Marbella statt Nizza, Mittelmeer statt Côte d’Azur – und erneut die Norweger im Fokus: Wie Blummenfelt, Iden und Stornes den anspruchsvollen Ironman-70.3-Kurs vorbereitet haben, was sie über die Schlüsselsegmente sagen und warum sich der WM-Tag wie einst in St. George anfühlen könnte.

Nach dem historischen Dreifach-Erfolg in Nizza haben Norwegens Top-Triathleten den Blick bereits fest auf die nächste Weltbühne gerichtet: die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft in Marbella. Kristian Blummenfelt, Gustav Iden und Nizza-Sieger Casper Stornes verlegten ihr Training ins nahegelegene Höhenzentrum von Sierra Nevada – und nutzten die Wochen vor dem Rennen, um Kurs, Klima und Rhythmus im Detail zu verstehen.
Kurs-Check: Mittelmeer, Höhenmeter, Promenade
Die Eckdaten lesen sich wie gemacht für Allround-Athleten: Geschwommen wird im Mittelmeer an der Levante-Bucht bei Puerto Banús, der Radkurs verlangt über 90 Kilometer rund 1.785 Höhenmeter, ehe der Lauf zwei flache, stimmungsvolle Runden entlang der Strandpromenade bietet. Mit einer Besonderheit: Etwa ein Kilometer pro Runde führt über festen, gut laufbaren Schotter unmittelbar neben dem Strand. „Das ist kein schwieriger Untergrund“, erklärt Iden, „aber bei einem Schnitt von 3:00 Minuten pro Kilometer spürt man den Unterschied gegenüber frisch asphaltierter Promenade.“
Beim Probewochenende testete Blummenfelt zudem die Wassertemperaturen: „22,8 Grad Celsius vorletzten Sonntag, 19,9 Grad Celsius letzten Sonntag. Ein Neo-Schwimmen ist somit sehr wahrscheinlich.“ Ein früher Start heißt zugleich: kein Hitzerrennen, eher kontrollierbare Temperaturen – abgesehen von etwas Wärmestau am ersten längeren Anstieg auf dem Rad. Die morgendlichen Temperaturen werden in einem Bereich von 14 bis 17 Grad Celsius liegen. Das heißt auch, dass es nicht so frostig wird, wie es 2022 in St. George zur Ironman-70.3-WM der Fall war.
„Mehr St. George als Nizza“: Warum das Profil passt
In einem Podcast mit Kristian Blummenfelt und Gustav Iden erklären die Norweger, dass sie anfangs mit „einer großen Rampe“ gerechnet hatten. Vor Ort zeigte sich ein anderes Bild: ein mittellanger Hauptanstieg, danach wellige, breite Straßen – „deutlich weniger technisch als Nizza“, so Iden, „der Downhill ist ziemlich entspannt.“ Blummenfelt sieht klare Parallelen zu St. George, wo er sowohl Ironman- als auch Ironman-70.3-Weltmeister wurde: rollende Topografie, breite Fahrbahnen, Rhythmus statt Technik-Slalom.
Taktisch erwartet „Big Blu“ ein großes Frontfeld nach dem Schwimmen – ähnlich wie beim Ironman 70.3 Aix-en-Provence, den er Mitte Mai vor Casper Stornes gewann. Das würde die ersten 20 bis 25 Radkilometer „chaotisch“ machen: Wer zehn bis 20 Sekunden weiter hinten aus dem Wasser kommt, muss auf den ersten Wellen konsequent durchs Feld nach vorn.
„Zu wissen, wo man drücken oder rausnehmen muss, macht einen Unterschied“, sagt Iden. Die Norweger nutzten die Wochenenden für gezielte Abschnitte, vorwiegend die ersten und letzten 15 bis 20 Kilometer des Radkurses, die im Rennen die Sortierung bestimmen dürften. Nach den ersten Abfahren stand fest: Die Abfahrt ist breit und übersichtlich – St.-George-Vibes statt Côte-d’Azur-Slalom.
Die norwegische Blaupause
Das Streckenprofil spielt Blummenfelts Stärken in die Karten: Druck am Berg, Kontrolle auf dem welligen Teil, Tempoökonomie im Flachen, Konstanz beim Laufen. Stornes bringt die Coolness eines Weltmeisters mit und hat schon in Nizza unter Beweis gestellt, dass auch harte Kurse für ihn passend sind. Hinzu kommt, dass Stornes im Gegensatz zu Blummenfelt und Iden schneller schwimmen und somit ein paar Körner in der ersten Disziplin sparen kann.
Der Dritte im Bunde, Gustav Iden, muss in dieser Saison nichts mehr beweisen. Sein zweiter Platz aus Nizza ist für den ehemaligen Ironman-Weltmeister Belohnung genug für den harten Weg zurück in die Weltspitze. Dennoch darf man Iden nicht unterschätzen. Wenn der Ironman-70.3-Weltmeister von 2019 ins Rennen findet, dann wird er in Marbella zu den Kandidaten gehören, die ums Podium kämpfen. In Marbella dürfte das Trio erneut beweisen, dass Feinschliff manchmal der größte Hebel ist – besonders dann, wenn der Kurs die richtigen Fragen stellt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es ein ähnliches Podium bei der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft gibt, wie es auch bei der Ironman-Weltmeisterschaft der Fall war.









