Vor zehn Jahren wurde Julian Erhardt als großes Talent Teil des Erdinger-Perspektivteams. Rückschläge verhinderten seitdem den großen Durchbruch. Im Interview spricht der 33-Jährige über Erkenntnisse, Veränderungen und Ziele.

Im Nachwuchsalter galt Julian Erhardt einst als Rohdiamant mit großer Zukunft auf der Mittel- und Langdistanz. Im Jahr 2015 brachten ihm sein vielversprechendes Potenzial und Top-Resultate auf kürzeren Strecken einen Platz im Erdinger-Perspektivteam. Der große Durchbruch des „ewigen Talents“ blieb jedoch aus. Zwischenzeitlich war Erhardts Karriere von Trainerwechseln, Rückschlägen und Zweifeln geprägt. Trotz einer aktuellen Achillessehnenverletzung blickt Erhardt dem Herbst seiner Karriere optimistischer entgegen, als es in den vergangenen Jahren der Fall war. Wir haben den 33-Jährigen im Trainingslager auf Mallorca getroffen und mit ihm über die Lehren aus schwierigen Zeiten, seinen sportlichen und persönlichen Entwicklungsprozess und den Umgang mit der eigenen Erwartungshaltung gesprochen.
Julian Erhardt, normalerweise hätte deine Saisonplanung jetzt das erste Rennen vorgesehen. Eine Achillessehnenverletzung zu Jahresbeginn hat diese Pläne jedoch zunächst über den Haufen geworfen. Wie ist es dazu gekommen?
Das ging auf eine Überlastung zurück. Ich war im Januar mit ein paar anderen Athleten im Trainingslager in Spanien – unter anderem mit Marc Eggeling und Tom Hug. Dort haben wir sehr intensiv trainiert und innerhalb von drei Tagen standen gleich zwei Bahn-Einheiten auf dem Programm. Bei der ersten Einheit haben wir 15×200-Meter-Intervalle in einem sehr schnellen Tempo absolviert. Anfangs lief alles gut, aber nach zehn Wiederholungen habe ich ein Ziehen gespürt. Zuerst dachte ich, es käme nur von einer verhärteten Wade. Nach dem zwölften Intervall war klar, dass es mehr als nur muskulär war. Ich habe das Training sofort abgebrochen.
Wie lange hat dich diese Verletzung ausgebremst und wie bist du wieder ins Training eingestiegen?
Ich hatte zuvor in meiner ganzen Karriere noch nie Probleme mit der Achillessehne und ich wusste von anderen, wie langwierig so etwas sein kann. Bei mir war es letztlich so, dass ich etwa viereinhalb bis fünf Wochen gar nicht laufen konnte. Zurück in der Heimat habe ich ganz vorsichtig wieder angefangen. Anfangs im Wechsel mit einer Minute laufen und einer Minute gehen, um die Sehne langsam wieder an Belastung zu gewöhnen. Mein erster durchgehender Lauf über 20 bis 25 Minuten am Stück fühlte sich dann wie ein kleiner Meilenstein an. Im Moment bin ich immer noch vorsichtig. Ganz beschwerdefrei ist die Achillessehne noch nicht, deshalb gehe ich behutsam vor und höre genau in mich hinein.
Inwiefern hat die Verletzung deine Trainings- und Saisonplanung durcheinandergebracht?
Natürlich hat das meine Pläne erst mal gehörig verzögert. Eigentlich hatte ich die ersten Rennen im Blick – zum Beispiel den Ironman 70.3 Venedig, die Challenge St. Pölten und den Apfelland Triathlon. Alles Wettkämpfe im Mai. Durch die Verletzung bin ich ein gutes Stück hinter meinem ursprünglichen Zeitplan zurück. Aber ich bleibe vorsichtig optimistisch. Ein befreundeter Athlet meinte zu mir, er ist vergangenes Jahr kurz nach vier Wochen Laufpause schon wieder ganz gut in einer Mitteldistanz gelaufen – sowas gibt mir Hoffnung. Als jemand, der vom Laufen kommt, habe ich vielleicht den Vorteil, dass ich mit einer verkürzten spezifischen Laufvorbereitung ein solides Rennen abliefern kann. Zumindest solange ich auf dem Rad und im Wasser meine Umfänge trainiere. Trotzdem ist es mental natürlich ein Dämpfer. Eigentlich wollte ich gerade richtig durchstarten und nun heißt es erstmal geduldig sein. Aber lieber nehme ich mir ein paar Wochen mehr Zeit, als zu früh ins volle Training einzusteigen und dann einen Rückfall zu riskieren.

Vor gut zehn Jahren wurdest du im Nachwuchsbereich als großes Talent für die Mittel- und Langdistanz gehandelt. Damals wurde dein Name in einem Atemzug mit Frederic Funk und Florian Angert genannt. Bei dir ist der große Durchbruch jedoch bisher ausgeblieben. Wie blickst du mit 33 Jahren auf deine bisherige Karriere zurück?