Daniela Ryf ist neue Ironman-Weltmeisterin. Die Schweizerin hat beim Rennen in St. George im US-Bundesstaat Utah über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen einen souveränen Erfolg gefeiert. Nach 8:34:59 Stunden lief Ryf als Erste über die Ziellinie und sicherte sich ihren fünften Ironman-WM-Titel nach den Erfolgen von 2015 bis 2018. „Es war am Ende so brutal. Auf dem Rad hatte ich allerdings viel Spaß, das war wichtig – und ich habe es einfach genossen. Die Zuschauer waren überragend, sonst hätte ich es nicht ins Ziel geschafft“, sagte Ryf nach ihrem Erfolg. Auf Rang zwei kam Katrin Matthews ins Ziel (8:43:49 Stunden). Dritte wurde Titelverteidigerin Anne Haug mit einer Zeit von 8:47:03 Stunden.
Haley Chura hängt im Wasser alle ab
Nach dem Start im 16 Grad kalten Sand Hollow Reservoir hatte die US-Amerikanerin Haley Chura sofort für Tempo gesorgt. Ihr folgten zunächst noch die Britin Fenella Langridge und die Schwedin Lisa Nordén. Nach fünf Minuten hatte sich bereits eine deutliche Lücke zwischen dem Führungstrio und der Verfolgergruppe gebildet. Doch auch an der Spitze tat sich anschließend eine Lücke auf: Chura zog davon. Hinter der 36-Jährigen schwammen Langridge und Nordén gemeinsam ihr Tempo, während sich dahinter eine größere Verfolgergruppe formiert hatte. In dieser siebenköpfigen Gruppe dabei: die Favoritinnen Daniela Ryf, Katrina Matthews, Skye Moench und Anne Haug. Während die Schweizerin die Pace in dieser Gruppe bestimmte, hielt sich die Deutsche am Ende auf Rang zehn im Wasserschatten auf. An dieser Konstellation änderte sich zunächst nichts. Nach einer knappen halben Stunde erhöhte Ryf zwischenzeitlich die Schlagzahl und die Gruppe drohte auseinanderzureißen. An der nächsten Wendeboje allerdings schloss der hintere Teil wieder auf. Derweil zog Chura bereits an den ersten Profimännern vorbei. Gegen Ende der Schwimmstrecke zog Daniela Ryf noch einmal das Tempo an, konnte sich aber nicht von der Gruppe lösen. Chura stieg nach 50:29 Minuten als Erste aus dem Sand Hollow Reservoir. 1:56 Minuten dahinter folgte Fenella Langridge. Auf Rang drei kam Lisa Nordén 2:10 Minuten hinter Chura aus dem Wasser. Dahinter folgte mit einem Abstand von rund 4:15 Minuten die siebenköpfige Gruppe um Daniela Ryf, Katrina Matthews und Anne Haug in die erste Wechselzone. Für die Deutsche eine gute Ausgangsposition für den weiteren Rennverlauf. Die zweite deutsche Athletin Laura Zimmermann lag nach dem Schwimmen (1:01:46 Stunden) auf Position 16. Bitter für die zweitplatzierte Fenella Langridge: Sie hatte Probleme, den Reißverschluss ihres Neoprenanzugs zu öffnen und verlor ewig erscheinende 20 Sekunden in der Wechselzone.
Anne Haug im Niemandsland
Auch Anne Haug verlor in T1 zunächst einige Sekunden und wechselte auf Rang neun 14 Sekunden hinter der mit ihr aus dem Wasser gestiegenen Skye Moench auf Platz vier in die zweite Disziplin. Auf der Radstrecke formierte sich eine kleine Verfolgergruppe mit den starken Bikerinnen Ryf, Matthews und Moench, um Jagd auf die Spitze zu machen und den anderen Athletinnen davonzuziehen. Hinter Chura machte derweil Nordén, schwedische Meisterin im Zeitfahren, kontinuierlich Zeit und Meter gut und distanzierte Fenella Langridge weiter. Das Tempo der Verfolgergruppe nicht mitgehen konnte unterdessen Anne Haug. Nach rund 45 Minuten auf dem Rad schoss Nordén förmlich an Chura vorbei – sie sollte nicht die einzige Athletin bleiben. Nach circa zwei Stunden Rennzeit bekam die Schwedin Gesellschaft von der Dreiergruppe mit Ryf, Moench und Matthews, die Chura und Langridge hinter sich gelassen hatten und die Pace weiter hochhielten, um die starke Läuferin Anne Haug weiter abzuhängen. Die fuhr in dieser Phase im Niemandsland des Feldes mit etwa 3:30 Minuten Rückstand auf Rang acht.
