Freitag, 19. April 2024

Alistair Brownlee, Taylor Spivey und Ben Kanute verpassen Olympia-Nominierung

Frank Wechsel / spomedis Alistair Brownlee jubelt 2016 in Rio de Janeiro über seinen zweiten Olympiasieg. In Tokio wird der 33-Jährige nicht dabei sein.

110 Athleten werden insgesamt bei den olympischen Einzelrennen in Tokio Ende Juli am Start stehen. Während die Teilnahme für einige von ihnen bereits seit mehr als eineinhalb Jahren feststeht, mussten andere noch bis zu dieser Woche um eine mögliche Nominierung zittern. Am vergangenen Wochenende gab es für die weltbesten Kurzdistanzler ein letztes Mal die Gelegenheit, Punkte für das Olympia-Ranking zu sammeln. Seitdem die Rangliste endgültig feststeht, geben die Verbände mit den noch offenen Startplätzen nach und nach offiziell ihre ausgewählten Athleten für die Olympischen Spiele bekannt.

Das vielleicht erstaunlichste und bitterste Endergebnis des Qualifikationszeitraums hat sich über mehrere Monate abgezeichnet: Doppel-Olympiasieger Alistair Brownlee hat den Sprung ins britische Team verpasst und wurde nicht für Tokio ausgewählt. Damit steht fest: In Japan wird es im Männerrennen nach zwei Olympiazyklen erstmals wieder einen neuen Sieger geben. Der 33-jährige Goldmedaillengewinner von London (2012) und Rio de Janeiro (2016) hatte sich in den vergangenen Jahren nicht nur vermehrt auf der Mittel- und Langstrecke ausprobiert, bevor er zu seinen Kurzdistanzambitionen zurückkehrte, sondern bekam es zuletzt auch mit hartnäckigen Verletzungsproblemen zu tun. Das heimische WTCS-Rennen in Leeds vor gut zwei Wochen brachte er nicht ins Ziel. Das Verpassen der Olympischen Spiele nimmt der ältere der beiden Brownlee-Brüder zum Anlass, sich noch in dieser Woche am Sprunggelenk operieren zu lassen, um später im Jahr eventuell wieder fit für andere Rennen sein zu können. Denn spätestens im Oktober hat der Brite eigentlich noch etwas vor: Die Qualifikation für den Ironman Hawaii ist nämlich schon seit Ende 2019 eingetütet.

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Erste Olympische Spiele für Alex Yee

Des einen Leid ist bekanntlich des anderen Freud‘: Dass es in Großbritannien früher oder später einen Generationswechsel geben wird, hat sich bereits über einige Jahre angekündigt – unübersehbar war das große Talent von Alex Yee. Spätestens als der 23-Jährige vor zwei Wochen in Leeds mit beeindruckender Vorstellung vor heimischer Kulisse sein erstes Rennen in der WM-Serie gewann, war abzusehen, dass die Entscheidung des Verbands für den verbleibenden Platz der Männer in Tokio nicht an Yee vorbeiführen kann. Anfang dieser Woche schließlich die Bestätigung: Alex Yee wird zu seinen ersten Olympischen Spielen fahren und komplettiert das Team um Jonathan Brownlee, Vicky Holland, Jessica Learmonth und Georgia Taylor-Brown. Der enge Konkurrenzkampf bei der enormen Leistungsdichte Großbritanniens hat ebenfalls zur Folge, dass Non Stanford, Viertplatzierte der Olympischen Spiele 2016, sowie die aktuell sehr starke Sophie Coldwell ebenfalls nicht nach Tokio fahren werden – diese Entscheidung steht allerdings schon seit 2019 fest.

US-Krimi um die letzten Tickets zugunsten von Katie Zaferes und Kevin McDowell

Auch bei der US-Entscheidung um die letzten beiden Tokio-Tickets bahnte sich zuletzt ein wahrer Krimi an: Summer Rappaport, Taylor Knibb und Morgan Pearson konnten sich frühzeitig – und im Fall von Knibb sehr überraschend –durch die vorgegebenen Kriterien des amerikanischen Verbands direkt qualifizieren. Jeweils ein Platz bei den Männern und Frauen blieb übrig und wurde nach einigem Ermessen verteilt. Das drohende Drama: Die Kurzdistanz-Weltmeisterin von 2019, Katie Zaferes, zeigte zuletzt nur durchwachsende Leistungen, nachdem sie im Frühjahr den überraschenden Tod ihres Vaters zu verkraften hatte. Zuvor entschied sie sich bereits 2020 nach der Verschiebung der Olympischen Spiele, eine kurze Pause einzulegen und etwas herunterzufahren.

