Lawrence van Lingen arbeitet mit Weltklasseathleten. Doch statt um Pläne und Zonen geht es bei ihm um Vertrauen, Atmung, Rückwärtsgehen – und um eine tiefgründige Frage: Wie bewegt sich ein Mensch, der sich sicher fühlt? Teil 5 unserer Serie, in der wir den erfolgreichsten Triathlontrainern über die Schultern schauen.
Jan Frodeno steht auf der Bahn. Achtmal tausend. Ein Intervalltraining, das er hunderte Male absolviert hat. Immer hart, immer präzise. Doch diesmal ist etwas anders. Als die letzte Wiederholung endet, wartet er auf das gewohnte Brennen. Die Erschöpfung. Den Schmerz. Nichts. Keine Spur davon. „Das fühlt sich nicht richtig an“, sagt er zu Lawrence van Lingen. „Ich bin nicht kaputt genug.“ Van Lingen lacht. „Vielleicht“, sagt er, „bist du zum ersten Mal wirklich gelaufen.“
Dieser Satz ist typisch für den Südafrikaner. Er klingt einfach, aber in seiner Tiefe erzählt er alles, was den 53-Jährigen ausmacht. Van Lingen will keine Leistung provozieren. Keine Heldengeschichten schreiben. Er will Menschen helfen, sich zu erinnern, wie sich Bewegung anfühlt, wenn sie frei ist. Wenn sie aus dem Inneren kommt. Wenn sie nicht gegen den Körper geht, sondern mit ihm.
Wer mit Lawrence van Lingen arbeitet, bekommt keine Trainingspläne, keine Tempozonen, keine Zahlen. Dafür Fragen. Atemübungen. Anleitungen zum Rückwärtsgehen. Und vielleicht irgendwann einen neuen Blick auf sich selbst.