Ein Rennen voller Dramatik krönte die Norwegerin Solveig Løvseth bei ihrem Kona-Debüt zur Weltmeisterin. Laura Philipp kämpfte sich mit unerschütterlicher Willenskraft noch aufs Podium, während andere Favoritinnen an der gnadenlosen Hitze scheiterten.

Die Norwegerin Solveig Løvseth gewinnt bei ihrem Hawaii- sowie Ironman-Weltmeisterschaftsdebüt den Titel. In einer wahren Hitzeschlacht setzte sich die 26-Jährige in einem äußerst dramatischen Rennen gegen die Konkurrenz durch. Titelverteidigerin Laura Philipp wird Dritte und belohnt sich für ein Rennen, bei dem sie enorm viel Durchhaltevermögen beweisen musste. Katrina Matthews krönt ihr erstes Hawaii-Finish mit einem Marathonrekord und wird Vizeweltmeisterin.
Das Schwimmen

Die Nacht über hatte es in Kailua-Kona kräftig geregnet, das Meer präsentierte sich zum Start der Ironman-Weltmeisterschaft entsprechend trüb und unruhig. Kleine, stete Wellen machten das Schwimmen kräftezehrend – genau die Bedingungen, in denen sich Lucy Charles-Barclay wohlfühlt.
Pünktlich um 6:25 Uhr ertönte nach der US-amerikanischen Nationalhymne der traditionelle Kanonenschuss am Pier. Kaum waren die ersten Züge gemacht, übernahm die letzte Hawaii-Siegerin die Kontrolle. Mit einer hohen Frequenz von rund 90 Zügen pro Minute setzte sich Lucy Charles-Barclay bereits nach wenigen Minuten deutlich ab.
Schnell großer Abstand
Nach zehn Minuten machte sie ein paar Züge auf den Rücken, um einen Blick auf die Verfolgerinnen zu werfen – der Vorsprung war zu diesem Zeitpunkt bereits gewaltig. Nach rund zwölf Minuten betrug die Lücke auf die zweite Verfolgerinnengruppe, in der unter anderem die amtierende Ironman-Weltmeisterin Laura Philipp, Jenny Jendryschik, Penny Slater, Jackie Hering, Solveig Løvseth, Laura Jansen und Marjolaine Pierré schwammen, bereits 1:44 Minuten.
Die erste Verfolgerinnengruppe, angeführt von Taylor Knibb und Holly Lawrence, lag nach 15 Minuten rund 35 Sekunden hinter Charles-Barclay. Während die Britin an der Spitze unbeeindruckt ihr Tempo durchzog, verteidigte die Knibb/Lawrence-Gruppe ihren Abstand und verhinderte, dass der Rückstand auf den ersten Metern des Rückwegs anwuchs.
Tempoverschärfung splittet die Gruppe

Für die Verfolgerinnen hatte dieses Tempo allerdings einen hohen Preis: Erste Lücken taten sich auf, einzelne Athletinnen konnten die Füße nicht mehr halten und fielen zurück. Lucy Charles-Barclay lag zu diesem Zeitpunkt schon knapp drei Minuten vor Laura Philipp und ihrer Gruppe – ein beeindruckendes Statement gleich zu Beginn der drei Disziplinen.
Harte Bedingungen auf dem Rückweg
Der Rückweg durch die Bucht von Kailua-Kona gestaltete sich angesichts der unruhigen Bedingungen schwieriger als der schnelle Auftakt. Vor allem die Linienwahl sorgte für Spannung: Während Lucy Charles-Barclay etwas weiter links ihre Bahn zog, orientierte sich die erste Verfolgerinnengruppe eng an den Bojen.
Zur Streckenhälfte lag die Britin noch auf Kurs Schwimmrekord, doch die zweite Hälfte verlangsamte das Tempo leicht. Nach 49:29 Minuten stieg die Britin dennoch als Erste aus dem Pazifik – souverän, mit klarer Ansage an das Feld.
Sodaro sorgt für die erste Überraschung
Die erste Verfolgerinnengruppe mit insgesamt sieben Athletinnen, angeführt von Taylor Knibb und Holly Lawrence, kam mit 1:30 Minuten Rückstand in die Wechselzone. Überraschend mit dabei: die Hawaii-Siegerin von 2022, Chelsea Sodaro.
Ironman-Hamburg-Podium gemeinsam in die Wechselzone
6:26 Minuten hinter der Führenden erreichte eine große Gruppe mit 18 Athletinnen das Ufer. In dieser packten sich die weiteren Favoritinnen auf den Titel: die amtierende Weltmeisterin Laura Philipp, Karinat Matthews und Solveig Løvseth, dazu Maja Stage-Nielsen, Lisa Perterer, Marjolaine Pierré und gleich zwei weitere Deutsche, Jenny Jendryschik und Laura Jansen.
Das Radfahren