Daniela Ryf zieht davon
Bei der Zeitmessung nach 62,6 Kilometern führte Daniela Ryf die Konkurrenz mit einer Gesamtzeit von 2:26:55 Stunden (1:30:57 Stunden auf dem Rad) vor der direkt hinter ihr fahrenden Katrina Matthews an. Mit etwa 25 Sekunden Rückstand folgten Skye Moench und Lisa Nordén. Anschließend folgte die erste große Lücke, ehe Fenella Langridge drei Minuten später die Marke passierte. Die US-Amerikanerin Jocelyn McCauley war in der Zwischenzeit auf Platz sechs vorgefahren (3:53 Minuten Rückstand), dahinter lag Anne Haug, die mittlerweile 4:44 Minuten aufgebrummt bekommen hatte. Die nach dem Schwimmen Führende Haley Chura war bis dahin bereits auf Rang acht durchgereicht worden (4:53 Minuten Rückstand). Andere vor dem Rennen hoch eingeschätzte Athletinnen wie Ruth Astle (10:14 Minuten Rückstand) als Elfte und Heather Jackson (13:26 Minuten Rückstand) als 14. wiesen bis dahin bereits einen beträchtlichen Rückstand auf. Laura Zimmermann lag mit einem Abstand von 18:10 Minuten zur Spitze auf Position 18.
Dreiergruppe formiert sich
Ryf trat unterdessen an der Spitze weiter ordentlich in die Pedale, passierte die 83,2-Kilometermarke nach 2:58:40 Stunden (2:02:42 Radzeit) und hatte Matthews um 25 Sekunden distanziert. Die Lücke auf Nordén und Moench war innerhalb der 20 vorangegangenen Kilometer auf 2:07 Minuten beziehungsweise 2:14 Minuten angewachsen. Langridge fuhr 5:25 Minuten hinter der Spitze Haug und McCauley 6:02 Minuten. Ryf setzte sich weiterhin konstant von den Verfolgern ab, während Haug und McCauley auf Langridge auffuhren und fortan als Dreiergruppe mit regelmäßigen Positionswechseln die Verfolgung fortsetzten, um den Rückstand vor dem Laufen in Grenzen zu halten.
Verfolger verlieren weiter Zeit
Nach 115 Kilometern – kurz vor dem Abschnitt mit dem Namen „The Wall“ – hatte Ryf den Vorsprung auf Matthews auf 1:25 Minuten ausgebaut und zwischen sich und Nordén 4:04 Minuten gebracht. Skye Moench war 5:22 Minuten zurückgefallen – die Top-4-Athletinnen waren also in der Zwischenzeit jeweils auf sich allein gestellt, während Haug, Langridge und McCauley weiterhin als Dreiergruppe mittlerweile 7:30 Minuten hinter der Spitze fuhren. Sämtliche Verfolger verloren weiterhin Zeit auf die Schweizerin, die nach 140 Kilometern 3:24 Minuten vor Matthews lag. Ein Vorsprung, der auf der Laufstrecke gegen die in der dritten Disziplin starke Britin noch kein beruhigendes Polster bedeutete. Nordén verlor weitere zweieinhalb Minuten. Moench wurde derweil von der Gruppe um Haug geschluckt, die knapp zehn Minuten hinterherfuhr und aus der Fenella Langridge abreißen lassen musste. Ein Rückstand, der auch für die überragende Läuferin Anne Haug in der dritten Disziplin eine ordentliche Hypothek bedeutete.
Anne Haug setzt sich sofort ab
Ryf drückte aber auch im Snow Canyon weiter auf das Tempo, brummte Matthews vor dem zweiten Wechsel so 7:07 Minuten auf und kam nach 5:33:46 Stunden (Radsplit 4:37:47 Stunden) in T2. Anne Haug folgte 15:07 Minuten später – und setzte sich direkt von ihren Konkurrentinnen, die zuvor mit ihr auf dem Rad unterwegs gewesen waren, ab. Laura Zimmermann erreichte die zweite Wechselzone nach 6:20:13 (Radsplit: 5:16:23 Stunden) auf Platz 19.
Das Podium rückt für Haug in Reichweite
In ihrer stärksten Disziplin haute die Titelverteidigerin von Beginn an alles raus. Nach 2,5 Kilometern hatte sie bereits eine Minute auf Ryf aufgeholt. In der Folge aber konnte die Schweizerin das Rennen von der Spitze aus kontrollieren, vergrößerte selbst die Lücke auf Matthews auf Rang zwei, die nach rund zehn Kilometern knapp acht Minuten aufzuholen hatte. Lisa Nordén lag an der gleichen Kilometermarke 11:22 Minuten zurück – und für Haug rückte mit einem Abstand von zweieinhalb Minuten auf die Schwedin das Podium immer mehr in Reichweite. Dass ein Angriff von den Athletinnen hinter ihr erfolgen würde, darüber musste sich die Deutsche zu diesem Zeitpunkt keine Gedanken machen. Skye Moench (16:40 Minuten zurück), Ruth Astle (18:40 Minuten zurück) und Laura Siddall (21:33 Minuten Rückstand) folgten mit einem ordentlichen Zeitpolster. Jocelyn McCauley war bereits auf Position acht zurückgefallen, einen Rang vor Fenella Langridge.
