Sonntag, 13. Juli 2025

Souveräner Erfolg: Laura Philipp feiert ersten Sieg bei der Challenge Roth

Solides Schwimmen, starker Radpart, unnachahmlicher Marathon – der Ironman-Weltmeisterin kann in der dritten Disziplin keine Konkurrentin folgen. In 8:18:18 Stunden triumphiert sie im Frankenland.

Frank Wechsel / spomedis Emotionaler Zieleinlauf: Laura Philipp gewinnt die Challenge Roth.

Es geht weiter aufwärts. Nach Rang drei im Jahr 2023 und dem zweiten Platz im vergangenen Jahr hat Laura Philipp die jüngste Auflage der Challenge Roth gewonnen. Es war ihr erster Sieg im Frankenland. Die Ironman-Weltmeisterin kontrollierte das Geschehen und wurde ihrer Favoritenstellung gerecht. Fünf Wochen nach ihrem Sieg beim Ironman Hamburg demonstrierte die 38-Jährige erneut ihre Klasse beim Laufen und distanzierte die Konkurrentinnen in der dritten Disziplin deutlich. So konnte sie die letzten Meter ausgiebig genießen. Nach 8:18:18 Stunden überquerte sie die Ziellinie unter dem tosenden Applaus der Zuschauer im Stadion.

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Weltbestzeit? Keine idealen Voraussetzungen

Vor dem Rennen war noch spekuliert worden: Fällt die Weltbestzeit von Anne Haug aus dem vergangenen Jahr (8:02:38 Stunden), fällt sie nicht? Angesichts des Neoprenverbots beim Schwimmen waren die Voraussetzungen für dieses Unterfangen direkt vor dem Start nicht ideal. 

Alanis Siffert war im Wasser über die 3,8 Kilometer direkt in Führung gegangen und sorgte dafür, dass sich das Feld auseinanderzog. Grace Thek hielt die Beine der Schweizerin, während das restliche Feld früh zurückfiel und sich eine große Lücke auftat. Laura Philipp hielt sich in der Verfolgergruppe zunächst im Bereich von Platz sechs auf. Nach circa 25 Minuten setzte sich Siffert sichtbar von Thek ab. Dahinter riss die Verfolgergruppe auseinander. Rund 500 Meter vor dem Schwimmausstieg hatte sich der Abstand von Laura Philipp auf mehr als vier Minuten vergrößert.

Laura Philipp liegt 5:30 Minuten zurück

Alanis Siffert kam als Führende nach 52:31 Minuten aus dem Wasser. Eine Marke, die sich im Bereich der Schwimmzeit von Anne Haug auf ihrem Weg zur Weltbestzeit im vergangenen Jahr bewegte (52:37 Minuten) – allerdings hatte die Deutsche im Jahr 2024 mit Neoprenanzug schwimmen können. Der Schwimmstreckenrekord von Lucy Charles-Barclay aus dem Jahr 2018 (46:48 Minuten) war nicht in Gefahr. 1:34 Minuten hinter Siffert folgte Grace Thek. Dahinter kam eine erweiterte Gruppe aus unter anderem der US-Amerikanerin Kayla Pokorny, der Schweizerin Nina Derron und Laura Philipp mit einem Rückstand jenseits der 5:30 Minuten in die erste Wechselzone. Auch Jana Uderstadt als achte lag mit 5:57 Minuten Hypothek am Ende dieses Sextetts.

Alanis Siffert bleibt vorn

Die 180 Kilometer auf dem Rad boten hervorragende Bedingungen: trocken und windstill, bei bewölktem Himmel. Vorn brachte Alanis Siffert Druck auf das Pedal, um die Verfolgerinnen auf Abstand zu halten. Dahinter spielte Laura Philipp ihre Stärken in der zweiten Disziplin aus und schnappte sich nach circa zwei Stunden Rennzeit Platz zwei und überholte Grace Thek. Nach 50 Kilometern hielt Siffert ein Polster von 3:30 Minuten auf Philipp, die noch kraftvoll, aber locker wirkte. Die weiteren Verfolgerinnen hatte sie zu dem Zeitpunkt bereits abgehängt. Knapp eine Minute später folgte ein Trio aus Nina Derron, Grace Thek und Nikki Bartlett. 

In Aero-Position auf den Solarer Berg

Am Solarer Berg raste Siffert geradezu durch die Menschenmassen – komplett in Aero-Position. Damit machte sie an dieser ikonischen Stelle rund neun Sekunden auf Philipp gut, die die Atmosphäre etwas länger genoss. Insgesamt aber rückte die Deutsche der Schweizerin Meter um Meter auf die Pelle. Nina Derron, Grace Thek und Nikki Bartlett fuhren mit rund 5:15 Minuten als Verfolgergruppe und besaßen einen großen Vorsprung auf die nachfolgenden Athletinnen um unter anderem Jana Uderstadt, Katharina Wolff, Merle Brunnée und Stephanie Wunderle.

