Verwirrung bei Sam Laidlow, Dauergrinsen bei Laura Philipp und Positionskämpfe um das Podium – die Top 3 der Challenge Roth haben nach dem Rennen einen Einblick in ihren Arbeitstag gegeben.

Sam Laidlow: „Ich teile alles – die Höhen und die Tiefen“
Für Sam Laidlow war der Sieg in Roth mehr als nur ein sportlicher Erfolg – es war ein emotionales Comeback nach einer schwierigen Phase. Wochenlang war unklar, ob er überhaupt starten könne. Im Frühjahr konnte er aus gesundheitlichen Gründen zwei Monate gar nicht trainieren, dennoch wollte er in Roth konkurrenzfähig an der Startlinie stehen.
Der Saisoneinstieg verlief nun mehr als erfolgreich. Kurios: Laidlow wusste lange Zeit nicht, ob Schomburg vor oder hinter ihm ist. „Als er mir am Wendepunkt entgegenkam, dachte ich, er hätte abgekürzt“, sagte Laidlow im Nachhinein und sorgte damit für einige Lacher. „Ich war unsicher, habe mich aber auf mein Rennen konzentriert – und am Ende hat es gereicht“, so der Franzose. Für ihn war es besonders die Verbindung zum Roth-Publikum, die ihn durch das Rennen trug: „Ich bin jemand, der in seinen Inhalten alles teilt – die Höhen und die Tiefen. Die Menschen hier schätzen das. Diese Community hebt mich höher, als ich es je erwartet hätte.“
Laura Philipp: „Ich wollte dem Publikum etwas zurückgeben“
Für Laura Philipp war es ein lang ersehnter Triumph: Nach mehreren Anläufen und zwei Podiumsplatzierungen sicherte sie sich endlich den Sieg bei der Challenge Roth – und das mit einem beeindruckenden Lauf und einem großen emotionalen Moment. „Ich war schon oft hier, letztes Jahr war ich ganz nah am Sieg dran, aber es hat nie ganz gereicht“, erklärte die 38-Jährige. „Dieses Mal hat einfach alles gepasst – und ich bin überglücklich.“
Besonders der Zuspruch der Zuschauer habe sie getragen: „Nach dem Start auf der Radstrecke fühlte es sich fast so an, als ob der ganze Kurs ein einziger Solarer Berg wäre. Ich habe noch nie so viele Menschen an der Strecke gesehen.“ Auf dem Marathon war die Verbindung zu den Fans besonders intensiv: „Ich hatte das Gefühl, ich konnte dem Publikum etwas zurückgeben. Ich spüre das Grinsen immer noch in meinen Wangen. Das ist das schönste Gefühl, das man als Athletin haben kann.“
Jonas Schomburg: „Ich wollte das Rennen von vorn prägen“
Jonas Schomburg lieferte in Roth einen beeindruckenden Auftritt und zeigte erneut, dass er auf der Langdistanz gut aufgehoben ist. Schon beim Schwimmen und in der ersten Wechselzone setzte er ein Ausrufezeichen. „Ich komme von der Kurzdistanz, ich bin schnelle Wechsel gewohnt – T1 und T2 sind meine Stärke“, erklärte er. „Mein Ziel war, von Anfang an vorn zu sein – und das ist mir gelungen.“
Lange Zeit führte Schomburg das Rennen an und setzte beim Radfahren auf Attacke: „Ich habe versucht, so schnell wie möglich den Abstand zu vergrößern.“ Dass er sich letztlich nur einem Konkurrenten geschlagen geben musste, sorgt bei Schomburg nicht für Missstimmung: „Ich glaube, ich habe einen guten Job gemacht.“
Grace Thek: „Ich bin Wettkämpferin – ich kann nicht einfach abwarten“
Mit einem Paukenschlag meldete sich Grace Thek bei ihrem Langdistanz-Debüt auf der Weltbühne: Platz zwei in Roth – und das nach einem kontrollierten, aber selbstbewussten Rennen. Die Australierin war auf Einladung von Belinda Granger angereist – und bereute die Entscheidung nicht. „Die Erfahrung bei der Challenge Roth war verrückt“, sagte Thek. „Wenn ich früher gewusst hätte, wie besonders dieses Rennen ist, wäre ich schon viel früher gekommen.“
Obwohl sie sich ursprünglich einen konservativeren Rennplan zurechtgelegt hatte, entschied sie sich unterwegs für eine offensivere Taktik. „Ich habe mich nicht ganz an den Plan gehalten, den mein Coach und ich vorbereitet hatten – aber es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.“ Für Thek war vor allem der eigene Instinkt entscheidend: „Ich bin Wettkämpferin – ich kann nicht einfach zurücklehnen und die anderen machen lassen. Ich habe alles gegeben.“
Jan Stratmann: „Ich hatte einen dunklen Moment – aber ich hab’s durchgezogen“
Für Jan Stratmann verlief das Rennen nicht ohne Komplikationen. Schon früh auf dem Rad kam es zu einem Zwischenfall in einer engen Gruppe. „Ich bin ganz leicht von einem anderen Fahrer touchiert worden und dabei hat sich meine Schaltung zwischen Rahmen und Kurbel verklemmt“, schilderte er.
Trotzdem kämpfte sich der Deutsche zurück ins Rennen und zeigte einen starken Marathon. „Zwischen Kilometer 28 und Büchenbach hatte ich einen dunklen Moment, ich wollte einfach nur noch ins Ziel“, gab er offen zu. Doch mit der Unterstützung seines Trainers Björn Geesmann, der ihn lautstark anfeuerte, fand er neuen Rhythmus. „Ich habe ihn gehört, wie er rief, dass ich schneller laufen muss für Platz drei. Dann habe ich mir gesagt, dass ich nicht wieder Vierter werden will, und konnte Vincent Luis einholen.“ Das zuvor ausgegebene Ziel von Platz drei war damit geglückt.
Alanis Siffert: „Ich dachte, ich werde viel früher eingeholt“
Für die Schweizerin Alanis Siffert war es der erste Start in Roth – und gleich ein unvergessliches Erlebnis. Nach einem starken Schwimmen setzte sie sich beim Radfahren früh an die Spitze und konnte das Feld über weite Strecken anführen. „Ich hatte wirklich damit gerechnet, dass mich die anderen viel früher einholen“, sagte Siffert. „Ich dachte immer wieder: Wann kommt jemand? Aber dann bin ich als erste Frau über den Solarer Berg gefahren. Das war einfach unglaublich.“
Für die 23-Jährige war es nicht nur sportlich ein Höhepunkt: „Ich werde nie bei der Tour de France mitfahren, aber ich kann sagen, dass ich das Gefühl am Solarer Berg erlebt habe.“ Beim Laufen musste sie ihre Podiumsplatzierung zunächst abgeben, kämpfte sich aber an einem entscheidenden Punkt in Büchenbach zurück auf Rang drei: „Ab Kilometer 30 habe ich mich richtig gut gefühlt. In Büchenbach konnte ich nochmal zulegen und alles geben.“