Freitag, 19. April 2024

Pokerspiel und „individuelle Lösungen“ für Hawaii-Qualifikation

Frank Wechsel / spomedis Ein Start bei der Ironman-WM auf Hawaii ist der Traum vieler Triathleten. Für die WM 2021 qualifizierte Athleten, die aufgrund der aktuellen Reisebeschränkungen nicht einreisen dürfen, bekommen eine individuelle Lösung angeboten.

Die Triathlonsaison hat mittlerweile Fahrt aufgenommen. Die Rennen aber finden vielerorts – so wie am Wochenende auch beim Ironman Frankfurt – noch unter strengen Hygieneauflagen statt. Die Coronapandemie ist noch nicht vorbei, in einigen Ländern steigen die Fallzahlen wieder rasant. Dadurch kommt es auch im Bereich des Reiseverkehrs weiterhin zu starken Einschränkungen rund um den Globus – Einschränkungen, die ebenfalls die Pläne vieler Triathleten betreffen.

Einreiseverbot durch Presidential Proclamation erneuert

Am 9. Oktober findet nach dem aktuellen Planungsstand auf Hawaii die Ironman-Weltmeisterschaft 2021 statt. Derzeit gilt laut Auswärtigem Amt ein von der US-Regierung verhängtes Einreiseverbot in die USA für Personen, die sich innerhalb eines Zeitraums von 14 Tagen vor Einreise in Deutschland oder einem anderen Land des Schengenraums aufgehalten haben. Dieses Einreiseverbot wurde mit einer Presidential Proclamation bis auf Weiteres erneuert. Es gelten zudem Einreisebeschränkungen bei Voraufenthalten im Vereinigten Königreich, Irland, Brasilien, China, Iran, Indien und Südafrika. Ausgenommen vom Verbot der Einreise sind US-Staatsbürger, Personen mit ständigem legalen Aufenthalt in den USA („Greencard“-Inhaber), enge Verwandte von US-Staatsbürgern, Diplomaten oder Mitarbeiter internationaler Organisationen.

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Ironman rät betroffenen Athleten, Kona-Slot nicht anzunehmen

Das Einreiseverbot betrifft also auch Agegrouper-Triathleten, die sich für die WM 2021 auf den Pazifikinseln bereits qualifiziert haben oder es noch schaffen können, zum Beispiel an diesem Wochenende in Frankfurt oder eine Woche später beim Ironman Kopenhagen. Was können diese Athleten tun?

Im Juni hatten wir auf tri-mag.de die aktuellen Qualifikationsrichtlinien von Ironman für die WM 2021 aufgelistet. Auf Nachfrage von tri-mag.de hat Ironman aufgrund der momentanen Voraussetzungen mitgeteilt, dass für bereits qualifizierte Athleten, die von den derzeit geltenden Reisebeschränkungen betroffen sind und nicht in die USA einreisen dürfen, individuelle Lösungen angeboten werden. Für Informationen diesbezüglich sollen sich die Athleten per Mail an die Adresse kona@ironman.com wenden. Sportlern, die von den aktuellen Einschränkungen im Reiseverkehr betroffen sind und die noch vor der Qualifikation stehen, rät Ironman mit Blick auf die Unvorhersehbarkeit der Lage, den eventuell ergatterten Kona-Slot nicht anzunehmen.

Verschiebungen der Qualiplätze zwischen den Rennen

Auch wenn ein Hawaii-Slot für viele Agegrouper sowieso kaum erreichbar scheint, so ist die Planbarkeit einer Qualifikation alles andere als einfach, da Ironman die Bedingungen dafür laufend ändert. Der Grund ist offensichtlich: Standen vor zwei Monaten noch über 120 Athletinnen und Athleten aus Deutschland auf der Starterliste des Ironman Hawaii 2021, ist diese Zahl durch die Verschiebungen des Startrechts auf 2022 inzwischen auf 70 geschrumpft. Dass man händeringend versucht, das Starterfeld für 2021 zu füllen, wird an der recht großzügigen Slotausstattung für viele Rennen deutlich – so wurden in den USA bis zu 200 Agegroup-Startplätze für Kona pro Rennen vergeben, auch beim Ironman Lanzarote erfuhren viele Teilnehmer durch Aushang vor Ort, dass die Anzahl der Qualifkationsplätze spontan erhöht wurde.

