Freitag, 19. April 2024

Bernd Kapp, Manager der Altersklassen-Nationalmannschaft: „Sprint-WM in Hamburg – das wird ein Knaller!“

Vom 13. bis zum 16. Juli geht es in Hamburg für die Altersklassenathleten um die Weltmeistertitel auf der Sprintdistanz. Wir haben mit Bernd Kapp, dem Vizepräsidenten Amateur- und Breitensport der Deutschen Triathlon Union, über Planungen, Chancen und Erwartungen an das Event gesprochen.

Selbst aktiver Athlet und zugleich Verantwortlicher Teammanager der Altersklassen-Nationalmannschaft: Bernd Kapp (li.)

Bernd Kapp, ist Vizepräsident Amateur- und Breitensport der Deutschen Triathlon Union (DTU) und Verantwortlicher Teammanager der Altersklassen-Nationalmannschaft. Ein Leben für die Basis im Triathlon. Nicht nur Kapp fiebert der anstehenden Weltmeisterschaft für Altersklassenathleten über die Sprintdistanz in Hamburg vom 13. bis 16. Juli entgegen. Die Meldezahlen von 305 Einzelathleten und 70 Staffeln übertreffen bereits jetzt jegliche Erwartungen. In drei Altersklassen gibt es bereits eine Warteliste. „Damit greifen erstmals unsere Nominierungskriterien“, betont Kapp. Wer dabei sein möchte und die Voraussetzungen erfüllt, hat noch bis zum 5. Mai die Chance, sich anzumelden. Wir haben mit dem Rheinland-Pfälzer über die Erwartungen, die Atmosphäre und die Besonderheiten einer Weltmeisterschaft an der Alster gesprochen.

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Bernd Kapp, eine Sprintdistanz-Weltmeisterschaft in Deutschland auch für Altersklassenathleten – wie ist es überhaupt zu diesem Highlight gekommen?
Wir überlegen jedes Jahr, wenn die Ausschreibungen raus sind, ob wir uns den Aufwand erlauben können. Solch eine WM ist eine Riesenherausforderung: Du benötigst Manpower im Verband, aber auch einen Veranstalter, der bereit ist, mit ins Boot zu springen. Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder mit dem Gedanken gespielt, eine WM in Deutschland zu veranstalten, haben aber den entsprechenden Veranstalter nicht gefunden. Das war sicherlich in den vergangenen drei Jahren auch der Coronapandemie geschuldet, weil vielen das Risiko zu groß war. International haben wir 2017 in Düsseldorf erste Erfahrungen gesammelt, auf Europameisterschaftsebene. Dann hat uns Europe Triathlon gefragt, ob wir die EM in München im vergangenen Jahr ausrichten wollten, im Rahmen der European Championships. Von Altersklassenathleten war da noch nicht die Rede. Ich habe maximal fünf Sekunden überlegt und dann den Arm gehoben. Später kam die Anfrage von World Triathlon: ‚Könnt ihr auch ‘ne WM 2023 ausrichten?‘ Unser Geschäftsführer Matthias Zöll hat mich angerufen, um mich zu fragen, ob wir eine WM… – und bevor er die Frage vollständig aussprach. habe ich schon „Ja“ gesagt. Zu dem Zeitpunkt war Hamburg als Ort gewissermaßen definiert. Wir nutzen jede Chance, wenn wir solch einen Wettkampf bekommen können. Vorausgesetzt jedenfalls, wir habe einen potenten Veranstalter in der Hinterhand. 

Warum bringt der Hamburg World Triathlon die idealen Voraussetzungen mit, eine Weltmeisterschaft für Altersklassenathleten in den Wettkampf zu integrieren?
Es ist zunächst einmal gar nicht wichtig, die Meisterschaft in einen bestehenden Wettkampf aufzunehmen. Der erste Ansatz für Hamburg war sogar, das Open Race am Samstag und Sonntag gar nicht auszutragen. Dann hat sich im Zuge der Gespräche aber herausgestellt, dass das so gar nicht darstellbar ist, finanziell, weil wir dem Veranstalter ermöglichen müssen, Geld zu verdienen. Aber auch, weil es viele Athleten enttäuscht hätte, die sich auf diesen Wettkampf freuen und gern daran teilnehmen möchten. Daher machen wir das nun von Donnerstag bis Sonntag, inklusive Mixed Relay. Wir werden ein fantastisches langes Wochenende gestalten, und ich bin mir sicher: Hamburg – das wird ein Knaller!

