Freitag, 19. April 2024

Iden trifft bei Ironman-70.3-WM auf Blummenfelt, Bækkegård und Long

Frank Wechsel / spomedis 2019 kam der Ironman-70.3-WM-Sieg von Gustav Iden für viele noch überraschend. Am Samstag hat der Norweger nichts als die Titelverteidigung im Sinn.

Wenn es am Samstagmorgen um 7 Uhr Ortszeit (15 Uhr deutscher Zeit) in St. George um den Ironman-70.3-WM-Titel geht, sind die Augen der Favoriten im Männerrennen insbesondere auf den amtierenden Weltmeister über die Halbdistanz gerichtet. Gustav Iden, der 2019 – für viele überraschend – unter kuriosen Bedingungen den Titel in Nizza holte, hat seitdem mehrmals bewiesen, dass dieser große Erfolg kein positiver Ausrutscher war. Der 25-jährige Norweger scheint ein besonderes Händchen für die Mitteldistanz zu haben: Im Dezember 2020 gewann er das prestigeträchtige Rennen der Challenge Daytona, auch sein Auftritt beim Collins Cup war äußerst dominant – samt schnellster Laufzeit des Tages. Das könnte bereits der entscheidende Fingerzeig sein: Denn Idens Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung bestehen nicht unbedingt in einem Ausreißversuch auf dem Rad, sondern dem „Dabeibleiben“ an der Spitze, ohne dabei zu viele Körner zu lassen, und dem anschließend schnellsten Halbmarathon des Tages.

Auf den Showdown in Utah bereitete sich Iden, Achtplatzierter der Olympischen Spiele in Tokio, zuletzt gut zwei Wochen im Höhentrainingslager in Flagstaff (Arizona) vor. An die Zeitzone, Höhe und Hitze ist der Weltmeister deshalb wohl bereits bestens angepasst. In einem direkten Laufduell scheint es bei dem Aufgebot am Samstag nur zwei Athleten zu geben, die Gustav Iden bei seiner gewohnten Laufform gefährlich werden könnten. Während die größte Konkurrenz aus den eigenen Reihen kommt, gibt es zusätzlich noch einige andere Athleten, die vielleicht bereit sein werden, auf dem Rad viel zu riskieren, um Iden zu distanzieren oder zumindest für den abschließenden Lauf entscheidend vorzubelasten. Ein Aufeinandertreffen mit mehreren der ganz großen Namen und einigen Topathleten, die sich ursprünglich für die WM ankündigten, bleibt nach einer Vielzahl von Absagen aus verschiedenen Gründen allerdings aus.

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Blummenfelt peilt großes Gold-Triple an, Bækkegård, Appleton und Long mit Podiumsambitionen

Die größte Konkurrenz bekommt Iden ausgerechnet von seinem Trainingskollegen, guten Freund und dem amtierenden Olympiasieger Kristian Blummenfelt. Der 27-Jährige, der nach seinem Sieg in Tokio außerdem eine Wildcard für die Ironman-WM auf Hawaii erhielt und die amtierende Weltbestzeit auf der Ironman-70.3-Distanz besitzt, belegte bei der Mitteldistanz-WM 2019 in Frankreich Platz vier. Damals wurde dem robusten Norweger die bergige Radstrecke samt 25 Kilometer langem Anstieg beim Laufen zum Verhängnis, obwohl er als exzellenter Radfahrer gilt. Auch wenn die Strecke in St. George nicht flach ist, dürfte sie Blummenfelt deutlich mehr entgegenkommen. Der Norweger reiste erst in der Rennwoche nach Utah, hat also weniger Zeit sich an die heißen Bedingungen und das Streckenprofil zu gewöhnen als andere Konkurrenten. Auf das WM-Rennen bereitete sich der Olympiasieger im heimischen Bergen vor – unter anderem mit einem Laufband in der Hitzekammer.

Am Samstag strebt Blummenfelt ein historisches Triple an: Bei einem Sieg hätte er sowohl die Olympischen Spiele als auch die Kurzdistanz-WM-Serie und die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft in einem Jahr für sich entschieden. Und die Chancen stehen nicht schlecht: Beim Schwimmen wird Blummenfelt wohl vorn mit dabei sein, auf dem Rad ist er nur sehr schwer abzuschütteln, wobei eine Attacke seinerseits deutlich wahrscheinlicher scheint und beim Laufen absolvierte der Norweger den Halbmarathon im 70.3-Rennen bereits zweimal unter 1:07 Stunden. Es scheint, als würde es eine Schwäche von Blummenfelt brauchen, damit sich nicht auch diese Goldmedaille in seine beeindruckende Sammlung aus 2021 einreiht.

Starke internationale Konkurrenz

Der Däne Daniel Bækkegård ist ebenfalls mit Podiumsambitionen nach Utah angereist. Im Mai wurde Bækkegård auf der gleichen Strecke beim Ironman 70.3 St. George disqualifiziert, lag zwischenzeitlich beim Laufen in Führung. Der 25-Jährige ist in allen Disziplinen sehr ausgeglichen und sowohl beim Radfahren als auch beim Laufen als äußerst stark einzuschätzen. Sollte einer der anderen Favoriten schwächeln, wird er seine Chance bekommen, sich ganz nach oben vorzuschieben.

