Lionel Sanders befindet sich im Rekordfieber. Knapp eine Woche, nachdem er in 14:34 Minuten eine persönliche Laufbestzeit über fünf Kilometer hingelegt hatte, setzte er auf dem Rad noch einen drauf. Im Velodrom des Mattamy National Cycling Center in Milton, Ontario, knackte der Ironman-Vizeweltmeister von 2017 den kanadischen Rekord im Stundenzeitfahren. Der Triathlet fuhr in 60 Minuten 51,304 Kilometer weit und verbesserte damit die alte Marke von Bahnradfahrer Ed Veal aus dem Jahr 2017 (48,587 Kilometer) um fast drei Kilometer. Den Weltrekord hält derweil mit 55,089 Kilometern seit 2019 der belgische Radprofi Victor Campenaerts, der die Schwierigkeit des Ein-Stunden-Zeitfahrens in einem Gruß an Sanders zusammenfasste: „Man muss eine Stunde Lang Kraft auf die Pedale bringen. Es gibt keinen Moment der Erholung.“
Keine Reserven mehr vorhanden
Sanders war perfekt auf diese Herausforderung vorbereitet, fuhr konstante Zeiten auf dem 250 Meter langen Kurs und benötigte im Durchschnitt rund 17,5 Sekunden pro Runde. Veals Rekord hatte Sanders nach 56:52 Minuten geknackt, anschließend ging es die verbleibenden drei Minuten darum, die Bestmarke weiter auszubauen.
„Du kannst an nichts anderes denken und bist während der Fahrt ausschließlich damit beschäftigt. Man fährt in einer aggressiven Position und bringt seine Beine ans absolute Limit“, sagte Sanders, der auf seinem modifizierten Canyon Speedmax letztlich 205 Runden schaffte. „In der zweiten Hälfte ist der Schmerz spürbar stärker geworden. Ich dachte zwar, ich könnte die letzten zehn Minuten nochmal zulegen, aber da waren keine Reserven mehr vorhanden, um die Geschwindigkeit nochmal zu erhöhen. Das hat mir gezeigt, dass mein Racing genau richtig war. Ich bin so schnell gefahren wie ich konnte“, bilanzierte Sanders.
Man bringt seine Beine ans absolute Limit
Lionel Sanders
„Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden. Ich weiß, dass einige Leute jetzt darüber nachdenken, auch den neuen Rekord zu knacken. Ich hoffe, dass es jemandem bald gelingt, denn es hat so viel Spaß gemacht – und ich würde es gern noch einmal tun“, sagte Sanders, nachdem er als Triathlet auf kanadischer Ebene eine der bedeutendsten Bestmarken aufgestellt hat, die es im Radsport gibt.
Ambitionen bei PTO-Weltmeisterschaft
Die Rekordfahrt war Teil der Vorbereitung auf die PTO-Weltmeisterschaft über die Mitteldistanz, die am 6. Dezember in Daytona (Florida/USA) stattfinden soll. „Wenn ich bei dem Rennen eine Chance haben möchte, muss ich in der besten Rad- und Laufform sein“, weiß Sanders.