Samstag, 20. April 2024

Triathlon in der Krise: Mit Maxdorf verliert Rhein-Neckar-Cup weiteres Rennen

Die Reihe der Veranstaltungsabsagen in einer der aktivsten Triathlonregionen Deutschlands reißt nicht ab: Nach der Absage des Heidelbergman ziehen auch die Veranstalter des Maxdorfer Triathlons die Reißleine.

Bilder wie dieses wird es 2023 nicht geben: Julian Erhardt und Jana Uderstadt gewannen 2022 die vorerst letzte Ausgabe des Maxdorfer Triathlons.

„Das rein ehrenamtlich arbeitende Organisationsteam hat den für den 18.06.2023 geplanten 16. Maxdorfer Triathlon über die olympische Distanz schweren Herzens abgesagt“, verkündet die TSG Maxdorf 1954 e. V. die traurige Botschaft auf ihrer Website – und begründet diese mit den sehr geringen Anmeldezahlen: „Am 26.04.2023 waren lediglich 108 Einzelstarter und 4 Staffeln vorangemeldet. Mit diesen geringen Teilnehmerzahlen ist eine Großveranstaltung wie der Maxdorfer Triathlon nicht kostendeckend durchzuführen.“

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Zum Vergleich: Bei den Siegen von Jana Uderstadt und Julian Erhardt im vergangenen Jahr hatten 183 Einzelteilnehmer und 26 Staffeln die Ziellinie überquert. Bei der letzten Austragung des damals im Zwei-Jahre-Rhythmus ausgetragenen Rennens vor der Coronapandemie mit den Siegen von Simone Hoffmann und ebenfalls Julian Erhardt waren es 2019 auf der Mitteldistanz noch weit über 500 Einzelfinisher und 39 Staffeln.

Hoher Aufwand und Kosten nicht im Verhältnis

„Unabhängig von der Teilnehmerzahl entstehen für den Veranstalter hohe Kosten und großer Aufwand. Zur sicheren Durchführung eines Triathlon-Rennens sind unzählige ehrenamtliche Helfer, Sicherheitsdienste wie DRK, DLRG, Feuerwehren, Ordnungsämter, Polizei erforderlich. Es ist eine Vielzahl von Abstimmungsgesprächen mit Verbänden und Genehmigungsbehörden erforderlich. Das ehrenamtlich arbeitende Organisationsteam opfert unzählige Stunden, um eine gelungene Veranstaltung auf die Beine zu stellen“, schreibt der Veranstalter weiter auf seiner Website. „Ein Maxdorfer Triathlon mit so wenigen Startern wäre weder für die Teilnehmer selbst noch für Zuschauer, Sponsoren, Helfer und Unterstützer attraktiv.“

Rhein-Neckar-Cup mit nur drei statt fünf Rennen

Besonders bitter für die Region ist die Tatsache, dass neben dem Heidelbergman, der neben einem Teilnehmermangel auch Personalengpässe in der Organisation als Ursache für die Absage des Traditionsrennens nannte, mit Maxdorf ein zweites Standbein des etablierten Rhein-Neckar-Cups ausfällt. Die Serie beginnt mit der 30. Auflage der Schwimmbad-Sprintdistanz am 11. Juni in Mußbach, es folgen die 27. Auflage der Kurzdistanz des beliebten Ladenburger Römerman mit Schwimmen im Neckar und das Finale des Viernheimer Triathlons über die olympische Distanz, die am 26. und 27. August bereits zum 39. Mal ausgetragen wird. Informationen und Anmeldelinks unter basf-tcrn.de.

Neustart in Maxdorf in 2024 – wenn die Triathleten es wollen

Das Problem der Veranstaltungsabsagen wegen geringer Voranmeldezahlen ist nicht auf den Rhein-Neckar-Raum beschränkt. Überall in Europa droht derzeit vielen auch etablierten Rennen das Aus. Die Deutsche Triathlon Union (DTU) hat die Thematik daher am vergangenen Wochenende zum zentralen Thema einer Klausurtagung mit ihren Landesverbänden gemacht: „Es wurde vor allem diskutiert, wie Dachverband und Landesverbände die Zusammenarbeit mit Veranstalterinnen und Veranstaltern weiter intensivieren können und hierzu ein gemeinsames Verständnis gewinnen beziehungsweise sich in diesem Bereich noch besser unterstützen können“, fasst die DTU auf ihrer Website zusammen. „Zudem wurden die Entwicklungen durch die eigene Veranstaltungsaktivität der Deutschen Triathlon gGmbH reflektiert und kritisch beleuchtet. Als Fazit war festzuhalten, dass nach der Pandemie weitere Anstrengungen der Verbände notwendig sein werden, um den Triathletinnen und Triathleten auch zukünftig eine möglichst breite Veranstaltungslandschaft für die Weiterentwicklung der Sportart Triathlon bieten zu können.“

