Triumph in Nizza: Laura Philipp ist Ironman-Weltmeisterin, Matthews und Sodaro auf dem Podium

Mit starken Leistungen in allen Disziplinen hat Laura Philipp die Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza gewonnen. Nach einem spannenden Rennen sicherten sich Katrina Matthews und Chelsea Sodaro die Plätze zwei und drei, während Anne Haug kurz nach der ersten Wechselzone aussteigen musste.

Frank Wechsel / spomedis

Nach einer entscheidenden Aufholjagd und beherzten Renngestaltung auf dem Rad sichert sich Laura Philipp in Nizza den Ironman-Weltmeisterinnentitel. Katrina Matthews kämpft mit Krämpfen beim Laufen erfolgreich um Platz zwei, Chelsea Sodaro komplettiert das Podium. Marjolaine Pierré wird bei ihrem ersten WM-Start starke Vierte und Anne Haug muss das Rennen mit einem Defekt kurz nach dem Schwimmen beenden.

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Die erste kleine Überraschung der Ironman-WM in Nizza gab es bereits 45 Minuten vor dem Startschuss. Dank einer gemessenen Wassertemperatur von 21,2 Grad Celsius durften Profis wie Agegrouper mit Neoprenanzug schwimmen.

Frank Wechsel / spomedis

Größere Gruppe setzt sich ab

In Abwesenheit der Titelverteidigerin Lucy Charles-Barclay gab es keine einzelne Athletin, die im Mittelmeer sofort allein die Flucht nach vorn versuchte. So war es eine Gruppe aus elf Sportlerinnen, die sich vom Rest des Feldes absetzen konnte. Mit dabei waren unter anderem die Topschwimmerinnen Lauren Brandon und Fenella Langridge, Chelsea Sodaro, India Lee, Marjolaine Pierré und, die nächste Überraschung, Katrina Matthews. Die Britin befand sich damit in einer idealen Ausgangslage. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ihre direkten Konkurrentinnen Anne Haug und Laura Philipp nach rund der Hälfte der 3,8 Kilometer 1:40 Minuten dahinter unterwegs waren. Die nächste größere Gruppe, unter anderem mit Daniela Bleymehl, schwamm eine weitere Minute dahinter.

Matthews in aussichtsreicher Position

Nach 49:13 Minuten erreichten die Britin Fenella Langridge und Marta Sanchez aus Spanien schließlich als Erste die Rampe zur Wechselzone. Nur drei Sekunden später folgten Rebecca Clarke (NZL) und Lauren Brandon (USA), auch die Niederländerin Lotte Wilms, die Neuseeländerin Hannah Berry und Rachel Zilinskas aus den USA waren den Führenden direkt auf den Fersen. Danach gab es eine erste kleine Lücke, mit 30 Sekunden Rückstand erreichte Katrina Matthews die Wechselzone. Die Französinnen Julie Iemmolo und Marjolaine Pierré sowie Chelsea Sodaro folgten weitere zehn bis 15 Sekunden später.

Frank Wechsel / spomedis

Haug und Philipp in der Verfolgung, Haug mit Defekt

Anne Haug beendete die erste Disziplin nach 53:07 Minuten, Laura Philipp nach 53:16 Minuten. Die beiden deutschen Favoritinnen stiegen schließlich gemeinsam aufs Rad. Anne Haug sah sich wenige Meter nach dem Verlassen der Wechselzone allerdings mit einer Situation konfrontiert, die man als „worst case“ bezeichnen kann. Die Ironman-Weltmeisterin von 2019 wurde von einem platten Hinterreifen zum Anhalten gezwungen, konnte den Defekt nicht beheben und stieg schließlich an Ort und Stelle aus. Auf den Positionen 20 und 21 wechselten mit rund sieben Minuten Rückstand Laura Jansen und Daniela Bleymehl zur zweiten Disziplin, der Abstand Anne Reischmanns betrug knapp 8:30 Minuten auf die Spitze. 

