Der Countdown läuft. Noch knapp zwei Wochen, dann startet der Abenteurer sein Projekt 120 Langdistanzen in 120 Tagen in Roth. Er fühlt sich topfit – und hat zuletzt an wichtigen Details geschraubt.
Düstere Aussichten? Als Jonas Deichmann am vergangenen Freitag auf dem Weg nach Roth war, zeigte sich das Wetter von seiner schlechtesten Seite. Keine drei Wochen vor dem Start seines Projekts „Challenge 120“, bei dem er an dem mythischen Triathlonort 120 Langdistanzen in 120 Tagen ins Ziel bringen möchte, rieselten die Schneeflocken vom Himmel und eisige Kälte umhüllte den 37-Jährigen. Der nahm es sportlich – und zeigte sich gewohnt optimistisch. Mit Blick auf den Startschuss am 9. Mai sagte Deichmann: „Es wird geil. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, ein gutes Team und bin heiß darauf, an der Startlinie zu stehen. Ich mag es allerdings warm und sonnig, daher wünsche ich mir, dass es bis dahin noch etwas wärmer wird und der Roth-See schnell aufheizt.“
Schwimmzeit nach unten korrigiert
Zu seinen „Hausaufgaben“ gehörten an dem Tag noch ein paar letzte Details, die mit den Organisatoren der Challenge Roth um Felix Walchshöfer zu klären waren. Zuvor waren es aber vor allem sportliche Angelegenheiten gewesen, um die Herausforderung und den Rekord topfit anzugehen. Seit Januar liegen knapp vier Monate Vorbereitungszeit hinter Deichmann, unter anderem im spanischen Girona. „Ich bin ja erst Anfang November mit dem Lauf quer durch die USA durch gewesen. Davon profitiere ich immer noch. Die wichtigste Disziplin ist das Laufen“, erklärt der Extremsportler. Vor allem aber beim Schwimmen habe er Fortschritte erzielt, sodass er auch die zeitliche Zielsetzung nach oben korrigiert hat. „Ich hatte extra einen Schwimmcoach in Girona und habe gemerkt: Es dauert, bis sich alles auszahlt. Aber ich weiß noch genau den Tag, an dem es bei mir ‚Klick‘ gemacht hat und ich alle Abläufe zusammen umsetzen konnte.“ Statt 1:15 Stunden im Wasser geht Deichmann mittlerweile von nur noch 1:05 Stunden aus.
Fettverbrennung? „Weltklasse“!
Zwischenzeitlich hat der gebürtige Stuttgarter bereits die Generalprobe für seine „Challenge 120“ absolviert. „Ich bin in Topform. Den kleinen Test mit 70, 80, 90 und 100 Prozent der Langdistanz habe ich ohne Muskelkater überstanden. Und das, obwohl es 2.500 Höhenmeter waren“, so Deichmann nach dem ultimativen Testlauf in Girona. „Es hat sich angefühlt, wie ein langer Trainingstag. Mein größtes Learning daraus: Effizienz ist wichtig. Ich muss einigermaßen schnell sein bei den Wechseln, weil sich so ein Tag zieht.“ Eine Leistungsdiagnostik hat ergeben, dass der 1,83 Meter große Athlet eine sehr gute VO2max knapp unter 70 besitzt – und eine Fettverbrennung auf „Weltklasse-Niveau“, wie er verrät. „Mein Körper ist auf Fettverbrennung eingestellt, das hilft mir bei meinem Vorhaben ungemein.“
In Österreich Ruhe und Kraft tanken
