Ziele machen das Trainingsleben leichter. Besonders schön ist es, wenn man sie schließlich erreicht. triathlon-Redakteurin Anna Bruder zieht ein Fazit, wie die Saison 2023 gelaufen ist.
In der Ausgabe 207 der triathlon haben einige Mitglieder der Redaktion ihre Ziele für die Saison 2023 schriftlich festgehalten. Ich finde es immer spannend, mir diese rückblickend noch einmal anzuschauen – es kann nämlich passieren, dass ich meine eigenen Ziele, ebenso wie gute Vorsätze, wieder aus den Augen verliere. In der Regel ist das dann der Fall, wenn mir meine Vorhaben nicht wichtig genug sind und nur eine grobe Perspektive darstellen. Insofern war mir klar, dass es in diesem Jahr anders laufen würde. Im Vordergrund stand bei mir ein großes Ziel von letztlich fast 230 Kilometern Länge, das mich während der ersten Jahreshälfte fast rund um die Uhr beschäftigt hat.
226 Kilometer durch Mainhattan
Ich habe es bereits angeteasert: Aufgrund der etwas zu langen Radstrecke beim Ironman Frankfurt wurden aus den 226 Kilometern exakt 229,8 (laut Garmin). Mein Ziel war es, das Ziel am Römer zu erreichen – gut gelaunt nach einem tollen Tag und gern mit der einen oder anderen Träne im Gesicht. Im Laufe der Vorbereitung war es unvermeidbar, dass ich konkretere Vorstellungen in Form einer Zielzeit bekam, die an einem perfekten Tag realistisch gewesen wäre. Rein sportlich war der 2. Juli 2023 sicherlich nicht perfekt, doch genau das macht für mich eine Langdistanz aus: Mindestens ein Teil davon ist immer eine Wundertüte, man lernt bestenfalls aus Fehlern und muss das Beste aus der jeweiligen Situation machen. Das ist mir nach meinem Empfinden gelungen, sodass ich den perfekten Tag letztlich doch hatte.
300 Kilometer mit dem Rad
Wie bitter ist es, wenn dem Radcomputer zwischen Hamburg und Berlin nach 274 Kilometern der Saft ausgeht und die Siegessäule noch ungefähr 40 Kilometer entfernt ist? Schon sehr bitter – vor allem, wenn man selbst zwar an eine Powerbank, jedoch nicht an das passende Ladekabel gedacht hat. Nachhaltig geärgert habe ich mich zum Glück nicht, dass die 300 (plus X) aufgrund von technischem Versagen nicht in meiner persönlichen Distanzstatistik auftaucht. Schließlich war ich mit Kollegin Julia unterwegs, die den Tacho im Blick hatte. Ehrensache, dass unsere neue Rekorddistanz fotografisch festgehalten werden musste. Dass wir es schließlich bis Berlin geschafft haben, schien am Morgen noch alles andere als selbstverständlich, nachdem ich bereits nach 30 Kilometern einen Platten hatte. Nach diesem Vorfall wurden unsere Nerven erst wieder im Berliner Stadtverkehr auf eine harte Probe gestellt. In Kombination mit der Parade zum Christopher Street Day verhinderte dieser schließlich eine abendliche Ankunft am Brandenburger Tor und wir wählten den direkten Weg zur Falafelbude. Das Ende eines weiteren wunderbaren Tages des vergangenen Jahres.
42,195 Kilometer durch die Hauptstadt
Was soll ich sagen, nach dieser wunderbaren Erfahrung mit dem Rad habe ich aus läuferischer Sicht mit Berlin nun noch eine Rechnung offen. Ursprünglich sollte der Berlin Marathon ein Sightseeing-Lauf werden, die Kirsche auf einer Sahnetorten-Saison. Dann lief das Training richtig gut und ich bekam Lust, nach einer persönlichen Bestzeit zu jagen. Dieser Motivation wurde leider ein Ende bereitet, schuld war der Hüftbeuger. Immerhin hat sich die Startplatzversicherung einmal gelohnt und Eliud Kipchoge hätte ich als Teilnehmerin sicherlich auch nicht aus nächster Nähe bei der Arbeit beobachten können. Ein schwacher Trost und ein ziemlich unbefriedigendes Saisonende, allerdings weniger aufgrund des Events selbst. Insgesamt kann ich eine positive Jahresbilanz ziehen, schließlich steht es zwei zu eins für die erreichten Ziele. Gleichzeitig ergibt sich daraus der übergeordnete Vorsatz, verletzungsfrei durch das nächste Jahr zu kommen.