Begonnen hat das Jahr für mich mit der Erkenntnis, dass ich eine Pause brauche. Es ist mir nicht leichtgefallen, mir selbst einzugestehen, dass ich doch noch nicht bereit bin, mich die nächsten Monate wieder vollumfänglich auf die Vorbereitung zu fokussieren und mich während der Wettkampfzeit körperlich und mental zu verausgaben. Der gesamte Prozess von Vorbereitung, Rennen, und dann im Optimalfall Erfolg, macht viel Freude, aber er kostet auch Kraft, die zumindest ich an irgendeinem Punkt wieder sammeln muss. Nach einer weiteren Woche Pause Anfang des Jahres und zwei Wochen Training zu Hause ging es Ende Januar ins Trainingslager nach Fuerteventura. Die Intention des Camps lag vor allem auf dem Grundlagenbereich. Viele lange und ruhige Einheiten waren geplant, besonders auf dem Rad. Dazu wollte ich konzentriert am Schwimmen weiterarbeiten, weshalb fast täglich eine oder zwei Sessions im Pool anstanden. Gelaufen bin ich verhältnismäßig wenig, aber das kann ich auch in heimischen Gefilden wieder ganz gut.
Die erste Woche habe ich mir gemeinsam mit meiner Mama ein Zimmer geteilt, die mit Hannes Hawaii Tours ein Camp gebucht hat. Es ist schön, dass wir den gleichen Sport machen und wir auf diesem Weg neben dem Training auch ein bisschen Mama-Tochter-Zeit genießen konnten, auch wenn wir keine gemeinsamen Trainingseinheiten absolviert haben.
Mit Leichtigkeit in den nächsten Trainingsblock
Im Playitas Hotel scheitert man sowieso nur selten auf der Suche nach einem Trainingspartner oder -partnerin, ich hatte mit der Schwedin Sara Svensk aber in diesem Jahr eine feste Begleiterin. Sara wird genau wie ich auch von Reto Brändli trainiert und so passten unsere Trainingspläne super zueinander und wir verbrachten viele Stunden gemeinsam im Sattel. Da wir viel im Grundlagenbereich fuhren, hatten wir auch genügend Puste zum Quatschen und Lachen zwischendrin. Geschwommen bin ich wie die letzten Jahre auch parallel zu dem Schweizer Kurzdistanzkader. Zwar kann ich nicht ganz mithalten, aber durch die angenehme Dynamik in der Gruppe und die entstandenen Freundschaften über die letzten Jahre machen mir die Schwimmeinheiten richtig viel Spaß und vielleicht färbt ja so ein bisschen Speed ab. In den beiden Wochen habe ich mit 67,5 Stunden so viel trainiert wie noch nie, gleichzeitig habe ich aber auch noch nie so „frisch“ und erholt die Heimreise angetreten. Es tat gut, dem Winter für zwei Wochen zu entfliehen und in der Sonne zu trainieren. Es tat aber auch gut, jeden Tag auf so viele positive und gut gelaunte Menschen zu treffen und sich von der spanischen Leichtigkeit anstecken zu lassen. Vom Kellner, über andere Hotelgäste, dem HHT-Team bis zum Bademeister, alle haben ein freundliches „Hola“ oder ein paar liebe Worte parat. Diese Leichtigkeit heißt es nun mitzunehmen in den nächsten Trainingsblock, der erfahrungsgemäß schmerzhaft wird: Nach ein paar ruhigen Tagen steht Blood Flow Restriction Training an!
Blood Flow Restriction Training
Beim Blood Flow Restriction Training, kurz BFR-Training oder auch Okklusionstraining genannt, wird gezielt der Blutfluss in die Extremitäten behindert. Dies geschieht mit speziellen Manschetten, die während oder nach der Belastung beispielsweise um die Oberschenkel gelegt werden. Die Trainingsmethode wird sowohl im Kraft- und Ausdauertraining sowie in der Rehabilitation eingesetzt und verspricht einen Kraftzuwachs. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass BFR-Training ähnlich wie ein Höhentraining wirkt. Zu beachten ist, dass das Okklusionstraining höchst anspruchsvoll ist und daher nur unter fachkundiger Aufsicht stattfinden sollte.