Der zweifache Ironman-Weltmeister Patrick Lange hat beim Ironman Tulsa den vierten Langdistanz-Sieg seiner Karriere geholt. 31 Monate nach seinem WM-Titel auf Hawaii im Oktober 2018 gewann Lange mit einer überzeugenden Gesamtleistung in allen drei Disziplinen nach 7:45:22 Stunden deutlich vor dem Schweizer Jan van Berkel (7:50:58 Stunden) und dem Dänen Daniel Baekkegard (7:52:59 Stunden).
Baekkegard dominiert das Schwimmen
Bei 23 Grad Außen- und Wassertemperatur fiel um 6:30 Uhr Ortszeit der Startschuss für die 50 Profimänner, für die das Schwimmen im Neoprenanzug erlaubt war. Bei der Ironman-Nordamerikameisterschaft in Tulsa ging es viele der Starter um einen von fünf heiß begehrten Kona-Slots, ein gutes Dutzend ging bereits mit einem Ticket für die Weltmeisterschaft auf Hawaii ins Rennen und nutze den Wettkampf in Oklahoma für eine erste wichtige Standortbestimmung in der ersten Saisonhälfte. Ein Athlet, der noch um einen Startplatz für die WM in Kailua-Kona kämpfte, war der Däne Daniel Baekkegard, der im Keystone Lake von Beginn an das Tempo bestimmte und relativ schnell eine große Lücke zu seinen Verfolgern herausschwamm. Nach seinem starken Auftritt beim Ironman 70.3 St. George Anfang Mai, bei dem der Däne wegen einer nicht abgebüßten Zeitstrafe disqualifiziert wurde, zeigte sich Baekkegard drei Wochen später äußerst motiviert und verließ nach 48:42 Minuten als Erster das Wasser.
Angert und Lange wechseln zeitgleich aufs Rad
Rund 20 bis 30 Sekunden später kam die erste elfköpfige Verfolgergruppe in der ersten Wechselzone an, angeführt von den Franzosen Antony Costes und Denis Chevrot sowie dem Schweden Jesper Svensson. Bestandteil dieser Gruppe waren auch die beiden Deutschen Patrick Lange und Florian Angert, die Seite an Seite aus dem Neoprenanzug schlüpften. Eine zweite rund 20-köpfige Verfolgergruppe führte Nils Frommhold auf Rang 13 mit knapp zweieinhalb Minuten Rückstand auf Baekkegard auf dem Weg vom Wasser in die erste Wechselzone. Kurz nach Frommhold kamen unter anderem Patrik Nilsson (Schweden), Kristian Hogenhaug (Dänemark), Jan van Berkel (Schweiz), Bart Aernouts (Belgien) sowie die Deutschen David Breuer und Marcus Herbst aus dem Wasser. Weitere Siegesanwärter wie Joe Skipper (Großbritannien) und Sam Long (USA) sowie Matt Russell (USA) hatten nach dem Schwimmen bereits einen Rückstand von knapp sechs beziehungsweise sieben Minuten auf den Führenden. Die Deutschen Lukas Kramer und Boris Stein mussten nach der ersten Disziplin bereits einen Rückstand von rund zehn beziehungsweise 13 Minuten hinnehmen.
Sechsköpfige Führungsgruppe setzt sich ab
Der Führende Baekkegard bekam auf den ersten der 180 Kilometer der zweiten Disziplin schnell Begleitung von Antony Costes. Zusammen führten die beiden für einige Kilometer gemeinsam das Rennen an, ehe die erste Verfolgergruppe rund um Florian Angert, Patrick Lange, Mattia Ceccarelli (Italien) und Jesper Svensson (Schweden) die Lücke von rund 30 Sekunden schließen konnte. Die nun sechs Mann starke Führungsgruppe erarbeitete sich im ersten Viertel der herausfordernden Punkt-zu-Punkt-Radstrecke ein Zeitpolster von mehr als drei Minuten auf die erste große Verfolgergruppe mit mehr als 15 Athleten, in der unter anderem Adam Bowden, Bart Aernouts, Jan van Berkel, Marcus Herbst, Nils Frommhold und Kristian Hogenhaug unterwegs waren. Eine Schrecksekunde in der noch frühen Phase des Rennens erlebte der Franzose Antony Costes, der in Führung liegend in einer Linkskurve bei dem nassen Straßenbelag die Kontrolle über sein Rad verlor und stürzte. Aufgrund des anhaltenden Regens wurde der Kurs vor allem in der ersten Hälfte der zweiten Disziplin deutlich anspruchsvoller. Doch Costes fand nach dem Sturz schnell wieder in den Rennmodus zurück und konnte in der Sechsergruppe bleiben, die ihren Vorsprung zur Hälfte der Radstrecke auf die erste große Verfolgergruppe rund um Potts, Herbst, Hogenhaug, Long, van Berkel, Skipper, Aernouts, Frommhold, Chevrot und Plese auf vier Minuten ausbaute.
