Donnerstag, 25. April 2024

„Ich hatte das Gefühl, ich brauche eine Veränderung“

Bengt Lüdke

Lasse Lührs, herzlichen Glückwunsch zum deutschen Meistertitel im Mixed Relay. Du hast direkt nach dem Rennen gesagt, dass du nicht ganz zufrieden warst, weil es zäh lief. Was genau lief denn zäh bei dir?
Naja, mit dem Teamergebnis sind wir natürlich super happy, das ist top und genau das, was wir erreichen wollten. Darum geht es ja am Ende, dass man eine starke Teamleistung abliefert. Meine Einzelleistung war aber einfach ein schwerer Part. Ich habe ziemlich gelitten. Henry Graf war einfach super drauf. Da hatte ich keine Chance. Aber ich hatte natürlich gehofft, dass es besser läuft. Jetzt hoffe ich, dass ich am Sonntag beim Einzelrennen topfit am Start stehen werde. Am Donnerstag und am Sonntag in Topform zu sein, ist nicht ganz einfach. Da muss man mit dem Trainingsplan ein bisschen jonglieren.

Wie sieht denn dein Trainingsplan bis Sonntag aus?
Am Freitag gehe ich ein bisschen Schwimmen und Radfahren. Vielleicht fahre ich in meine alte Heimat nach Potsdam, da bin ich sechs Jahre zur Schule gegangen. Am Samstag steht dann noch einmal Schwimmen und Laufen an. Sonntag heißt es dann: Vollgas geben.

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Du hast gesagt, dass es zäh lief, aber du hattest insgesamt die zweitschnellste Zeit der Männer. Was ist möglich für Lasse Lührs an einem Tag, der nicht zäh läuft?
(lacht) Dass ich fit bin, das haben die letzten Ergebnisse gezeigt. Vor allem Leeds vor zwei Wochen lief super. Da habe ich mich so gut gefühlt, wie fast noch nie. Dass nicht jeder Tag so laufen kann, ist mir aber auch bewusst. Ich habe mich aktuell jedenfalls schon mal frischer gefühlt. Wenn ich am Sonntag an der Startlinie stehe, geht da sicherlich aber noch mehr.

Das Team hat einen hervorragenden Job gemacht.

Lasse Lührs

In einem Staffelrennen trägst du Verantwortung auch für die Teamkollegen. Fiebert man noch mehr mit, wenn man selbst das Gefühl hat, man hätte noch mehr herausholen können?
Ja, schon. Ich habe gehofft, einen etwas besseren Beitrag zur Staffel leisten zu können. Es ist ein zusätzlicher Druck, weil man den Teamkameraden die bestmögliche Ausgangsposition verschaffen will. Natürlich habe ich gehofft, dass das Team das Ruder rumreißt. Die haben dann einen hervorragenden Job gemacht.

Vergangene Saison lief für dich nicht unbedingt, wie erhofft. Diese Saison warst du bei vier internationalen Starts viermal unter den ersten zehn Athleten, zweimal davon auf dem Podest. Beim WTCS-Rennen in Leeds bist du zuletzt auf Rang drei gelandet. Hast du eine Erklärung für die gute Gesamtform derzeit?
Da kommt viel zusammen. Die letzten fünf Jahre habe ich ja in Spanien gewohnt und trainiert, wo ich mich richtig wohlgefühlt habe. Das möchte ich gern mal wieder machen, weil es eine tolle Zeit war. Aber ich hatte nach der letzten Saison, die für mich absolut nicht zufriedenstellend verlief, das Gefühl, dass ich eine Veränderung brauche, einen neuen Reiz. Ich habe dann im Winter viel umgestellt, bin nach Deutschland gezogen, wohne in Bonn, habe zwei neue Trainer plus Athletikcoach. Wir haben an vielen Schrauben gedreht, vieles geändert. Ich habe jetzt auch eine Ernährungsberaterin vom Olympiastützpunkt Rheinland. Ich habe grundsätzlich vieles überdacht. Es war Zeit für etwas Neues – und darauf spricht der Körper jetzt an und es geht wieder vorwärts.

Ein Nebeneffekt ist, dass man so automatisch auf den Favoritenlisten wieder nach oben rutscht. Wie sehr setzt dich das unter Druck?
Eigentlich nicht besonders. Leeds war ein cooles Ergebnis, das mir niemand mehr nehmen kann. Am Sonntag werden die Karten neu gemischt, da wird Leeds keine Rolle spielen, da hatten vielleicht auch einige deutsche Athleten Pech oder einen schwächeren Tag. Die werden dafür am Sonntag vielleicht wieder topfit an den Start gehen. Das Rennen in Leeds hat einfach gezeigt, dass ich in guter Form bin.

Es wird ein schnelles Rennen – über alle drei Disziplinen.

Lasse Lührs

Siehst du dich dadurch selbst als Favorit?
Auf jeden Fall. Mein Ziel ist es, das Rennen zu gewinnen.

Die Liste der Mitfavoriten ist lang, wen hast du besonders im Blick?
Ich könnte da bestimmt zehn Namen aufzählen. Das Coole ist, dass wirklich alle da und offenbar ziemlich gut drauf sind. Wenn man sich die Weltrangliste anschaut, dann sind unter den Top100 sieben oder acht Deutsche. Das gab es lange nicht mehr. Viele haben zu Beginn der Saison tolle Leistungen gezeigt. Es wird ein superspannendes Rennen.

Was wird am Renntag ausschlaggebend sein – außer der Tagesform?
Die Taktik ist immer schwer vorherzusagen. Vieles wird auch aus dem Rennverlauf erst ergeben. Ich denke, das Schwimmen wird entscheidend sein, weil niemand auf dem Rad auf die anderen warten wird. Wer da nicht vorn dabei ist, verpasst den Zug. Auf dem Rad wird es zur Sache gehen, wenn es vorn eine Gruppe gibt – und dann wird sicherlich schnell gelaufen. Das Wichtigste ist also, nach dem Schwimmen gut dabei zu sein und dann Druck zu machen, damit niemand von hinten aufschließen kann. Es wird sicherlich ein schnelles Rennen – über alle drei Disziplinen.

Wie sieht deine weitere Saisonplanung aus?
Zur Zeit geht es Schlag auf Schlag. In zwei Wochen geht es nach Hamburg, das ist natürlich noch einmal ein großes Highlight. Danach folgt ein kleiner Season Break für mich. Dann hoffe ich, dass ich in München bei der Europameisterschaft dabei sein werde, für die sich der Sieger der DM direkt qualifiziert.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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