Ob ein Laufschuh zu uns passt und bequem ist, können wir oft schon innerhalb weniger Sekunden nach dem ersten Reinschlüpfen entscheiden. Dieser erste Eindruck und der sogenannte Step-in-Komfort gehören letztendlich zu den entscheidenden Argumenten für oder gegen den Kauf eines Modells. Dennoch sind Füße und Laufstil individuell, die Passform und Bauweise eines Schuhs sind es nicht. Kann man da nicht etwas machen? Man kann. Dein Fahrrad stellst du schließlich auch speziell auf dich ein, vielleicht sogar im Rahmen eines professionellen Fittings. Das Ziel beziehungsweise das Ergebnis ist nicht nur Beschwerdefreiheit, sondern auch eine Steigerung der Performance. Um ähnliche Effekte im Lauf- und Radschuh zu erzielen, kann sich ein Blick auf das Innenleben lohnen, genauer gesagt: auf die Einlegesohle. Hier gibt es verschiedene Herangehensweisen.
Den höchsten Individualisierungsgrad erreicht man mit einer Spezialanfertigung des Orthopädieschuhtechnikers. Die ist jedoch nicht zwingend notwendig, denn auch mit Modellen „von der Stange“ können Athletinnen und Athleten ein sinnvolles Upgrade für den Schuh finden.
Grüße aus dem Sanitätshaus
Klassische Einlagen kennt man erst einmal aus dem Bereich der Orthopädie. Sie werden häufig sehr schnell verschrieben und haben bei Physiotherapeuten deshalb ein schlechtes Image, weil sie das bestehende Problem meist nicht bei der Wurzel packen. Orthopädische Einlagen pauschal zu verteufeln, wäre allerdings zu kurz gedacht, denn es werden verschiedene Ansätze verfolgt.
„Eine Einlage sollte immer mit einer sensomotorischen Funktionsweise gewählt werden und nicht zu hart sein“, sagt der Orthopädietechniker Holger Lütz, der sich unter anderem auf Sporteinlagen für den Lauf- und Radsport spezialisiert hat. „Je nach körperlichen Voraussetzungen können gezielt stabilisierende Elemente eingebaut werden“, so Lütz. Sensomotorische Einlagen sollen grundsätzlich keine statischen Korrekturen bewirken, sondern die Muskulatur zur „Mitarbeit“ anregen – sozusagen als Hilfe zur Selbsthilfe. Viele Probleme im Bewegungsablauf hätten ihren Ursprung gar nicht im Fuß, sondern beispielsweise in der Wade oder im Rücken, so der Experte. Individuelle orthopädische Einlagen seien sinnvoll bei extremen Fehlstellungen oder wenn andere Einlegesohlen an ihre Grenzen kämen. Lütz ist sich sicher: „Wer heilt, hat recht. Eine pauschale Empfehlung für orthopädische Einlagen gibt es daher nicht.“
Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind die Kosten. Für eine komplett individuell angepasste Einlage werden schnell mehr als 200 Euro fällig. Alternativen dazu gibt es mittlerweile viele – sowohl für Lauf- als auch für Radschuhe. Zwei der bekanntesten Hersteller sind die Firmen Currex und Solestar aus Hamburg beziehungsweise Berlin, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, höchste Qualität und eine perfekte Passform in die Schuhe von Sportlern zu bringen. Doch welche Benefits kann man davon wirklich erwarten?
Problemlöser und Optimierer
Eines der vorrangigen Ziele der Currex-Einlagen klingt geradezu banal: Der Tragekomfort soll verbessert werden. „Wir wissen, dass Einlagen dabei helfen können. Welches Modell am besten passt, muss jeder für sich ausprobieren“, sagt Björn Gustafsson, Gründer von Currex und erster deutscher Triathlonweltmeister. Den hohen Tragekomfort spüre man sofort, doch die Auswirkungen dessen seien nachhaltiger. „Studien zeigen, dass ein besonders komfortabler Schuh vor Schmerzen und Überlastungsverletzungen schützen kann“, so Gustafsson. Aber welchen Beitrag kann dazu eine spezielle Einlage leisten, insbesondere im Vergleich zu jener, die bereits im Laufschuh liegt?