Auch in Maxdorf glaubt man weiterhin an die Zukunft: Das Organisationsteam um Gesamtleiter Bernd Köhler kündigt an, dass man schon in den nächsten Wochen mit der Planung für den Triathlon im Jahr 2024 beginnen werde – verbunden mit einem klaren Wunsch an die Triathlonszene: „Wir hoffen für das nächste Jahr auf deutlich mehr Voranmeldungen. Veranstalter benötigen vor dem Hintergrund des großen Aufwands und der hohen Kosten Planungssicherheit. Wir appellieren an alle Triathletinnen und Triathleten, sich für Veranstaltungen rechtzeitig voranzumelden. Nur so können Absagen von Veranstaltungen zukünftig vermieden werden. Last-Minute-Anmeldungen sind sicher im Einzelfall hilfreich, gefährden aber letztendlich – wenn sie zur Regel werden – Traditionsveranstaltungen wie den Maxdorfer Triathlon.“

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15 Kommentare

  1. Sehr gut! Mit 100 Euro ist die Schallgrenze durchschritten! Ebenso das US-amerikanische Lizenzierungmodell an undurchsichtige Lizenzierungs-Verbände (mit Solidaritätszuschlag für das Doping).
    Ich verzichte daher „schweren Herzens“ in diesem Jahr auf 4! Triathlon-Veranstaltungen. Es muss eine Konsolidieruung erfolgen. Profitorientierte Eventfirmen sollen die volle kommunale Gebührenhöhe abbekommen. (Die Gebühren festsetzenden Gemeinden sollen die volle Unattraktivität ihrer Gemeinde durch den Wegfall von Veranstaltungen abbekommen – Viele Gemeinden wurden durch die Ausrichtung von Verantaltungen erst überregional bekannt, auch Schneeballeffekt. Die betriebeswirtschaftlichen Berater zu den kommunalen Gebühren sollten nachträglich für den Mist eine Vertragsstrafe bekommen.)
    Triathlon-Sportveranstaltungen, organisiert von örtlich engagierten Vereinen, mit nachgewiesener Gemeinnützigkeit erhalten die im Gebührenkatalog vorgesehenen Ermäßigungen (bis auf Null). Dann steht wieder der Sport im Mittelpunkt und die Gemeinde hat ein Aushängeschild.

  2. Leider trifft es hier mit Marxdorf eine (überr-) regionale Veranstaltung die mit überschaubarer Startgebühr, sympathischer Atmosphäre und abwechslungsreichem Streckenverlauf überzeugte. Mich jedenfalls über Jahre hinweg;so dass ich Marxdorf mehrfach einer kommerzielleren Veranstaltung von Konzernen bevorzugt habe. Ich persönlich sehe den Grund für die verschleppten Anmeldungen zum einen in dem Ausfall durch die c19-Maßnahmen und zum anderen halten sich viele jegliche Alternativen Optionen offen, sich spontan für andere Bewerbe zu entscheiden. Viele legen sich ungern über längeren Zeitraum auf etwas fest!

  3. Dem kann man sich nur anschließen. In Zeiten knapper Haushaltskassen , ist es eben auch einfach nicht mehr zu rechtfertigen im voraus Hunderte € an Startgeldern auszugeben. Zur Zeit kann man eben nicht sicher planen, da einfach zuviel dazwischen kommen kann. Und jede kleine Veranstaltung dann mit Startgeldversicherungen abzusichern ist auch nicht optimal. Hoffen wir einfach mal , dass die Teilnehmerströme von den großen kommerziellen Rennen wieder abwandern zu kleinen lokalen Events.

  4. … im Rhein Neckar Cup bekommst du jedes Rennen unter 100€, sogar die DM Olympisch in Viernheim… Die Rennen sind alle aus dem Ehrenamt organisiert und die Vereine versuchen so ihre u.a. Jugendarbeit zu finanzieren… Wenn wir Triathleten es nicht schaffen solche Veranstaltungen zu unterstützen stirbt unser Sport aus und unsere Kinder haben auch keine Plattform um sich zu messen. In Mussbach, Ladenburg und auch in Viernheim gibt’s noch Startplätze, jetzt anmelden…

  5. Meiner Meinung nach spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle. Die Bereitschaft für ein Engagement im Ehrenamt ist allgemein rückläufig. Und gerade bei der Organisation eines Triathlons ist der potenzielle Zeitbedarf in Monate voraus für das Ehrenamt schwer konkret zu bestimmen.
    Dazu kommen allgemein steigende Kosten, die wiederum Einfluss auf die Bereitschaft zum Sponsoring, die Kalkulation der Veranstaltung und der Bereitschaft zur Anmeldung haben.
    Darüber hinaus erleben wir gerade auch eine Ballung der Veranstaltungen auf einen kurzen Zeitraum. So finden dann auf regionaler Ebene zwischen Mai und Juli dann mehrere Veranstaltungen an einem Wochenende statt.
    Das und noch einiges mehr resultiert dann in bis zu 1/3 weniger Teilnehmer als in den Vor-Corona-Jahren.
    Gerade Veranstalter mit nur einem jährlichen Event stehen stehen hier vor der wirtschaftlichen Herausforderung. Je näher sie dem WK-Tag kommen umso höher wird der Kostenblock und der damit evtl. Verlust.
    Zu Beginn der Planung sind die Kosten noch relativ überschaubar. Aber irgendwann müssen halt diverse Materialien & Dienstleistungen (z. B. Verpflegung, Startbeutel, Startnummer, Shirts, etc.) verbindlich bestellt werden um darüber am WK-Tag verfügen.