Bei der Ironman-Europameisterschaft in Frankfurt am Wochenende stehen nun 100 anstatt der üblichen 75 Plätze für eine kontinentale Meisterschaft zur Verfügung, bei den Rennen in Kuopio (Finnland) an diesem Samstag und in Kopenhagen (Dänemark) am kommenden Wochenende jeweils 75 statt 40. Bis zu 16 Slots sind es in Frankfurt pro Altersklasse – bei der zu erwartenden Flut von Nichtannahmen die vielleicht einmalige Chance, sich in den starken Männeraltersklassen auch mit Zeiten weit jenseits der 10-Stunden-Schallmauer für Kona zu qualifizieren.

Nur 26 Qualiplätze in Hamburg

Leidtragende sind die Teilnehmer bei späteren Rennen, bei denen die Qualifikation erst für den Ironman Hawaii 2022 möglich ist: Da die Starterliste des Ironman Hawaii 2022 bereits stark gewachsen ist, hat Ironman die Qualifikationsplätze für die kommenden Rennen stark eingekürzt. Beim zweiten deutschen Hawaii-Qualifier in Hamburg mussten die Sportler zunächst akzeptieren, dass eine Qualifikation dort erst für den Ironman Hawaii 2022 statt wie ursprünglich geplant für den diesjährigen möglich ist. Ausgeschrieben war das Rennen ursprünglich mit 40 Hawaii-Slots. Zuletzt stand auf der Website zu lesen, dass überhaupt „Hawaii-Slots“ vergeben werden, ohne dass die Anzahl konkret genannt wurde.

Wie die Teilnehmer nun zweieinhalb Wochen vor dem Rennen aus dem Athletenguide erfuhren, wurde die Zahl nun auf nur noch 26 reduziert. Da jede Altersklasse, in der ein Athlet das Rennen finisht, einen Slot bekommt, werden in Hamburg nach dem derzeitigen Stand maximal zwei Kona-Plätze für 2022 vergeben. Der Ironman Hamburg könnte damit als einer der „schnellsten“ Kona-Qualifikationswettkämpfe aller Zeiten in die Ironman-Geschichte eingehen. Für weitere Rennen wie den für den 22. August geplanten Ironman Vichy in Frankreich, den „neuen“ Ironman Switzerland in Thun am 5. September oder die Afrika-Meisterschaften im November heißt es nur, dass es Agegroup-Slots geben wird – auch hier werden die Athleten im Dunklen gelassen, wie viele es insgesamt oder pro Altersklasse sind.

Qualifikation für den Ironman Hawaii in Deutschland

Slots pro Altersklasse bei den Ironman-Rennen in Frankfurt und Hamburg
AgegroupFrankfurt (für 2021)Hamburg (für 2022)
M18-2421
M25-2951
M30-34122
M35-39122
M40-44162
M45-49132
M50-54132
M55-5981
M60-6431
M65-6911
M70-7411
M75-7911
F18-2411
F25-2911
F30-3421
F35-3921
F40-4421
F45-4911
F50-5411
F55-5911
F60-6411
F65-6910
Summe100 (statt geplant 75)26 (statt geplant 40)
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7 Kommentare

  1. Warum versucht IM denn nicht in Kona in 2022 die Männer und Frauenrennen an verschiedenen Tagen durchzuführen. Für konaambitionierte Athleten macht es dann wenig Sinn wenn es nur so wenig slots gibt an IM Rennen teilzunehmen. Local Langdistanzen sind da interessanter (und günstiger)

    • Weil sie seit Jahren schon am lokalen Widerstand scheitern. Dort auf der Insel sind beim besten Willen nicht alle voll dem IRONMAN-Vibe erlegen. Aber der neu gewählte Bürgermeister scheint ja eher pro IM zu sein, also vlt. ändert sich das beizeiten tatsächlich. IM würde das sofort machen, weil mehr Starter = mehr Geld.

