Donnerstag, 18. April 2024

Ironman bietet Transfer der Startplätze an

Frank Wechsel / spomedis Wer seinen Startplatz bei einem Ironman-Rennen 2022 wegen einer Coronainfektion absagen muss, hat die Option, im nächsten Jahr oder bei einem Rennen der gleichen Kategorie zu starten.

Am 25. Mai bekommt Stefanie Niederberger im Laufe des Tages plötzlich Kopfschmerzen und fühlt sich schlapp. Sie legt sich nachmittags hin – und schläft bis zum nächsten Morgen durch. Sie fühlt sich so gerädert, dass ihr Böses schwant. Der Schnelltest bestätigt die Vermutung, ein PCR-Test räumt die letzten Zweifel aus: Stefanie Niederberger hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Wenige Tage vor ihrer geplanten Teilnahme am Ironman Hamburg. Es ist eine Situation, wie sie sich kein Athlet wünscht, wie sie allerdings durchaus vorkommt dieser Tage. Starten? Eher ausgeschlossen. Was tun also? Es kommt darauf an, mit dem Veranstalter eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden. Für den Big Player im Geschäft lässt sich dabei sagen: Ironman bietet zumindest in Europa in einem solchen Fall einen Transfer des Startplatzes an.

Positiver Coronatestnachweis ermöglicht Startplatztransfer

„Wenn ein positives Coronatestergebnis innerhalb der vier Wochen vor dem Renntermin vorliegt, bieten wir den Athleten eine Verschiebung auf das gleiche Rennen in 2023 an – oder der Athlet kann für 2022 ein Rennen der gleichen Kategorie auswählen, welches zu dem Zeitpunkt noch nicht ausverkauft ist“, erklärt Franziska Steinmann, Regional Marketing Managerin für Europa, den Nahen Osten und Afrika bei Ironman, auf Nachfrage von tri-mag.de. „Diese Regel gilt europaweit“, betont Steinmann. Athleten, die sich ummelden möchten, müssen lediglich für die Transfergebühr von 39 Euro und die Active-Gebühr aufkommen.

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Niederberger zieht Start in Hamburg in Erwägung

Das ist nicht jedem Athleten bekannt – weil sich nicht jeder mit einem solch möglichen Szenario im Vorfeld beschäftigt. Es wird schon alles gut gehen. Stefanie Niederberger wusste zunächst ebenfalls nichts von ihren Möglichkeiten. „Natürlich hatte ich bei dem Testergebnis das Rennen sofort im Kopf. Gestorben war es für mich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht. Ich habe erst einmal bei meinem Trainer und einem Arzt ausgelotet, ob die es für sinnvoll erachten, dass ich starte, wenn ich bis zum Wettkampftag wieder negativ getestet würde. Dann wäre ich zwar nicht bei 100 Prozent gewesen, hätte das Rennen aber irgendwie ins Ziel bringen können.“ Klare Antwort beider laut Niederberger: „Nein.“

privat Nach überstandener Coronainfektion ist Stefanie Niederberger zurück im Training, um im kommenden Jahr beim Ironman Hamburg zu starten.

Parallel spielte die Oldenburgerin mögliche Szenarien durch. „Ich habe dann sofort entschieden, dass ich für solch ein Rennen nicht meine Gesundheit ruinieren werde. Da die Startgebühren für einen Ironman aber keine Peanuts sind, habe ich mich gefragt, ob es möglich ist, dass ich meinen Startplatz storniere oder auf das kommende Jahr transferiere.“ Die AGBs des Veranstalters sind zunächst einmal so formuliert, dass das eigentlich nicht geht. „Unser Athletenservice ist aber so kulant, dass wir den Sportlern bei einer Coronainfektion die Möglichkeit geben, den Startplatz zu verschieben“, erläutert Steinmann.

