Freitag, 19. April 2024

Letzte Intervalle im Snow Canyon State Park

Am späten Nachmittag nimmt uns Anne Reischmann mit in den Snow Canyon State Park. Hier führt der spektakulärste und gleichzeitig härteste Teil der Radstrecke für die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft durch eine felsige Naturlandschaft. Die bereits tief stehende Sonne taucht die Berge rund um St. George (Utah) in ein wunderbares Rot. Am Raceday wird Reischmann hier keine Zeit für Sightseeing haben. Doch heute kann die 29-Jährige zwischen den Intervallen den Blick schweifen lassen.

„Ich habe nur 3 x 5 Minuten auf dem Plan“, erzählt Reischmann. Die fahre sie bergauf zur Aktivierung, dazwischen könnten wir gern mit ihr etwas plaudern. Bergauf bedeuten an dieser Stelle 250 Höhenmeter auf etwa acht Kilometern. Es geht hinauf zum höchsten Punkt der Strecke auf 1.219 Meter. „Hier gibt es kurze, steile Rampen mit zehn Prozent, da klettert der Puls fast von allein.“

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Die Rennmaschine ist einsatzbereit

Ihre Rennmaschine hat die Profi-Triathletin bereits fertig abgestimmt auf die anspruchsvollen 90 Kilometer. Neben dem Trinksystem am Lenker und der Aeroflasche am Rahmen wird sie wegen der hohen Temperaturen eine zusätzliche Trinkflasche hinterm Sattel deponieren. Sie habe auch noch überlegt, ein größeres Kettenblatt aufzulegen, wegen der steilen Abfahrten, die sie mit 70 oder 80 Sachen hinunterdüsen wird, sich dann aber dagegen entschieden. „Mein Rad ist schon ein paar Jahre alt und ich bin froh, dass alles gut funktioniert. Da möchte ich kurz vor dem Rennen nicht mehr rumschrauben.“

Auf den Spuren von John Wayne und Robert Redford

Der Name „Snow Canyon“ hat nichts mit Schnee zu tun, sondern geht zurück auf Lorenzo und Erastus Snow, die hier in der Nähe einmal gelebt haben. Durch den 1959 gegründeten Park führen heute Trails zwischen 1,2 und 8 Meilen Länge, heißt es in einer Broschüre. John Wayne und Robert Redford haben hier schon Filme gedreht. Läuft das Rennen um die WM-Krone nach Anne Reischmanns Drehbuch, endet ihre Saison am Samstag mit einer vorderen Platzierung. „Bei der starken Konkurrenz hier wäre Top 15 toll. Vielleicht geht es auch unter die ersten zehn, wenn es richtig gut läuft.“ Qualifizieren konnte sich Reischmann, die hin und wieder auf tri-mag.de bloggt, durch ihren Sieg beim Ironman 70.3 Les Sables d’Olonne Anfang Juli. Es folgten Podiumsplätze beim Ironman 70.3 Switzerland und beim 70.3 in Zell am See.

Schlussakt auf dem Highway

Am oberen Ausgang des Parks drehen die meisten Athleten um und fahren denselben Weg zurück. Eine Genussabfahrt mit wenig Verkehr und dicht vorbei an den knallrot leuchtenden Bergen. Doch Anne Reischmann hat nach dem letzten Intervall noch nicht genug. Sie möchte sich noch die rasende Abfahrt auf dem breiten Highway angucken, auf dem es im Rennen die letzten 15 Kilometer zurück nach St. George gehen wird. Also rechts abbiegen, tief über den Lenker beugen und bei dem Speed die Hände zur Sicherheit in der Nähe der Bremsen platzieren. Es dauert nicht lang und die Athletin ist zwischen den Bergen verschwunden. Wir wünschen viel Erfolg für das Rennen am Samstag.

Fotos: Silke Insel

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2 Kommentare

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Peter Jacob
Peter Jacob
Abitur, Studium der Sportwissenschaft und Volontariat bei dpa änderten nichts daran, dass Peter eines blieb: Ausdauersportler mit Leidenschaft. Auch wenn der Hamburger heute öfter die Laufschuhe schnürt, sind die Stärken des ehemaligen Leistungsschwimmers klar verteilt. Man munkelt, die Sportart Swimrun sei nur für ihn erfunden worden.

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