Samstag, 20. April 2024

Das Wetter bremst Jonas Deichmann früh aus

Dass er bei seinem Projekt „Triathlon 360 degree“, dem „Triathlon rund um die Welt„, auf insgesamt rund 40.000 Kilometern hier und da Gegenwind – in welcher Form auch immer – erfahren würde, hatte Jonas Deichmann einkalkuliert. Nun wurde er bereits an Tag sieben buchstäblich vom Gegenwind vorerst ausgebremst. Seit dem gestrigen Freitag hängt der 33-Jährige zehn Kilometer südlich vom kroatischen Badeort Karlobag in der Warteschleife. „Es ist ziemlich starker Wind direkt von vorn. Schon am Donnerstag bin ich bei eher leichtem Wind beim Kreuzen von Buchten kaum rübergekommen. Wenn ich bei diesen Bedingungen weitermachen würde, würde ich rückwärts schwimmen. Das bringt absolut nichts“, berichtet der Abenteurer. „Jetzt muss ich erstmal die Beine hoch legen und ab Sonntag Gas geben.“

Markus Weinberg Kurz vor dem Start: Jonas Deichmann beginnt seine 40.000 Kilometer lange Reise bei strömendem Regen vom Odeonsplatz in München aus.

War ihm bei seinem vorangegangenen Projekt, dem „Triathlon rund um Deutschland“ das Glück beim Wetter insgesamt noch hold, machten ihm die Kapriolen seit dem Start am 26. September um 12 Uhr auf dem Odeonsplatz in München das Leben schwer – aber das gehört zum Abenteuer dazu. „Wir sind mit einer großen Menge von rund 30 Radfahrern die ersten Kilometer aus München rausgefahren, dann wurden es aber auch sehr schnell weniger. Es hat in Strömen geregnet“, so Deichmann. Sein Bruder begleitete ihn bis zur österreichischen Grenze, Dokumentarfilmer Markus Weinberg fuhr bis nach Kroatien mit.

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„Saukalt“ im Gebirge

Am zweiten Tag blieb es zwar trocken. „Es war aber saukalt“, erzählt Deichmann, den in einigen Wochen aller Voraussicht nach noch das Abenteuer Sibirien erwarten wird. Es war klar, dass es aufgrund der aktuellen Voraussetzungen eine Tour ins Ungewisse werden würde – und keine 24 Stunden nach dem Start folgte die erste Routenänderung. „Aufgrund der Quarantänebestimmungen durch die Corona-Pandemie hätten wir Tirol in zwölf Stunden durchqueren müssen, sonst hätte es in anderen Ländern Probleme gegeben. Und der Großglockner war wegen Schneefalls gesperrt“, so Deichmann. Die Alternative war eine weitaus östlicher verlaufende Strecke. „Wir sind über den fast 3.000 Meter hohen Hochkönig gefahren, nachts über den Tauernpass mit 1.700 Metern. Oben lag jede Menge Schnee und es war bitterkalt. Wir haben uns dort unter ein Vordach gelegt und übernachtet.“

Keine Corona-Kontrollen: „Die sehen das locker“

Am Montag ging es durch Kärnten und über die Turracher Höhe. „Wir sind auf diesem schönen Pass auf 1.700 Meter hoch. Unten hatten wir Dauerregen und oben dichten Schneefall. Das Wetter wurde erst besser, als wir nach Slowenien gekommen sind, über den Loiblpass in den Karawanken.“ Dort befindet sich das österreichisch-slowenische Grenzgebiet. „Man hat uns auf dem Pass zwar angeguckt, aber es gab keine Grenzkontrollen in Bezug auf Corona, die haben das locker gesehen“, berichtet Deichmann. „In Slowenien herrschte gutes Wetter und es ist eine traumhaft schöne Landschaft.“

privat Beeindruckende Landschaft: Jonas Deichmann ist an der Küste Kroatiens angekommen.

Am vierten Tag folgte der erneut unproblematische Grenzübertritt nach Kroatien, wo Deichmann zunächst die Inlandsroute wählte. „Auf kleinen, abgelegenen Straßen ging es immer hoch und runter, mit teilweise heftigen Anstiegen. Erst als wir zur Küste hin abgebogen sind, wurde es dann endlich warm und sonnig.“

Herausfordernde Bedingungen und neue Route

Mittwochabend dann waren die ersten insgesamt 800 Kilometer mit etlichen Höhenmetern zum Einrollen absolviert und Jonas Deichmann erreichte Karlobag, wo er die eigentliche erste Triathlon-Disziplin, das Schwimmen begann. „Mir geht es gut und ich bin nicht krank geworden, sodass ich am Donnerstagmorgen ins Wasser gegangen bin.“

Markus Weinberg Gegenwind und Wellen bremsten Jonas Deichmann aus.

Die Bedingungen in seiner selbst erklärt „schwächsten Disziplin“ waren sofort herausfordernd. „Ich hatte Gegenwind und kleine Wellen von vorn und bin gar nicht richtig vorankommen. Ich habe erneut meine Route ein bisschen geändert. Ich schwimme an der Küste vom Festland entlang und nicht an den vorgelagerten Inseln, weil da überhaupt nichts an Infrastruktur ist – wirklich gar nichts“, sagt Deichmann. Ein Risiko ist unterdessen weniger groß als erwartet. „Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass in dieser Gegend Corona-Risikogebiet ist, aber ich habe noch kein einziges Motorboot gesehen, nur ein Segelboot. Es gibt kaum Verkehr, es ist sehr einsam. Das ist gut für meine Zwecke.“

„Lebensgefährliche Bedingungen“

Sein Equipment hält, was er sich davon versprochen hat. „Mit dem Floß funktioniert alles, aber ich komme echt sehr langsam voran im Meer. Das ist nochmal schwieriger als im Bodensee, auch weil es teilweise ziemlich starke Strömungen gibt, die einen in die Buchten reinziehen.“ Bis zum Abend schaffte er rund zehn Kilometer, dann schlug er sein Nachtlager auf. „Das war nicht so einfach, weil der Uferbereich voller Steine ist.“ Deichmann legte noch knapp fünf Kilometer landeinwärts zu Fuß in die nächste Ortschaft zurück, um dort zu biwakieren und sich mit Verpflegung einzudecken. Bis Sonntag wird er nun pausieren, da für den heutigen Samstag ein Unwetter mit Sturmböen von 80 bis 90 Kilometern pro Stunde angekündigt ist. „Es wäre lebensgefährlich, bei solchen Bedingungen als Schwimmer im Wasser zu sein. Sonntag soll es ruhiger werden. Und irgendwann kommt der Wind von hinten, dann kann ich wieder Gas geben.“

Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig in Tagebuchform von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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