Dienstag, 16. April 2024

So sollen die virtuellen Ironman-Rennen fairer werden

Am Freitagabend startet das fünfte Rennen der virtuellen Wettkampfserie von Ironman („Ironman VR“). An jedem Wochenende können die Athleten kostenfrei an einer Challenge teilnehmen, die bisher von der Sprint- bis zur Mitteldistanz reichte und bei der das Schwimmen gegen einen kurzen Lauf ersetzt wurde.

Alle Rennen erreichten fünf stellige Finisherzahlen, entsprechend lang waren die Ergebnis-PDFs, die Ironman im Anschluss veröffentlichte. Ernstzunehmen waren diese jedoch nicht: Wer beispielsweise auf dem Rad nicht gerade mit einem Schnitt von deutlich über 50 Kilometern pro Stunde unterwegs war, hatte nichts zu melden – auch nicht in höheren Altersklassen. Das führte wiederholt zu heftiger Kritik in den sozialen Medien. Viele Triathleten sehen die Rennen inzwischen eher als Sammelobjekt und Motivation in der wettkampffreien Zeit, nicht jedoch als realistischen Leistungsvergleich.

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Traumgewicht und Bergabstrecken

Wo immer sich derzeit Athleten im virtuellen Wettkampf messen, stehen die Ergebnisse in kritischer Diskussion der Community. Aus gutem Grund: Wer beispielsweise auf der Plattform Zwift sein von der Realität abweichendes Wunschgewicht angibt, ist aufgrund des besseren Leistungs-Gewichts-Verhältnisses schneller unterwegs. Auch sorgte bei Ironman ein Skandinavier für Aufsehen, der sich mit dem Auto auf einen Berg fahren ließ, um dann seine Downhill-Geschwindigkeit in den Vergleich mit Flachlandfahrern zu stellen. Bei Rennen auf der Plattform des Marktführers Zwift soll es sogar Absprachen zur Windschattenspende durch gar nicht am Rennen beteiligte Athleten gegeben haben.

Quali für Ironman-70.3-WM umstritten

Um die Rennen der VR-Serie fairer zu machen, will Ironman nun einige Maßnahmen ergreifen. Schließlich hatten die Veranstalter vor dem Start der Serie angekündigt, dass auch eine Qualifikation für die Ironman-70.3-WM 2020 in Taupo (Neuseeland) über das System denkbar ist. Ob die Meisterschaften Ende November ausgetragen werden können, ist auch für Ironman-CEO Andrew Messick noch offen: „Wir werden die Meisterschaften austragen, wenn eine Qualifikation dafür möglich und die Pandemie beherrschbar ist“, sagte Messick am Donnerstag im Gespräch mit tri-mag.de. Laut Ironman-Angaben sind bisher 3.000 der 6.000 geplanten Quali-Plätze für Neuseeland vergeben, momentan ist eine Einreise in den Inselstaat aus touristischen und sportlichen Gründen aber überhaupt nicht möglich.

Virtuelle Rennserie soll fairer werden

Bei Ironman weiß man aber auch um die Bedürfnisse der Athleten. „Und die wollen Wettkämpfe in 2020 machen, wenn Wettkämpfe in 2020 möglich sind“, fasst Messick die Eindrücke zusammen, die er aus zahlreichen Athletengesprächen gewonnen habe. Aber er weiß auch: „Die Situation, ob und wann wir Rennen durchführen können, ist momentan nicht in unserer Kontrolle.“ Auch aus diesem Grund habe man im März die virtuelle Rennserie angekündigt.

Auch wenn Ironman derzeit keine vollständige Kontrolle über die Austragungsmöglichkeit echter Rennen hat, wird an einer besseren Kontrolle des virtuellen Ausweichformats gearbeitet. Bis es also wieder zu echten Wettkämpfen kommt, soll die Rennserie beibehalten werden. Und mit einem Maßnahmenkatalog, den Ironman nun ankündigte, auch fairer werden.

