Dienstag, 19. März 2024
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Großbritannien gewinnt erstes olympisches Staffelgold vor den USA und Frankreich

Alex Yee sorgt für die Entscheidung: Großbritannien gewinnt das erste olympische Staffelgold der Triathlongeschichte.

Am Ende machten es die drei großen Favoriten doch unter sich aus – obwohl es für den Großteil des Rennens ganz und gar nicht danach aussah: Im ersten olympischen Mixed-Team-Relay-Rennen der Triathlon-Olympia-Geschichte setzten sich die Briten am Ende nach bereits starken Einzelleistungen bei Frauen- und Männerrennen gegen die ebenfalls hochgehandelten US-Amerikaner und den Mixed-Relay-Weltmeister der vergangenen drei Jahre, Frankreich, durch. In dem Supersprint-Format, bei dem sich in Tokio über vier gleiche Teilstrecken von 300 Metern Schwimmen, 6,8 Kilometern Radfahren und 2 Kilometern Laufen immer eine Frau und ein Mann der jeweiligen Nationen abwechseln mussten, durfte die deutsche Mannschaft nach einem hervorragenden Auftakt von Starterin Laura Lindemann sogar lang von einer Medaille träumen. Am Ende reichte die große kämpferische Leistung des Teams für Rang sechs.

Frank Wechsel / spomedis Premiere: Das erste Mixed Team Relay im Triathlon bei Olympischen Spielen ist gestartet.

Zaferes übergibt an erster Position, Lindemann mit optimaler Ausgangslage

Der Auftakt in der Olympia-Premiere des Mixed-Relay-Formats verlief wie erwartet: Viele Nationen setzten ihre vermeintlich stärkste Athletin auf Position eins, in der Hoffnung, nicht bereits nach der ersten Teilstrecke einen großen Rückstand hinnehmen zu müssen. Für die Briten startete Jessica Learmonth ins Rennen und suchte – wie bereits im Einzelrennen der Frauen – sofort im Wasser die Flucht nach vorn. Die 33-Jährige kam auch beim Staffelrennen nach 300 Metern als erste Athletin aus dem Wasser und distanzierte trotz der kurzen Strecke bereits viele Mitstreiterinnen. Nur die USA mit Katie Zaferes, die Niederlande mit Maya Kingma und Laura Lindemann konnten dem hohen Tempo folgen. Weltmeister Frankreich bekam bis zum ersten Wechsel bereits 22 Sekunden aufgebrummt.

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Laura Lindemann bei ihrem zweiten Wechsel.

So fand sich auf dem Rad an der Spitze eine Vierergruppe zusammen, die gemeinsam die zwei Radrunden von je 3,4 Kilometern bestreiten sollte. Die größere Gruppe mit insgesamt zehn Nationen distanzierte die Spitze bis zum Laufen bereits um 25 bis 30 Sekunden. Nachdem sich beim Laufen über zwei Runden mit je einem Kilometer zuerst Zaferes und Learmonth absetzten und Lindemann die beiden um einige Sekunden ziehen lassen musste, setzte sie 200 Meter vor dem Wechsel auf Jonas Schomburg noch einmal zu einem beeindruckenden Endsprint an. Das Ergebnis: Direkt hinter Zaferes wechselte Lindemann an zweiter Position, unmittelbar gefolgt von Großbritannien und den Niederlanden.

Schomburg in Führung vom Rad, Brownlee reißt Lücke beim Laufen

Jonas Schomburg machte auf dem kurzen Laufweg zur Schwimmstrecke sogar noch eine Position gut – sprang als erster Athlet ins Wasser hinein und kam auch als Führender wieder heraus. Abschütteln konnte er seine Mitstreiter allerdings nicht, die Vierergruppe um Deutschland, Großbritannien, die USA und die Niederlande blieb zusammen. Der Abstand auf die weiteren Verfolger betrug zum Zeitpunkt des Wechsels aufs Rad jedoch bereits 35 Sekunden auf Frankreich, Belgien und Italien sowie 45 Sekunden auf die Schweiz und Japan – eine nahezu perfekte Ausgangslage für das deutsche Team.

Jonas Schomburg geht als Führender auf die Schwimmstrecke.

Dieser Abstand verringerte sich auf dem Radkurs bis zum Wechsel in die Laufschuhe jedoch um rund zehn Sekunden – insbesondere, weil in der Verfolgung der Belgier Marten Van Riel viel arbeitete. Am Ende war es Jonas Schomburg, der von der Spitzengruppe hauchdünn als Erster in die zweite Wechselzone kam. Beim Laufen hingegen brachte Jonathan Brownlee die Briten bereits nach wenigen Metern in Führung. Der US-Amerikaner Kevin McDowell konnte dem hohen Tempo nicht ganz folgen, hielt sich aber in Schlagdistanz und holte ebenfalls einen deutlichen Vorsprung auf Schomburg und Marco van der Stel aus den Niederlanden heraus. Brownlee übergab an seine Teamkollegin und die Silbermedaillen-Gewinnerin des Einzelrennens, Georgia Taylor-Brown, mit neun Sekunden vor den USA, 22 Sekunden vor den Niederlanden, 23 Sekunden vor Deutschland, 30 Sekunden vor Frankreich, 39 Sekunden vor Belgien, 54 Sekunden vor Italien und 1:04 Minuten vor der Schweiz.

