ging es aber ohnehin nicht darum, ihren Rekord aus dem letzten Jahr (48:14 Minuten) anzugreifen. Die Britin wollte und musste in ihrer Spezialdisziplin einen möglichst großen Vorsprung herausholen, um nach zwei zweiten Plätzen hinter Ryf endlich eine Chance auf den Titel zu bekommen.

Das Podium mit Anne Haug, Lucy Charles-Barclay (links) und Sarah Crowley (rechts).

Und so suchte Charles-Barclay mit dem Startkommando ihr Heil in der Flucht. Schon nach wenigen Hundert Metern schwamm sie an der Spitze, nur Lauren Brandon konnte das Tempo mit viel Mühe mitgehen. Bis zum Wendepunkt holte das Duo über eine Minute auf die Verfolgerinnen heraus und auf dem Rückweg gegen die Strömung kamen weitere Minuten hinzu. Nach 49:02 war Charles-Barclay als Erste zurück am Pier, Brandon stieg vier Sekunden später aus dem Pazifik. Angeführt von Jennifer Spieldenner, Jocelyn McCauley und Sarah True beendete die erste große Gruppe das Schwimmen nach 54 Minuten, mit dabei neben Titelverteidigerin Ryf auch die spätere Siegerin Anne Haug. Die nächste Gruppe mit den vier Deutschen Laura Philipp, Daniela Bleymehl, Svenja Thoes und Mareen Hufe sowie der dreifachen Hawaii-Siegerin Mirinda Carfrae erreichte die Wechselzone fünf Minuten später.

Haug fährt smart, Philipp und Bleymehl holen auf

Überraschend verlief das Rennen auf dem Rad, vor allem weil die erwartete Attacke durch Daniela Ryf ausblieb. Die Schweizerin hatte nach einem soliden Schwimmen diesmal nicht die Beine, um wie bei ihren vier Siegen zwischen 2015 und 2018 auf dem TT-Bike an die Spitze zu fahren. Die 32-Jährige konnte die erste Verfolgergruppe nicht halten. Stattdessen rückten andere Frauen in den Mittelpunkt. Lucy Charles-Barclay löste sich noch auf der kurzen Schleife durch Kona von Laura Brandon und bog allein in Front auf den Highway Richtung Hawi ab. Anne Haug führte die Verfolgergruppe mit Sarah Crowley, Imogen Simmonds und Carrie Lester über die längste Zeit nach Hawi an. Bei Kilometer 60 schluckte sie Brandon und fuhr vor auf Rang zwei. Noch schneller unterwegs waren zu diesem Zeitpunkt Laura Philipp und Daniela Bleymehl. Die beiden Erdinger-Profis drückten vom ersten Kilometer an gemeinsam aufs Tempo und knapsten von ihrem Zehn-Minuten-Rückstand nach dem Schwimmen Sekunde um Sekunde ab. Nach einem Drittel der Radstrecke hatte das Duo drei Minuten auf die Führende gutgemacht und sogar Daniela Ryf ein- und überholt. Beim Wendepunkt in Hawi waren sie schon fast an der Haug-Gruppe dran.

Auf den zweiten 90 Kilometern, die Sonne knallte inzwischen vom Himmel, wurde schnell klar, dass Charles-Barclay den Start-Ziel-Sieg anstrebt. Völlig allein an der Spitze fuhr die 26-Jährige das höchste Tempo. Auf sechs, sieben und schließlich acht Minuten vergrößert sie ihren Vorsprung bis in die zweite Wechselzone. In der Gruppe dahinter erledigte Bleymehl die meiste Führungsarbeit. Haug, Philipp, Crowley und Lester hielten sich zurück, während Imogen Simmonds irgendwann aus der Gruppe zurückfiel und noch vor Kona von Heather Jackson eingeholt wurde. Ryf wechselte erst zwölf Minuten nach Charles-Barclay als Neunte in die Laufschuhe.

