In einem einsamen Rennen an der Spitze verteidigt Taylor Knibb ihren Ironman-70.3-Weltmeisterinnentitel und erzielt eine neue Weltbestzeit. Im Rennen um Silber und Bronze bleibt es spannend bis zum Schluss. Laura Philipp und Anne Reischmann rennen in die Top Ten.
Mit einer halben Stunde Verspätung begann die 17. Auflage der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft im finnischen Lahti. Eine Nebelwand hing früh morgens über dem 19,5 Grad warmen See Vesijärvi, sodass die Veranstalter die Startzeit um 30 Minuten, auf 8:00 Uhr Ortszeit, legten. Anschließend konnte man einige Profi-Triathletinnen sehen, die sich aus ihrem Wechselbeutel mit Schuhen sowie Pullover oder Jacke bekleideten, um sich gegen die Außentemperatur von 13 Grad zu schützen. Nach etwas Wartezeit und sich lichtendem Nebel, reihten sich die Athletinnen fünf Minuten vor der neuen Startzeit für einen Dive-Start auf dem Ponton im Hafen Teivaa auf und warteten gespannt auf den verspäteten Startschuss. Das 1,9 Kilometer Schwimmen führte über ein Punkt-zu-Punkt-Schwimmen mit einer Linkskurve sowie zwei Rechtskurven zur ersten Wechselzone.
Taylor Knibb mit Raketenstart
Wie auch schon beim olympischen Testevent in Paris wählte die amtierende Ironman-70.3-Weltmeisterin Taylor Knibb die äußerste Position, um von der Plattform ins Wasser zu tauchen. Abseits des großen Getümmel war es auch die US-Amerikanerin, die mit der ersten Wasserberührung das Tempo ansetzte. Aus der Mitte startend und quer durch den Hafen schwimmend war es die Britin Lucy Buckingham, der es gelang sich in den Wasserschatten von Taylor Knibb zu platzieren. Zur ersten Wendeboje, die außerhalb des Hafens nach knappen 500 Metern lag, war es eine Gruppe von fünf Athletinnen mit Knibb und Buckingham, die schon eine Lücke zum weit auseinandergezogenen Feld reißen konnte.
Lucy Buckingham als Erstes aus dem Wasser
Im Anschluss des ersten Turns war es die Britin Lucy Buckingham, die sich an die Spitze der Gruppe setzte und bis zum Ausstieg auch nicht mehr aus der Hand gab. An ihren Füßen folgte Taylor Knibb, sowie die Brasilianerin Pamella Oliveira, Imogen Simmonds und Caroline Pohle als beste Deutsche beim Schwimmen. India Lee, die zweite Britin im vorderen Feld, hing zwischen der Führungsgruppe und einer größeren Verfolgerinnengruppe. Nach 26:18 Minuten erreichte Buckingham als Erstes den Ausstieg, India Lee folgte an Position sechs mit 44 Sekunden Rückstand. Die erste Gruppe um die Verfolgerinnen mit einem Teil der Favoritinnen um Daniela Ryf, Holly Lawrence, Paula Findlay, Emma Pallant-Browne und einer stark schwimmenden Katrina Matthews erreichten mit einem Rückstand von 1:22 Minuten auf Laucy Buckingham die Wechselzone.
Laura Philipp wiederum folgte auf Platz 24 liegend 2:44 Minuten hinter der Führenden Buckingham und knappe 1:20 Minuten hinter der Gruppe mit Ryf. Laura Jansen und Anne Reischmann positionierten sich gute 3:50 Minuten hinter der Spitze auf den Plätzen 34 und 35, Lisa Gerß erreichte als 41 und einem Rückstand von 5:57 Minuten die Wechselzone.