Spannender Kampf um Rang zwei
Nach 6:48 Stunden Rennzeit war es so weit, dass Anne Haug Lisa Nordén kassierte und auf Platz drei vorlief. Vorn verbrachte Daniela Ryf einen einsamen Renntag, dahinter aber blieb es spannend. Nach 15,8 Kilometern hatte Haug die Lücke auf Matthews auf knapp drei Minuten geschlossen, zur Halbmarathonmarke waren es noch etwas mehr als zwei Minuten, nach 25 Kilometern war der Vorsprung auf unter zwei Minuten geschmolzen. Weiter aber kam die Deutsche an die Britin nicht mehr heran. So kam Ryf nach 8:34:59 Stunden mit einem Halbmarathon in 2:59:36 Stunden ins Ziel und schrie ihre gesamte Freude heraus. Hinter Katrina Matthews kam Anne Haug mit einem Marathonsplit von 2:56:00 Stunden auf Position drei ins Ziel. „Ich bin glücklich mit dem Ergebnis“, sagte die entthronte Titelverteidigerin. „Ich habe alles gegeben, was im Tank war. Das Radfahren war so brutal – und auf der zweiten Laufrunde waren die Lichter schon ganz schön aus. Platz drei war alles, was drin war.“
Ironman-WM Utah 2022 | Profi-Frauen
7. Mai 2022 | St. George, Utah (USA)Platz | Name | Land | Gesamtzeit | 3,86 km Swim | 180,2 km Bike | 42,195 km Run |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Daniela Ryf | SUI | 8:34:59 | 54:42 | 4:37:47 | 2:59:36 |
2 | Katrina Matthews | GBR | 8:43:49 | 54:48 | 4:44:41 | 3:00:57 |
3 | Anne Haug | GER | 8:47:03 | 54:47 | 4:52:54 | 2:56:00 |
4 | Skye Moench | USA | 8:55:21 | 54:44 | 4:53:13 | 3:04:21 |
5 | Ruth Astle | GBR | 9:00:09 | 59:23 | 4:50:50 | 3:06:35 |
6 | Lisa Nordén | SWE | 9:03:31 | 52:39 | 4:49:23 | 3:18:34 |
7 | Laura Siddall | GBR | 9:08:34 | 59:22 | 4:52:36 | 3:12:46 |
8 | Fenella Langridge | GBR | 9:09:40 | 52:26 | 5:01:15 | 3:11:56 |
9 | Gurutze Frades Larralde | ESP | 9:13:35 | 1:01:49 | 5:10:23 | 2:58:02 |
10 | Maja Stage-Nielsen | DEN | 9:14:32 | 54:49 | 5:08:59 | 3:07:50 |
11 | Heather Jackson | USA | 9:16:53 | 1:01:13 | 4:56:15 | 3:16:21 |
12 | Jocelyn McCauley | USA | 9:23:56 | 54:46 | 4:53:08 | 3:32:35 |
13 | Nikki Bartlett | GBR | 9:30:33 | 59:26 | 5:01:57 | 3:25:46 |
14 | Renee Kiley | AUS | 9:35:10 | 59:24 | 4:59:42 | 3:32:31 |
15 | Kelly Fillnow | USA | 9:36:35 | 1:01:49 | 5:15:23 | 3:15:50 |
16 | Laura Zimmermann | GER | 9:47:35 | 1:01:46 | 5:16:23 | 3:25:05 |
17 | Joanna Ryter | SUI | 9:51:41 | 1:07:40 | 5:28:59 | 3:12:30 |
18 | Angela Naeth | CAN | 9:55:27 | 1:01:47 | 5:14:23 | 3:35:25 |
19 | Haley Chura | USA | 9:58:02 | 50:29 | 5:25:28 | 3:38:00 |
20 | Tessa Kortekaas | NED | 10:04:07 | 1:01:49 | 5:19:23 | 3:38:22 |
21 | Rachel McBride | CAN | 10:04:54 | 54:47 | 5:23:22 | 3:42:59 |
22 | Linsey Corbin | USA | 10:07:23 | 1:04:22 | 5:30:32 | 3:28:54 |