Am Sonntag ist die Stadt Tempe Austragungsort für den Ironman Arizona. Dabei hat das Starterfeld einiges zu bieten, die Favoritenrolle dürfte jedoch primär auf den Schultern zweier Triathleten liegen. Sam Long möchte die Schmach seiner Zeitstrafe von der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft ausbügeln. Außerdem stellt sich die Frage, wie früh der Brite Joe Skipper das Ruder des Rennens in die Hand nehmen kann. Im Frauenrennen könnte es sich auf ein rein amerikanisches Duell zuspitzen, wenn es um die zwei Qualifikationsslots für die Ironman-Weltmeisterschaft 2023 geht.
Long, Skipper oder doch Kanute?
Betrachtet man nüchtern die aktuelle PTO-Rangliste, so müsste ein 26-jähriger Amerikaner mit seinen markigen Sprüchen das Rennen für sich entscheiden: Sam Long liegt aktuell auf Platz acht der Rangliste. Triathlon ist allerdings mehr als reine Zahlen. Drei fast flache Runden auf einem fahrtechnisch wenig anspruchsvollen Out-and-Back Kurs mit einer kumulierten Steigung von knapp 700 Höhenmetern spielt vorwiegend den starken Radfahrern wie Long und Skipper in die Karten. Ein weiterer Athlet, der sich über einen solchen Kurs freuen wird, dürfte der Deutsche Ruben Zepuntke sein, der nach der Challenge Roth im vergangenen Jahr seine zweite Langdistanz in Angriff nimmt. Ben Kanute, der als Zweitplatzierter der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft mit Rückenwind auf seine erste Langdistanz schielt, steht, ähnlich wie in St. George vor drei Wochen, weniger im Fokus – eine Ausgangssituation, die ihm liegen könnte. Dabei benötigt er eine ähnlich starke Radleistung, um im Kampf ums Podium ein Wort mitzureden. Die beiden Amerikaner Matthew Hanson und Chris Leifermann sowie Kristian Høgenhaug, die allesamt unter den Top 30 der PTO-Rangliste zu finden sind, sollten dabei in der Renndynamik nicht außer Acht gelassen werden. Hierbei noch nicht beachtet sind der Ironman-South-Africa-Sieger aus diesem Jahr, Kyle Buckingham, sowie Justin Metzler, der bei seinem letzten Langdistanz-Podium in Coeur d’Alene 2021 hinter Sam Long die Ziellinie überquerte. Aus deutscher Sicht sind neben Ruben Zepuntke noch der drittplatzierte des 70.3-Rennens aus Gdynia, Fabian Reuter, sowie Stefan Schumacher gemeldet.
Trennt sich beim Radfahren die Spreu vom Weizen?
Aufgrund der individuellen Stärken der Athleten wird die erste Disziplin, das Schwimmen, vermutlich weniger Einfluss auf das Rennen haben als sonst. Erst beim Radfahren wird sich wohl die Spreu vom Weizen trennen und zeigen, inwieweit die schwächeren Radfahrer die Lücke zum Laufen klein halten können. Wobei mit Sam Long und Joe Skipper zwei Athleten im Feld unterwegs sind, die sowohl das schnelle Radfahren als auch einen schnellen Lauf beherrschen. Das stellte der 34-jährige Brite nicht nur beim Sub7-Projekt unter Beweis, sondern auch bei seinem Sieg beim Ironman Wales: Auf einem sehr anspruchsvollen Kurs absolvierte er den Marathon in einer Weltklassezeit von 2:37 Stunden.
Moench oder True?
Bei den Frauen ist das Starterinnenfeld mit einer weniger starken Spitze versehen als bei den Männern. Mit den US-Amerikanerinnen Skye Moench und Sarah True sind aber gleich zwei Hawaii-Starterinnen aus diesem Jahr an der Startlinie. Skye Moench erreichte das Ziel als Neunte, die 40-jährige True musste dagegen nach knappen 30 Kilometern auf dem Rad krankheitsbedingt aufgeben. Mit einer frühen WM-Qualifikation für 2023 hätten beide Athletinnen einen entspannten Saisonstart für das kommende Triathlonjahr und könnten sich ganz ohne Druck dem Hauptwettkampf widmen. Die Stärken beider Athletinnen sind insgesamt ausgeglichen verteilt, wobei Sarah True einen kleinen Vorteil beim Schwimmen besitzt. Skye Moench besitzt im Gegenzug das Mehr an Rennroutine, das True nach ihrer Babypause noch nicht ganz wieder zurückgewonnen hat. In der ersten Disziplin allerdings wird es wohl die US-Amerikanerin Lauren Brandon sein, die den Ton angibt. Spätestens auf der Laufstrecke jedoch dürfte sie Probleme mit der Stärke der Konkurrentinnen bekommen.
Wo kann ich das Rennen sehen?
Das Rennen wird von Ironman now und auf YouTube übertragen. Der Startschuss für die Männer fällt um 6:40 Uhr Ortszeit (14:40 Uhr deutscher Zeit), fünf Minuten später (6:45 Uhr/14:45 Uhr) werden dann die Profifrauen auf die Strecke gelassen.