Pierré startet Flucht nach vorn

Marjolaine Pierré demonstrierte auf dem Rad sofort, wer sich auf der Strecke am besten auskennt. Bereits nach zehn Kilometern hatte sie sich an die Spitze gesetzt und machte stetig Boden gut. Bis zu Kilometer konnte sie ihren Vorsprung bereits auf mehr als zweieinhalb Minuten ausbauen. Würde das eine Solofahrt wie bei Sam Laidlow im vergangenen Jahr werden?

Frank Wechsel / spomedis Marjolaine Pierré drückt dem Rennen ihren Stempel auf und setzt sich an die Spitze.

Mit Beginn des ersten langen Anstiegs, dem Col de l’Ecre nach gut 40 Kilometern, hatte Pierré ihren Vorsprung weiter ausgebaut und fuhr rund drei Minuten vor den Verfolgerinnen. Diese Gruppe bestand aus sechs Athletinnen und wurde angeführt von Katrina Matthews. Mit fünf Minuten Rückstand ging Chelsea Sodaro in den Anstieg hinein, Julie Iemmolo im Schlepptau. Laura Philipp hatte derweil keine Athletin kurz vor oder hinter sich und begann die Auffahrt als Zehnte, knapp sechs Minuten nach Pierré.

Philipp sammelt ein

Nach 53 Kilometern war das Ende des ersten Anstiegs fast erreicht und im Feld einiges passiert. Pierré lag zwar weiterhin in Führung, allerdings war ihr Vorsprung wieder auf knapp zweieinhalb Minuten geschmolzen. Matthews fuhr konstant an Position zwei, während Laura Philipp eine Aufholjagd am Anstieg gelungen war. Von Position zehn hatte sie sich auf drei nach vorn gearbeitet. Damit wollte sich die Heidelbergerin jedoch nicht zufriedengeben. Mit dem Erreichen des Gipfels am Col de l’Ecre hatte sie Katrina Matthews eingeholt. Dranbleiben oder Überholen? Philipp entschied sich für Letzteres. An einer Allianz mit Matthews schien sie kein Interesse zu haben, sondern machte sich gleich daran, die Lücke nach ganz vorn zu schließen.

Frank Wechsel / spomedis An der ersten entscheidenden Stelle des Kurses, dem Col de l’Ecre, macht Laura Philipp Druck und arbeitet sich im Feld nach vorn.

Nach knapp 70 Kilometern war bereits ein Stück des Hochplateaus geschafft und der Rückstand von Laura Philipp auf unter eine Minute geschmolzen. Katrina Matthews fuhr etwa 30 Sekunden dahinter.

Starke Radfahrerinnen holen auf

Auch weiter hinten im Feld gelang starken Radfahrerinnen die Aufholjagd, unter anderem Daniela Bleymehl und Anne Reischmann. Bleymehl befand sich nach dem Anstieg an Position 17, Reischmann konnte sogar sechs Plätze gutmachen und hatte als Zwölfte den Blick nach vorn auf die Top Ten gerichtet, das von ihr selbst zuvor ausgegebene Ziel.

Für Laura Philipp ging es derweil weiter in Richtung Marjolaine Pierré. Nach der 81-Kilometer-Marke betrug der Abstand nur noch gut 20 Sekunden, während der von Katrina Matthews auf eine Minute angewachsen war. Ein wenig dauerte es noch, kurz vor der Hälfte der Radstrecke ging Philipp schließlich in Führung – absetzen konnte sich die 37-Jährige jedoch nicht.

Führungstrio setzt sich ab

Matthews fing sich derweil wieder und konnte die Lücke zur Spitze kurz nach dem Wendepunkt des Out-and-back-Stücks schließen. Und nicht nur das: Matthews setzte zum Überholen an und zog an Pierré und Philipp vorbei. Es schien sich nun eine Zusammenarbeit des Trios mit häufigen Führungswechseln zu entwickeln. Mit Erfolg: Die folgenden Athletinnen um Lotte Wilms, Chelsea Sodaro und Marta Sanchez konnten auf Abstand gehalten werden. Nach 105 Kilometern lag dieser bei rund fünf Minuten.

