Donnerstag, 28. März 2024

Boris Stein – „Nach drei Kilometern kamen mir die ersten Athleten schon entgegen“

Die Vorfreude war groß auf das erste Rennen nach der Corona-Pause. Bei der Challenge Davos ging ein Teil der Triathlon-Weltelite an den Start. Nach einer knappen halben Stunde, die Athleten waren gerade aus dem Wasser gekommen und hatten die ersten Kilometer auf dem Rad zurückgelegt, wurde der Wettkampf abgesagt. Eine Gewitterfront über dem Flüelapass machte die Klettertour ins Gebirge unmöglich. Im Gespräch mit tri-mag.de berichtet Boris Stein von seinen Renneindrücken, dem Moment des Abbruchs und sein Programm für die kommende Woche.

Boris Stein, die Wettervorhersage sorgte schon vor dem Rennen für einige Unwägbarkeiten und Spekulationen. Findet nur ein Duathlon statt, wird die Radstrecke verkürzt? Wie häufig musstest du deine Pläne für das Rennen in dieser Zeit ändern?

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Ich habe schon vor zwei Wochen damit gerechnet, dass das Wetter schlecht wird, obwohl man das in den Alpen ja nie so genau weiß. Da gestern bei der Wettkampfbesprechung noch nichts gesagt wurde, wie es heute stattfindet, bin ich bis am Morgen vor dem Wettkampf noch von den Idealbedingungen ausgegangen.

Wie sehr hat die Entscheidung, die Abfahrten zu neutralisieren, an deinem Rennplan geändert?

Nicht besonders viel, nur, dass ich noch mehr Sachen zum Anziehen dabei gehabt hätte für die Abfahrt, als ich sie normalerweise mitgenommen hätte, wenn ich schnell hätte runterfahren müssen.

Wie hast du den Moment vor dem Start wahrgenommen, als ein erstes Donnern zu hören war?

Das Gewitter kam kurz bevor wir ins Wasser gegangen sind. Ich habe da schon in ein paar Profigesichter geschaut, die da ein bisschen Angst hatten. Bei vielen aber schaltet sich im Rennen der Verstand ein bisschen ab, auch bei mir. Man verlässt sich einfach auf den Veranstalter, dass man sicher die Strecke absolvieren kann. Die Notfallmechanismen haben zuerst offensichtlich nicht mehr gezogen. Man konnte es nicht mehr stoppen, zumindest, wenn man noch ein Agegrouperfeld dabei hat, das fällt uns in diesem Jahr so ein bisschen vor die Nase – aber das ist eben auch die Faszination am Triathlon, dass Profis und Altersklassenathleten zusammen starten. Wenn man nur ein reines Profifeld gehabt hätte, hätte man vielleicht auch sagen können, dass das Rennen erstmal abgebrochen und die Lage eine oder zwei Stunden später noch einmal bewertet wird. Aber so ist unser Sport, das macht ihn aus.

Wo hast du dich im Feld befunden, als du aus dem Wasser gekommen bist?

Ich war nicht ganz so weit vorn. Aber es war das erste Rennen der Saison, da schwimme ich meistens schlecht. Das weiß ich schon vorher. Auf der anderen Seite wäre bei dem Wettkampf eine schlechte Schwimmleistung nicht entscheidend für den Ausgang gewesen. Das war mir klar, Deshalb habe ich, als ich gesehen habe, dass ich nicht in der zweiten Gruppe bin, in der ich gern gewesen wäre, mir gesagt, ich schwimme einfach mein Tempo. Dann wollte ich schauen, was auf dem Pass noch geht, da wären die entscheidenden Minuten gemacht worden, nicht im Wasser.

Wo und wie hast du von dem Rennabbruch erfahren?

Ich bin noch drei Kilometer in den Anstieg hineingefahren. Dann kamen mir die ersten Athleten schon wieder entgegen, wo mir eigentlich noch niemand hätte entgegenkommen dürfen. Dann kamen die offiziellen Motorräder und haben uns informiert. Bis dahin habe ich mich auf dem Rad gut gefühlt. Es war zwar immer noch kalt, aber ich bin davon ausgegangen, dass mir in den nächsten Minuten warm wird.

Welchen Eindruck hattest du bis dahin vom Rennen, von der Renndynamik?

Die Athleten, die ich gesehen habe, hatten teilweise nach dem Schwimmen immer noch ein Lächeln auf dem Gesicht. Es hatten einfach viele Lust, trotz des schlechten Wetters, dann kam zunächst Unverständnis wegen des Abbruchs auf. Wir hatten damit gerechnet, dass es regnet, aber Gewitter ist eine andere Kategorie.

Nächste Woche bist du beim Ironman 70.3 Gdynia am Start, was hast Du Dir dafür vorgenommen?

Ich habe die Startlisten noch nicht gesehen. Ich habe nur bis Davos konkret geplant, aber im Hinterkopf gehabt, dass der Wettkampf in Gdynia stattfinden wird. Da gibt es eigentlich keine Ausreden, außer, dass die Saison relativ spät beginnt. Ich habe gut trainiert, möchte im vorderen Feld vom Rad steigen – und dann schauen wir mal, was passiert.

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5 Kommentare

  1. „Vielen Dank“ für die aus meiner Sicht wenig wertschätzende Aussage zum Agegrouperfeld, die den Profis „vor die Nase fällt“. Aus meiner persönlichen Agegroup-Sicht ist es jedoch so: ohne die Agegrouper, die brav und nicht unerheblich viel Startgeld zahlen und rund um Triathlonwettkämpfe und – produkte Umsatz machen, hätte Triathlon es als Randsportart schwer – und damit auch die Profis, die über Sponsorengelder Geld verdienen wollen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass manche Profis das vergessen. Ich habe als Agegrouper absolut Verständnis für die derzeit existenzbedrohende Lage vieler Profis (vor allem aus der zweiten und dritten Reihe), würde mir aber dennoch einen respektvollen und wertschätzende Verzicht auf Seitenhiebe in Richtung der Agegrouper wünschen. Mein grosses Mitgefühl ist heute bei ALLEN Beteiligten: Profis und Agegrouper, aber vor allem auch Helfer und Organisatoren. Vielleicht sollte jeder, der heute gegen die Organisation der Challenge Davos wettert, einmal selbst ein solches Event mit allem drum und dran organisieren und dann unter dem Druck von finanziellen Argumenten, behördlichen Genehmigungen und einer extremen Wettersituation über 1000 beteiligte Personen entscheiden, um die Komplexität zu verstehen. Und ganz ehrlich: wegen eines reinen Profirennens würde sich an so einem Tag kaum jemand mehrere Stunden in den Regen stellen zum Zuschauen.

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Redaktion triathlon
Redaktion triathlonhttps://tri-mag.de
Die Redaktion der Zeitschrift triathlon und von tri-mag.de sitzt in Deutschlands Triathlonhauptstadt Hamburg im Stadtteil Altona. Das rund zehnköpfige Journalistenteam liebt und lebt den Austausch, die täglichen Diskussionen und den Triathlonsport sowieso. So sind beispielsweise die mittäglichen Lauftreffs legendär. Kaum ein Strava-Segment zwischen Alster und Elbe, bei dem sich nicht der eine oder andere spomedis-Mitarbeiter in den Top Ten findet ...

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