„Die Sohle des Schuhherstellers hat eigentlich nur die Aufgabe, die Nähte abzudecken. Sie ist meistens aus dünnem Schaumstoff und komplett flach, wie ein Lappen“, erklärt der Experte. Das ist durchaus verständlich, denn ein Laufschuh soll schließlich möglichst viele Menschen mit unterschiedlichen Fußformen glücklich machen. Eine vorgeformte Einlegesohle könnte das Tragegefühl verfälschen. Damit jeder seine perfekte Einlage findet, arbeitet Currex mit drei verschiedenen Sohlenprofilen – je nachdem wie viel Unterstützung man sich wünscht oder benötigt. „One size fits all“ gibt es hier also nicht. Um herauszufinden, ob man auf Platt-, Normal- oder Hohlfüßen unterwegs ist, kann man sich entweder im Hamburger Labor vermessen lassen oder online. Letzteres funktioniert ganz einfach mit der Handykamera und einem Chatbot, der alle Schritte ansagt. Eine künstliche Intelligenz wertet schließlich die Vermessung des Fußes aus und präsentiert die passende Einlage mit hohem, mittlerem oder flachem Profil sowie mehr oder weniger ausgeprägten leicht stützenden Elementen.
„Wichtig ist, dass der Fuß selbst im Schuh arbeiten kann. Harte orthopädische Einlagen sind oft zu viel des Guten. Eine dynamische Sohle kann dabei helfen, Belastungsspitzen abzufangen und so Überlastungen vorzubeugen“, fasst Gustafsson das Konzept zusammen. Einlegesohlen für Laufschuhe sollten daher immer flexibel sein, um die eigene Biomechanik zu unterstützen, statt zu kontrollieren. Somit kann eine solche Einlage in jedem Laufschuh eingesetzt werden, ohne dessen Eigenschaften und angestrebte Wirkungen zu beeinflussen oder gar aufzuheben.
Das richtige Fußbett für jede Gelegenheit
Bei Einlagen für Radschuhe ist der Ansatz ein völlig anderer. Flexibilität wäre hier fehl am Platz, gewünscht ist das Gegenteil. Das übergeordnete Ziel beim Radfahren ist eine optimale Kraftübertragung. Der Bewegungsablauf ist durch die Kurbelumdrehung vorgegeben und der Fuß soll genau dort bleiben, wo er ist: eingeklickt im Pedal. Diese Kontaktstelle zwischen Fahrer und Fahrrad ist entscheidend, wenn es darum geht, eine ordentliche Portion Druck auszuüben. Ausweichende Bewegungen sollten vermieden werden, zudem sollte sich der Druck im Schuh möglichst gleichmäßig verteilen.
Wenn dem nicht so ist und es dauerhafte Belastungsspitzen gibt, können schmerzhafte Druckstellen oder einschlafende Füße die Folge sein. Das kann an der gesamten Sitzposition liegen oder an Schuhen, die entweder zu eng sind oder nicht zum Fuß passen. Wenn diese Aspekte ausgeschlossen sind, können derartige Probleme mit einer Einlegesohle oftmals behoben oder zumindest deutlich verbessert werden. Ob eine Einlage sinnvoll sein kann und welche die richtige ist, wird bei einem Bikefitting in der Regel mithilfe einer Druckmessung überprüft. Dabei wird eine spezielle Sohle in den Radschuh gelegt und die besonders belasteten Stellen in der Bewegung ermittelt. Die Bauweise von Radeinlagen ist schließlich ebenfalls komplett anders als die von Laufeinlagen.
Um die angestrebte verbesserte Kraftübertragung zu erreichen, ist das Material deutlich härter und lediglich im Zehenbereich flexibel. Meistens sind diese Sohlen aus Carbon, Glasfaser oder ähnlichen Materialien gefertigt und zudem sehr dünn, um den Füßen in den ohnehin schon eher engen Radschuhen ausreichend Platz zu lassen. Leicht stützende Elemente gibt es bei Einlegesohlen zum Radfahren ebenfalls. Das kann je nach Fußgewölbe die Seitwärtsbewegung des Fußes weiter reduzieren und letztlich auch einer zu großen Ermüdung entgegenwirken.
