Donnerstag, 28. März 2024

„Ich bin wieder in meinem Metier“

Die Umgewöhnung fiel unerwartet schwer. Nach dreieinhalb Stunden auf dem Rad traten die ersten Probleme auf. „Mein Hintern tat ganz schön weh. Wenn man lange nicht im Sattel gesessen hat, muss man sich erstmal wieder daran gewöhnen, vor allem, weil die Haut noch aufgeweicht ist“, sagt Jonas Deichmann, der in Woche acht bei seinem Triathlon rund um die Welt den ersten offiziellen Disziplinenwechsel absolviert hatte. „Ich bin einfach froh, wieder auf dem Fahrrad zu sein. Es macht richtig Spaß, ich bin wieder in meinem Metier. Man sieht Landschaften, das ist etwas anders, als nur Wasser zu sehen – und es motiviert.“

Kleiner Defekt wird schnell behoben

Nach seiner Ankunft und dem Schwimmausstieg am Dienstag im kroatischen Dubrovnik feierte der 33-Jährige noch kurz den ersten Meilenstein und nahm abends sein Fahrrad in Empfang. Das hatte er sich kurz vor dem Schwimmstart in Karlobag per Post selbst nach Dubrovnik geschickt. „Ich hatte eine Kontaktadresse vom kroatischen Mountain Rescue Center. Dort hat jemand mein Rad in Empfang genommen und es mir abends nach meiner Ankunft in Dubrovnik hingebracht. Ein Schalt- und Bremshebel hatte etwas abbekommen, den habe ich im Radladen reparieren lassen, ansonsten war alles in Ordnung“, so Deichmann.

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Am Mittwochmittag startete schließlich die zweite Disziplin. „Wir sind erstmal 90 Kilometer raus aus Dubrovnik gefahren, nach Kotor in Montenegro“, erklärt Deichmann, der bis Sofia in Bulgarien vorerst von Dokumentarfilmer Markus Weinberg begleitet wird. „Wir erleben eine Hammerlandschaft. Montenegro ist eines der schönsten Länder, in denen ich bisher war. So klein und doch so abwechslungsreich“, betont der Abenteurer.

Markus Weinberg Die Straßen in Montenegro führen Jonas Deichmann in Serpentinen die Berge hoch.

Die ersten 20 Kilometer hatten auch Mitglieder des einheimischen Triathlonclubs Geleitschutz gegeben, denn die Verkehrssituation ist zumindest gewöhnungsbedürftig, genau wie die aktuellen Umstände. „Die Straße ging mit viel Verkehr spektakulär aus Dubrovnik heraus, dann entlang einer Bucht. Wir sind in der Dunkelheit in Kotor angekommen und hatten ein Hotel reserviert. Aber es war eine Herausforderung, Essen zu bekommen. In Montenegro ist ab sechs Uhr abends Sperrstunde und alles geschlossen. Das haben wir nicht gewusst. Die Rezeptionistin hat ein wenig herumtelefoniert und uns eine Pizza besorgt.“

Ein spektakulärer Pass

Am Donnerstag wartete schließlich das erste Highlight auf dem Rad. „Wir sind einen der spektakulärsten Pässe, die ich je in meinem Leben gesehen habe, hochgefahren. Ivan, der den letzten Tag im Wasser mitgeschwommen war, ist vorbeigekommen und mitgefahren. Wir sind in den Lovćen-Nationalpark gefahren. Dort geht es von Meeresniveau hoch bis auf 1.600 Meter, in einer einzigen Steigung, nicht steil, aber immer schön gleichmäßig sechs bis sieben Prozent. Eine Serpentine nach der anderen. Man hat immer den Ausblick runter auf die Bucht. Das ist richtig toll. Ganz oben ist ein Mausoleum. Von dort sieht man 80 Prozent von dem Land, überall Berge, kaum Häuser und Menschen. Absolut traumhaft.“

Markus Weinberg Die Geschwindigkeit hielt sich aufgrund der Straßenbedingungen in Grenzen.

Die Abfahrt vom Pass war gesäumt von vielen endlos scheinenden Kurven.“Die wenigen Autos, die einem begegnen, fahren wie die Verrückten, man muss wirklich aufpassen“, erklärt Deichmann. „Wir sind dann nach Cetinje heruntergefahren, die alte Hauptstadt. Wir wollten noch ein bisschen weiterfahren, mussten aber nach 100 Kilometer stoppen, weil wir es nicht mehr vor der Sperrstunde in die nächste Stadt geschafft hätten. Wo hätten wir dann etwas zu Essen bekommen? Wir haben uns dort ein schönes Hotel genommen und konnten sogar einen Kamin anzünden.“

Nach einem Tag wieder an das Rad gewöhnt

Am zweiten Tag auf dem Rad hatte sich Deichmann bereits erheblich besser gefühlt. „Ich gewöhne mich langsam wieder an das Radfahren, aber man schafft nur wenige Kilometer, weil es so früh dunkel wird.“

Markus Weinberg Kurz vor dem Start: Jonas Deichmann bricht in wenigen Augenblicken zur nächsten Etappe auf.

Am Freitag ging es dann erneut auf kleinen, einspurigen Straßen weiter. „Wir sind am Südufer des Skutarisee-Nationalparks entlang gefahren, nonstop hoch und runter.“ Die Geschwindigkeit: überschaubar. „Wir hatten einen Schnitt von unter 20 km/h. Hoch ist man nicht besonders schnell, runter aber auch nicht, weil man auf diesen engen, verschlungenen Straßen nur am Bremsen ist. So kann man aber die Wahnsinnsaussichten genießen, richtig toll. Immer mit dem See und den Bergen im Hintergrund. Auf der anderen Seite ist Albanien.“

Mazedonien im Blick

Die Grenze zum Nachbarland haben Deichmann und Weinberg am Freitagnachmittag erreicht, übernachteten schließlich in der 200.000-Einwohner-Stadt Shkodra. Heute soll es weitergehen – in die Berge, Richtung Mazedonien.

Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig in Tagebuchform von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.

Alle Tagebucheinträge von Jonas Deichmanns Triathlon um die Welt

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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