Triathlonräder gehören zur Technik, die begeistert. Die Wechselzone der Profis bei der Ironman-Weltmeisterschaft ist immer wieder ein Hingucker. Neue Ideen und schicke Lackierungen sorgen für Inspiration des eigenen Fuhrparks.
Der Blick in die Wechselzone der Profiathletinnen lässt das Herz eines jeden Bike-Enthusiasten höher schlagen und die Beine kribbeln. Das Material in den Fahrradständern ist fünfstellige Beträge wert und zumeist auf dem höchsten Level des jeweiligen Herstellers. Wenn Chelsea Sodaro nicht, etwas überraschend, ihren Bike-Sponsor mitten in der Saison gewechselt hätte, so wären alle Podiumsplatzierten ein Rad aus Koblenz gefahren. Hatte man im vergangenen Jahr das Gefühl, dass fast alle Athletinnen auf einem Canyon unterwegs sind, so zeigt der Blick in die Top-Ten nun ein anderes Bild. Lediglich die Plätze eins und zwei sind mit Canyon besetzt. Den größten Anteil hat der US-amerikanische Hersteller Cervélo: Die Hälfte der ersten zehn Athletinnen der Ironman-WM ist damit unterwegs. Insgesamt sind die schnellsten zehn Athletinnen auf Rädern von vier verschiedenen Herstellern unterwegs. Wir schauen uns die vier Marken genauer an.
Canyon Speedmax CFR: Laura Philipp und Katrina Matthews
Das Canyon Speedmax ist das Triathlonrad, das in europäischen Wechselzonen am häufigsten gesichtet wird. Das Modell „CFR“ ist die High-End-Variante, mit der die Profis ausgestattet sind. Die Triathlonversion hat keine UCI-Zulassung. In vielen Bereichen haben die Koblenzer innovative Detaillösungen, mit denen sie Maßstäbe setzen. Sei es die wiederbefüllbare Trinkblase im vorderen Teil des Rades zwischen Ober- und Unterrohr oder auch die praktische Lösung zum Verstauen des Werkzeugs. Trotz vieler Lösungen sieht man seit der Markteinführung des neuen CFR viele Profis, die ihren Zeitfahrboliden noch weiter für den eigenen Komfort und die Bedürfnisse individualisieren. Ob es nun wie bei Laura Philipp (oberes Bild) in Zusammenarbeit mit Canyon ein komplett neues Cockpit ist oder wie bei Katrina Matthews (unteres Bild) ein zweites befüllbares Trinksystem zwischen den Armen (BTA = between the arms): Die Gestaltung geht in viele Richtungen. Die Flasche zwischen den Armen hat sich bei fast allen Profis seit der vergangenen Saison durchgesetzt. Die Wattersparnisse durch das Schließen der Lücke zwischen den Armen und Oberkörper können bis zu zehn Watt und mehr betragen. In der letzten Saison wurde dies noch mit einer Flasche im Anzug gelöst, was mittlerweile verboten ist.
Auffällig bei Laura Philipp ist, dass sie ihre Sitzposition im Laufe der Saison geändert hat. Mit dem neuen Monocockpit, das sie zur Ironman-Weltmeisterschaft bekommen hat, sitzt die Ironman-Weltmeisterin wieder etwas kompakter. Der Reach Extender am Monoblock ist dem eines geraden Risers gewichen. Dadurch ist der Armwinkel zwischen Oberarm und Oberkörper nicht mehr so gestreckt, wie er es noch am Anfang der Saison war. Geht der Trend der Streckung wieder in die andere Richtung?
Bei Katrina Matthews sieht man den Reach Extender deutlich. Der Winkel zwischen Arm und Oberkörper ist offener und der Winkel der Arme auf jeden Fall optisch etwas geringer als bei Laura Philipp, die eine Anstellung der Arme von ungefähr 24 Grad fährt. Überraschend: Beide Athletinnen verzichten auf die hauseigene Konstruktion für die Halterung der Flasche hinter dem Sattel, die für Jan Frodeno eingeführt wurde. Laura Philipp fährt die „RM-P2“ Lösung von Profile Design, während Katrina Matthews gänzlich darauf verzichtet. Gewichtsreduktion wird beim Kurs in Nizza groß gedacht, jedes Gramm zählt. Hier geht Katrina Matthews bei den Laufrädern einen Schritt weiter als Laura Philipp. Die Britin fährt eine 62 Millimeter tiefe Felge von DT Swiss am Vorderrad. Die Deutsche hingegen setzt auf eine 80 Millimeter tiefe Felge von Swiss Side. Bei der Reifenwahl haben sich beide Athletinnen für die im Handel erhältlichen Mäntel entschieden. Katrina Matthews fährt im Gegensatz zu vielen Pressebildern im Vorhinein des Rennens nicht mit dem „Aero 111“ von Continental, sondern ganz einfach vorn wie hinten mit dem Continental „Grand Prix 5000 TT TR“. Laura Philipp hat die Schwalbe „Pro One Aero“ aufgezogen. Als kleinen Kniff fährt sie jedoch hinten wie vorn den Mantel, der für das Vorderrad bestimmt ist.