„Der Bewegungsablauf beim Radfahren ist eigentlich unnatürlich. Unsere Füße sind für eine starre Position nicht gemacht, diese ist jedoch für den Druck auf das Pedal nötig. Daher kann man den Fuß mit einer Einlage unterstützen, um eine neutrale Stellung zu gewährleisten“, sagt Gerald Klocke, Sportwissenschaftler und Produktmanager der Firma Solestar, die sich auf Performance-Sohlen unter anderem für den Radsport spezialisiert hat. Solestar bietet bei den Einlagen bewusst nur eine Form an und unterscheidet nicht zwischen unterschiedlichen Fußtypen. Die Einlagen sind so gebaut, dass beinahe jeder davon profitieren kann.
„Auf der Innenseite befindet sich eine Stütze für das Fußgewölbe. Wer mit einem Plattfuß nach innen ausweicht, wird von dieser Stütze daran gehindert“, erklärt Klocke. „Wer ein eher hohes Fußgewölbe hat, merkt von dieser Stütze gar nichts. Dafür gibt es jedoch an der Unterseite der Sohle außen eine leichte Erhöhung, die einen nach außen kippenden Fuß wieder in die neutrale Position bringt“, so Klocke weiter. Damit werde bei den Einlagen das Beste von beidem vereint und der Fuß suche sich selbst seine optimale Stellung.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Einlegesohlen, sei es beim Laufen oder Radfahren, keine Problemlöser für akut bestehende Beschwerden sind. Sie können allerdings in mehrfacher Hinsicht vorbeugen, indem sie die Passform des Schuhs verbessern, die individuelle Form und muskuläre Arbeit des Fußes unterstützen und für mehr Druck auf dem Pedal sorgen. Diese Eigenschaften können zu einer reduzierten Ermüdung führen. Deshalb lohnt es sich insbesondere für Triathleten mit hohen Trainingsumfängen, einen genaueren Blick in das Innenleben der Schuhe zu werfen.
Es wäre schön, wenn dieser Beitrag nochmals nach wissenschaftlichen Standards überarbeitet würde. Es gibt aktuell keine (gute) Studie die eine verbesserte Leistung durch Einlagen oder eine Verletzungsprävention rechtfertigen würde. Leute zu fragen die selbst in dem Bereich etwas verkaufen wollen ist vielleicht nicht unbedingt ein gutes Mittel…
Dummes Zeug, wer ner Fehlstellung hat und das hat fast jeder, nur die Ausprägung unterscheidet sich, bleibt länger Leistungsfähig ohne Ermüdung, zudem spürt man schon eine bessere Kraftübertragung bei Pedalieren mit guten Einlagen. Definitiv eine Verbesserung in allen Lagen für kleines Geld.
Müsste dieser Text nicht irgendwie als Werbung gekennzeichnet werden? Hier ist doch sehr deutlich das gesteigerte Interesse des Hersteller herauszulesen, die Einlagesohlen mit eigenen Worten ins gute Licht zu rücken. Und wie bereits erwähnt, fehlt die wissenschaftliche Komponente komplett…?
Ich war beim Orthopäde und mit dessen Rezept beim Orthopädieschuhmacher. Mit dessen (Pelotten-)Einlage bin ich zufrieden und mein Burningfeet Syndrom Geschichte. Bzgl. Nahtstellen-Problematik, zB auch Lenker, Griffe, Schuhe, Sattel gibts aber vermutlich kein Patentrezept.
Hatte auch die Einlagen von oben angepriesenenem Hersteller. Hatte beim Laufen immer das Problem das es im Zehenbereich zu solchen Schmerzen gekommen ist, so dass ich sie Einlagen wieder entfernen musste. Natürlich bin ich sie im Training über ca. 4 Wochen gelaufen. Dachte immer ich müsste sie noch einlaufen. Bei einem Wettkampf hatte ich bei km 6-8solche Probleme das ich sie am Streckenrand in einen Mülleimer geschmissen habe. Selbst ohne Einlagen war es besser zu laufen und ich konnte meine Pace wieder annähernd laufen. Werde mir solche Einlagen in Zukunft sparen.
Ausserdem sind sie viel zu teuer.
Beim ein oder anderen mag es funktionieren, bei mir nicht.