Rennorganisatoren mit PCR-Test-Kopie für Startplatztransfer direkt kontaktieren

„Im ersten Moment habe ich nicht sonderlich viel Hoffnung gehabt. Aber unter den AGBs stand eine Nummer, die man bei Fragen anrufen kann. Das habe ich getan“, erklärt Stefanie Niederberger. „Ich habe meine Situation mit der Coronainfektion geschildert und gefragt, was ich tun kann. Daraufhin hat mir die Ansprechpartnerin ohne Umschweife gesagt, ich könnte einfach eine Kopie des positiven PCR-Tests per Mail direkt an den Veranstalter, in diesem Fall Ironman Hamburg, schicken. Dann könnte ich mich auf das Jahr 2023 ummelden.“

Umgehende Antwort per Mail

Innerhalb einer Stunde nach dem Absenden habe sie die Antwort im Postfach gefunden: „Ich wurde im System registriert und erhalte einen Link, sobald die Anmeldung für das Jahr 2023 öffnet, um mich für dieses Rennen anmelden zu können.“ Eine Rückerstattung der Startgebühr sei nicht möglich. Im Rahmen der Startplatzstornierung erhielt Niederberger allerdings den Betrag für die Tageslizenz zurück, den sie bei der Ummeldung nun natürlich erneut bezahlen muss. Für die 37-Jährige ist das Entgegenkommen Ironmans ein positives Signal, auch wenn sie einige Zeit in die Recherche nach ihren Optionen stecken musste.

Alternativprogramm am 5. Juni: Spaziergang statt Rennen

Ihre Coronaerkrankung hat sie derweil überstanden. „Ich hatte zunächst noch ein bisschen Nachwehen in Form von Erkältungssymptomen und mir erst einmal die Zeit gegeben, gesund zu werden. Nach einem Arztcheck habe ich jetzt die Nachricht erhalten, dass ich wieder kerngesund bin. Ich kann mit dem Training wieder loslegen“, erklärt die Oldenburgerin, die den Renntag in der Hansestadt am 5. Juni mit einem weinenden Auge verfolgt hat. „Das war echt hart für mich. Erstaunlich war, dass ich am Morgen vor dem Rennen zu dem Zeitpunkt aufgewacht bin, an dem ich bei einem Start hätte aufstehen müssen. Ich habe Freunde und Bekannte über den Tracker verfolgt. Aber im Laufe des Tages habe ich auch eine gewisse Distanz gegenüber dem Event aufgebaut. Mein Alternativprogramm war ein langer Spaziergang bei strahlendem Sonnenschein. Eigentlich mein perfektes Rennwetter.“ Darauf hofft sie nun bei ihrem Start an der Alster im nächsten Sommer.

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2 Kommentare

  1. Liebes Triathlon-Team!

    Vielen Dank für diesen Artikel! Sehr interessant und die wohl einzige Meldung im Netz zu diesem Thema! Das Thema Rücktrittsbedingungen und Startplatzverschiebung etc. ist leider wenig beachtet; umso wichtiger, wenn es relevant wird – wie aktuell leider bei mir:

    Aufgrund eines Fahrradunfalls kann ich nicht an einer IM-Veranstaltung teilnehmen (IM 70.3 Zell am See Ende August).

    Trotz ärztlichen Attests gibt es laut Rücktrittsbedingungen von IRONMAN (ab 45 Tagen vor dem Rennen) keine Möglichkeit meinen Startplatz wenigstens auf das kommende Jahr zu verschieben. Es sei denn: Ich hätte Corona!

    Nun bin ich ehrlich überrascht, enttäuscht und verärgert. Ich war in der Tat im Glauben, dass meine Verhinderung aufgrund eines unverschuldeten Unfalls auch innerhalb des 45 Tages Zeitraums vor dem Rennen einen validen Grund zur Verschiebung darstellt. Leider habe ich falsch gedacht!

    Da ich schließlich den Eindruck habe, dass das nicht so recht bekannt ist, will ich meine Erfahrung hier kundtun.

    Und vor allen Dingen wünsche ich allen Athlet*innen gute Gesundheit für die anstehenden Ziele!

  2. !Leider nein, leider gar nicht! „„Diese Regel gilt europaweit“, betont Steinmann.“
    Hierbei handelt es sich wohl eher um eine PR-Lüge, denn als ich 8 Tage vor Maastricht erstmals positiv getestet wurde, habe ich das direkt an den Veranstalter gemeldet. Doch obwohl ich einen Link auf diesen Artikel und das Interview mit Frau Steinmann hinzufügte, schrieb man mir unumwunden zurück, dass diese Regel in Maastricht nicht gilt. So viel zum Thema Kulanz der Firma Ironman ihren Kunden gegenüber…

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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