Kaum aus der Wechselzone heraus, trat Lucy Charles-Barclay kompromisslos in die Pedale und eröffnete das Radfahren wie ein Einzelzeitfahren. Dahinter formierte sich eine erste Verfolgergruppe um Taylor Knibb, Chelsea Sodaro und Holly Lawrence. Knibb nahm sich wie gewohnt etwas mehr Zeit in der ersten Wechselzone, um sich die Socken zu richten, zeigte dann aber sofort, dass sie die größte Herausforderin der Britin auf dem Rad sein würde.
Philipp, Matthews und Løvseth gemeinsam auf Aufholjagd
Die Topfavoritinnen Laura Philipp und Katrina Matthews sowie Solveig Løvseth gingen mit etwas mehr als sechs Minuten Rückstand auf die Radstrecke. Matthews kurzzeitig in der Verfolgung von Laura Philipp, da sie zusätzlich Zeit durch ein Malheur in der Wechselzone verlor: Eiswürfel im Helm, die sich zu einem Eisblock im Helm zusammensetzten, bremsten sie kurz aus. Doch nach wenigen Kilometern schloss sie wieder zu Philipp und Løvseth auf. Gemeinsam arbeiteten sich die drei nach vorn und sortierten sich nach 50 Kilometern bereits in den Top 10 ein.
Sodaro muss entkräftet aufgeben

Für die Ironman-Weltmeisterin von 2022 endete das Rennen abrupt. Chelsea Sodaro, nach starkem Schwimmen noch in der ersten Verfolgergruppe unterwegs, musste nach rund 70 Kilometern entkräftet vom Rad steigen und wurde am Streckenrand behandelt – ein bitteres Ende. Zum ähnlichen Zeitpunkt forcierte die 26-jährige Norwegerin Løvseth das Tempo und fuhr dem Duo Philipp/Matthews davon.
Wilde Attacken und taktische Spiele

Taylor Knibb machte ernst: Zwischen Kilometer 81 und 95 zündete die US-Amerikanerin den Turbo und reduzierte den Abstand zur führenden Britin Charles-Barclay in nur 14 Kilometern um 1:49 Minuten und schloss zur Streckenhälfte die Lücke nach vorn. Ein Boxenstopp an den „Special Needs“ kostete ein paar wertvolle Sekunden, doch erklärte die Attacke von Knibb, die anschließend nicht locker ließ. Mit einer gezielten weiteren Tempoverschärfung bei Kilometer 106 setzte sie Charles-Barclay massiv unter Druck – die Britin konterte jedoch souverän und hielt ihre Rivalin in Schach und in Blickweite.
Zeitstrafe für Charles-Barclay
Für zusätzliche Spannung sorgte eine einminütige Zeitstrafe wegen „unbeabsichtigtem Littering“. Charles-Barclay selbst setzte daraufhin eine eigene Attacke, um Zeit auf Knibb herauszufahren und die Strafe taktisch einzusetzen. Während das Duell zwischen Knibb und Charles-Barclay die Spitze bestimmte, wuchs der Rückstand auf die Verfolgerinnen um Katrina Matthews und Laura Philipp bereits auf über zwölf Minuten an.
Wind und Taktik bestimmen das letzte Drittel der Radstrecke

Während die drei führenden Athletinnen um Taylor Knibb, Lucy Charles-Barclay und Solveig Løvseth das Rennen mit Einzelzeitfahrqualitäten dominierten, spielte sich im Hintergrund ein spannendes Szenario ab. Dahinter formierte sich eine größere Gruppe um Katharina Matthews, Laura Philipp, Jocelyn McCauley und Lisa Perterer. Gemeinsam versuchten sie, den Rückstand auf die Podiumsplätze in Grenzen zu halten – mit begrenztem Erfolg.
Seitenwind aus dem Pazifik fordert die Athletinnen
Knapp 30 Kilometer vor der zweiten Wechselzone hinterließ der starke Seitenwind vom Pazifik Spuren. Der sogenannte Mumuku blies den Athletinnen von rechts entgegen und verlangte noch einmal alles an Konzentration und Kraft. Nicht nur Lucy Charles-Barclay musste sich sichtlich gegen den Wind stemmen, auch die Verfolgerinnen wirkten zunehmend angeschlagen. Bei Laura Philipp war deutlich zu erkennen, wie sie gelegentlich einen Tritt ausließ und nicht mehr die gewohnte Power auf die Pedale brachte.
Knibb mit Bestzeit in die Wechselzone