  2. Ironman „verkauft“ 100Slots beim Ironman Frankfurt. An diesem Rennen sind vermutlich 90% der Teilnehmer von der aktuellen Einreiseproblematik betroffen…Das ist skrupellos und nicht nachzuvollziehen.
    Die Empfehlung von Ironman den Slot besser nicht anzunehmen ist da wirklich amüsant. Da muss man sagen, dass die Chance (wenn auch sportlich für 99% der Athleten unerreichbar) in Hamburg einen Slot zu bekommen mit dem man auch nach Hawaii reisen kann doch deutlich höher ist;-)

    Die Firmenpolitik von Ironman ist wirklich fragwürdig – Money First (ja ich weiss, dass Ironmen ein Wirtschaftsunternehmen ist)

    • Ich bin in Hamburg am Start. Und wenn ich nicht wider Erwarten irgendwie in den Top 2 lande (weil irgendwo für andere eine Bahnschranke zu ist, oder so…), wird das definitiv meine erste und letzte Veranstaltung mit IM. Ich hatte einige Sportveranstaltungen und Konzerte für 2020 und 2021 geplant. Die meisten Veranstalter haben deutlich bessere und kundenfreundlichere Konzepte und Optionen präsentiert. Ausnahmslos alle haben diese Konzepte zeitnäher, klarer und verlässlicher kommuniziert. Und da waren viel kleinere Veranstalter dabei, bei denen es tatsächlich um die Existenz ging. Und der Spruch, dass Ironman ein Wirtschaftsunternehmen ist, den kann ich langsam nicht mehr hören. Hinter den meisten regionalen Veranstaltungen stehen auch Agenturen. Die sind genauso auf Gewinne angewiesen und ihren Eignern und Mitarbeiter gegenüber verantwortlich. Aber die haben offenbar begriffen, dass die Situation eben nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für die Kunden nicht leicht ist und sind an einer langfristigen, gemeinsamen Zukunft interessiert. Die meisten dieser Veranstalter erstatten übrigens Athleten schon immer bei Vorlage eines Attests bis zum Vortag des Wettkampfs (zumindest teilweise) die Startgebühren zurück. Ironman behält diese schon immer einfach ein, obwohl das bei vierstelligen Feldgrößen dem Veranstalter nicht schaden und den betroffenen Athleten deutlich entlasten würde. Das wäre für mich 2019 schon fast ein Grund gewesen, mich nicht für den IM HH 2020 anzumelden. Da hätte ich mal besser auf mein Bauchgefühl gehört, das hätte mir eine Menge Ärger erspart.

      • Hey Jan Hendrik, deinen Kommentar kann ich genauso unterschreiben. Mir geht’s ähnlich. Zwei Jahre Vorbereitung mit unfassbar viel Achterbahnfahrt für die Nerven und dann erfährt man zwei Wochen vorher von dem nächsten Nackenschlag. Mir geht’s tatsächlich ausschließlich um die Hawaii-Quali, weil ich meine Triathlon-Laufbahn gerne nochmal damit abschließen möchte. Danach ist die Familie dran, die den Sport auf diesem Level verständlicherweise nicht mehr tolerieren kann. Mittlerweile habe ich nach diesem ganzen Hickhack fast schon keine Lust mehr auf Hawaii, weil ich dann Teil dieser unsäglichen Kommerzschow bin. Sollte ich mich nicht qualifizieren (was bei 2 Slots nun mal unwahrscheinlich ist, da auch gerne mal Ex- oder Fast-Profis teilnehmen), werde ich keinen Wettkampf mehr unter dem IM-Label machen und stattdessen auf kleinere regionale Wettkämpfe oder sowas wie Norseman ausweichen. Mein Bauchgefühl rät mir ebenfalls schon lange dazu.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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