Deutschland ist Olympiasieger! Die zweite Austragung der Mixed Relay endet mit einem Herzschlagfinale. Und dem großen Triumph von Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann – hier in Bildern.
Viel wurde diskutiert im Vorfeld der Triathlonrennen von Paris 2024: Ist die Seine ein geeigneter Austragungsort für das Schwimmen? Den deutschen Sportlern sind diese Diskussionen recht egal. Sie konzentrierten sich auf ihre Mission. Und die konnte nach den Weltmeistertiteln 2023 und 2024 und dem Sieg beim Testrennen hier vor einem Jahr nur lauten: Nach Platz sechs bei der Olympiapremiere 2021 in Tokio soll am Ende eine Medaille herausspringen.
Um kurz vor 8 Uhr am Montagmorgen ist es dann tatsächlich so weit: Statt einer Verschiebung wie beim Herrenrennen vergangene Woche gibt es nun das klare Go für die Staffel. Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann machen einen entschlossenen Eindruck.
Um 8 Uhr fällt der Startschuss, der erste Athlet ist schon vorher im Wasser: Ricardo Batista aus Portugal muss in der ersten Wechselzone eine zehnsekündige Zeitstrafe für seinen Fehlstart verbüßen. Nicht ins Wasser gehen dagegen die Belgier, die nach einem Magen-Darm-Infekt einer Athletin nicht starten können. Die 15 Männer kämpfen um Positionen – und gegen die 0,8 Meter pro Sekunde, mit denen ihnen die Seine auf dem Rückweg entgegenströmt.
Tim Hellwig schwimmt auf den 300 Metern in der Seine die drittschnellste Zeit, nur Spanien und Brasilien liegen beim ersten Wechsel knapp vor Deutschland.
Eine große Radgruppe vor dem Invalidendom – das gibt es nur auf der ersten Runde zu sehen, bevor sich das Feld im rasanten Rennen zerlegt. Besonders hart trifft es die Topfavoriten und Lokalmatadoren: Pierre Le Corre stürzt zum Entsetzen der vielen französischen Fans an der Strecke, die auf zwei Runden über insgesamt sieben Kilometer führt. Hayden Wilde aus Neuseeland ereilt das gleiche Schicksal.
Auch nach dem Radfahren ist Tim Hellwig vorn dabei. Jetzt beginnt die wilde Jagd – 1,8 Kilometer ist die Laufstrecke lang. Und nach der ersten von zwei Runden Hellwig dran an Einzel-Olympiasieger Alex Yee aus Großbritannien und Max Studer aus der Schweiz.
Zweite Athletin im DTU-Quartett ist Lisa Tertsch, die beim letzten Test dieses Formats, der WM in Hamburg im Juli, den Weltmeistertitel geholt hat. Sie bekommt es mit zwei Hochkarätern zu tun: Georgia Taylor-Brown aus Großbritannien (die 2021 in Tokio das Zielbanner nach oben halten durfte) und Einzel-Silbermedaillengewinnerin Julie Derron aus der Schweiz. Doch Tertsch liefert ein grandioses Rennen, lässt erst Derron stehen, überspurtet am Ende sogar Taylor-Brown und übergibt zur Halbzeit des Rennens in Führung liegend an Lasse Lührs.
Auch Lührs ist wie Tertsch amtierender Weltmeister in diesem Format. Doch seine Form erschien zuletzt instabil: Sowohl beim Einzelrennen in Hamburg als auch hier in Paris hatte er sich mehr erhofft. Dranbleiben ist die Devise – und heute geht der Plan auf.
Spektakuläre Sprünge und rasante Kurvenlagen – diese Bilder zeigen die Dynamik der Mixed Relay mit ihren Supersprint-Distanzen. Zwar hat der Brite Samuel Dickinson im Endspurt die schnelleren Beine, doch Deutschland ist mit dabei. Jetzt geht es um die Medaillen!
Und um eine dieser Medaillen klarzumachen, hat Deutschland ein Ass im Ärmel. Laura Lindemann ist routiniert und eine der schnellsten Läuferinnen der Triathlonwelt.
Beim Schwimmen heftet sich Lindemann an die Beine von Beth Potter. Die Britin gilt es später auch beim Laufen zu schlagen.
Auf dem Rad bekommen beide Gesellschaft von Taylor Knibb. Für die Amerikanerin ist die Mixed Relay bereits der dritte Auftritt hier in Paris – neben dem Einzelrennen im Triathlon war sie auch beim Einzelzeitfahren am Start. Die US-Amerikanerin schließt zu Lindemann auf, kann diese jedoch nicht abschütteln. Gemeinsam fahren sie an Potter heran und erreichen zu dritt mit einem komfortablen Vorsprung auf die Verfolgerinnen die Wechselzone. Es ist klar: Die Medaillen werden zwischen den USA, Großbritannien und Deutschland verteilt. Jetzt zählt jede Sekunde – und Lindemann strauchelt beim Wechsel. Potter kommt in 25 Sekunden durch die zweite Wechselzone, Knibb braucht 27, Lindemann 29.
Aber Laura Lindemann wäre nicht Laura Lindemann, wenn sie die Lücke nicht sofort schließen könnte. Keine der drei Läuferinnen lässt auf den finalen 1,8 Kilometern abreißen. Das Olympiarennen in der Mixed Relay wird im Endspurt auf der Pont Alexandre III entschieden.
Lindemann zieht den Spurt schon kurz vor dem Einbiegen auf die Brücke an, kann die beiden anderen in Schach halten – und hat am Ende die Nase vorn. Dahinter wird es eng: Das Duell USA vs. Großbritannien, Knibb vs. Potter, wird im Fotofinish entschieden. Und das sieht die Amerikanerin vorn. Doch beide stehen klar im Schatten von Spurtkönigin (und nun Olympiasiegerin) Laura Lindemann.
Und so enden die Olympiawettbewerbe von Paris 2024 unter dem Eiffelturm mit Gold für Deutschland (Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann) vor den USA (Seth Rider, Taylor Spivey, Morgan Pearson und Taylor Knibb) und Großbritannien (Alex Yee, Georgia Taylor-Brown, Samuel Dickinson und Beth Potter).
Nach zwei Weltmeistertiteln in Folge nun Olympiasieger: Deutschland ist in der Mixed Relay das derzeit erfolgreichste Team. 2028 in Los Angeles gehört das spannende und rasante Format wieder zum Olympiaprogramm. Wir freuen uns schon jetzt darauf!