An der Spitze war Taylor Knibb die erste, die die Wechselzone erreichte. Mit einer Radzeit von 4:31 Stunden blieb der Radrekord von Daniela Ryf zwar unangetastet, doch Knibb setzte ein klares Statement und wechselte mit knappem Vorsprung in die Laufschuhe. Nur 1:26 Minuten dahinter folgte Lucy Charles-Barclay, die trotz einer kleinen Zeitstrafe souverän die zweite Position hielt. Solveig Løvseth zeigte eine starke Aufholjagd: Ihren Rückstand von 6:23 Minuten nach dem Schwimmen konnte sie bis auf 5:44 Minuten reduzieren und wechselte als Dritte.
Gruppe der Favoritinnen mit großem Rückstand
Gut 14 Minuten später traf die fünf Athletinnen umfassende Verfolgerinnengruppe in T2 ein. Darunter Laura Philipp, die mit diesem Rückstand nun auf eine Aufholjagd im Marathon angewiesen war, wenn sie noch in den Kampf um die Podiumsplätze eingreifen wollte. Auch Katharina Matthews, Jocelyn McCauley und Lisa Perterer lagen in Schlagdistanz, müssten aber ein wahres Laufwunder zeigen, um noch vorn eingreifen zu können.
Das Laufen
Kaum war Taylor Knibb als Führende aus der zweiten Wechselzone auf die Laufstrecke gegangen, entwickelte sich auf dem Ali’i Drive ein hochspannendes Rennen. Die 27-Jährige setzte sich mit rund 1:45 Minuten Vorsprung an die Spitze, während Lucy Charles-Barclay von hinten mächtig Druck machte und das Tempo in ihrer typischen hohen Schrittfrequenz anschlug. Doch ein kurzer Stopp auf dem Weg zurück in die Stadt an einer Verpflegungsstation zum Schnüren der Schuhe kostete die Britin wertvolle Sekunden.
Matthews im Aufwind, Philipp kämpft
Parallel dazu lieferten Laura Philipp und Katrina Matthews eine starke Aufholjagd. Seite an Seite erhöhten sie das Tempo, ehe Matthews die amtierende Weltmeisterin bei Kilometer sieben überholte und sich leicht absetzen konnte. Mit dieser Attacke brachte sich die Kona-Marathon-Debütantin ins Rennen um den Marathonrekord von Anne Haug, dem sie zu diesem Zeitpunkt um 20 Sekunden voraus war.
Führungswechsel auf der Palani Road
Auf dem Anstieg der Palani Road war es schließlich so weit: Charles-Barclay hatte den Rückstand wettgemacht und zog an Knibb vorbei – ein kurzer Klaps zwischen den beiden markierte den Führungswechsel. Doch Knibb blieb dran und ließ die Britin nicht davonziehen. Mit zunehmender Distanz und härter werdenden Bedingungen auf dem Queen K Highway begann der entscheidende Schlagabtausch.
Entscheidung im Energy Lab?
Die Bedingungen waren erbarmungslos, die Temperaturen stiegen. Besonders Charles-Barclay musste bei einer Verpflegungsstation einen längeren Stopp einlegen, den die US-Amerikanerin zum Schließen der Lücke nutzte. Bis zur darauffolgenden Station entwickelt sich ein Iron War – Schulter an Schulter liefen beide Athletinnen, ehe die Britin an der Verpflegungsstation erneut stehen blieb, um Eis und Wasser zu nehmen. Knibb nutzte diesen Moment und baute ihren Vorsprung wieder aus. Spätestens im Energy Lab wurde deutlich, dass die Britin mit der Hitze zu kämpfen hatte: torkelnd, mit deutlichen Anzeichen einer Hyperthermie, musste sie mehrere Gehpausen einlegen.
Ein bitteres Ende für die Kona-Titelverteidigerin
Nach knapp 7:45 Stunden war das Rennen für Lucy Charles-Barclay vorbei. Unter Tränen nahm ihr Ehemann Reece sie im Energy Lab aus dem Rennen – eine gesundheitlich richtige, aber für die Titelverteidigerin bittere Entscheidung. Während Taylor Knibb auf dem Highway Richtung Ziel unaufhaltsam davonzog, zerplatzte der Traum von Charles-Barclay, ihren Titel zu verteidigen.