Welche Chance ergibt sich aus einer Weltmeisterschaft in Hamburg für den Breitensport?
Der Breitensport lebt davon, dass wir hochwertige Meisterschaften nach Deutschland holen. Das gibt immer einen Schub, egal in welcher Sportart. Diesen Schub können wir nach Corona deutlich gebrauchen. Die Vereine haben hart zu kämpfen gehabt, den Mitgliederschwund über die drei Jahre so gering wie möglich zu halten. Auch im Triathlon haben wir zweistellige Prozentwerte verloren – und waren damit noch nicht einmal so schlimm betroffen wie andere Sportarten. Jetzt geht es darum, das wieder aufzuholen. Dafür ist solch eine Veranstaltung geeignet, die medial auch hochwertig begleitet wird.Wir hoffen, daraus Teilnehmer, auch Erstteilnehmer, zu generieren, die dann langfristig beim Triathlon bleiben. Hamburg ist insofern besonders geeignet, da die Veranstaltung zusätzlich bekannt dafür ist, ein erfolgreiches Rookieprogramm aufzulegen. Das könnte nachhaltig auf den einen oder anderen Athleten wirken.

Silke Insel / spomedis Besondere Atmosphäre: Elite- und Altersklassenathleten kommen in den Genuss, ihren Wettkampf direkt in der Hamburger Innenstadt im Bereich des Rathauses auszutragen.

Du sprichst den Mitgliederschwund an. Triathlon hat im letzten Jahrzehnt einen echten Hype erfahren. Hast du das Gefühl, dass dieser Hype durch Corona verloren gegangen ist?
Ich kann das als derjenige, der seit zwölf Jahren für die Altersklassen-Nationalmannschaft zuständig ist, relativ schön darstellen. Wir hatten eine ständig steigende Zahl der Teilnehmer, die sich zu 30 bis 40 Prozent aus Erststartern bei den Meisterschaften zusammengesetzt haben. Die Kurve ist in all den Jahren stetig gestiegen, ehe Corona kam – und wir im Wettkampfsport eine Delle nach unten verzeichnen mussten. Da sind die Teilnehmerzahlen bei internationalen Meisterschaften über das Jahr gesehen von 550 auf zehn oder 15 Teilnehmer gefallen. Dann haben wir eine zwei Jahre andauernde Talsohle durchschritten. Jetzt steigen die Zahlen wieder. Wir hatten im vergangenen Jahr trotz weiterhin vielfach auferlegter Coronaeinschränkungen die gleiche Zahl wie im Vorcoronajahr. Das heißt, wir sind mit einem blauen Auge durch die Pandemiezeit gekommen. Andere Sportarten sind bedeutend schlechter dran. Wir können also immer noch neue Starterinnen und Starter für den Triathlon begeistern. Das stimmt mich positiv, dass der Hype noch längst nicht vorbei ist. 

Warum sollte ich als Athlet die Chance wahrnehmen, in Hamburg dabei zu sein?
Ganz einfach: Ich weiß nicht, wann wir die nächste Weltmeisterschaft in Deutschland platzieren können. Aber die Vorzüge von Hamburg speziell liegen natürlich auf der Hand. Die Stadt hat so viel Erfahrung mit Wettkämpfen, dass ich von vornherein sicher sein kann, der Wettkampf wird toll. Wenn man sieht, wie die Strecken angelegt sind, wird das eine unglaubliche Atmosphäre sein: im Zentrum der Stadt mit dem Schwimmen in der Binnenalster, der Wechselzone am Ballindamm, dann raus auf die Radstrecke, durch St. Georg, die Altstadt, St. Pauli. Zwei Runden. Ich bekomme das ganze Spektakel als Athlet zweimal und fahre nicht allein. Ich laufe mindestens ein Viertel der Strecke im Zuschauer-Hotspot. Ich habe einen Wettkampf, der dafür sorgt, dass nahezu überall Stimmung an der Strecke sein wird. Wer einmal einen solchen Wettkampf erlebt hat, der weiß, wie sehr man da die Kraft für sich selbst im Wettkampf rauszieht. Ich kann das nur jedem empfehlen. Am besten sollten sich alle anmelden, die die Voraussetzungen erfüllen. Wer den Platz als Einzelstarter nicht bekommt, kann in der Altersklasse gegebenenfalls noch einen offenen Staffelplatz für das Mixed Relay am Sonntag als Höhepunkt ergattern, falls eine Staffel noch einen Teilnehmer benötigt.