Frank Wechsel / spomedis Gemeinsame Sache: Im Hochplateau wechseln sich Marjolaine Pierré, Laura Philipp und Katrina Matthews mit der Führungsarbeit ab.

Pierré muss abreißen lassen, Reischmann stürzt

In der Abfahrt nach dem Plateau wurde aus dem Führungstrio schließlich ein Duo. Laura Philipp und Katrina Matthews konnten Marjolaine Pierré abschütteln und Philipp versuchte allein, sich entscheidend auch von Matthews abzusetzen. 

Hinter der Spitze tat sich weiterhin einiges. Ruth Astle und Nikki Bartlett schafften den Sprung in die Top Ten. Ein jähes Ende fand das Rennen dagegen für Anne Reischmann. Die 32-Jährige hatte sich bis auf Platz neun nach vorn gearbeitet, kam dann jedoch in einer Abfahrt durch eine herausgefallene Plastikflasche und stürzte. Reischmann wurde medizinisch versorgt, konnte den Wettkampf aber nicht fortsetzen. Auch Laura Jansen musste vorzeitig aussteigen.

Vorbereitung eines Laufduells

Zunächst sah es so aus, als könnte Laura Philipp in der Abfahrt eine entscheidende Lücke reißen. Katrina Matthews war es jedoch, die sich erneut an die Spitze setzte. 20 Kilometer vor T2 waren beide Athletinnen wieder zusammen, während Marjolaine Pierré zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als vier Minuten Rückstand hatte.

Frank Wechsel / spomedis In der Abfahrt können Matthews und Philipps die Französin abschütteln und fahren schließlich gemeinsam in die zweite Wechselzone.

Unmittelbar vor der Wechselzone überholte Philipp ein letztes Mal, beide Athletinnen stiegen jedoch exakt gleichzeitig nach gut 5:58 Stunden Renndauer vom Rad, liefen gemeinsam aus der Wechselzone und legten damit den Grundstein für ein Laufduell auf Augenhöhe. Matthews hatte 5:05:46 Stunden für die 180 Kilometer benötigt, Philipp 5:02:25 Stunden. Knapp sieben Minuten hinter dem Führungsduo stieg Marjolaine Pierré als Dritte vom Rad (5:12:27 Stunden).

Eine Runde Schulter an Schulter

Weniger als dreieinhalb Minuten benötigten Katrina Matthews und Laura Philipp für den ersten Kilometer auf der Promenade des Anglais. Die ersten gut zehn Kilometer liefen die beiden Athletinnen Seite an Seite, dann nahm Philipp die Beine in die Hand und wagte eine Attacke nach vorn. Mit Erfolg: Kurz vor der 20-Kilometer-Marke war sie bereits einen Vorsprung von einer Minute herausgelaufen. Für WM-Rookie Marjolaine Pierré drohte derweil Ungemach von hinten. Chelsea Sodaro, ebenfalls als starke Läuferin bekannt, verkürzte ihren Rückstand auf die Französin und übernahm schließlich deren Position als Dritte. Der Abstand auf die Spitze wurde für Sodaro dennoch größer.

Philipp vergrößert Vorsprung rasant, Matthews hat Probleme

Laura Philipp ließ nämlich absolut nichts anbrennen und schien entschlossen, den Marathon mit einem negativen Split laufen zu wollen. Nach 25 Kilometern hatte sie ihren Vorsprung auf 1:45 Minuten ausgebaut, lief teilweise Kilometerzeiten von deutlich unter vier Minuten und rund zehn Sekunden schneller als Matthews. Gegen Ende der dritten von vier Laufrunden musste diese mehrere Gehpausen einlegen und fiel weiter zurück, doch auch Chelsea Sodaro verlor weiterhin Zeit und kam nicht näher. Laura Philipp wirkte derweil entschlossener denn je, sich diesen Sieg zu sichern.