Der Showdown auf den letzten zehn Kilometern
Taylor Knibb lief zunächst weiter an der Spitze, schien auf Kurs zum großen Triumph, doch kurz vor Kona schlug das Schicksal zu. Aus heiterem Himmel brach sie an einer Verpflegungsstation komplett ein, taumelte an den Straßenrand und gab das Rennen mit den Worten „I wanna be done“ auf. Damit öffnete sich das Feld für die Verfolgerinnen: Die Norwegerin Solveig Løvseth übernahm drei Kilometer vor dem Ziel die Führung, während Katrina Matthews – immer noch mit Zwischenzeiten unter Anne Haugs Rekord von 2023 – unermüdlich Zeit gutmachte.
Matthews jagt, Philipp kämpft – und Løvseth rettet den Sieg
Matthews kam bis auf 35 Sekunden an die Norwegerin heran, doch Løvseth rettete mit eisernem Willen ihren Vorsprung und feierte im Alter von 26 Jahren den größten Erfolg ihrer Karriere: Weltmeisterin auf Hawaii in 8:28:27 Stunden. Matthews krönte ihr Rennen mit dem ersten Kona-Finish auf Rang zwei und einem neuen Marathonrekord von 2:47:23 Stunden. Laura Philipp zeigte trotz schwerer Momente enormen Kampfgeist, sicherte sich den dritten Platz (8:37:28 Stunden) und stand damit zum dritten Mal in Folge auf dem Podium einer Ironman-Weltmeisterschaft – ein starkes Zeichen an einem Tag, an dem viele Favoritinnen zerbrachen.
Leonie Konczalla stürmt in die Top Ten
Die 34-jährige Hamburgerin Leonie Konczalla belohnt sich mit dem fünftschnellsten Marathon aller Frauen und stürmt in der abschließenden Disziplin noch bis auf Platz neun vor. Nach einem 24. Platz bei ihrem WM-Debüt 2023 feiert die Profi-Athletin mit dem neunten Platz bei der Ironman-Weltmeisterschaft ihren größten Karriereerfolg und wird für die harte Arbeit und den Spagat zwischen Klinik und Kona belohnt.
Fünf deutsche Frauen in den Top 20
Vervollständigt wird das herausragende Ergebnis der deutschen Frauen mit drei weiteren Plätzen in den Top 20. Laura Jansen gelingt ein 12. Platz. Jana Uderstadt läuft mit dem neuntschnellsten Marathon der Profis auf Platz 15 und Jenny Jendryschik belohnt sich für eine couragierte Leistung mit Platz 17. Julia Skala finisht als 24. Merle Brunnée, Henrike Güber sowie Anne Reischmann folgten auf den Plätzen 29, 30, 31.
Ironman-Weltmeisterschaft 2025 | Profi-Frauen
11. Oktober 2025 | Kona, Hawaii (USA)| Platz | Name | Land | Gesamt | 3,8 km Swim | 180 km Bike | 42,195 km Run |
|---|---|---|---|---|---|---|
| 1 | Solveig Løvseth | NOR | 8:28:27 | 55:40 | 4:31:53 | 2:55:47 |
| 2 | Katrina Matthews | GBR | 8:29:02 | 55:43 | 4:40:08 | 2:47:23 |
| 3 | Laura Philipp | GER | 8:37:28 | 55:40 | 4:40:26 | 2:55:53 |
| 4 | Hannah Berry | NZL | 8:46:25 | 52:02 | 4:44:37 | 3:04:32 |
| 5 | Lisa Perterer | AUT | 8:48:08 | 55:41 | 4:40:50 | 3:06:03 |
| 6 | Holly Lawrence | GBR | 8:52:40 | 50:57 | 4:47:46 | 3:08:25 |
| 7 | Jocelyn McCauley | USA | 8:59:33 | 55:37 | 4:40:27 | 3:17:35 |
| 8 | Sara Svensk | SWE | 8:59:58 | 1:05:21 | 4:51:56 | 2:56:29 |
| 9 | Leonie Konczalla | GER | 9:00:04 | 1:05:19 | 4:45:57 | 3:02:49 |
| 10 | Marlene de Boer | NED | 9:00:20 | 55:44 | 4:46:40 | 3:12:29 |
| 12 | Laura Jansen | GER | 9:04:15 | 55:53 | 4:49:48 | 3:12:55 |
| 15 | Jana Uderstadt | GER | 9:09:32 | 1:00:26 | 4:55:39 | 3:07:54 |
| 17 | Jenny Jendryschik | GER | 9:14:02 | 55:54 | 4:52:02 | 3:20:43 |
| 24 | Julia Skala | GER | 9:19:05 | 1:00:56 | 4:56:49 | 3:15:16 |
| 29 | Merle Brunnée | GER | 9:29:50 | 1:05:23 | 4:50:34 | 3:28:06 |
| 30 | Henrike Güber | GER | 9:30:11 | 1:05:27 | 4:54:34 | 3:24:21 |
| 31 | Anne Reischmann | GER | 9:30:30 | 1:00:54 | 4:52:43 | 3:30:43 |