Lange als Erster in der zweiten Wechselzone
15 Kilometer vor der zweiten Wechselzone betrug der Rückstand der ersten Verfolgergruppe, angeführt von Skipper, Long, Aernouts, Hogenhaug, van Berkel, Frommhold und Potts auf die Führenden fünf Athleten immer noch rund dreieinhalb Minuten. Der Italiener Ceccarelli, der die Spitze ziehen lassen musste, konnte auch in der Verfolgergruppe nicht mehr mithalten und verlor weiter an Boden. Wenige Kilometer später war es Patrick Lange, der nach 5:06:19 Stunden im Rennen mit einem Radsplit von 4:17:07 Stunden als erster Athlet in der zweiten Wechselzone ankam – direkt dahinter nach wie vor Florian Angert, Antony Costes und Daniel Baekkegard. Nach einem schnellen Wechsel setzte sich der Franzose Costes zu Beginn des Marathons an die Spitze des Feldes, dicht gefolgt von Florian Angert (+ 5 Sek.), Daniel Baekkegard (+ 28 Sek.) und Patrick Lange (+40 Sek). Die Verfolger mit einigen starken Läufern rund um Bart Aernouts, Jan van Berkel, Kennett Peterson, Kristian Hogenhaug, Joe Skipper, Sam Long und dem Schweizer Samuel Huerzeler gingen mit knapp vier Minuten Rückstand auf den Marathon. Frommhold und Herbst wechselten auf Platz 14 und 16 mit zehn und elf Minuten in die Laufschuhe.
Lange zündet zu Beginn des Marathons den Turbo
Die Führung von Antony Costes hielt nur kurz: Patrick Lange eilte auf den ersten Kilometern des Marathons von Platz drei heran und übernahm schnell die Spitze des Feldes. Dahinter konnten seine Verfolger dem Tempo des zweifachen Ironman-Weltmeisters schnell nicht mehr folgen und mussten die Lücke größer werden lassen. Nach zehn Kilometern im Marathon hatte Lange einen Vorsprung von 1:43 Minuten auf Costes und 2:19 Minuten auf Angert herausgelaufen. Zur Halbmarathonmarke betrug Langes Zeitpolster bereits 4:16 Minuten auf Rang zwei, den Baekkegard mittlerweile von Angert übernommen hatte. Auf den Positionen hinter dem Podium entwickelte sich ein zweites spannendes Rennen um die fünf Kona-Slots, die zur Hälfte des Marathons bei Jan van Berkel (Platz vier), Bart Aernouts (Platz sechs), Andy Potts (Platz sieben), Kennett Peterson (Platz acht) und Kristian Hogenhaug auf Platz neun lagen.
Dass Patrick Lange am Ende als Sieger hervorgehen würde, war in der zweiten Hälfte des Marathons eigentlich bereits klar. Hinter dem 34-Jährigen blieb das Rennen nach wie vor extrem spannend und es gab unzählige Positionswechsel. Vor allem Jan van Berkel stellte seine Laufstärke unter Beweis und kämpfte sich kurz vor der 30-Kilometer-Marke auf Platz zwei vor. Hinter dem Schweizer festigte Daniel Baekkegard seinen Platz auf dem Podium. Auf den Plätzen vier bis sieben tauschten Bart Aernouts, Denis Chevrot, Florian Angert und Joe Skipper immer wieder die Positionen.
Emotionales Finish
Nach 7:45:22 Stunden kam Lange schließlich als Erster über die Ziellinie, 5:35 Minuten vor Jan van Berkel und mehr als siebeneinhalb Minuten vor Daniel Baekkegard. Mit 2:36:46 Stunden lieferte Lange den zweitschnellsten Marathon des Tages ab. Schneller auf der Laufstrecke unterwegs war an diesem Tag nur der Franzose Denis Chevrot, der nach einem Marathon über 2:36:03 Stunden und insgesamt 7:54:27 Stunden Platz vier belegte. Fünfter wurde Bart Aernouts (7:55:13 Stunden), Joe Skipper belegte Rang sechs (7:57:40 Stunden) und Florian Angert finishte als Siebter (7:58:17 Stunden). Den letzten der fünf Kona-Slots sicherte sich Andy Potts auf Rang acht (7:59:55 Stunden). Patrick Lange zeigte sich nach seinem Sieg im Ziel äußerst emotional und widmete den Titel seiner im vergangenen Jahr an Krebs verstorbenen Mutter. Andreas Jung belegte als drittbester Deutscher Rang 18 (8:19:51 Stunden). Markus Herbst kam als vierter Deutscher auf Platz 20 ins Ziel (8:22:57 Stunden).