    • Ich denke, dass auch hier eine Polarisierung das Problem ist. Die „Intensivtäter“ leisten sich ein Rad für 10.000 Euro, da sind 50-100 Euro mehr für die Anmeldegebühr kaum relevant. Für die breite Masse und den Nachwuchs dagegen schon. Die Masse braucht man aber, um die Kosten solcher Veranstaltungen zu tragen.

      Momentan sind wir in einer kritischen Phase, weil die Masse zurückhaltend ist. Gleichzeitig steigen die Kosten für die Veranstalter und aufgrund der geringen Anmeldezahlen auch das Risiko. Vielleicht würde es helfen, die Preise zu senken. Vielleicht aber auch nicht, weil die Zurückhaltung nicht nur mit dem Preis zusammenhängt. Meines Erachtens wäre es wichtig, dass die Verbände, Behörden und Veranstalter hier zusammenarbeiten, um Risiko und Kosten zu senken und auch die Veranstaltungen an sich attraktiver zu machen.

      Andernfalls wird der Trend weiter Richtung PTO gehen: hochdotierte Mitteldistanzrennen auf beliebigen Strecken für die Profis. Langdistanzrennen sind zu teuer und weniger fernsehtauglich. Für uns Amateure wird es dann hauptsächlich kürzere Massenrennen geben.

  6. Ich denke der Hauptgrund für das geringe Interesse liegt ganz einfach daran das es halt immer eine Mitteldistanz mit attraktiven Preis Leistungsverhältnis war und jetzt nur noch eine OD sein sollte. Ein paar Mal im Kreis Radeln und Laufen hat einfach nicht mehr den Charakter der Mitteldistanz.

  7. Erstmal sehr schade wenn ein Verein ehrenamtlich eine Veranstaltung organisiert und mangels Teilnehmer absagen muss. Respekt, dass es der Veranstalter trotzdem nächstes Jahr wieder versucht. Ich wünsche auf jeden Fall ein gutes Gelingen.

    Was mich in dem Kontext sehr interessieren würde, ist die Entwicklung der Gesamtzahl an Teilnehmern an Triathlonveranstaltungen in Deutschland (Mehrfachstarter werden mehrfach gezählt), und darüber hinaus noch die Gesamtzahl an Startenden (Mehrfachstarter werden nur einmal gezählt).
    Habe dazu nichts aktuelles gefunden, aber die Zahl der DTU Mitglieder ist wohl rückläufig (siehe https://de.statista.com/statistik/daten/studie/221499/umfrage/mitgliederzahl-der-deutschen-triathlon-union/; Quelle nicht verifiziert). Keine Ahnung wie hoch die Anzahl der Starter mit Tageslizenzen ist, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass die Gesamtanzahl der Startenden noch stärker nachgelassen hat als die DTU Mitgliederzahlen. Und dann ist ein Rückgang der Veranstaltungen nur logische Konsequenz. Gab es ja beim Laufen/Marathon auch zu genüge.

    • Die Rückläufigkeit der DTU Mitglieder von ca 60.000 im Jahr 2020 auf ca 57.000 in 2022 gemäß der Statistik erklärt sich vermutlich aufgrund der coronabedingten Wettkampfausfälle. Interessant ist es wie es jetzt in 2023 und ff weiter geht. mit den Mitgliedszahlen

  8. Ich denke auch, dass in Maxdorf das Format – also der Wechsel auf OD – ein Hauptgrund ist. Und dann auch noch die Ansammlung aller Rennen in der Region auf Mai/Juni. Immer nur den potentiellen Teilnehmern Vorwürfe machen scheint mir zu kurz gedacht. Es gibt Gründe wieso auch im Kraichgau wesentlich weniger Leute sich für OD anmelden…

  9. An besagtem Termin wären im Umkreis von 200 km mindestens 3 Wettkämpfe gewesen.
    SD Landesmeisterschaft im Saarland / RTV Liga Wettbewerb in Baumholder auch mit OD ( keine Liga) und eben Maxdorf…
    Vielleicht erkennt ja jemand bei der RTV und oder Maxdorf den Fehler.
    PS mit der Auswahl der Liga Rennen/Formate der STU und des RTV schaffen die Verbände unseren Sport ab.

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Frank Wechsel
Frank Wechsel
Frank Wechsel ist Herausgeber der Zeitschriften SWIM und triathlon. Schon während seines Medizinstudiums gründete er im Oktober 2000 zusammen mit Silke Insel den spomedis-Verlag. Frank Wechsel ist zehnfacher Langdistanz-Finisher im Triathlon – 1996 absolvierte er erfolgreich den Ironman auf Hawaii.

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