Dienstag, 16. April 2024

Knibb, Charles-Barclay und Lawrence fordern Ryf bei Ironman-70.3-WM

Frank Wechsel / spomedis Zuletzt dreimal infolge Siegerin der Ironman-70.3-WM: Daniela Ryf.

Nach der Verschiebung der Ironman-Weltmeisterschaft 2021 auf Hawaii in den Februar 2022 mussten bei zahlreichen Athletinnen und Athleten nicht nur neue Pläne her, sondern es war auch klar, dass die Ironman-70.3-WM in St. George auf der Mittel- und Langstrecke in diesem Jahr wohl nun das letzte ganz große Rennen um einen wichtigen Titel sein würde. Außerdem besonders in dieser Saison: Im Frühjahr wurde auf der WM-Strecke in Utah bereits der Ironman 70.3 St. George ausgetragen. 2022 wird die Weltmeisterschaft erneut auf dem anspruchsvollen Kurs in St. George stattfinden, um die Strecke nach den aktuellen Reisebeschränkungen im kommenden Jahr auch für Agegrouper aus aller Welt zugänglich zu machen, die bereits lange für den Wettkampf qualifiziert waren und nicht starten konnten. Bereits im Mai war der Ironman 70.3 St. George bei den Frauen hochklassig besetzt – viele wollten sich die Chance auf eine WM-Generalprobe für September nicht entgehen lassen.

Vor viereinhalb Monaten entschied Daniela Ryf das Rennen mit mehr als vier Minuten Vorsprung für sich und verdrängte Jeanni Metzler und Emma Pallant-Browne auf die Plätze zwei und drei. Die Mitfavoritinnen Paula Findlay und Holly Lawrence wurden zu diesem frühen Saisonzeitpunkt zwar „nur“ Vierte und Sechste, konnten sich mit Strecke und Bedingungen allerdings schon bestens vertraut machen. Startschuss für das WM-Rennen der Frauen ist am Samstag um 7:10 Uhr Ortszeit (15:10 Uhr deutscher Zeit).

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Starke Konkurrenz für Ryf bei Jagd nach WM-Titel Nummer sechs, Olympiasiegerin Duffy verzichtet

Nicht nur aufgrund des Mai-Resultats ist auch in diesem Jahr wieder Daniela Ryf die Frau, die es für alle anderen zu schlagen gilt. Doch mehrere Umstände deuten darauf hin, dass es der Schweizerin vermutlich so schwer gemacht wird wie selten zuvor. Ryf hat seit 2014 – mit Ausnahme von 2016 – alle Ironman-70.3-Weltmeisterschaften für sich entschieden, was nicht nur die enorme Dominanz, sondern auch ihre Flexibilität an verschiedene Streckenprofile und Bedingungen verdeutlicht. Am Samstag soll Titel Nummer sechs folgen – für Ryf die bisher vielleicht schwerste Aufgabe über die halbe Strecke in ihrer gesamten Karriere. Nicht nur offenbarte die 34-Jährige, die sich seit dem vergangenen Winter selbst trainiert, zuletzt beim Collins Cup einige Probleme, auch die spontane Hawaii-Absage sei für sie eine herbe Enttäuschung gewesen.

Bei der Konkurrenzsituation am Raceday wird Ryf in absoluter Top-Form sein müssen, um eine Chance auf die erneute Titelverteidigung zu haben. Zu ihren stärksten Konkurrentinnen gehören unter anderem Taylor Knibb, Lucy Charles-Barclay, Holly Lawrence, Paula Findlay, Emma Pallant-Browne und Jeanni Metzler. Olympiasiegerin Flora Duffy entschied sind trotz Qualifikation nach einem bereits anstrengenden Jahr kurzfristig gegen einen Start und plant stattdessen mit einigen verbleibenden Kurzdistanz-Rennen als Saisonausklang. Mit Start bei der Ironman-70.3-WM 2022 hat sie allerdings bereits fest ins Auge gefasst.

Getty Images for Ironman Eine Zeitstrafe kostete Lucy Charles-Barclay 2019 das Podium bei der Ironman-70.3-WM. Dieses Jahr dürfte sich die Britin trotz starker Konkurrenz gute Siegchancen ausrechnen.

Taylor Knibb ab sofort das Maß der Dinge auf dem Rad?

Nachdem Daniela Ryf in den vergangenen Jahren zum Großteil den Unterschied auf dem Rad ausmachte und dort ihre großen Rennen entschied, könnte sie diesmal ausgerechnet in ihrer Paradedisziplin geschlagen werden. Auf der harten und profilierten Radstrecke in St. George bekommen Ryf und alle anderen es mit der jungen Kurzdistanzlerin Taylor Knibb zu tun. Knibb gewann zuletzt nicht nur das WTCS-Grand-Final und holte Olympia-Bronze mit dem US-Team in Tokio, sondern wurde auch Zweite bei ihrem Ironman-70.3-Debüt in Boulder und war die schnellste Athletin beim Collins Cup. Beide Male startete sie mit einem Rennrad – ein Zeitfahrrad besitzt sie nicht. Die 23-Jährige, die ebenfalls schnell schwimmt, wird sicher versuchen, sich an die Füße von Lucy Charles-Barclay zu heften. Beim Collins Cup trat sie direkt gegen Ryf an und nahm ihr auf den knapp 80 Kilometern mit Tagesbestzeit über zehn Minuten ab – trotz des schlechten Tages von Ryf eine unglaubliche Leistung.