Sam Long belegte beim Ironman 70.3 St. George im Mai nach einem packenden Sprintfinish mit Lionel Sanders den zweiten Platz. Das Podium hat der US-Amerikaner auch am Wochenende wieder im Visier. Für ihn wird entscheidend sein, wie viel Rückstand er nach dem Schwimmen mit auf die Radstrecke nimmt, und ob seine Aufholjagd angesichts der starken Radfahrer an der Spitze von Erfolg gekrönt sein wird. Setzt Long alles daran, Zeit auf die Führenden gutzumachen, könnte ihm dies außerdem beim Laufen zum Verhängnis werden. Ergreift an der Spitze allerdings niemand die Initiative, ist es Longs Chance, aufzuholen und mitten im Renngeschehen zu sein. Gelingt ihm eine Aufholjagd auf dem Rad ist das Podium durchaus realistisch. Auch Sam Appleton, Ben Kanute, George Goodwin, Kyle Smith und Magnus Ditlev sind an einem guten Tag absolute Top-Platzierungen zuzutrauen.

Frank Wechsel / spomedis Olympiasieger, Kurzdistanz-Weltmeister und Ironman-70.3-Weltmeister in einem Jahr? Kristian Blummenfelt könnte am Samstag etwas Historisches gelingen.

Sanders verzichtet freiwillig, Brownlee, von Berg und Hanson sagen angeschlagen ab, Van Riel und Wilde konzentrieren sich auf Super League

Auch wenn es zu einer spannenden Auseinandersetzung im Kampf um den WM-Titel kommen wird, ist das Feld deutlich ausgedünnt: Während Jan Frodeno angesichts seiner Hawaii-Vorbereitung bereits frühzeitig die Ironman-70.3-WM aus seinem Kalender ausschloss, entscheid sich Kanadier Lionel Sanders kurzfristig gegen einen Start. Um sich besser auf Kona vorzubereiten, würde er dieses Jahr lieber noch zwei Langdistanzen absolvieren und in Chattanooga und Kalifornien an den Start gehen. Auch Alistair Brownlee, 70.3-Vizeweltmeister von 2019, musste seinen Start absagen. Der zweifache Olympiasieger wurde Ende Juli am Knöchel operiert und hat das nötige Leistungsniveau noch nicht wieder erreicht. Ähnlich geht es auch Rudy von Berg, Dritter in Nizza 2019, der in den vergangenen Wochen von einem Infekt ausgebremst wurde und seinen Start kurzfristig absagen musste.

Matt Hanson, der ebenfalls gute Chancen auf eine Top-Platzierung gehabt hätte, verzichtet aufgrund von anhaltenden Knieproblemen. Sebastian Kienle entschied sich zuletzt – unabhängig von seinen Verletzungsproblemen – für einen Start in Roth und damit gegen die Ironman-70.3-WM, während sich Patrick Lange keinen Slot für St. George gesichert hat. Die beiden Kurzdistanzler Hayden Wilde und Marten Van Riel, Dritter und Vierter bei den Olympischen Spielen in Tokio, waren ebenfalls qualifiziert. Sie hätten das Rennen zwar sehr aufgewertet und wohl sehr spannend gemacht, entschieden sich aber für Starts bei den derzeitigen Super-League-Rennen.

Nils Flieshardt / spomedis Anstatt bei der Ironman-70.3-WM in St. George zu starten, peilt Lionel Sanders noch zwei weitere Langdistanz-Rennen in 2021 an.

Funk und Stratmann mit guten Chancen auf Top-Platzierung

Aus deutscher Sicht kommen Frederic Funk und Jan Startmann die besten Chancen auf eine vordere Platzierung bei der Ironman-70.3-WM zu. Funk gewann in diesem Jahr die Rennen bei der Challenge St. Pölten und Challenge Walchsee, wurde bei „The Championship“ zuletzt Dritter. Stratmann entschied in Zell am See vor einigen Wochen erstmals ein großes Ironman-70.3-Rennen für sich. Beide sind auf dem Rad äußerst stark und können im Anschluss stark laufen – mit leichtem Vorteil auf dem Rad für Funk und beim Laufen für Stratmann. Sowohl für Funk als auch für Stratmann ist es die erste Teilnahme bei einer Ironman-70.3-WM. Insbesondere Funk ist es zuzutrauen, dass er sich bei einem beherzten Radfahren in Szene setzen kann und vielleicht sogar das Rennen zwischenzeitlich anführt. Die Trainings- und Wettkampfergebnisse beider Athleten haben zuletzt deutlich gemacht, dass am richtigen Tag durchaus eine einstellige Platzierung drin ist. Für Deutschland gehen am Samstag außerdem noch Marcus Herbst und Youngster Mika Noodt ins Rennen. Andreas Dreitz, Maurice Clavel, Nils Frommhold, Michael Raelert und Florian Angert entschieden sich trotz Qualifikation gegen eine Teilnahme.

Tommy Zaferes Für Frederic Funk ist der Start in St. George die erste Teilnahme an einer Ironman-70.3-WM in seiner Karriere.

In einer älteren Version des Artikels wurde auch Javier Gomez mit Chancen auf eine Podiumsplatzierung genannt. Der Spanier wird neuesten Informationen zufolge jedoch nicht bei der Ironman-70.3-WM in St. George starten.

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Simon Müller
Simon Müller
Simon Müller ist selbst als ambitionierter Athlet unterwegs. 2022 wurde er Deutscher Meister auf der Kurzdistanz, 2019 qualifizierte sich bei seinem ersten Ironman in Mexiko mit einem AK-Sieg in 8:45 Stunden für den Ironman Hawaii. In seiner Brust schlägt neben dem Triathleten- auch ganz besonders ein Läuferherz. Simons Bestzeite über 10 Kilometer liegt bei unglaublichen 30:29 Minuten.

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"Wir glauben an uns selbst", betont der Cheftrainer der Skandinavier. Noch hat aus dem Team aber nur der amtierende Olympiasieger Kristian Blummenfelt sein Ticket für die Olympischen Spiele sicher. Im Gespräch mit tri-mag.de erklärt Jermstad die aktuelle Situation bei den Norwegern.

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