Frank Wechsel / spomedis Laura Philipp nimmt die Beine in die Hand und kann sich beim Laufen von Katrina Matthews absetzen.

Matthews griff sich immer wieder an den rechten hinteren Oberschenkel und schien Krämpfe zu haben. Kurzzeitig blieb die Britin stehen, wechselte in schnelles Gehen und konnte schließlich weiterlaufen.

Kopfschüttelnd und mit Tränen der Rührung in den Augen ergriff Laura Philipp nach 8:45:15 Stunden schließlich das Zielbanner – nach einer Punktlandung im Marathon mit 2:44:59 Stunden. Gut acht Minuten später konnte Katrina Matthews den Kampf gegen die Krämpfe erfolgreich beenden und sich nach 8:53:20 Stunden zum zweiten Mal nach 2022 Vizeweltmeisterin nennen. Chelsea Sodaro hatte augenscheinlich alles auf der Strecke gelassen und überquerte nach 9:04:38 Stunden als Dritte die Ziellinie. Marjolaine Pierré sicherte sich bei ihrem WM-Debüt vor heimischem Publikum einen starken vierten Platz (9:09:34 Stunden), Nikki Bartlett schaffte nach 9:15:47 Stunden ebenfalls den Sprung in die Top 5.

Frank Wechsel / spomedis Geschafft! Laura Philipp ist Ironman-Weltmeisterin 2024.

Merle Brunnée lief bei ihrer ersten Ironman-WM als 14. ins Ziel und wurde damit zweitbeste Deutsche. Daniela Bleymehl, Katharina Wolff und Julia Skala belegten die Plätze 18 bis 20. Laura Zimmermann wurde beim letzten Rennen ihrer Karriere 21.

Ironman-Weltmeisterschaft 2024 | Profi-Frauen

22. September 2024 | Nizza (Frankreich)
PlatzNameLandGesamt3,8 km Swim180 km Bike42,195 km Run
1Laura PhilippGER8:45:1553:165:02:252:44:59
2Katrina MatthewsGBR8:53:2049:435:05:462:53:06
3Chelsea SodaroUSA9:04:3849:585:15:142:54:25
4Marjolaine PierréFRA9:09:3449:565:12:273:02:30
5Nikki BartlettGBR9:15:4755:305:17:422:57:24
6Marta SanchezESP9:19:0849:135:18:003:06:27
7Penny SlaterAUS9:21:4756:465:18:363:01:22
8Lotte WilmsNED9:23:2849:195:22:023:05:39
9Jackie HeringUSA9:25:0955:235:26:072:57:40
10Hannah BerryNZL9:32:1349:205:28:253:09:25
11Danielle LewisUSA9:33:501:01:185:26:443:00:24
12Jeanne CollongeFRA9:34:4257:365:28:133:03:32
13Maja Stage NielsenDEN9:36:2453:065:32:573:05:26
14Merle BrunnéeGER9:38:581:03:545:23:443:05:44
15Gurutze Frades LarraldeESP9:41:0157:465:35:033:02:53
16Fenella LangridgeGBR9:42:5549:135:27:063:21:53
17Katrine Græsbøll ChristensenDEN9:43:1057:515:32:313:07:48
18Daniela BleymehlGER9:45:1955:275:23:503:20:03
19Katharina WolffGER9:46:4957:485:33:403:09:52
20Julia SkalaGER9:52:4859:195:39:013:09:18
21Laura ZimmermannGER9:53:5158:575:38:093:11:04

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Anna Bruder
Anna Bruder
Anna Bruder wurde bei triathlon zur Redakteurin ausgebildet. Die Frankfurterin zog nach dem Studium der Sportwissenschaft für das Volontariat nach Hamburg und fühlt sich dort sehr wohl. Nach vielen Jahren im Laufsport ist sie seit 2019 im Triathlon angekommen und hat 2023 beim Ironman Frankfurt ihre erste Langdistanz absolviert. Es war definitiv nicht die letzte.

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