Dienstag, 16. April 2024

Jonas Deichmann ist froh, wieder sein „eigener Chef“ zu sein

privat

Jonas Deichmann kann die verbleibenden Distanzen mittlerweile an zwei Händen abzählen: Noch zehn Marathons, dann erreicht er auf seinem Triathlon rund um die Welt sein großes Ziel: Cancún auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán bildet das Ende seines Laufs quer über den amerikanischen Kontinent. Wie nah er seinem Ziel bereits gekommen ist, verdeutlichte unter der Woche ein Verkehrsschild. Erstmals begegnete dem 34-Jährigen am Straßenrand der Name der 900.000-Einwohner-Stadt mit Distanzangabe. Am Freitag waren es noch 475 Kilometer. „Knapp über eine Woche noch, dann bin ich im Ziel.“

Hohe Temperaturen und eintönige Landschaft

Die vergangene Woche war vor allem geprägt von klimatischen und mentalen Herausforderungen. „Es war einfach nur heiß, schwül, flach und ewig geradeaus“, erklärt Deichmann, dass sich neben die Hitze auch noch landschaftliche Tristesse gesellt hat. „Ich bin von Tabasco in den Bundesstaat Campeche rübergelaufen. Es war komplett flach, die Straße verlief immer schnurgerade und es war – abgesehen von den Küstenstreifen – ziemlich langweilig. 50 Kilometer lang geht es vorbei an endlosen Rinderfarmen, dann eine kleine Kurve, eine Kreuzung – und wieder 50 Kilometer geradeaus.“

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Keine Massen an Mitläufern

Es gab aber auch eine, zumindest für den Moment, positive Randerscheinung. Die Massen an Mitläufern, die Deichmann phasenweise sogar am Vorankommen gehindert und ihn aus dem Rhythmus gebracht haben, sind in der vergangenen Woche nicht in Sicht gewesen. „Es ist mal einer für ein Stündchen mitgelaufen, dann war ich aber wieder allein unterwegs.“ Mit dem Passieren der Bundesstaatgrenze nach Campeche hat sich auch die Polizei sukzessive zurückgezogen. „Nachdem ich einen Monat lang nur mit Eskorte unterwegs war, laufe ich mittlerweile wieder ohne Polizeibegleitung. Es ist hier super sicher und daher nicht mehr nötig. Es gibt breite Straßen mit Seitenstreifen. Jetzt genieße ich erst einmal wieder ein bisschen, dass ich allein unterwegs sein kann – auch wenn alle Begleiter immer super nett waren. Wieder 100 Prozent mein eigener Chef zu sein, das ist schön.“ 

Zelten aufgrund der Hitze nicht möglich

Die Organisation seiner Tagestrips macht Deichmann mittlerweile nicht mehr nur vom Klima abhängig, sondern auch von der Besiedelung der einzelnen Abschnitte. „Campen ist wegen der Hitze und Schwüle nahezu unmöglich. Daher habe ich meine Routen danach gewählt, wo das nächste Hotel mit Klimaanlage ist. Das brauche ich einfach, um schlafen und mich erholen zu können“, betont Deichmann. So ergeben sich auch die teilweise stark unterschiedlichen Distanzen. Mal schafft er 60 Kilometer, mal nur 30, so wie am Mittwoch. „Ich starte morgens im Dunkeln, gegen sechs Uhr, bis zehn Uhr sind die Bedingungen okay. Dann wird es langsam ungemütlich und ab elf Uhr wird es brutal.“

privat Immer geradeaus: Zeitweise war die Strecke, die Jonas Deichmann zurücklegen musste, eintönig.

Teilweise läuft der Abenteurer bereits am Vormittag einen kompletten Marathon, ehe er sich über die Mittagszeit drei bis vier Stunden in einem Restaurant ausruht, um nachmittags weitere Kilometer zurückzulegen – manchmal schafft er in diesem Abschnitt sogar noch einen Halbmarathon. „Das hat ein paar Mal ganz gut geklappt, aber mittags hatte ich schon mit der Hitze und Dehydrierung zu kämpfen“, so Deichmann.

Mit Golf von Mexiko ein weiteres Highlight erreicht

„Auf diese Weise ging es durchs Landesinnere, bis ich nach Sabancuy am Golf von Mexiko gekommen bin. Vor dort an wurde es interessanter, die Straße führte am Meer entlang und es gab ein paar schöne Strände. Im Vergleich zu den Tagen davor lässt es sich hier gut aushalten“, berichtet Deichmann. „Der Golf von Mexiko ist ein Highlight, ich hatte zwei richtig lange Tage hintereinander mit 60 und 56 Kilometern, jetzt ist der Schlusssprint über die Yucatán-Halbinsel angesagt. Ich fühle mich gut und habe keinerlei Beschwerden.“

privat Zeit für Sightseeing: Jonas Deichmann ist es wichtig, die Städte, die er passiert, auch kennenzulernen.

Als er am Donnerstag Campeche erreichte, bildete die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates eine willkommene Abwechslung. 35 Kilometer hatte Deichmann bis dahin an dem Tag zurückgelegt – und gab sich mit dieser Strecke vorerst zufrieden, da die nächste Möglichkeit auf eine klimatisierte Unterkunft zu weit entfernt für einen weiteren Laufabschnitt lag. „Mich haben Vertreter vom Tourismusverband und Medien empfangen. Ich hatte Zeit für Sightseeing in der wunderschönen Altstadt, habe gutes Essen bekommen und konnte mich im Hotelpool erholen. Ich werde hier immer gut versorgt.“

Noch einmal eine mentale Herausforderung

Nach der angenehmeren Zeit in Küstennähe wird es für den Abenteurer noch einmal mental herausfordernd, wenn er auf dem Weg zum Ziel das Landesinnere von Yucatán durchqueren muss. Es wird wieder eintöniger. „Bis Cancún wird es schnurgerade die Straßen entlang gehen, kein landschaftliches Highlight.“ Dafür hat er das Ziel bereits vor Augen. Für Abwechslung sorgen auch „ein paar schöne Orte, die ich passieren werde“. Wie viel Zeit er dann mit Sightseeing verbringt und wo, legt Deichmann selbst fest – er ist schließlich wieder sein eigener Chef.

Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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