Die Premiere der Challenge Sir Bani Yas sollte innovativ und außergewöhnlich werden, mit kurzen Wegen sowie einem Rundum-sorglos-Paket. Nun ist die Erstaustragung Geschichte – mit teils ernüchterndem Fazit aus dem Teilnahmefeld.
Mit neuen Events ist es so eine Sache: Sie können ein voller Erfolg werden, eine Vollkatastrophe oder irgendetwas dazwischen, bei dem man im Nachhinein vereinzelte Schwächen benennen kann. Besonders groß ist das Risiko des Scheiterns dann, wenn Dinge angekündigt und versprochen werden, die es so zuvor noch nicht gegeben hat. Beispielsweise ein Kreuzfahrtschiff als Dreh- und Angelpunkt eines Wettkampfs, wie es bei der Challenge Sir Bani Yas der Fall sein sollte.
Im ursprünglichen Konzept sollten die Teilnehmenden und ihre Supporter bereits einige Tage vor dem Renntag am vergangenen Sonntag mit einer Fähre zu einem Kreuzfahrtschiff gebracht werden, um dort die Annehmlichkeiten eines All-inclusive-Aufenthalts genießen zu können. Eine andere Übernachtungsmöglichkeit war nicht vorgesehen. Insgesamt schien das Komplettpaket diskutabel, doch für die Athletinnen und Athleten war dieser außergewöhnliche Ansatz möglicherweise genau das, was zur Anmeldung motiviert hatte. Letztlich kam alles anders, wie uns Agegrouper aus dem Feld berichteten.
Kurzfristige Planänderung, unklare Kommunikation
„Ungefähr fünf bis sechs Wochen vor dem Event wurde bekannt gegeben, dass das Schiff als Unterbringung entfällt“, erzählt Sebastian Machon gegenüber tri-mag.de. Der 40-Jährige plant in diesem Jahr seine erste Langdistanz in Klagenfurt Mitte Juni, die Mitteldistanz bei der Challenge Sir Bani Yas sollte als Vorbereitungsrennen dienen. Anstelle des Schiffs wurden alle Athletinnen und Athleten auf Hotels umgebucht, hätten jedoch die Möglichkeit gehabt, bei voller Kostenerstattung von der Rennteilnahme zurückzutreten. Sebastian Machon hatte bereits sämtliche Flüge gebucht und nahm die Anpassungen daher in Kauf. Die Kommunikation des Veranstalters zu Hotels, Transfers sowie zum Radtransport sei jedoch sehr schleppend und unklar gewesen. „Insgesamt gab es vor dem Rennen sehr viele offene Fragen zum gesamten Ablauf“, sagt der Berliner. Was klar war: Das ganze Prozedere würde nicht mehr so unkompliziert sein wie gedacht. Sebastian war zunächst in einem Hotel in Abu Dhabi, von dort ging es per dreistündigem Transfer kurz vor dem Rennen auf die Insel Sir Bani Yas in ein weiteres Hotel – direkt nach dem Wettkampf wieder retour. „Das gesamte Rennwochenende bestand eigentlich nur aus Warten, Transfers und Unklarheiten, weil schlecht oder gar nicht kommuniziert wurde“, resümiert er. Insgesamt habe sich hinsichtlich der Reise- und Rennorganisation vieles an negativen Erlebnissen aufsummiert.
Kursänderung über Nacht, kaum Verpflegung
„Fahrräder mussten im Reisebus zwischen Race Village und Hotel hin und her transportiert werden. Das geht bei einem bis drei Rädern noch gut, aber nicht bei einem Shuttle alle 45 Minuten und zehn Personen mit Fahrrädern.“ Auch im Rennen sei der Ablauf alles andere als reibungslos gewesen. „Angefangen hat es damit, dass eine Wassertemperatur von 23,9 Grad Celsius verkündet wurde. Alle haben also Neos angezogen, nur um sie dann kurz vor dem Start wieder ausziehen zu müssen.“ Zudem sei die Laufrunde in der Nacht vor dem Rennen von zehn auf 2,5 Kilometer verkürzt worden. „Offiziell, weil man von der Stimmung im Race Village profitieren wollte. Es waren aber so gut wie keine Zuschauer da. Der wahre Grund war aber, dass die Straße mit Läufern und Radfahrern belegt und kein Rettungsweg mehr frei gewesen wäre.“ Die Runden hätten selbst gezählt werden müssen, auch auf der Langdistanz.
Probleme habe es außerdem bei der Verpflegung gegeben. „Keine einzige Verpflegungsstation hatte das, was angekündigt war. Ich habe eigentlich nur Wasser und Eis gesehen, wenn überhaupt. Auf der Radstrecke gab es auf den ersten 20 Kilometern nur eine Station, die mit zwei Personen besetzt war. Bei einem Start um elf Uhr mittags und extremer Hitze war das, meiner Meinung nach, schon sehr fahrlässig und gesundheitsgefährdend“, sagt Sebastian. Er selbst sei auf der Radstrecke vorzeitig ausgestiegen. Die hohe DNF-Quote zeigt, dass er damit nicht allein war.
Trotz aller Beschwerden habe es auch schöne Momente gegeben: tolles Hotel (statt Kreuzfahrtschiff), angenehme Atmosphäre mit den Profis vor Ort, schöne Radstrecke sowie viele exotische Tiere, die man beobachten konnte. Kurios: Im Starterbeutel habe sich eine Fahrradklingel befunden, mit der man während des Rennens auf sich aufmerksam machen sollte, falls sich eine Antilope oder Giraffe auf die Strecke verirrt.
„Insgesamt habe ich mich aber echt geärgert und es war das Geld überhaupt nicht wert. Die einhellige Meinung war, dass das Rennen nur Sinn ergeben kann, wenn die Veranstalter das mit dem schwimmenden Hotel hinbekommen und es zu einer anderen Jahreszeit bei niedrigeren Temperaturen stattfindet.“ Der letzte Punkt sei seitens der Veranstalter bereits kommuniziert worden: Für 2026 ist die Challenge Sir Bani Yas für Ende Januar angesetzt.