Donnerstag, 25. April 2024

Verlegung von Ironman-Rennen in Hamburg, Frankfurt und Klagenfurt „hochwahrscheinlich“

„Das war eine ziemliche Achterbahnfahrt“, sagt Stefan Petschnig, Ironman-Chef für die Region Europa, den Nahen Osten und Afrika, über die letzten Tage und Wochen und seine Erfahrungen mit dem Coronavirus. „Wir haben die Geschwindigkeit der Virusausbreitung unterschätzt!“ Soeben beendete Petschnig eine virtuelle Pressekonferenz, in der er sich zu den weiteren Planungen für die Saison 2020 äußerte – und die Athleten um Geduld bat.

„Wir werden Tempo aufnehmen“

„Wir wissen, wie gern die Athleten nun eine Entscheidung hätten. 70 Prozent unserer Mitarbeiter sind selbst Sportler. Wir wissen aber auch, wie gern sie an Rennen teilnehmen möchten“, so Petschnig. Auf keinen Fall wolle man wieder in die Situation kommen, wie man sie zuletzt in Südafrika mit dem Moutainbikerennen Cape Epic und dem Ironman hatte, wo man die Absage der Rennen erst verkünden konnte, als viele Sportler schon angereist waren. „Auch wir mussten eine gewisse Lernkurve durchmachen, aber jetzt sind wir vor dieser Kurve. Und wir werden Tempo aufnehmen, wenn wir über die Rennen sprechen“, versprach Petschnig. „Wir lernen ja immer weiter dazu.“

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Gesundheit an erster Stelle, Ersatztermin an zweiter

Die wichtigste Frage, die man sich dabei stelle, sei: „Wie können wir die Athleten, die Helfer und die lokale Community gesund halten?“ An zweiter Stelle stehe die Frage, ob es einen Ausweichtermin für das jeweilige Jahr gebe.

Noch keine Absage für Hamburg, Frankfurt und Klagenfurt

Für die großen europäischen Ironman-Rennen in Hamburg (21. Juni 2020), Frankfurt (28. Juni 2020) und Klagenfurt (5. Juli 2020) wollte Petschnig noch keine definitive Aussage machen. „Wir sprechen mit allen Gastgeberstädten, ob es mögliche Ersatztermine zum Ende der Saison gibt“, sagte der Europachef der vor einer Woche von einem US-Investor gekauften Rennserie. „Es ist aber hochwahrscheinlich, dass diese drei Rennen erst später im Jahr stattfinden.“

Dort gehen die Zeitfenster allerdings zu. In Hamburg steht im Spätsommer schon der Termin des Radrennens Cyclassics (16. August), die verschobenen Großevents Megamarsch (5. und 6. September), Marathon (13. September) und Halbmarathon (20. September) haben bereits Ersatztermine verkündet. Auch Veranstalter außerhalb des Sports erheben Ansprüche auf die noch wenigen freien Wochenenden. Und auch der Hamburg Wasser World Triathlon, mit 10.000 Teilnehmern auf der Sprint- und Kurzdistanz der größte der Welt, steht mit dem Renntermin am 11. und 12. Juli in der Diskussion.

Mega-Wochenende in Hamburg?

Möglich wäre in der Hansestadt laut Petschnig auch eine Zusammenlegung der Triathlonevents auf Kurz- und Langdistanz an einem Wochenende. Hier und bei anderen Events wäre sonst auch eine Verkürzung der klassischen Distanz von 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,195 Kilometern Laufen ins halb so lange Ironman-70.3-Format denkbar. Grundsätzlich gelte: „Alle, die gesund sind, sollen möglichst noch in 2020 ein Rennen machen können. Allen anderen bieten wir einen Startplatz für 2021 an.“ Nur die Umwandlung in einen Duathlon, um auch noch spätere Renntermine anbieten zu können und das Problem des Schwimmtrainingsrückstands zu umgehen, widerspreche Petschnigs Bauchgefühl: „Let’s stick to Ironman.“

Auch Hawaii-Quali noch offen

Was für die Agegrouper, die einfach nur einmal eine Triathlon-Langdistanz finishen wollen, schon schwer erträglich ist, wird für die Hawaii-Aspiranten zur Qual. Noch ist völlig offen, wie mit den Slots für die Ironman-Weltmeisterschaften in Kailua-Kona (10. Oktober 2020) umgegangen werden soll. Für die Profis wurde der Qualifikationszeitraum inzwischen von Mitte bis Ende August 2020 verlängert – wohl in der Hoffnung, Ende August noch das eine oder andere Rennen mit dann mehr Slots platzieren zu können. „Wir arbeiten auch an dieser Frage mit voller Kraft“, so Petschnig. „Auch zum Thema Hawaii-Quali wird es in den kommenden Tagen neue Informationen geben.“

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7 Kommentare

  1. Und zu Kraichgau kein Kommentar ? Obwohl seit Mitte März feststeht das der 70.3 nicht stattfindet, da das Land Baden-Würtemberg alle Veranstaltungen bis Mitte Juni untersagt hat.

