Freitag, 29. März 2024

Jonas Deichmann sehnt den Schwimmausstieg herbei

Rund acht Kilometer Schwimmstrecke auf offenem Meer zwischen der Insel Hvar und der Halbinsel Pelješac in Kroatien hatten Jonas Deichmann Ende vergangener Woche ordentlich Kopfschmerzen bereitet. Den ersten Versuch, die Etappe zu meistern, musste er aufgrund zu starker Strömung abbrechen. Im Örtchen Sućuraj, in dem Deichmann den Plan für die gefährliche Querung schmieden wollte, hatte sich sein Problem bereits herumgesprochen. Im Gespräch mit Einheimischen und lokalen Fischern wollte der Abenteurer die sicherste Route berechnen. Doch vor allem die Fischer sagten ihm alle dasselbe: „Die Stelle, an der ich von der einen zur anderen Insel gelangen wollte, hat extrem starke Strömungen, die sich auch ändern. Die Strömung hat dort teilweise eine Geschwindigkeit und Stärke von acht Kilometern pro Stunde. Ich schwimme zwei Kilometer in der Stunde. Das heißt, da ist kein Entkommen“, sagt Deichmann. Auch der Plan etwas weiter östlich von Insel Hvar zu starten, sei zu gefährlich gewesen. „Wenn ich die Landzunge dann verpasse, weil die Strömung doch stärker ist, bin ich auf dem offenen Meer. Da kommt erstmal 30 Kilometer nichts. Und das ist dann einfach lebensgefährlich.“

Wenig Möglichkeiten für eine ausgewogene Ernährung

Häufige Mahlzeit am Abend: Entweder gibt es Brot oder Müsli. Restaurants und Alternativen sind in einigen Regionen von Kroatien rar gesät.

Um das unnötige Risiko zu vermeiden, musste letztendlich also eine Alternativroute her. So schwamm Deichmann wieder zurück in Richtung Festland und von dort aus schließlich weiter an der Küste entlang Richtung Südosten des Landes. Neues Zwischenziel gegen Ende der ersten Disziplin war die Bucht von Mali Ston, rund 50 Kilometer Luftlinie entfernt. Der erste Tag zurück am Festland, entlang der Küste, lief dann wieder gut, rund elf Kilometer standen auf der Uhr. Ähnlich wie bereits bei seinem Triathlon rund um Deutschland als Deichmann in entlegenen Region Bayerns unterwegs war, hatte er auch in der kroatischen Provinz in der vergangenen Woche immer wieder größere Probleme bei der Verpflegung. „Hier gibt es nicht mehr so viel. Ich musste jetzt mehrere Tage frühzeitig das Schwimmen beenden, weil es sonst einfach keine Supermärkte mehr gegeben hätte“. Da es dementsprechend auch wenig Restaurants in der Region gab, waren warme Mahlzeiten am Abend ebenfalls eher eine Rarität. „Ansonsten gab es immer Müsli oder Brot zum Abendessen. Das geht natürlich auch ganz schön an die Substanz, weil ich eigentlich Fettreserven bräuchte“, sagt Deichmann.

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In der Stadt Ploče wartete dann das nächste Abenteuer auf der Schwimmstrecke: ein größerer Industriehafen, den Deichmann durchqueren musste. Um das nicht ganz ungefährliche Unterfangen erst einmal durchzuplanen, entschied er sich, zuerst in die Bucht vor Ort zu schwimmen. Beim Landgang geriet er dabei unfreiwillig in eine Militärbasis. „Auf dem Weg zurück ins Wasser musste ich am nächsten Tag aus der Bucht vor Ploče wieder herausschwimmen, wieder vorbei an der Militärbasis“, berichtet Deichmann. Dann ging es durch das dreckige Wasser des Hafens, immer mit einem leicht mulmigen Gefühl im Gepäck. „Das war eine extrem lange Querung und alles andere als schön. Man weiß einfach, dass dabei etwas passieren kann, da die großen Containerschiffe bis zu 40 Km/h schnell sind. Mit meinen zwei Km/h ist da eine Flucht etwas schwierig“, sagt Deichmann.

Ein Schafskopf und eine Ferienwohnung gratis

Nachdem er den Hafen hinter sich bringen konnte, wartete das Neretva Delta auf Deichmann – nicht unbedingt mit deutlich leichteren Grundvoraussetzungen. „Das Wasser war dort maximal hüfthoch, das war nicht einfach beim Schwimmen. Zudem wurde das Wasser einige Grad kälter und es gab eine starke Strömung, vor allem als ich durch den Fluss Neretva musste“, so Deichmann. Am Abend kam der Abenteurer dann in der Ortschaft Blace an, wo er in einer Gaststätte eine etwas ungewöhnliche Mahlzeit genießen durfte. „Eigentlich hieß es, dass es nichts mehr gibt, doch dann stellte mir der Wirt einen Schafskopf hin. Den gab es aufs Haus, ablehnen konnte ich ihn also nicht wirklich. Das war sehr gewöhnungsbedürftig.“ Neben der Einladung fürs Abendessen gab es aber auch eine kostenfreie Übernachtung in einer der freistehenden Ferienwohnungen.

Trocken und geschützt: Die Übernachtungsorte von Jonas Deichmann sind alles andere als Luxus.

Gut erholt stand am darauffolgenden Tag erneut eine große Querung an. Vom Festland musste Deichmann nach Pelješac, die Halbinsel, die er eigentlich einige Tage zuvor mit der acht Kilometer langen Meeresquerung bereits ansteuern wollte. Grund für den erneuten Umweg war die bevorstehende Landesgrenze von Bosnien und Herzegowina. „Ich darf natürlich nicht in bosnisches Hoheitsgebiet schwimmen, da es die EU-Außengrenze ist. Ich kann ja als Schwimmer nicht einfach so meinen Pass stempeln lassen. Es gibt keinen Grenzübergang auf dem Wasser“, sagt Deichmann. Am Donnerstag ging es dann am Ufer der Halbinsel entlang weiter in Richtung Dubrovnik. Dabei machten Deichmann vor allem die fehlenden Fettreserven zu schaffen. „Das Wasser war wieder deutlich kälter und ich habe den ganzen Tag nur gezittert.“

Rund 60 Kilometer trennen Deichmann nun noch von Dubrovnik, wo er die erste Disziplin beenden wird. „Ich freue mich schon jetzt aufs Fahrrad“, sagt er.

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Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig in Tagebuchform von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.

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Marvin Weber
Marvin Weberhttp://marvinweber.com/
Marvin Weber ist Multimedia-Redakteur bei triathlon: Neben Artikeln fürs Magazin und die Homepage ist der gebürtige Siegerländer auch immer auf der Suche nach den besten Motiven für die Foto- und Videokamera. Nach dem Umzug in die neue geliebte Wahlheimat Hamburg genießt er im Training vor allem die ausführlichen Ausfahrten am Deich.

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