Von Eisenmännern und Kurztrips: 45 Fakten zum Ironman Hawaii, Teil eins

Der Ironman Hawaii ist mehr als eine Weltmeisterschaft. Ein Sehnsuchtsrennen für viele Athleten. Drama und Glück liegen eng beieinander. Wir stellen dir in drei Teilen 45 Geschichten aus bisher 45 Rennen im Pazifik vor. Überraschend, erstaunlich, beeindruckend.

Frank Wechsel / spomedis Kein Neoprenanzug: Die Wassertemperaturen im Pazifik machen das Tragen von Kälteschutz und Schwimmhilfe überflüssig.

Womit sollte eine Aufzählung zu den wichtigsten Fakten beginnen? Natürlich mit der Hollywood-reifen Entstehungsgeschichte. Die Frage stand im Februar 1977 im Raum: Wer ist der Härteste? Derjenige, der das „Waikiki Roughwater Swim“ schafft, der Finisher des Radrennens „Ride around Oahu“ oder der Läufer des „Honolulu Marathon“? Navy-Commander John Collins schlug vor, einfach alles zu kombinieren. Aus einem Ausspruch Collins‘ soll der Name des Wettbewerbs entstanden sein: „Whoever finishes first, we’ll call him the Iron Man.“ Am 18. Februar 18. Februar 1978 findet der erste Ironman Hawaii statt.

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Der Sieger des Premierenrennens heißt Gordon Haller. Der damals 28 Jahre alte Taxifahrer startet als einer von 15 Teilnehmern am Waikiki Beach und erreicht nach 11:46:58 Stunden das Ziel.

Seit 1981 findet der Ironman ­Hawaii nicht mehr auf der Insel Oahu statt, sondern auf Big Island. 1982 starten mit Manuel ­Debus und Detlef Kühnel die ersten deutschen ­Teilnehmer. Athleten mit der schwarz-rot-goldenen Flagge waren seither regelmäßig dabei – und erfolgreich. 1985 wird ­Hannes ­Blaschke Vierter, ein Jahr später schrammt Klaus Barth ebenfalls am Podium vorbei. Wolfgang Dittrich schafft es 1993 als erster Deutscher als Dritter auf das Podium. Es ist die Ouvertüre kommender Erfolgsjahre.

Als jüngster Athlet aller Zeiten finisht im Februar 1982 Rodney Faust das Rennen in 17:28:38 Stunden. Er ist bei seinem Start damals 14 Jahre alt – und dürfte damit heute erst gar nicht einchecken. Das Mindestalter liegt bei 18 Jahren.

1982 ist ohnehin ein besonderes Jahr für den Ironman Hawaii. Es ist das Jahr, in dem der Wettkampf zweimal ausgetragen wird. Zunächst – wie seit der Premiere üblich – Anfang des Jahres am 6. Februar. Seit dem 9. Oktober 1982 findet der Ironman Hawaii im Herbst statt. Zum einen, um die Zeit der Frühjahrsstürme zu umgehen, zum anderen, um den Athleten eine bessere Vorbereitungsmöglichkeit zu gewährleisten, die in nördlichen Breitengraden leben. Seit 1982 dürfen Teilnehmer außerhalb der USA starten.

Noch einmal 1982: Brutal endete das Frauenrennen im Februar mit 29 Sekunden ­Differenz zwischen der Ersten ­Kathleen ­McCartney und Julie Moss. Letztere war als Führende wenige Meter vor dem Ziel dehydriert ­zusammengebrochen und wurde von McCartney noch überholt, ehe sie auf allen vieren ins Ziel krabbelte. Ein Moment für die Ewigkeit, der den Mythos Hawaii durch Fernsehaufnahmen in die Welt hinausträgt und befeuert.

Zu den Must-haves gehört es, ­einen Sonnenauf- oder -untergang auf dem Mauna Kea zu erleben. Auf 4.205 Metern Höhe ist die Luft dünn. Kein Wunder, es ist ja auch der „höchste“ Berg der Welt. Der Vulkan misst bis zu seinem Fuß tief unten im Pazifik rund 10.000 Meter.

Triathleten lieben Equipment. Der Ironman Hawaii ist eine wahre Galerie der Möglichkeiten. Das Material ist traditionell Kult in Kona. Als im Straßenradsport Aerolenker und wilde Helme noch Fremdwörter waren, hielten diese bereits Mitte der 80er-Jahre Einzug auf Big Island.

Modernes Equipment liegt bei Triathleten hoch im Kurs. Auf Hawaii sah man schon immer Dinge, die später in andere Sportarten übertragen wurden.

Big is beautiful: Big Island ist die größte der rund 140 hawaiianischen ­Inseln. Sie ist fast doppelt so groß wie alle anderen Inseln zusammen.

Chris McCormack und Mark Allen ­teilen besondere Kona-Momente. Sie waren die Triumphatoren in den „Ironwar I“ und „Ironwar II“ genannten Duellen. Bei der Premiere dieser spektakulären Auseinandersetzung, die sich auf der Laufstrecke zuspitzte, schlug Allen im Jahr 1989 seinen Landsmann Dave Scott nach 8:09:15 Stunden um 58 Sekunden. 21 Jahre später waren es 100 Sekunden, die „Macca“ nach brutalem Schlagabtausch mit Andreas Raelert als Sieger ins Ziel nehmen durfte.

Chris McCormack und Andreas Raelert
Volker Boch Schulter an Schulter liefen Andreas Raelert und Chris McCormack 2010 fast einen ganzen Tag lang – und dann setzte sich der ausgebuffte Australier ab.

Schon seit 1979 dürfen auf Big ­Island Frauen antreten. Lynn Lemaire war unter den insgesamt 15 Startern die einzige Athletin. Nach 12:55:38 Stunden kam sie als Gesamtfünfte ins Ziel, Vorjahressieger Gordon Haller lag nur einen Platz vor ihr.

Wer beim Ironman Hawaii vorne ist, darf sich über jede Menge Preisgeld freuen. Bei der diesjährigen Ausgabe schütten die Veranstalter 125.000 US-Dollar an den Sieger aus. Für Platz zwei gibt es 65.000 US-Dollar. Der Dritte kassiert noch 45.000 US-Dollar.

Der Rekord für die wohl ­kürzesten Kona-Trips geht nach Deutschland. Von Lothar Leder sind legendäre Blitzreisen überliefert. 1994 hat er Hawaii quasi im Vorbeifliegen gemacht. Mittwochs kam er in Kona an, freitags hat er das Rad eingecheckt – und samstags im Rennen reichte es immerhin noch zu Rang sechs.

Neoprenanzüge sind beim Ironman Hawaii verboten. Die Wassertemperatur liegt in der Regel über 26 Grad Celsius.

Schwarz-rot-goldene Tage gab es am 18. Oktober 1997 und am 8. Oktober 2016. Zunächst standen mit Thomas Hellriegel, Jürgen Zäck und Lothar Leder erstmals gleich drei Deutsche auf dem Podium. 19 Jahre später wiederholten Jan Frodeno, Sebastian Kienle und Patrick Lange dieses Kunststück.

Ironman Hawaii 2016 Podium
Frank Wechsel / spomedis Deutscher Tag: Sieger Jan Frodeno im Jahr 2016 mit den weiteren Podiumsfinishern Sebastian Kienle und Patrick Lange.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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