Taylor Knibb und Imogen Simmonds setzen sich ab
Die 31-jährige Lucy Buckingham wechselte als schnellstes und war die Erste auf dem Rad, um den 90 Kilometer langen Radkurs in Angriff zunehmen. Die Brasilianerin Oliveria folgte auf Position zwei liegend, musste jedoch schon innerhalb der ersten Meter auf dem Rad reißen lassen. Taylor Knibb, die die Zeit in der Wechselzone noch für das Anziehen ihrer Socken nutze, übernahm schnell die Führung. Etwas zu dicht folgend und dann mit einer blauen Karte aufgrund von Drafting versehen, war es Lucy Buckingham, die im Laufe des Rennens die Zeitstrafe abstehen musste. Einzig die Schweizerin und frisch gebackene Vize-Europameisterin Imogen Simmonds konnte anfangs folgen, musste im Laufe der Kilometer die beeindruckend auffahrende Knibb jedoch auch ziehen lassen. Wie hoch das Tempo an der Spitze angeschlagen wurde, präsentierte sich bei der ersten Zwischenzeit nach 14,3 Kilometern. Die Gruppe der Verfolgerinnen und starken Radfahrerinnen mit Daniela Ryf, Paula Findlay und Katrina Matthews verlor gute 40 Sekunden auf die an der Spitze fahrende US-Amerikanerin. Mit in der Gruppe der Verfolgerinnen befanden sich die Bronzemedaillengewinnerin der vergangenen Ironman-70.3-Weltmeisterschaft, Emma Pallant-Browne und die Australierin Ellie Salthouse.
Laura Philipp fährt allein durchs Feld
Laura Philipp, die nach dem Schwimmen mehr Rückstand hatte, als im Vorhinein erwartet, machte sich allein auf den Weg nach vorn. Nach 40 gefahrenen Kilometern befand sich die deutsche Mitfavoritin schon auf dem achten Platz. Der Abstand zur Gruppe mit Ryf lag bei guten 1:30 Minuten. Imogen Simmonds fuhr zu diesem Zeitpunkt weiterhin auf dem zweiten Platz auf sich allein gestellt zwischen Taylor Knibb und den Verfolgerinnen, mit einem Vorsprung von zwei Minuten. Dabei gut zu erkennen war, dass Laura Philipp, wie auch andere Athletinnen im Feld, auf den Aero-Vorteil einer Flasche oder ähnlichem Gegenstand im Brustbereich setzte, den der Brite Joe Skipper salonfähig machte.
Das Zelt für die Zeitstrafen, das von Lucy Buckingham angesteuert werden musste, glich einer kleinen Versammlung, so war die Britin nicht allein. Ellie Salthouse, Holly Lawrence, Caroline Pohle, Tamara Jewett und Justine Guerard mussten ebenso die ausgesprochenen Strafen abstehen.
Einsame Spitze
Im Laufe des Rennens gab es keine Veränderungen an der Spitze des Feldes. Die 25-jährige Taylor Knibb, hatte denselben Rennplan wie im vergangenen Jahr bei ihrem Ironman-70.3-Titelgewinn in St. George, frühzeitig die Führung übernehmen und bei einer Trittfrequenz von 80 bis 85 Umdrehung vom Feld absetzen. Und was ihr in der Saison 2022 gelang, wiederholte sie auch in dieser. Bei jeder Zeitnahme kam etwas mehr Rückstand auf die Uhr der Verfolgerinnen, sodass 20 Kilometer vor der zweiten Wechselzone der Vorsprung auf mehr als 4:30 Minuten auf die vierköpfige Gruppe anwuchs. Imogen Simmonds, die eine beeindruckende Leistung zeigte, hielt sich zu diesem Zeitpunkt weiterhin, ebenso allein fahrend, auf der zweiten Position. Laura Philipp konnte hingegen den Rückstand auf Ryf, Pallant-Browne, Findlay und Matthews auf eine Minute reduzieren.
Die zweite deutsche Athletin mit Blick auf die Top Ten, Anne Reischmann, die bei den vergangen beiden Austragungen der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft jeweils auf dem zehnten Platz als beste Deutsche landete, fuhr ebenfalls durchs Feld. Nach 82 Kilometern lag die 31-Jährige schon auf dem zehnten Platz und hatte seit dem Schwimmen 24 Plätze gut gemacht.
