Erstmals hat ein Triathlon-Veranstalter die vollständigen Daten des RaceRanger-Systems veröffentlicht. Die Zahlen aus Roth zeigen: An der Spitze wurde fast durchgängig regelkonform gefahren – doch es gibt auch auffällige Werte im Feld.

Es ist ein historischer Schritt für den Triathlonsport: Erstmals nach einem Profirennen wurden die vollständigen Daten des elektronischen Abstandsmesssystems RaceRanger öffentlich zugänglich gemacht. Bei der Challenge Roth einigten sich die teilnehmenden Profis auf Initiative von Ironman-Weltmeister Sam Laidlow im offiziellen Briefing einstimmig auf die Offenlegung der Daten – ein Novum im internationalen Triathlon.
Null Sekunden Draftingzeit für die Sieger
Laut den veröffentlichten Daten hielten sich die Erstplatzierten des Rennens konsequent an das Windschattenverbot. Bei den Männern absolvierte der spätere Sieger Sam Laidlow die komplette Radstrecke ohne eine einzige Sekunde in der verbotenen Drafting-Zone. Auch Jonas Schomburg, der als Zweiter ins Ziel kam, verzeichnete laut System null Sekunden unerlaubte Windschattenzeit. Jan Stratmann, der das Podium auf Rang drei komplettierte, verbrachte lediglich vier Sekunden in der sogenannten Red Zone.
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Frauenrennen: Laura Philipp blieb ebenfalls komplett fehlerfrei. Die zweitplatzierte Grace Thek wies 14 Sekunden in der Drafting-Zone auf, während Alanis Siffert auf dem dritten Rang mit nur fünf Sekunden nahezu ebenso regelkonform unterwegs war.
Auch darüber hinaus waren die Daten im vorderen Feld unauffällig: In den erweiterten Top Ten blieben viele Athletinnen und Athleten entweder komplett ohne registrierte Verstöße oder bewegten sich im Bereich von nur wenigen Sekunden.
Technische Grundlage und Definitionen
RaceRanger misst kontinuierlich die Distanzen zwischen den Geräten an den Fahrrädern. Verstöße werden in Sekunden erfasst, sobald:
- die Überholzeit von 25 Sekunden überschritten wird
- ein Athlet nach einem Überholtwerden nicht schnell genug zurückfällt
- es zu sogenannten Yo-Yo-Manövern kommt – also dem kurzfristigen Einfahren in die Zwölf-Meter-Zone ohne Überholvorgang
Jede dieser Situationen wird mit GPS-Daten, Zeitpunkt und den beteiligten Personen dokumentiert.
Entwicklung im Vergleich zu 2024
Im Vergleich zum Vorjahr ist ein klarer Rückgang bei den registrierten Regelverstößen zu erkennen. Die durchschnittliche Zeit, die männliche Profis in der verbotenen Windschattenzone verbrachten, lag laut Auswertung um fünf Prozent niedriger als noch 2024. Bei den Frauen fiel der Rückgang noch deutlicher aus: Hier sank der Durchschnittswert um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Diese Werte beziehen sich ausschließlich auf jene Streckenabschnitte, in denen laut Reglement ein regelkonformer Abstand technisch messbar und durch Kampfrichter sanktionierbar ist.
Ausgenommene Streckenabschnitte
Von der Auswertung ausgenommen wurden:
- erste/letzte 500 Meter der Radstrecke
- alle Verpflegungszonen
- die Anstiege am Solarer Berg, Kränzleinsberg und Kalvarienberg
In diesen Bereichen waren weder Kampfrichtereinsätze noch objektive Abstandskontrollen möglich.
Auffällige Einzelwerte
Mehrere Athletinnen und Athleten wiesen im Vergleich hohe Draftingzeiten auf, insbesondere durch häufige Yo-Yo-Manöver:
Athlet/Athletin | Gesamtzeit illegal (min:sek) | Yo-Yo-Events | Längstes Einzelereignis | Lieblingshinterrad | Überholmanöver |
---|---|---|---|---|---|
Timo Schaffeld | 22:25 | 126 | 1:41 min | Chris Dels | 27 |
Tristan Olij | 13:58 | 50 | 1:41 min | Tomasz Szala | 14 |
Vincent Luis | 9:35 | 40 | 1:27 min | Henri Schoeman | 21 |
Justine Mathieux | 9:19 | 14 | 0:39 min | Nikki Bartlett | 25 |
Matthieu Bolzer | 8:41 | 41 | 1:06 min | Nicolas Quenette | 22 |
Die hohen Werte bedeuten nicht zwingend absichtliches Drafting. RaceRanger-Gründer James Elvery betonte: „Es gibt Rennkonstellationen, in denen es technisch kaum möglich ist, einen perfekten Abstand dauerhaft einzuhalten. Entscheidend ist, dass solche Daten künftig helfen, bestimmte Verhaltensmuster zu erkennen.“
Nutzung der Daten
Die Veröffentlichung der RaceRanger-Daten bei der Challenge Roth erfolgt rein zu Informationszwecken. Eine nachträgliche Sanktionierung auf Basis der erfassten Werte ist nicht vorgesehen. Laut geltendem Regelwerk dürfen Regelverstöße wie unerlaubtes Windschattenfahren ausschließlich während des Rennens durch offizielle Kampfrichter erkannt und geahndet werden.
Dennoch sollen die Daten künftig eine Rolle bei der Beobachtung von auffälligen Mustern oder wiederkehrenden Regelverstößen spielen. Insbesondere bei Athletinnen und Athleten mit regelmäßig hohen Verstoßzeiten könnten die erhobenen Informationen genutzt werden, um sie bei zukünftigen Rennen gezielter zu überwachen.
Renndirektion und Schiedsgericht betonten, dass RaceRanger damit nicht nur ein technisches Hilfsmittel zur Live-Unterstützung auf der Strecke sei, sondern auch eine wertvolle Grundlage für die objektive Nachanalyse des Renngeschehens bieten könne.