Die Tatsache, dass Knibb durch ihren Kurzdistanz-Hintergrund auch beim Laufen eine gute Figur macht und von Beginn des Wettkampfes ganz vorn mit dabei sein wird, halten ihr die Karten offener als bei ihren Konkurrentinnen. Ruft Knibb ihre gewohnte Radleistung ab, könnte sie sich im Laufe des Rennens entweder allein an die Spitze setzen oder gemeinsam mit Charles-Barclay einen ordentlichen Vorsprung ausbauen, von dem am Ende beide profitieren könnten. Sollte Ryf die Spitze des Rennens beim Radfahren gar nicht erst erreichen, wird es für sie nur sehr schwer, das Rennen beim direkten Laufduell für sich zu entscheiden. Den Vorteil der Streckenkenntnis hat Ryf immerhin auf ihrer Seite.

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Charles-Barclay als unberechenbare Konkurrentin

Zuzutrauen ist ein Sieg auch der Britin Lucy Charles-Barclay. Die Britin, die zwischenzeitlich in diesem Jahr in Leeds sogar ihre Kurzdistanz-Fähigkeiten unter Beweis stellte und mittlerweile von Erfolgstrainer Dan Lorang betreut wird, hat sich im vergangenen Jahr auf dem Rad und beim Laufen noch einmal weiterentwickelt. Ihren gewohnten Vorsprung nach dem Schwimmen muss die Konkurrenz erst einmal egalisieren. Und selbst, wenn Charles-Barclay irgendwann eingeholt werden sollte oder dem Tempo von Knibb oder Ryf nicht folgen kann, besitzt sie inzwischen die Fähigkeiten, in einem solchen Feld an einem sehr guten Tag den schnellsten Halbmarathon zu laufen. Für die Britin wird die Ausgangslage nach dem Radfahren äußerst entscheidend sein. Sicher scheint, dass man die 28-Jährige zunächst einige Zeit an der Spitze des Rennens sehen wird.

Neben den drei Top-Favoritinnen auf den Sieg haben auch Holly Lawrence, Vize-Weltmeisterin von 2019, Paula Findlay, Siegerin der Challenge Daytona 2020, Emma Pallant-Browne, Siegerin des Ironman 70.3 Boulder 2021, und Mitteldistanz-Spezialistin Jeanni Metzler gute Chancen auf eine Podiumsplatzierung.

Harte Laufstrecke könnte für Entscheidung sorgen

Für den Fall, dass mehrere der Favoritinnen gemeinsam oder eng zusammen in die zweite Wechselzone kommen, wird die sehr harte und äußerst hügelige Laufstrecke in St. George die Entscheidung bringen. Sowohl längeres Bergan- als auch schnelles Bergablaufen wird von den Athletinnen am Renntag abverlangt. Hinzu kommt die enorme Hitze – trotz des frühen Starts könnte es auf der Laufstrecke zu Temperaturen über 30 Grad Celsius kommen. Wer sich das Rennen nicht gut einteilt und überzieht, wird spätestens gegen Ende auf der Laufstrecke den Preis dafür bezahlen. Auf diesem Kurs ist es (bei den heißen Bedingungen) durchaus denkbar, dass die stärksten Läuferinnen des Tages rund drei bis fünf Minuten auf ihre direkten Konkurrentinnen herauslaufen. Noch halbwegs frisch auf den Halbmarathon zu gehen und sich dort dem Streckenprofil angemessen die Kräfte gut einzuteilen, könnte – je nach Rennszenario – über Sieg und Niederlage entscheiden. Die äußeren Bedingungen und die Kombination aus harter Rad- und Laufstrecke machen das Frauenrennen bei dieser starken Besetzung zu einer spannenden Konstellation, bei der unter Umständen sogar mehrere Minuten Vorsprung in der letzten Rennstunden noch verspielt werden könnten.

Haug und Philipp müssen passen, Reischmann und Krüger für Deutschland am Start

Zwei deutsche Athletinnen, die sich ebenfalls gute Chancen auf eine Top-Platzierung hätten ausrechnen können, sind Ironman-Weltmeisterin Anne Haug und Ironman-Europameisterin Laura Philipp. Beide waren hauptsächlich auf den Ironman Hawaii fokussiert und haben im entsprechenden Qualifikationszeitraum keinen Ironman 70.3 absolviert, weshalb ein Slot für die Teilnahme an der Ironman-70.3-WM fehlte. Laura Philipp absolviert stattdessen am Wochenende den Ironman Klagenfurt in Österreich. Für Deutschland gehen bei der WM am Samstag im Frauenrennen Anne Reischmann und Katharina Krüger an den Start.

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Simon Müller
Simon Müller
Simon Müller ist selbst als ambitionierter Athlet unterwegs. 2022 wurde er Deutscher Meister auf der Kurzdistanz, 2019 qualifizierte sich bei seinem ersten Ironman in Mexiko mit einem AK-Sieg in 8:45 Stunden für den Ironman Hawaii. In seiner Brust schlägt neben dem Triathleten- auch ganz besonders ein Läuferherz. Simons Bestzeite über 10 Kilometer liegt bei unglaublichen 30:29 Minuten.

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