Taylor Knibb vorn weg, spannender Kampf um Silber und Bronze
Nach 2:07:52 Stunden Radzeit erreicht die Mixed-Realy-Olympiasiegerin von Tokio 2020, Taylor Knibb, die zweite Wechselzone und machte genau dort weiter, wo sie beim Radfahren aufgehört hatte, mit der schnellsten Zeit, dieses Mal beim Wechsel. Nach nur 38 Sekunden verließ sie die Wechselzone in Richtung Laufstrecke. Zwei Minuten später, als die US-Amerikanerin schon aus der Wechselzone hinausgelaufen war, erreichte Imogen Simmonds mit der zweitschnellsten Radzeit die Wechselzone. Dahinter nahmen Ryf, Pallant-Browne, Findlay und Matthews gemeinsam den letzten steileren Anstieg auf dem Weg zur Wechselzone in Angriff. Hier war es Katrina Matthews, die mit einem Lächeln im Gesicht den Ton angab. Dieses Lächeln behielt sie auch, als sie als Führende der Vierergruppe auf die Laufstrecke gehen konnte und damit direkt die anderen drei Athletinnen unter Druck setzte.
Während Daniela Ryf und Paula Findlay dem Tempo von Katrina Matthews nicht folgen konnte, entwickelte sich ein „Battle of the Brits“ im Kampf um Bronze. Emma Pallant-Browne, die für ihre Laufleistung bekannt ist, war aufgrund des langsameren Wechsels jedoch direkt etwas im Hintertreffen gegenüber Matthews. Der Abstand der beiden auf Platz drei und vier laufenden Triathletinnen hielt für eine knappe Runde, dabei war Katrina Matthews immer in Blickweite für die folgende Emma Pallant-Browne. Der Kampf um Platz drei brachte beide, die im Schnitt gut zehn Sekunden schneller liefen als Imogen Simmonds auf Position zwei, näher an einen möglichen zweiten Platz.
Katrina Matthews mit dem Push zu Silber
Richtung Ende der ersten Runde liefen die beiden Britinnen nahezu Schulter an Schulter, ehe Katrina Matthews das Zepter in die Hand nahm und bei einem der Anstiege auf dem Tempo blieb. Emma Pallant-Browne konnte dem Push nichts entgegensetzen und musste abreißen lassen. Mit dem Selbstbewusstsein und den bekannten Abständen auf die vor ihr liegende Imogen Simmonds, flog Matthews regelrecht an die Schweizerin heran und konnte sie direkt hinter sich lassen. Mit dem schnellsten Lauf der Top Ten und dem zweitschnellsten insgesamt (1:16:38 Stunden) sichert sich Katrina Matthews keine sieben Wochen vor der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii den Vize-Weltmeisterinnentitel (3:57:05 Stunden) über die Hälfte der Distanz, hinter einer erneut überragend auflaufenden Taylor Knibb (3:53:02 Stunden), die als zweite Athletin nach Daniela Ryf den Titel im darauffolgenden Jahr verteidigen konnte. Zudem unterbietet Taylor Knibb die bestehende Ironman-70.3-Weltbestzeit von Laura Philipp, die sie beim Ironman 70.3 Dubai im vergangenen Jahr erzielte, um eine Sekunde. Imogen Simmonds belohnt sich mit dem dritten Rang (3:57:56 Stunden) für ein beherztes Rennen vom Start weg und steht nach dem zweiten Platz bei der Europameisterschaft vor drei Wochen erneut auf dem Podium eines Meisterschaftsrennens.
Die frisch gebackene Ironman-70.3-Europameisterin Laura Philipp erreichte nach einer Aufholjagd als sechste (4:02:27 Stunden) das Ziel, einen erneuten zehnten Platz bei der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft belegte Anne Reischmann (4:06:18 Stunden). Die weiteren deutschen Athletinnen Laura Jansen, Lisa gerß und Caroline Pohle erreichen das Ziel auf 26., 29. und 34. Platz.
