Donnerstag, 25. April 2024

Jonas Deichmann auf Zeitreise

Am 26. Dezember dieses Jahres wird der offizielle Beschluss der Auflösung der Sowjetunion 30 Jahre her sein. Auf seinem Weg in Richtung Sibirien durch Gebiete ehemaliger Sowjetrepubliken aber hatte Jonas Deichmann teilweise das Gefühl, er befindet sich auf einer Zeitreise. Die Route seines Triathlon rund um die Welt führte ihn über Moldawien in die Ukraine – mit einer kurzen Transitpassage durch Transnistrien, ein De-facto-Regime, das als nicht anerkannter Staat eine von Moldawien umschlossene Enklave bildet.

Transnistrien: eigene Währung, eigener Pass – aber nicht anerkannt

Für den 33-Jährigen war die Fahrt durch Transnistrien ein weiteres Abenteuer. „Es gab zwar keine richtige Grenze, aber so etwas wie Grenzposten. Transnistrien besitzt eine eigene Währung, eigene Nummernschilder und die Einwohner haben eigene Pässe“, berichtet Deichmann. „Viele haben uns vorher gesagt, wir würden dort nicht reinkommen und wir hatten uns schon darauf eingestellt, wollten es aber trotzdem versuchen“, so der Abenteurer. „Die Soldaten am Grenzposten haben uns nach zehn Minuten unsere Pässe zurückgegeben, mit einem Zettel, auf dem Transit stand.“

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Schneller Transit durch das Abenteuer Transnistrien

Damit war die Erlaubnis erteilt, das Gebiet zu durchqueren. „Ein Soldat hat uns gesagt, wir dürften uns drei Stunden dort aufhalten, ein anderer, dass wir dort nur nicht schlafen sollten. Wir haben uns dann dazu entschieden, schnell durchzufahren, es waren ja nur 40 oder 50 Kilometer“, erzählt Deichmann, der den aktuellen Abschnitt bei seinem Projekt mit Dokumentarfilmer Markus Weinberg absolviert. „Wir waren super happy, dass wir da durch durften.“ Höhepunkt des Transits war die Hauptstadt Tiraspol. „Dort wirkt alles wie aus einer anderen Zeit. Die Regierung möchte eine Art Sowjetunion zurück. Die haben in ihrer Fahne noch Hammer und Sichel und Panzer als Denkmäler.“

Übernachten im verlassenen Stall

Die Zeit holte Deichmann bei seinem Projekt aber schnell wieder ein. Vor Transnistrien war er über Rumänien nach Moldawien gekommen. „Rumänien ist flach, hat wenige Hügel und endlos lange Straßen, kaum Kurven, da kann es 30 bis 40 Kilometer schnurgeradeaus gehen, vorbei an alter Industrie und Landwirtschaft. Man spürt noch den alten Kommunismus“, so Deichmann, der die erste Nacht in einem verlassen Stall außerhalb eines Dorfes verbrachte.

Markus Weinberg Stärkung mit traditionellem Essen: Jonas Deichmann genießt auch die kulinarischen Erlebnisse auf seinem Triathlon rund um die Welt.

Allein am Grenzübergang nach Moldawien

Anschließend ging es nach Galati, um die Donau zu überqueren und nach Moldawien einzureisen. „Das ist eigentlich ein großer Grenzübergang, weil an der Stelle alles rüberfährt nach Moldawien und in die Ukraine. In Zeiten von Corona war es dort aber komplett leer, wir waren beinahe die Einzigen“, sagt Deichmann. Die vielen Schotterwege im „Backcountry“ haben dafür gesorgt, dass Zeit bei seinem Abenteuer für einen kurzen Moment relativ wurde. „Man fühlt sich entschleunigt. Es ist hügelig und ein tolles Land zum Radfahren.“ Übernachtet haben Deichmann und Weinberg unter anderem in einem Lkw, der ihnen von einem freundlichen Ladenbesitzer für die Nacht zur Verfügung gestellt wurde.

Hoffen auf das Visum

Nach der Fahrt durch Transnistrien spielte die Zeit wieder eine größere Rolle. Mit dem Grenzübergang in die Ukraine rückte die Hafenstadt Odessa in den Fokus. In der Stadt am Schwarzen Meer konnte Deichmann in einem Fahrradladen ein paar Reparaturen vornehmen. Das Etappenziel Russland rückt näher. „Wir haben noch 700 Kilometer bis nach Charkiw. Dort bekomme ich hoffentlich meinen Pass mit russischem Visum.“ Dann geht es bei seinem Projekt weiter in Richtung Sibirien.

Fotos: Markus Weinberg

Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig in Tagebuchform von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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