Ironman Tulsa 2021 | North American Championship | Profi-Männer
23. Mai 2021 | Tulsa (Oklahoma), USAPlatz | Name | Land | Gesamt | 3,8 km Swim | 180 km Bike | 42,2 km Run |
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1 | Patrick Lange | GER | 7:45:22 | 47:05 | 4:17:07 | 2:36:46 |
2 | Jan van Berkel | SUI | 7:50:58 | 49:47 | 4:18:20 | 2:39:05 |
3 | Daniel Baekkegard | DEN | 7:52:59 | 46:34 | 4:17:52 | 2:44:35 |
4 | Denis Chevrot | FRA | 7:54:27 | 46:50 | 4:27:08 | 2:36:03 |
5 | Bart Aernouts | BEL | 7:55:13 | 50:16 | 4:17:39 | 2:43:21 |
6 | Joe Skipper | GBR | 7:57:40 | 52:20 | 4:15:57 | 2:45:38 |
7 | Florian Angert | GER | 7:58:17 | 47:04 | 4:17:08 | 2:50:16 |
8 | Andy Potts | USA | 7:59:55 | 47:08 | 4:21:01 | 2:46:13 |
9 | Samuel Huerzeler | SUI | 8:02:52 | 49:56 | 4:18:23 | 2:50:13 |
10 | Mauricio Mendez Cruz | MEX | 8:04:09 | 47:11 | 4:30:46 | 2:42:36 |
18 | Andreas Jung | GER | 8:19:51 | 49:54 | 4:27:50 | 2:58:14 |
20 | Marcus Herbst | GER | 8:22:57 | 50:07 | 4:24:32 | 3:04:10 |
29 | David Breuer | GER | 8:56:17 | 49:52 | 4:47:32 | 3:14:22 |
34 | Lukas Krämer | GER | 9:35:56 | 56:51 | 4:39:56 | 3:55:17 |
DNF | Nils Frommhold | GER | -:--:-- | 49:02 | 4:24:15 | -:--:-- |
DNF | Boris Stein | GER | -:--:-- | 59:49 | 4:22:56 | -:--:-- |
Wahnsinns Leistung unserer Jungs! Andreas Jung kam als Dritter Deutscher ins Ziel. Er wurde fälschlicherweise als Amerikaner aufgelistet.
Wäre klasse wenn ihr das noch ändern könnt.
Gratulation an Patrick Lange für diese herausragende Leistung. Das gesamte Rennen wirkte kontrolliert und er vermittelte den Eindruck im entscheidenden Moment noch zulegen zu können, sowohl auf dem Rad, erst recht beim Laufen. Wenn man sich vorstellt, dass im Oktober auf Kona die Form die Spitze erreicht haben wird, läuft diesmal scheinbar alles auf das Duell Lange vs. Frodeno hinaus, auch wenn die Konkurrenz ebenfalls immer stärker wird.
Eine kleine Kritik sei hier gestattet:
Ohne die speziellen Abläufe eines jeden Athleten bei den Wechseln zu kennen, ist aufgefallen, dass Patrick Lange auf Gran Canaria bei den Wechseln mindestens 40 Sekunden auf Jan Frodeno verloren hat (es hätte Rang zwei bedeutet) und auch in Tulsa, obwohl als Erster in der zweiten Wechselzone, er erst 40 Sekunden nach Daniel Baekkegard diese verlassen hat.
Ich glaube, er hat den falschen Ausgang aus T2 gewählt. Man sah kurz im Bild, dass er als Erster gerade rauslaufen wollte und der nachfolgende Costes links die Wechselzone verliess. Erst nach ca 2 km hatte Lange ihn wieder eingeholt
Für mich sah es so aus, als ob Patrick noch einen kurzen Zwischenstop bei den Dixi-Klos eingelegt hat. Die standen nämlich in der Verlängerung, wo Patrick aus dem Bild gelaufen war.
weìß jmd, ob die marathondistanz exakt war? 3 herren unter 2:40std klingt verdächtig…
In einem Live Ticker endete die Kilometerangabe bei 41 Kilometern.
Das stimmt im Prinzip. Bloß gab es noch einen weiteren, letzten Trackpunkt- das Finish.
Jan van Berkel hat in der Radverfolgung nicht einmal die Gruppe angeführt und wir dann zweiter. Finde ich traurig sowas…
*wird