Donnerstag, 28. März 2024

Patrick (35) trainiert im eigenen Showroom

Das Auge trainiert mit. Nicht umsonst richten sich zahlreiche Triathleten ihr persönliches Fitnesscenter so ein, dass es ein Erlebnis ist. Medaillen an der Wand, Startnummern als Erinnerung an zurückliegende Heldentaten, technische Ausstattung, um die Kammer des Schreckens in eine Art Heimkino zu verwandeln. Patrick Ehmann geht noch einen Schritt weiter: Der 35-Jährige ist mit seinem Equipment auf den Dachboden gezogen. So weit, so (relativ) normal. Doch Ehmann trainiert nicht im schummrigen Licht einer Fünf-Watt-Birne zwischen alten Schulheften und nicht mehr benötigten Möbeln – er hat sich einen lichtdurchfluteten Showroom eingerichtet.

Einzug mit sechs Fahrrädern

Sieben Fahrräder besaß er 2018 und stellte eine einzige Bedingung, als er zu seiner damaligen Freundin und heutigen Frau ziehen wollte: Die Räder müssen mit und in dem Haus in Wendlingen am Neckar einen eigenen Raum bekommen. Seine Frau akzeptierte. „Weil die Räder eine Menge Platz benötigen und unser Keller zu klein ist, wurde kurzerhand das Dachgeschoss ausgebaut“, sagt Ehmann, der letztlich aber doch nur mit sechs Fahrrädern eingezogen ist.

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Jeder Renner hat seinen eigenen Platz

Herausgekommen ist ein wahrer Showroom, in dem die edlen Renner, vornehmlich vom italienischen Hersteller Wilier Triestina, aufmerksamkeitswirksam aufgereiht sind und auf Wettkampf- oder Firmenbanner stehen. Jedes Fahrrad hat seinen eigenen Platz, angeordnet um den zentralen Punkt des Dachbodens: den Rollentrainer, über dem ein Laufrad zum „Kronleuchter“ umfunktioniert wurde. Der Blick vom Trainingsgerät ist aber nicht etwa ausgerichtet auf die Schmuckstücke, sondern auf ein Tablet und einen Fernseher – stundenlang nur Carbon und Metall zu bestaunen, wird dann doch irgendwann langweilig. Unter dem TV befindet sich ein Regal, in dem Fachzeitschriften – unter anderem die triathlon – archiviert sind. An einer Fotowand hinter der Rolle findet auch Ehmanns Frau einen Ehrenplatz; schließlich hat sie den Showroom erst ermöglicht: Ein Foto des Paares hängt ganz oben in dieser Galerie, in der auch Finishermedaillen Platz finden.

privat

Showroom ist auch Werkstatt

Der Raum, den zwei große Dachflächenfenster mit Licht durchfluten, dient aber auch als Werkstatt. „Hier kann ich ganz ungestört schrauben“, sagt Ehmann. Wenn er das tut, dann durchaus im T-Shirt mit den Namenszügen aller bisherigen deutschen Hawaii-Sieger. Wie bei einem Showroom üblich, macht das Zimmer einen aufgeräumten Eindruck, trotz des weiteren Equipments wie Trainingsmatte und Zugseil. „Meine Ausrüstung findet in passgenauen Einbauschränken und Kommoden Platz“, betont Patrick Ehmann. Sonnenbrillen und Etuis liegen ebenfalls akkurat aufgereiht auf der Kommode.

privat

Seit 2010 dem Triathlon verfallen

Der 35-Jährige kommt ursprünglich aus dem Radsport – seine Leidenschaft für die zweite Teildisziplin ist unübersehbar. Triathlon betreibt er seit 2010. „Ein Freund hat mir vom Ironman Frankfurt erzählt und mich so angefixt“, erinnert er sich. Mittlerweile könne er sich ein Leben ohne Triathlon nicht mehr vorstellen. Den Ironman Frankfurt und die Challenge Roth hat er bereits absolviert. In Roth kam er 2015 nach 11:36 Stunden ins Ziel. „Da ist im Rennen aber wirklich viel schief gegangen. Anvisiert war eine bessere Zeit“, sagt Ehmann. Ohnehin fühlt er sich auf den mittleren und kürzeren Distanzen deutlich wohler. Die Challenge Heilbronn absolvierte er 2018 in 5:09 Stunden, seine Bestzeit über die Sprintdistanz liegt bei 1:05 Stunden.

Kurze Intervalleinheit in der Mittagspause

Highlights gab es in seinem Sportlerleben bereits einige. „Neben den Finishs der beiden Langdistanzen war der dritte Platz mit meiner Teamkollegin bei der Tortour Challenge 2015 ein tolles Erlebnis“, sagt Ehmann, der vor allem im Winter und bei schlechtem Wetter den Rückzug in seine Pain Cave antritt. Oder auch, wenn er im Homeoffice in der Mittagspause eine kurze Intervalleinheit fahren möchte.

privat

„Radparadies nicht kampflos aufgeben“

Gäbe es nur noch ein Problem für die Zukunft zu lösen: Wenn irgendwann Nachwuchs anstehen sollte. „Dann müssen wir uns wohl etwas einfallen lassen. Ganz kampflos kann ich mein Radparadies aber nicht aufgeben“, sagt Ehmann augenzwinkernd.


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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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