    Transparenz und Athletennähe geht anders – liebe Fa. Ironman!!! Schaut mal ins Frankenland…

  2. Es wird Zeit der Realität ins Auge zu blicken. Olympia? abgesagt!, Wimbledon? abgesagt!, EM? abgesagt!…einzig Ironman eiert noch rum. Es ist mir total unverständlich. Verlegt das Ding und gut ist! Hawaii? Auch absagen! Wo wird denn bspw. gerade noch auf Doping getestet? Gerade die Langdistanz ist doch auch immer ein internationales Event. Das macht doch u.a. auch den Reiz aus. Aber bitte wer hat bspw. in Italien, Spanien, Frankreich, Israel aktuell die Muße für Triathlontraining? Auch mit Verantwortung den Athelen gegenüber hat das m.E. nichts mehr zu tun. Schade! Ich hätte mir mehr Courage von IM gewünscht. – Nicht falsch verstehen! Ich liebe diesen Sport und habe bisher durchweg nur positive bis sensationelle Erlebnisse insbesondere beim IM – aber hier läuft es massiv schräg!

    • Guter Kommentar! Unterschreibe ich glatt. Ich denke zwar, dass IM vieles auch erstmal für sich klären und sortieren muss und kenne da die Prozesse im Hintergrund nicht, aber die Informationspolitik ist schon außerordentlich unzureichend und intransparent. Wie kann man in dieser Lage momentan wochenlang rein gar nichts (Konkretes) von sich hören und die Athleten derart im Unklaren lassen? Man könnte doch zumindest Entscheidungsfindungsprozesse öffentlicher machen.
      Ich habe, wie viele andere wohl auch, die letzten sechs Monate alles dem Ziel Hawaii-Quali untergeordnet. Es sollte mein letztes ambitioniertes Triathlonjahr sein, damit dann endlich die Familie und der Beruf vollwertig zum Zug kommen. Natürlich ist das ein Luxusproblem in diesen Zeiten, aber in meinem persönlichen Triakosmos belastet mich dieses Hinhalten gerade sehr, da hängt einfach so viel dran – zeitlich, sozial, finanziell, beruflich… Da wünsche ich mir schon klare und zeitgemäße Statements.

    • Der gute Dr. Zeller hat es in einem kürzlich erschienenen TCC-Podcast im Bezug auf Olympia glaube ich ganz gut aus der Sicht des Veranstalters zusammengefasst. Obwohl ich ebenfalls in der Athletenposition bin, sollte man sich (so schwer es fällt) auch in die Situation vom Veranstalter versetzen. IM hat allein in Europa dutzende Veranstaltungen in diesem Jahr und versucht natürlich so viele Rennen wie möglich noch in diesem Jahr stattfinden zu lassen. Das heißt, mit allen möglichen Behörden und Stellen Gespräche führen ob eine Verlegung möglich ist. Mit Vertragspartnern über Verträge, eventuell bereits geleistete oder fällige Zahlungen, Verlängerungen von Verträgen etc. reden. Das ist aufwendig, kostet Zeit und muss für jedes Rennen neu erfolgen, da es andere Behörden/Stellen/Verträge sind. Nicht nur wir in Deutschland wollen Klarheit über die Rennen, auch andere Länder wollen Gewissheit was mit ihren Rennen ist. So groß mein Respekt gegenüber der Familie Walchshöfer für die Entscheidung ist, ist es dennoch „einfacher“ eine einzige Veranstaltung abzusagen. Ich selbst wollte dieses Jahr beim IM 70.3 Luxemburg am 14. Juni starten und hänge ebenfalls noch in der Luft. Dennoch habe ich in gewisser Weise Verständnis für IM und jeden anderen Veranstalter der noch keine endgültige Entscheidung treffen kann. Eine Absage von einem regionalen Triathlon am 24. Mai? Fehlanzeige. Ihr seht, nicht nur der große Player hat Probleme beim Absagen von Rennen.

  3. Stand 16.04.? Nachdem nun die Bundesregierung und die MP’s der Länder verkündet haben dass ‚Großveranstaltungen‘ bis Ende August ausfallen werden (müssen), sind die Organisatoren der Tri’s, Cyclassics, irgendwie noch unentschieden – zumindest mangelt es an transparenter Kommunikation. Schade.

    • Wo mangelt es denn bei den tri‘s an fehlender Kommunikation? Ironman hat vor kurzem bei allen (?) europäischen Rennen die ursprünglichen Termine abgesagt und mitgeteilt, dass bis zum 30. April bekannt gegeben wird wie es mit diesen Rennen weitergeht. Oder erwartest du wirklich allen Ernstes nicht mal 24 Stunden nach Bekanntgabe, dass keine Großveranstaltungen bis 31. August stattfinden werden, dass Ironman oder andere Veranstalter sofort eine Lösung parat haben und unverzüglich eine Pressemitteilung rausgeben? Ich verweise auf meinen Kommentar von vor 2 Wochen. Gebt den handelnden Personen nach weitreichenden Entscheidungen seitens der Bundesregierung/Länder doch einfach ein wenig Zeit und erwartet nicht, dass sobald die PK der Bundesregierung vorbei ist sofort eine Pressemitteilung aller Veranstalter rausgeht.

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Frank Wechsel
Frank Wechsel
Frank Wechsel ist Herausgeber der Zeitschriften SWIM und triathlon. Schon während seines Medizinstudiums gründete er im Oktober 2000 zusammen mit Silke Insel den spomedis-Verlag. Frank Wechsel ist zehnfacher Langdistanz-Finisher im Triathlon – 1996 absolvierte er erfolgreich den Ironman auf Hawaii.

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