Ironman-70.3-Weltmeisterschaft | Profi-Frauen
26. August 2023 | Lahti (Finnland)Platz | Name | Land | Gesamt | 1,9 km Swim | 90 km Bike | 21,1 km Run |
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1 | Taylor Knibb | USA | 3:53:02 | 24:45 | 2:07:52 | 1:18:05 |
2 | Katrina Matthews | GBR | 3:57:05 | 26:06 | 2:11:42 | 1:16:38 |
3 | Imogen Simmonds | SUI | 3:57:56 | 24:53 | 2:10:01 | 1:20:29 |
4 | Emma Pallant-Browne | GBR | 3:58:35 | 26:17 | 2:11:47 | 1:17:52 |
5 | Paula Findlay | CAN | 4:00:32 | 26:12 | 2:11:45 | 1:19:58 |
6 | Laura Philipp | GER | 4:02:27 | 27:27 | 2:11:59 | 1:20:20 |
7 | Marjolaine Pierre | FRA | 4:03:12 | 26:42 | 2:14:19 | 1:19:24 |
8 | Amelia Watkinson | NZL | 4:03:29 | 27:41 | 2:11:54 | 1:21:19 |
9 | Daniela Ryf | SUI | 4:03:57 | 26:09 | 2:11:47 | 1:23:15 |
10 | Anne Reischmann | GER | 4:06:18 | 28:29 | 2:14:32 | 1:20:45 |
26 | Laura Jansen | GER | 4:16:54 | 28:29 | 2:23:45 | 1:21:50 |
29 | Lisa Gerß | GER | 4:22:05 | 30:40 | 2:24:28 | 1:23:53 |
34 | Caroline Pohle | GER | 4:26:03 | 24:52 | 2:24:54 | 1:33:36 |
Neuer 70.3 Rekord um 1 Sekunde, oder?
Moin Sven, da warst du doch glatt noch schneller als ich 😉 Ja, die alte Weltbestzeit von Laura Philipp lag bei 3:53:03 Stunden, erzielt im März 2022 beim Ironman 70.3 Dubai.
War ein eher langweiliges Rennen was zum Teil an der fantastischen Leistung von Taylor Knibb gelegen hat. Es haben aber auch einige hochkarätige Athletinnen gefehlt die Singapur am Start waren z.B. Anne Haug, Ash Gentle, LCB. Wenn die PTO nächstes Jahr ernst macht mit Weltmeisterschaftsserie, dann hat das Event zumindest für die Profis keinen Wert mehr.
Knibb hat das Potential, die Halb- und Langdistanz ähnlich zu dominieren, wie es Ryf für Jahre getan hat. Gut, dass sie bis LA noch auf der Kurzdistanz bleiben will.
Die Konkurrenz, die am Start war, kann ihr nicht gefährlich werden. Aber auch einer Ash Gentle fällt es schwer, einer fitten Knibb stand zu halten.
Matthews hat mit ihrer Laufleistung positiv überrascht. Gerade wie sie hinten raus noch zulegen konnte.
Die Deutschen sind dort gelandet, wo man sie erwarten durfte. Mehr ist da leider bei so einem Startfeld nicht möglich.
Schön, dass bei IM durchgegriffen wurde und entsprechend Strafen für Vergehen verteilt wurden. Ob es noch mehr hätten sein dürfen/müssen, kann ich nicht beurteilen. Aber immerhin wurde nicht konsequent weggeguckt.
Die Übertragung von Outside war mies. Ich habe zwar nur ca. 10 Minuten beim Übergang zu Laufen gesehen. Aber diese waren so Werbung-verseucht, dass es keinen Spaß gemacht hat, dem Stream länger zu folgen. Werbung: Ja! Aber nicht so. Alle 2-3 Minuten wurde für einen Einspieler unterbrochen.
Aber vielleicht hatte ich auch einfach nur Pech…