Nach seinem Termin bei den Challenge-Roth-Organisatoren brach für den Abenteurer die letzte heiße Phase an, ehe es ins Tapering für ihn geht. Seit Samstagabend gastiert Deichmann im Hotel Jakob am Fuschlsee in Österreich zum finalen Trainingscamp. Bis Ende der Woche stehen noch einige „richtig harte“ Einheiten an. „Danach werde ich etwas zur Ruhe kommen“, betont Deichmann. Heißt für ihn: Weiter trainieren, aber mit angezogener Handbremse. „Ich werde sicher keine Bergläufe mehr machen, aber die eine oder andere längere Radeinheit, um mich an die Zeitfahrposition weiter zu gewöhnen. Anschließend geht es zehn Tage ins richtige Tapern, mit dieser schönen Lage, gutem Essen und ausreichend Schlaf in der Höhe beim Hotel Jakob.“
Detailarbeit auf dem Rad
Die Zeitfahrposition war für den Abenteurer, der mehrere Radrekorde hält, ungewohnt. „Ich habe noch häufiger daran rumgebastelt, um komfortabler zu sitzen. Vor zehn Jahren habe ich mir das Schlüsselbein gebrochen. Das merke ich, wenn ich auf dem Zeitfahrlenker fahre, weil ich rechts stärker draufliege. Weil meine Schwimmtechnik als Resultat darunter leidet, habe ich einen breiteren Aufsatz bekommen. Und ich sitze weniger gestreckt.“
Ernährungsplan von Jonas Deichmann steht
Ein Ernährungsberater zählt ebenfalls zu Deichmanns Team. Neben allgemeinen Umstellungen, liegt der Fokus vor allem auf der Wettkampfverpflegung. Die liege bei 80 bis 90 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde. „Ich kann aber nicht 120 Tage lang nur Drinks und Gels zu mir nehmen“, betont Deichmann. „Morgens zum Frühstück gibt es Porridge mit Beeren, Honig und Banane. Beim Schwimmen und Laufen setze ich insgesamt mehr auf Flüssignahrung. Nach dem Schwimmen in der Wechselzone gibt es ein zweites Frühstück mit Porridge. Auf dem Rad greife ich zurück auf eine Mischung aus Gels, Reiskuchen, noch warmen Kartoffeln oder auch mal Pasta.“ Wichtig sei die Phase, wenn die Langdistanz absolviert ist. „Nach dem Laufen gibt es einen Recovery Shake, Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken, und abends noch einen Smoothie, um Ballaststoffe und Vitamine nachzufüllen. Eine große Portion Pasta und auch mal Fleisch werden ebenfalls dabei sein.“
Vorfreude auf die „Challenge 120“ am 9. Mai
Zwar habe er sein gesamtes Equipment bereits zusammen, seinen Zeitfahreinteiler erhalte er aber noch. Denn Deichmann wird nicht die komplette Zeit im Race Suite unterwegs sein. Nach dem Schwimmen im Neo geht es in den Einteiler. „Da werde ich beim Polster keine Kompromisse eingehen. Ich werde von Ryzon ein Modell erhalten, das extra für mich angefertigt wird. Damit will ich aber nicht laufen. Daher ziehe ich mir beim zweiten Wechsel Hose und Shirt an, wie man es von meinem Lauf durch die USA kennt.“
Am 8. Mai wird Jonas Deichmann schließlich in Roth anreisen und im kleinen Rahmen ein Abendessen einnehmen. „Ich werde mich in einer Blase befinden, um nicht krank zu werden.“ Im Freien allerdings ist jeder willkommen, der den Abenteurer bei der „Challenge 120“ begleiten möchte. Egal, ob man die gesamte Langdistanz mit ihm absolvieren möchte, oder nur Teilabschnitte, egal welcher Länge. Wichtig: Deichmann gibt die Regeln vor. Auf dem Rad beispielsweise gilt: Niemand soll vor ihm fahren. Am 9. Mai geht es dann um 7 Uhr in das neueste Abenteuer. „Es wird wohl voll sein. Zumindest haben sich viele für den Start angekündigt“, fiebert der Extremsportler dem Auftakt des Projekts entgegen. Hoffentlich bei wärmeren Bedingungen als zuletzt.