Nach der Sperre des deutschen Agegroup-Weltmeisters Christopher Dels ist damit innerhalb weniger Tage ein weiterer Fall im Triathlon bekannt geworden, in dem einem Sportler, dieses Mal vor allem dem Trainer, eine Infusion mit einer Kochsalzlösung zum Verhängnis wurde. Der ehemalige Sportchef des dänischen Triathlon-Verbands sei für vier Jahre von jeglicher Tätigkeit im Triathlon-Sport ausgeschlossen worden, wie es in dem Bericht der deutschsprachigen Tageszeitung aus Dänemark heißt.
Wie auch Dels verstießen Krüger und die junge dänische Athletin gegen Paragraf 2.2.1 des Anti-Doping-Codes der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA): „Es ist die persönliche Pflicht eines jeden Athleten dafür zu sorgen, dass keine verbotenen Stoffe in seinen Körper gelangen und keine verbotene Methode angewendet wird. Demzufolge ist es nicht erforderlich, dass Vorsatz, Verschulden, Fahrlässigkeit oder wissentliche Anwendung auf Seiten des Athleten nachgewiesen werden, um einen Verstoß gegen Anti-Doping-Bestimmungen wegen der Anwendung eines verbotenen Stoffs oder einer verbotenen Methode zu begründen.“
Nach Informationen der Zeitung habe Sif Bendix Madsen zugegeben, eine Infusion von 500 Millilitern einer Kochsalzlösung bekommen zu haben. Damit verletzte sie die Anti-Doping-Bestimmungen, denen zufolge intravenöse Infusionen oder Injektionen mit mehr als 100 Millilitern innerhalb von zwölf Stunden abseits von Krankenhausbehandlungen, chirurgischen Eingriffen oder klinischen diagnostischen Untersuchungen verboten sind. Die Flüssigkeit und das Gerät für die Infusion soll die junge Dänin vom damaligen Sportchef Krüger bekommen haben, zitiert „Der Norschleswiger“ eine Pressemitteilung des dänischen Sportverbands. Der Mitteilung zufolge sei die Strafe für Sif Bendix Madsen auf ein Jahr reduziert worden, weil sie zum Zeitpunkt des Verstoßes erst 17 Jahre alt war und nur eine passive Rolle gespielt habe. Sie soll nicht gewusst haben, dass es sich um eine verbotene Methode gehandelt hatte. Michael Krüger hingegen wurde mit dem vollen Strafmaß von vier Jahren vom Verband gesperrt. Beide Sperren laufen bereits rückwirkend seit dem 28. Juni 2019.
Harsche Kritik am Verband
Krüger äußerte sich der Zeitung gegenüber einige Tage später sehr enttäuscht und bezeichnete die vierjährige Sperre als „blinden Aktionismus“: „Ich bin mir völlig bewusst, dass ich einen Regelbruch begangen habe. Und ich habe es vorsätzlich gemacht. Ich bin aber sprachlos über die Länge und die Konsequenzen der Strafe, denn das Urteil nimmt keine Rücksicht darauf, dass nicht von einer leistungsfördernden Maßnahme die Rede ist, sondern ausschließlich ein Versuch war, einer erkrankten Athletin zu helfen“, sagte er dem „Nordschleswiger“. Er habe gegen Regeln verstoßen, die geschaffen worden seien, um Doping-Hintermänner und Doping-Netzwerke zu Fall zu bringen. Das Urteil sei viel zu hart und falsch, da weder von Doping noch von Vertuschung die Rede sein könne, heißt es weiter in dem Bericht der Zeitung.
„Die sozialen Konsequenzen sind enorm“
Krüger wurde Ende 2019 von seinem Amt als Sportchef des dänischen Triathlon-Verbands suspendiert. Zuvor hatte er rund 25 Jahre für den Verband gearbeitet. In den 90er-Jahren gehörte der heute 51-Jährige selbst zur dänischen Triathlon-Elite. Krüger war nach der eigenen Karriere unter anderem Trainer von Dirk Bockel. „Die sozialen Konsequenzen sind enorm“, äußerte sich Krüger in einer ausführlichen Stellungnahme auf seiner Facebookseite. So dürfe er auch seine beiden Kinder für den Zeitraum der Sperre nicht mehr trainieren und Bekannte nicht mehr bei Wettkämpfen treffen. Hinzu komme die öffentliche Debatte rund um seine Person, die nach dem Urteil nun wieder neu entfacht worden sei.