So will Ironman zukünftige VR-Rennen fairer machen

  • Alle Einheiten müssen in der Reihenfolge Lauf – Rad – Lauf absolviert werden.
  • Vom Start der ersten bis zum Finish der letzten Einheit hat der Athlet innerhalb des Rennzeitraums 12 Stunden Zeit. So will man vermeiden, dass Athleten auf unterschiedlichen Kontinenten durch andere Möglichkeiten im Schlaf-Wach-Rhythmus bessere Regenerationsmöglichkeiten haben als andere.
  • Unterbrechungen der drei Einzelabschnitte werden nicht mehr möglich sein. Es geht um die Gesamtzeit vom Start bis zum vollständigen Absolvieren der Distanz. So können beispielsweise nicht mehr zehnmal ein Kilometer mit Abstoppen der einzelnen Abschnitte als Laufzeit einer 10-Kilometer-Distanz eingebracht werden.
  • Alle Läufe müssen outdoor absolviert werden, da diese deutlich besser vergleichbar seien als Laufband-Aktivitäten.
  • Alle Radeinheiten müssen indoor auf der Plattform Rouvy und der jeweils von Ironman vorgegebenen Wettkampfstrecke absolviert werden.
  • Man will auf neue Erkenntnise und Lösungen aus der Radsportgemeinde (zum Beispiel bei den Zwift-Rennen) zurückgreifen, um die Rennen fairer zu machen.
  • Es soll eine Art biologischer Athletenpass eingeführt werden, mit dem die Leistungen über einen längeren Zeitraum erfasst werden. Damit sollen plötzliche Leistungssprünge hinterfragt werden können.
  • Auch an ein Hinzuziehen bisheriger Rennergebnisse zur Einschätzung, ob die virtuellen Leistungen realistisch sind, werde gedacht.

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10 Kommentare

  1. Ich habe das als Motivation gesehen und habe alles draußen erledigt. Nutze ab und an mal Zwift aber jetzt noch ne neue App nutzen die dann nicht mal ant+ unterstützt werde ich nicht machen. Wenn es zur Qualifikation genommen werden soll dann gerne aber sie sollen denn Freizeit Athleten ihren Spaß lassen wie es jetzt aktuell läuft

  2. Schade… Vergleichbare Ergebnisse habe ich nach dem bisherigen Prozedere (z.B. Wetterbedingungen, Höhenmeter auf der Strecke…) ohnehin nicht erwartet. Aber der Sportbetrug, wie er hier geschildert wird, ist für mich unbegreiflich, leider aber auch erwartbar, da die Online-Systeme leichter manipuliert werden können. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, Athleten, die online auffallen bei tatsächlichen Rennen stärker zu kontrollieren, da sich hier eine Tendenz zu unfairem Verhalten offenbart.
    Was für mich in der Diskussion aber zu kurz kommt ist der Finisher-Gedanke. Wenn Ergebnis- Betrug nicht anders als durch genannte Maßnahmen sichergestellt werden kann ist es vielleicht eine Möglichkeit zweigleisig zu fahren und eine Wettkampfgruppe unter strengeren Auflagen und eine Finisher-Gruppe ohne Ergebnis-Liste zwecks Motivation dennoch starten zu lassen. Das wird zwar auch nicht alle glücklich machen, aber evtl. die Zahl derer, die sich mit den Bedingungen nicht anfreunden können, verringern.

  3. Es ist leider wie überall….weil das verkannte Ego für einige die Motivation zum Sporttreiben ist, müssen diejenigen, die den Sport zum Spaß oder aus ehrlichem Leistungsgedanken heraus betreiben, weitere „Einschränkungen“ in Kauf nehmen. Ich habe keinen Smarttrainer, sondern noch ein 20 Jahre altes Ergo_bike…ich habe alles draußen erledigt. Das ist jetzt leider offenbar nicht mehr möglich….schade…dass die Ergebnisse nicht wirklich vergleichbar sind, ist doch völlig klar. Als ich jedoch die Radzeiten in meiner AK M40-44 gesehen hatte, musste ich laut lachen…

  4. Schade, ich hätte dafür auch Geld bezahlt, wenn es vergleichbare Kategorien gäbe – so wie „direkt hintereinander“ und „getrennt voneinander absolviert“ und die dann auch noch nach „beides draußen“ und „laufen draußen, Rad drinnen“ weiter aufgeteilt. Wenn man dann noch getrennte Ergebnislisten, Medaillen, Finisher-T-Shirt (was eine unverschämte Summe kostet, wenn man es nach Deutschland bestellt) usw. dazubekommen könnte, hätten Sie zum einen ein Geschäft und zum anderen hätte man was zum vergleichen. Wobei dieses auf der Rolle in einer App Radfahren ja eher ein Spiel ist, als echtes Radfahren. Wenn ich das schon höre mit „Gewichteingabe“, „Windschatten“, „Booster (wobei das wohl nur Zwift ist)“ …. frag ich mich was das soll – und, man ist ja dann auch quasi gezwungen einen Direct-Rollentrainer zu haben. Naja. eGames halt, schon ein Vergleich möglich, aber wer keinen Bock auf spielen hat, sondern Sport machen will, leider auch wieder nicht.

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Frank Wechsel
Frank Wechsel
Frank Wechsel ist Herausgeber der Zeitschriften SWIM und triathlon. Schon während seines Medizinstudiums gründete er im Oktober 2000 zusammen mit Silke Insel den spomedis-Verlag. Frank Wechsel ist zehnfacher Langdistanz-Finisher im Triathlon – 1996 absolvierte er erfolgreich den Ironman auf Hawaii.

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