Welche Voraussetzungen muss man als Athlet oder Athletin denn mitbringen, um starten zu dürfen?
Die deutsche Staatsbürgerschaft, einen DTU-Startpass (Anm. der Red.: über die DTU oder als PRO-Member von power & pace), und er oder sie muss die offizielle Wettkampfkleidung tragen. Entweder man hat sie schon oder man muss sie sich im offiziellen Shop der DTU besorgen. Und die Athleten sollten in der Zeit von Mai 2020 bis Mai 2023 mindestens eine Sprintdistanz erfolgreich absolviert haben. Normalerweise ist der Zeitraum auf zwei Jahre beschränkt, aufgrund der Coronapandemie haben wir ihn aber um ein Jahr verlängert, weil wenige Wettkämpfe angeboten wurden oder Athleten sich dem Risiko nicht aussetzen wollten. Der Anmeldeprozess läuft über die Webseite der DTU. Dort trägt man die Wettkämpfe ein, es dürfen auch Mittel- oder Langdistanzen sein. Die Wettkämpfe werden anhand eines Punktesystems aufaddiert, um ein Ranking zu bilden. Wer bei Deutschen Meisterschaften 2022 im Sprint den ersten Platz erreicht hat, ist ohnehin fix nominiert, sofern er oder sie will. Dasselbe gilt für die Ränge eins bis drei bei den Europameisterschaften 2021 in Valencia und im vergangenen Jahr bei den European Championships in München bzw. den Weltmeisterschaften in Montreal. 

Du hast bereits die Mixed Relay angesprochen, die nach Montreal 2022 erst zum zweiten Mal bei den Altersklassenathleten ausgetragen wird. Was macht dieses Format zum Abschluss am Sonntag um 16 Uhr zu so einem Highlight?
Vergangenes Jahr war das ein echtes Spektakel. Jetzt haben wir in Deutschland zum ersten Mal überhaupt eine Meisterschaft in diesem Format. Wir haben in Absprache mit World Triathlon und aufgrund des zeitlichen Rahmens festgelegt, dass es über 300 Meter Schwimmen, fünf Kilometer Radfahren und 1,5 Kilometer Laufen geht. Komplett um die Binnenalster herum. Und das als letzter Wettkampf am Sonntag zur besten Kaffeezeit. Da erwarte ich mir Zuschauerzahlen, wie sie die Altersklassenathleten noch nicht erlebt haben. Die Sprintdistanz wird sicherlich ein tolles Rennen und hat ein eigenes Flair aufgrund der Location. Der Sonntag wird aber das absolute Highlight. Wir starten unmittelbar nach der Siegerehrung der Elite Mixed Relay. Es geht also nahtlos weiter. Durch die verkürzten Distanzen haben wir die Möglichkeit, den Wechselbereich der Staffelstarter und -starterinnen an den Rathausplatz zu legen, inklusive Kopfsprung in die Alster. Damit sind wir noch einmal attraktiver. Am Ballindamm befindet sich nur die Wechselzone vom Schwimmen auf das Rad und dann zum Laufen. Wenn wir den Staffelwechsel aber in den Bereich des Ziels legen, mit den Tribünen, dann zieht das noch einmal mehr und bringt den Athleten mehr Gänsehautgefühl.

Jo Kleindl Auch der Teamgedanke steht in Hamburg weit vorn: Nach der Elite dürfen die Agegrouper ebenfalls im spektakulären Mixed Relay über die Supersprintdistanz antreten.

Bis wann müssen die Staffelbelegungen festgelegt werden?
Nach der Meldung bis zum 5. Mai kann man bis zwei Tage vor dem Start die Athleten problemlos austauschen. Erst dann sind die Namen fix. Und selbst dann hat man noch eine letzte Chance zum Tausch aufgrund von Verletzungen bis zum Samstagabend.

Du bist selbst aktiver Triathlet und Mitglied der Altersklassen-Nationalmannschaft – schildere doch einmal kurz aus Athletensicht das Gefühl, bei einer WM an den Start zu gehen. Worauf dürfen sich die Leute freuen?
Grundsätzlich sind wir als Altersklassen-Nationalmannschaft wie eine große Familie. Wenn wir an einem Wettkampfort eintreffen, machen wir zusammen die Wettkampfbesprechung, die ich nach Möglichkeit immer selbst mache. Alle kommen zusammen und man spürt diesen Team- und Familiengeist. Die alten Hasen und Häsinnen geben ihre Erfahrungen weiter. Wenn einer das erste Mal dabei ist, wird er oder sie an die Hand genommen. Wir wollen jedem die Nervosität nehmen, indem wir für ihn da sind, damit er einen tollen Wettkampf hat und sein Leistungspotenzial abrufen kann. Ich bin wirklich auf jeden Starter in Hamburg ein wenig neidisch, weil ich nicht auf der Strecke dabei sein kann. Es gibt für alle auch noch ein tolles Goodie. Was das sein wird, verrate ich jetzt aber noch nicht. Nur so viel: Es wird eine limitierte Edition von etwas ganz Besonderem sein.

Wie können wir das Rennen verfolgen?
Am besten live vor Ort im Bereich Rathaus, Binnenalster und Jungfernsteig. Parallel dazu im Livetracking, sodass man auch immer den Status seiner Mannschaft verfolgen kann.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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