Das Ergebnis: Konkurrentin und Landsfrau Taylor Spivey landete 2020 bei der Einzel-WM in Hamburg auf Platz vier, überzeugte in den vergangenen Wochen bei den beiden WTCS-Rennen 2021 in Yokohama und Leeds ebenfalls mit den Plätzen vier und sechs. Katie Zaferes landete bei den Rennen auf den Rängen 22 und 18. Auch die US-Amerikanerin Kirsten Kasper landete in Leeds drei Plätze vor Zaferes, beendete die beiden Weltcup-Rennen in Lissabon und Huatulco außerdem auf dem Podium (dritter und zweiter Platz). Eine schwierige und überraschende Situation für Zaferes: Von der absoluten Goldfavoritin als Weltmeisterin im Jahr 2019, die mehrere Rennen der WM-Serie äußerst dominant gewann, zur Olympia-Wackelkandidatin durch die zuletzt so starke Konkurrenz und den persönlichen Schicksalsschlag.

Gestern schließlich das Aufatmen für die 32-Jährige bei der Bekanntgabe der letzten beiden US-Plätze: Der Verband hat sich für Katie Zaferes und Kevin McDowell entschieden. Und damit gegen Taylor Spivey und Kirsten Kasper. Bei den Männern gingen Ben Kanute, Matt McElroy und Eli Hemming leer aus. Eine Entscheidung, die trotz der jüngsten Ergebnisse nachvollziehbar ist: Zaferes hat aufgrund ihrer Ergebnisse aus dem Jahr 2019 das Olympia-Ranking auf Platz eins beendet, trat in ihrer Karriere bisher bei 61 Rennen der WM-Serie an, beendete 30 Wettkämpfe davon auf dem Podium und gewann zwölf von ihnen. Mit diesem Befreiungsschlag ist es alles andere als ausgeschlossen, dass Zaferes es innerhalb des nächsten Monats schafft, zu alten Form zurückzufinden. Dass die US-Amerikanerin, die 2016 in Rio de Janeiro noch auf Platz 16 landete, das Potenzial für eine Medaille in Tokio besitzt, dürfte trotz der allem außer Frage stehen.

Katie Zaferes
ITU Media / Wagner Araujo Zitterpartie mit Happy End: Trotz ihres WM-Titels aus dem Jahr 2019 war bis gestern ungewiss, ob es Katie Zaferes nach Tokio schaffen würde.

Österreich schickt vier Athleten nach Tokio, Schweiz verkündet Team am 24. Juni

Auch der österreichische Verband gab in dieser Woche offiziell das Olympia-Team bekannt: Luis Knabl, Lukas Hollaus, Julia Hauser und Lisa Perterer werden Österreich in Tokio vertreten. Die Schweiz qualifizierte sich vor wenigen Wochen noch in letzter Minute über das Team-Relay-Ranking für die olympische Staffelpremiere und sicherte sich damit ebenfalls jeweils zwei Quotenplätze für die beiden Einzelrennen. Das Schweizer Team wird offiziell am 24. Juni verkündet. Die besten Chancen auf die Plätze dürften Nicola Spirig, Andrea Salvisberg, Max Studer und Alissa König haben, die bereits den Staffelwettkampf bestritten und gemeinsam das Team-Ticket lösten.

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Simon Müller
Simon Müller
Simon Müller ist selbst als ambitionierter Athlet unterwegs. 2022 wurde er Deutscher Meister auf der Kurzdistanz, 2019 qualifizierte sich bei seinem ersten Ironman in Mexiko mit einem AK-Sieg in 8:45 Stunden für den Ironman Hawaii. In seiner Brust schlägt neben dem Triathleten- auch ganz besonders ein Läuferherz. Simons Bestzeite über 10 Kilometer liegt bei unglaublichen 30:29 Minuten.

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