Während Laura Philipp auf der zweiten Radrunde stabil und ruhig fuhr, wurde Alanis Siffert in ihren Bewegungen im Oberkörper unruhiger. Das Polster schmolz sukzessive, betrug nach 100 Kilometern noch 2:30 Minuten, 20 Kilometer später nur noch 1:48 Minuten. Nach 135 Kilometern lag keine Minute mehr zwischen den beiden Führenden und schließlich setzte sich die Ironman-Weltmeisterin an die Spitze. Die Schweizerin aber hielt zunächst das Hinterrad der Deutschen, beide wechselten sich in vorderster Position ab und flogen zusammen den Solarer Berg ein zweites Mal hoch.

Jana Uderstadt im Pech

Schließlich aber konnte Siffert das Tempo der Deutschen nicht mehr mitgehen und musste abreißen lassen. Laura Philipp kam als Erste nach 5:33:44 Stunden in die zweite Wechselzone – mit einer Radzeit von 4:33:27 Stunden und damit weit entfernt vom Streckenrekord, den Daniela Ryf im Jahr 2023 bei ihrer Weltbestzeit aufgestellt hatte (4:22:56 Stunden). Ihre ärgste Konkurrentin zu diesem Zeitpunkt hatte die Führende mittlerweile um 2:21 Minuten distanziert. Für Jana Uderstadt war das Rennen unterdessen noch vor Eintritt in T2 beendet, da ihr das Schaltwerk am Rad abgerissen war.

Einsames Rennen für Laura Philipp

Anschließend wurde es für die Ironman-Weltmeisterin ein einsames Rennen, in dem sie ihre Stärke in der dritten Disziplin ausspielte. Nach acht Kilometern im Marathon hatte sie bereits 8:04 Minuten zwischen sich und Siffert gebracht und kontrollierte das Geschehen. Im Kampf um die weiteren Podestplätze kam dagegen Bewegung. Nikki Bartlett schob sich mit einer starken Laufvorstellung auf Rang zwei. Der Schweizerin folgte Grace Thek – zu dem Zeitpunkt war die Verteilung der Plätze zwei, drei und vier offen. Zur Halbmarathonmarke schob sich Grace Thek auf Rang drei, während Nikki Bartlett anschließend im Tempo abfiel, teilweise Gehpausen einlegen musste und die Australierin sogar wieder Rang zwei schielen durfte. Thek zog schließlich vorbei, während Laura Philipp ihrem ersten Sieg bei der Challenge Roth entgegenstrebte. Mit einem Marathon in 2:43:17 Stunden – mehr als eine Minute schneller als im vergangenen Jahr und die zweitbeste Marathonzeit einer Athletin in Roth überhaupt – brachte sie das Rennen souverän nach Hause und lief nach 8:18:18 Stunden ein.

„Das, was ich mir erträumt habe“

„Ich bin unendlich erleichtert“, sagte die Siegerin anschließend im TV-Interview. „Es war wunderschön, als Siegerin hier einzulaufen. Das ist das, was ich mir erträumt habe.“ Zu ihrem Rennverlauf sagte Philipp: „Alanis hat ein mutiges Rennen geführt und ich habe sie gejagt. Als ich in Führung gegangen bin, hat mir das einen Push und das Zepter in die Hand gegeben. Das hat mir geholfen, als Erste auf die Laufstrecke zu gehen.“ Zuletzt hatte der 38-Jährigen noch ein Infekt zugesetzt und ihr Start sei sogar gefährdet gewesen. „Ich wusste nicht, wie mein Körper auf die Belastung reagiert. Ich habe versucht, nach Gefühl zu racen und nicht auf Zeiten oder Zahlen zu schauen.“

Im Kampf um das Podium schlug nach Laura Philipps Zieleinlauf plötzlich auch Alanis Siffert zurück, die Nikki Bartlett in der Endphase des Marathons noch überholte. So sicherte sich Grace Thek Platz zwei in 8:37:39 Stunden vor der Schweizerin, die in 8:41:41 Stunden den letzten Podestplatz für sich verbuchen konnte. Nikki Bartlett kämpfte sich letztlich nach 8:42:50 Stunden ins Ziel.

Challenge Roth 2025 | Profi-Frauen

6. Juli 2025 | Roth (Deutschland)
PlatzNameLandGesamt3,8 km Swim180 km Bike42,2 km Run
1Laura PhilippGER8:18:180:58:154:33:272:43:17
2Grace ThekAUS8:37:390:54:054:46:512:53:32
3Alanis SiffertSUI8:41:410:52:314:41:423:04:30
4Nikki BartlettGBR8:42:500:58:254:41:592:59:31
5Justine MathieuxFRA8:45:060:56:533:00:07
6Merle BrunnéeGER8:45:451:11:304:30:023:00:51
7Nina DerronSUI8:53:000:58:084:45:353:06:34
8Katharina WolffGER9:01:530:59:124:48:533:10:44
9Laura KesslerSUI9:08:021:08:584:44:483:09:44
10Lisa-Maria DornauerAUT9:12:110:58:274:51:143:19:04

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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