Jonathan Brownlee vor Jonas Schomburg und Marco van der Stel.

Taylor-Brown behauptet Führung, Beaugrand läuft Frankreich nach vorn

Eine kurze Schrecksekunde fürs deutsche Team gab es unmittelbar nach dem Wechsel von Jonas Schomburg auf Anabel Knoll, die auf dem Weg ins Wasser über die letzte Rampe stolperte, kurz zu Boden fiel, sich aber schnell wieder aufrappeln konnte. Nur wenige Minuten später kam es im Wasser dann zu einer entscheidenden Szene: Cassandre Beaugrand schwamm den Rückstand der Franzosen komplett zu und schloss gemeinsam mit Knoll, Rachel Klamer und Valerie Barthelemy aus Belgien sogar auf die US-Amerikanerin Knibb auf. Jedoch konnten Knibb und Beaugrand den ersten Wechsel für sich nutzen und sich auf dem Rad zu einer Zweiergruppe formieren, nachdem Knoll kurz Probleme hatte, in die Radschuhe zu kommen, und auch Klamer und Barthelemy langsamer wechselten.

Frank Wechsel / spomedis Anabel Knoll auf der 300-Meter-Schwimmstrecke.

Doch bereits in der ersten Radrunde verlor Beaugrand, die für gewöhnlich ihre Schwäche auf dem Rad besitzt, den Anschluss an Knibb, die eine außergewöhnlich starke Radperformance zeigte und bis auf elf Sekunden an die Führende Taylor-Brown heranfuhr. Beaugrand fiel derweil in die Gruppe um Knoll, Klamer und Barthelemy zurück, sorgte beim Laufen allerdings schnell für klare Verhältnisse: Auf den zwei Kilometern distanzierte sie ihre drei Konkurrentinnen um 20 Sekunden, konnte auf die Spitze allerdings nicht entscheidend Zeit gutmachen. An der Spitze wechselte Taylor-Brown mit 21 Sekunden vor Knibb auf Schlussathleten Alex Yee. Beaugrand musste beim Wechsel auf Vincent Luis einen Rückstand von 33 Sekunden verzeichnen, die Dreiergruppe um Deutschland, Belgien und die Niederlande wechselte 53 Sekunden nach der Führenden.

Cassandre Beaugrand wechselt auf Vincent Luis.

Packendes Finish: Luis fährt an die Spitze vor, Yee und Pearson laufen zu Gold und Silber

Auch wenn es nach einer deutlichen Führung für die Briten aussah: Auf der letzten und entscheidenen Teilstrecke sollte es im Kampf um die Medaillen noch einmal richtig spannend werden. Denn direkt im Wasser nutzte Weltmeister Vincent Luis seine starken Schwimmfähigkeiten, um die zwölf Sekunden Rückstand auf Morgan Pearson aus den USA im Wasser zu egalisieren. Beide kamen mit 17 Sekunden Rückstand hinter Alex Yee aus dem Wasser und nahmen direkt die Verfolgung auf – die Goldmedaille hatten sowohl Luis als auch Pearson zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschrieben. Insbesondere der Franzose setze unermüdlich Attacken und verringerte der Abstand zu Yee immer weiter. Luis krönte seine überragende Aufholjagd damit, dass er nach den ersten Radrunde tatsächlich den Anschluss an den Briten herstellen konnte und Pearson zeitgleich um drei Sekunden distanzierte. Auch nach mehreren Attacken konnte Luis seinen Mitfahrer nicht vor der zweiten Wechselzone abschütteln, während Pearson rund 20 Meter hinter dem Duo fuhr.

Eine Laufentscheidung zwischen Alex Yee, Morgan Pearson und Vincent Luis – eine Situation, die vermutlich insbesondere Luis gern vermieden hätte. Nach einem schnellen Wechsel ging Alex Yee mit drei Sekunden Vorsprung vor Luis und neun Sekunden Vorsprung vor Pearson auf die verbleibenden zwei Kilometer. Die Verfolgergruppe um Justus Nieschlag, Jelle Geens und Jorik Van Egdom wechselte mit 47 Sekunden Rückstand in die Laufschuhe.

Die Verfolger um Justus Nieschlag steigen vom Rad.

