Mehr als 1.400 Athletinnen haben sich für die Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza registriert. Unter ihnen sind einige Sportlerinnen, die mit ihrer persönlichen Geschichte herausstechen.
Die Vorbereitung auf eine Langdistanz verläuft selten geradlinig. Das gilt natürlich auch, wenn es sich um eine Weltmeisterschaft handelt. Zum Triathlonsport selbst kann es ebenfalls über Umwege, unter besonderen (sportlichen) Voraussetzungen oder in Form eines Neuanfangs gehen. Die folgenden fünf Geschichten zeigen, dass die Kombination aus Schwimmen, Radfahren und Laufen für viele Menschen auch auf ambitioniertem Niveau ein wichtiger Bestandteil des Lebens sein kann.
Lucy Bartholomew: Vom Ultra-Trail zur Ironman-WM
Mit langen Ausdauerbelastungen kennt sich Lucy Bartholomew aus. Die Australierin gehört zu sechs Personen weltweit, die im selben Jahr sowohl den Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB) als auch die Ironman-Weltmeisterschaft absolviert haben. Im vergangenen Jahr belegte sie den zehnten Platz beim 100-Meilen-Lauf durch die französischen Alpen und finishte wenige Wochen später ihre zweite Langdistanz bei der Weltmeisterschaft in Kailua-Kona in 10:43 Stunden. In diesem Jahr hat sich 28-Jährige dieses Programm erneut vorgenommen. Nur drei Wochen liegen zwischen den beiden Events, beim UTMB wurde Bartholomew erneut Zehnte – allerdings war sie fast zwei Stunden schneller als im vergangenen Jahr. In Nizza kann sie nun beweisen, dass Berge auch auf dem Rad kein Problem darstellen und sie auf einer flachen Laufstrecke ebenfalls punkten kann.
Stephanie Joshi: WM-Show für eine halbe Million Follower
Influencerinnen im Fitnessbereich werden außerhalb ihrer Community oftmals belächelt. Bei Stephanie Joshi könnte das nun anders sein. Auf ihren Social-Media-Kanälen (YouTube, Instagram, TikTok) vereint sie unter dem Namen @nuttyfoodiefitness mehr als eine halbe Million Follower und dokumentierte dort ihren Weg zum Ironman-Finish. Die 30-Jährige hat erst vor sechs Jahren überhaupt mit regelmäßigem Sporttreiben angefangen. In Barcelona war es im vergangenen Jahr schließlich so weit, Joshi überquerte nach 11:45 Stunden die Ziellinie. Nachdem sie daraufhin den WM-Slot für Nizza angenommen hatte, wurde aus dem Projekt „einmal und nie wieder“ also nichts.
Monica Puig: Goldmedaillengewinnerin im Ruhestand
Monica Puig ist zwar erst 30 Jahre alt, hat allerdings DAS große Ding im Sport schon erreicht. Bei den Olympischen Spielen in Rio gewann sie als Underdog im Tennis Gold im Einzel. Es war die erste Goldmedaille überhaupt für Puigs Heimatland Puerto Rico. Auf ihrem Karrierehöhepunkt erreichte sie nach den Spielen 2016 die Nummer 27 auf der Weltrangliste. Im Alter von 28 Jahren trat sie schließlich zurück und litt unter Depressionen. Ausdauersport, zunächst das Laufen, half ihr dabei, mit der Krankheit umzugehen. Mehrere Marathonteilnahmen brachten Puig schließlich zum Triathlon. Beim Ironman 70.3 Puerto Rico wurde sie mit 5:42 Stunden Vierte in ihrer Altersklasse. Durch eine neue Regelung von Ironman brachte ihr dieses Ergebnis die Nizza-Quali ein. Mit dem Ausdauersport hat Monica Puig eine neue Leidenschaft abseits vom Tennis gefunden.
Adrienne Bunn: Tierische Hilfe im Sport
Die US-Amerikanerin Adrienne Bunn ist mit 19 Jahren die jüngste Teilnehmerin im Feld. Dabei ist es bereits ihre zweite Weltmeisterschaft. Bereits im vergangenen Jahr war sie auf Hawaii am Start. Im Alter von vier Jahren wurde bei ihr Autismus diagnostiziert. Der Kontakt mit Tieren und sportliche Betätigung haben ihr seitdem geholfen, ihre Lebensqualität zu verbessern. Therapiehund Otis war ihr dabei eine wichtige Stütze. Als erste Frau nahm Bunn 2018 in ihrer Heimat Florida an einem Pilotprojekt im Triathlon zu den Special Olympics teil. Wichtig für sie: der Fokus auf die Fähigkeiten, nicht auf die Einschränkungen.
Nicole Best: Gehend ins Ziel?
Nicht nur im Triathlon hat Nicole Best Weltmeisterschaftserfahrung. Anfang der 80er-Jahre startete die heute 55-Jährige ihre sportliche Karriere im Gehen und nahm an mehreren Weltmeisterschaften teil. Auch einige Titel konnte die Deutsche über verschiedene Distanzen einsammeln, darunter zweimal über 3.000 Meter. Mittlerweile kann sie auf zehn Ironman-Langdistanzen zurückblicken. Dreimal war sie bei der Weltmeisterschaft auf Hawaii dabei. Ob Best ihre Konkurrenz auf der Promenade des Anglais nun gehend oder laufend hinter sich lassen wird, bleibt abzuwarten.