Haug holt acht Minuten auf

Die alte Triathlon-Weißheit, dass ein Ironman beim Laufen entschieden wird, bewahrheitete sich einmal mehr an diesem denkwürdigen Tag. Haug, die schon im letzten Jahr mit dem schnellsten Marathon noch auf Platz drei vorgelaufen war, ließ sich von ihrem großen Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Nach 14 Kilometern hatte sie die vier Radbegleiterinnen abgehängt und den Abstand nach vorn halbiert. Beim Halbmarathon trennte sie nur noch Sekunden von Charles-Barclay. Die Entscheidung fiel im berühmt-berüchtigten Energy Lab: Haug zog links vorbei, Lucy Charles-Barclay versuchte erst gar nicht, der Bayreutherin zu folgen.

Die 15 Kilometer zurück nach Kona wurden für Anne Haug zum Triumphzug. Die zweifache Olympiateilnehmerin zog ihr extremes Tempo durch und lief in 2:51:07 Stunden den drittschnellsten Frauenmarathon der Hawaii-Geschichte. Nur Mirinda Carfrae war 2013 und 2014 jeweils etwa 30 Sekunden schneller. Mit der deutschen Fahne über den Schultern lief Haug durchs berühmteste Zieltor der Triathlonwelt, wo sie sich minutenlang von den vielen deutschen Fans feiern ließ.

Laura Philipp jubelt über Platz vier.

Um Platz zwei entwickelte sich ein dramatischer Kampf zwischen Charles-Barclay und Sarah Crowley. Neun Kilometer vor dem Ziel übernahm die Australierin zunächst den Silberrang, doch die Britin konterte wenige Kilometer später und wurde zum dritten Mal Zweite, während sich Crowley mit einem Sub-3-Marathon WM-Bronze sicherte. Laura Philipp kam bei ihrer ganz starken Premiere als Vierte ins Ziel, Kristin Liepold, Svenja Thoes und Mareen Hufe belegten die Ränge 17, 20 und 21. Und die beiden Danielas? Die litten beim Marathon sichtlich. Immerhin lief Daniela Bleymehl als Neunte noch ins Preisgeld und erfüllte damit ihr selbstformuliertes Minimalziel. Daniela Ryf zeigte, dass sie auch an einem schwachen Tag beißen kann. Nach den Plätzen zwei, eins, eins, eins und eins hörte sie diesmal als 13. die legendären Worte: „You are an Ironman!“

Ironman Hawaii 2019 | Frauen

13. Oktober 2019 | Kailua-Kona, Hawaii (USA)
PlatzNameLandGesamt3,86 km Swim180,2 km Bike42,195 km Run
1Anne HaugGER8:40:100:54:094:50:182:51:07
2Lucy Charles-BarcleyGBR8:46:440:49:024:47:213:06:00
3Sarah CrowleyAUS8:48:130:54:054:50:132:59:20
4Laura PhilippGER8:51:420:59:034:45:053:02:12
5Heather JacksonUSA8:54:440:59:124:46:463:04:17
6Kaisa SaliFIN8:55:330:59:144:53:542:57:19
7Corinne AbrahamGBR8:58:381:02:464:51:162:59:28
8Carrie LesterAUS8:58:400:54:154:50:023:09:37
9Daniela BleymehlGER9:08:300:59:064:45:083:19:33
10Linsey CorbinUSA9:09:060:59:095:00:263:03:51
17Kristin LiepoldGER9:23:131:15:245:02:213:00:25
20Svenja ThoesGER9:30:500:59:075:02:173:23:50
21Mareen HufeGER9:30:510:59:125:03:293:22:53

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Peter Jacob
Peter Jacob
Abitur, Studium der Sportwissenschaft und Volontariat bei dpa änderten nichts daran, dass Peter eines blieb: Ausdauersportler mit Leidenschaft. Auch wenn der Hamburger heute öfter die Laufschuhe schnürt, sind die Stärken des ehemaligen Leistungsschwimmers klar verteilt. Man munkelt, die Sportart Swimrun sei nur für ihn erfunden worden.

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