Die Führung an der Spitze sollte sich Alex Yee nicht mehr nehmen lassen: Nach Silber im Einzelrennen sorgte der 23-Jährige nach einer Renndauer von insgesamt 1:23:41 Stunden für einen historischen Sieg der Briten und sicherte dem Team die allerersten olympischen Goldmedaillen in diesem Format. Im Kampf um Silber konnte Ausnahme- und Ex-Profi-Läufer Pearson nach rund 800 Metern an Vincent Luis vorbeiziehen, der sich erfolglos gegen das Überholmanöver wehrte. Mit 14 Sekunden Rückstand und sichtlicher Erleichterung im Gesicht nach einem katastrophalen Einzelrennen lief Pearson für die USA zu Silber, Luis folgte neun Sekunden hinter Pearson auf Platz drei.

Nieschlag unterliegt Van Egdom und Geens im Endsprint um Platz vier

In der Dreiergruppe hinter den Medaillenrängen gab es auf dem blauen Zielteppich einen Endsprint um den vierten Platz: Am Ende behielt der Niederländer Jorik Van Edgom, der aufgrund des Staffelrennens nach Entscheidung der Trainer auf das Einzelrennen der Männer am vergangenen Montang verzichten sollte, die Nase vorn und kam als Vierter ins Ziel, unmittelbar gefolgt von Jelle Geens und nur vier Sekunden dahinter Justus Nieschlag auf Platz sechs.

Frank Wechsel / spomedis Justus Nieschlag hatte im Endsprint um Platz vier knapp das Nachsehen, landete für die deutsche Staffel hinter Jorik Van Egdom und Jelle Geens am Ende knapp auf Rang sechs.

Eine starke kämpferische Leistung der deutschen Mannschaft, die von Laura Lindemann in eine ideale Ausgangsposition gebracht wurde und zum Schluss im Endsprint um Rang vier nur knapp das Nachsehen hatte. Komplettiert wurden die Top 10 von der Schweiz auf Platz sieben und Italien, Australien und Spanien auf den Rängen acht, neun und zehn. Die österreichische Staffel musste kurzfristig auf einen Start verzichten – Grund dafür war eine Verletzung von Lisa Perterer.

Olympische Spiele 2020 | Mixed Team Relay

31. Juli 2021 | Tokio (Japan)
PlatzLandGesamt1. Frau1. Mann2. Frau2. Mann
1Großbritannien1:23:4121:1620:0321:5420:28
2USA1:23:5521:1420:1422:0620:21
3Frankreich1:24:0421:4020:0921:5720:18
4Niederlande1:24:3421:1820:2322:2520:28
5Belgien 1:24:3621:5020:0822:0820:30
6Deutschland 1:24:4021:1520:2722:2420:34
7Schweiz1:25:2722:0020:2322:2420:40
8Italien1:26:2321:4820:2522:4521:25
9Australien1:26:2722:0920:5622:5720:25
10Spanien1:26:3122:0820:3323:2220:28
11Ungarn1:26:4322:0420:3723:0620:56
12Neuseeland1:26:5322:4220:3822:5820:35
13Japan1:27:02 (1 Penalty)21:5720:3022:5721:38
14Russisches Olympisches Komitee1:27:13 (1 Penalty)22:0320:4723:2920:54
15Kanada1:27:2122:2021:3122:4020:50
16Mexiko1:28:5322:3920:4223:5421:38
DNSÖsterreich

Alle Fotos: Frank Wechsel / spomedis

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6 Kommentare

  1. Gemessen an den Einzelrennen fand ich die Staffel langweilig. Wenn GBR aus den Einzelrennen die Plätze 2, 2, 5 und 9 an den Start schickt, dann wird das nahezu sicher eine Medaille und sehr wahrscheinlich auch Gold und das hat man dann nach 25 Minuten auch so kommen sehen, auch wenn dann noch 50 Minuten Showlaufen gefolgt sind.

    Noch extremer als bei der Langdistanz merkt man auf der Kurzdistanz sehr den Fokus auf der Laufdisziplin. Schlechte Radfahrer können sich im direkten Windschatten noch besser verstecken/ziehen lassen, um dann ihre Leichtathletikshow abzuziehen. Insofern hat mir der Ansatz von Luis sehr gut gefallen, wie er Pearson auf dem Rad hat stehen lassen und es auch bei Yee offenkundig mehrmals versucht hat. Das hat mir bei den Einzelrennen eindeutig gefehlt, dass hier schlechtere Läufer die besseren Läufer mal mehr in den Wind gestellt haben.

    Die Deutschen haben sich super geschlagen. Aber natürlich weiß man ohne Fanbrille auch, dass wenn die Besten vorne starten, man hinten nur noch um die Plätze kämpft und nicht wie einst in Hamburg um den Titel.

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Simon Müller
Simon Müller
Simon Müller ist selbst als ambitionierter Athlet unterwegs. 2022 wurde er Deutscher Meister auf der Kurzdistanz, 2019 qualifizierte sich bei seinem ersten Ironman in Mexiko mit einem AK-Sieg in 8:45 Stunden für den Ironman Hawaii. In seiner Brust schlägt neben dem Triathleten- auch ganz besonders ein Läuferherz. Simons Bestzeite über 10 Kilometer liegt bei unglaublichen 30:29 Minuten.

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